Samstag, 11. Mai 2013

Anachronismen



Gunnar fragte mich, ob ich mit ihm nach Stockholm kommen wolle.
Okay. Shoppen. Eine durchaus reizvolle Idee. Jedoch ging es mir nicht wirklich gut. Mich plagten Krämpfe. Ich war kurzatmig, schwach und müde. Ein wenig Übelkeit kam überdies noch hinzu.
„Ich bleibe.“, sagte ich schlussendlich und ließ Gunnar „ziehen“.
Mary trat an seine Stelle. Als hätte man sie gerufen, stand sie urplötzlich da, als ich Gunnar verabschiedete.
Sie lächelte mich wortlos an. Gut. Dachte ich. Ich lass mich auf dich ein. Meinen Sinneswandel selbst nicht verstehend.
Umso erstaunlicher war es, dass wir Spaß miteinander hatten. Sie „ließ“ mich, wenn ich gelassen werden wollte. Redete, wenn die gefühlte Zeit dafür war. Lachte so herzlich, sodass ich ebenso die innere Freude fand. Wir tranken Kaffe, lasen, sprachen und schliefen einfach zwischendurch.
Erstaunliche Leichtigkeit breitete sich in und um uns aus.
Was für ein fabelhafter Nachmittag.
Jedoch wartete ich auf Gunnars Rückkehr, die nicht stattfand. Stattdessen rief er mich gegen acht Uhr an, um mir zu sagen, dass er bei Hjalmar bliebe.
„Warum kommst du nicht zu mir. Wenn Du möchtest, komme ich dich holen.“
„Nein. Danke. Du weißt..“
„Ja. Natürlich. Das vulgäre, niveaulose, gewöhnlich Umfeld.“, wurde er sarkastisch.
Es entstand eine kurze kraftvolle und wortstarke Debatte, an deren Ende ich wütend das Gespräch beendete.

Ich blieb allein an diesem Abend.
Mag der Nachmittag noch so bezaubernd gewesen sein, hatte ich doch genug Stunden mit Mary verbracht.
Vielleicht hätte ich dem Frauenkreis oder der Kartenrunde beiwohnen sollen. Ja. Vielleicht. Und irgendetwas hielt mich zurück zu Troels zu gehen. Möglicherweise das Wort „Lückenbüßer“. Dessen Bedeutung ich ihm ersparen wollte.

Bevor ich zu Bett ging, rief ich Gunnar noch einmal an. Unruhe plagte mich. Es dauerte lange, bevor ich seine Stimme hörte. Ich verstand ihn kaum. Da war laute Musik.
„Wo bist du?“, fragte ich.
„Wir sind in einer Bar.“, antwortete er.
Wer ist wir? Dachte ich. Fragte jedoch nicht weiter nach.

