Donnerstag, 16. Mai 2013

Danke, Troels



Ian schickte ich eine SMS. Er simste zurück.
Kevin erreichte (?) ich nicht. Aber Kevin (??) mich. Atem. Erneut war nur ein Atmen zu hören. Keine Antwort auf meine Fragen.
„Kevin?!“
Bist du das?“
„Antworte mir bitte, wenn du es bist!“
„Du lebst! Nicht wahr?
Am Ende war ich zu feige. Fragte, sagte nicht, dass ich ihn suchen kommen würde. Wollte.
Im Nachhinein ereilte mich die Erkenntnis, dass es weitaus sinnvoller gewesen war, meine Pläne nicht zu verraten. Es bestand immerhin die Möglichkeit, dass es NICHT Kevin war.

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Zeit zum Nachdenken blieb mir indes zur Genüge. Denn Gunnar brachte Mary und ihren Freund zu Erik und kam erst am späten Abend zurück.
Ich hätte sie gleichwohl begleiten können. Wollte diese jedoch nicht. Ich benötigte dieses Alleinsein, um meine Ratlosigkeit zu überwinden. Was mir indes nicht wirklich gelang.
So blieb mir immerhin der nötige Raum, um über zukünftige Pläne zu sinnieren.
Allerdings begab ich mich, kurz nachdem ich den Eintrag in mein diary beendet hatte zu Troels und zeigte ihm das Ende des Videos und somit „die Demaskierung Gunnars