Spät in der Nacht, es war so gegen drei, hörte ich im Halbschlaf mein iPhon. Ich rappelte mich hoch. Sah, dass eine Videobotschaft angekommen war und schaute sie mir an. Mit einem Mal wurde ich hell wach.
Da war ein nackter Mann. Er trug eine schwarze Ledermaske und seine Arme waren  mit Handschellen nach oben gebunden. Schnitt.
Dann sah ich Siv und eine ihrer Schwestern, wie sie dem nackten Mann etwas über seinen Penis und seinen Hodensack streiften. Es hatte Ähnlichkeit mit einem Hundehalsband. Zwei Bänder gingen nach oben zu den Nippeln. Siv kniete nieder und lutschte den Schwanz. Ich hörte den Mann stöhnen. Ihre Schwester kam mit einer Art Reitgerte, berührte den Penis einige Male damit, hob ihn an und schlug letztendlich zu. Der gefesselte Mann stöhnte erneut vor Schmerz und Lust. Schnitt.
Eine ähnliche Szene. Siv kniete wieder vor dem Mann. Massierte oder quetschte ihm die Hoden. Ihre Schwester hatte ein flaches, hartes Leder (Paddel) Etwas in ihrer Hand womit sie des Mannes Penis wie einen Ball auf und ab hüpfen ließ. Hinter dem Gefesselten stand jetzt noch ein nackter Mann. Er hatte Gummihandschuhe übergestreift und schob etwas in des gefesselten Mannes After. Erneutes Stöhnen. Schnitt.
Die letzte Szene zeigte das „glorreiche Ende“.  Die Samenflüssigkeit tropfte in Sivs geöffneten Mund, die sich genüsslich die Lippen leckte und schluckte.
Ende.
Mein erster Gedanke: Famoser Porno.
Mein zweiter Gedanke: War das etwa Gunnar?
Mein dritter Gedanke: NEIN! NEIN! NEIN!
Diese Siv erdreistete sich mich zu narren. Welche Impertinenz! Ich weigerte mich zu glauben, dass es Gunnar war. Das war, das konnte nicht Gunnar sein. Basta!
Ich warf das iPhone in die Ecke. Wälzte mich nach rechts und nach links. Konnte nicht schlafen. Die Bilder ließen mir keine Ruhe.
Ich bat Jason, welcher als einer von Dreien die Nachtschicht meiner Bodyguards innehatte, sich zu mir zu setzen. Gleichwohl ich seine Hand hielt, half es nichts. Schlussendlich bat ich ihn, sich zu mir zu legen. Er sah mich an und zog die Stirn in Falten.
„Keine Angst. Ich beiße nicht.“, sagte ich und verzog die Mundwinkel zu einem gequälten Lächeln. Er tat es und ich schlief ein. 
Ich vermochte nicht wirklich lange zu schlafen, denn Jason schreckte unvermittelt auf. Er war offensichtlich ebenso in Morpheus Arme gesunken. Er schob mich behutsam ein Stück beiseite und stand auf. „Ich kann so nicht arbeiten.“, sagte er kopfschüttelnd. „Ich werde Troels anrufen. Er kennt sie gut und wird ihnen sicher besser helfen können als ich.
Troels. Mein liebenswürdiger, warmherziger Troels. Warum nur hatte ich ihn nicht schon früher zu mir gebeten?
Troels kam. Legte sich zu mir und nahm mich in seine Arme, wo ich einem Baby gleich besänftig in einen friedvollen Schlaf viel.

Lächelnd schlug ich heute Morgen die Augen auf. Räkelte mich genüsslich und schmiegte mich kuschelnd an Troels Körper. „Fick mich.“, forderte ich ihn auf.
„Ho! Ho! DAS klingt aber nicht nach einer Dame.“ Er lachte.
„Komm. Bitte. Fick mich.“, gab ich nicht nach und meine Hand suchte den Weg zu Troels Geschlecht.
Er hielt sie fest. „Bist du sicher?“, fragte er.
„Ja! Ja! Ja!“
Aaaaa! Wie genoss ich Troels schmalen langen Penis, der so angenehm leicht in mich hinein glitt. Währenddessen er in mir war, wieder und wieder zustieß, blitzenden einzelne Bilder des Videos vor meinem inneren Auge auf.  Umso mehr und schneller die Bilder kamen, umso intensiver und nachdrücklicher genoss ich den Sex, und  Troels.

Unser gemeinsames Frühstück begann Troels mit Fragen. Fragen nach Gunnar und mir. „Habt ihr euch gestritten?“
„Nein.“
Ich stand auf. Suchte mein iPhone und legte es vor ihm auf den Tisch.
„Schaue es dir an.“
Troels kniff die Augen zusammen. „Was?“
„Da ist ein Video. Sieh es dir an.“
Er tat es.
Troels holte mehrere Male tief Luft. Räusperte sich. Strich sich übers Kinn. Sah mich zwischendurch zweifelnd an. „Ist das etwa Gunnar?“, fragte er zaghaft und sah mir mit einem skeptischen Blick in die Augen.
Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Vielleicht. Es sind genau die Dinge, die er mag.“
„Oha! Tatsächlich. So sieht das also aus.“ Troels schien perplex angesichts „dieser Praktiken“.  
„Ich glaube, du hättest lieber mich heiraten sollen.“, bemerkte er augenzwinkernd und ich musste lachen. „Ja. Möglicherweise.“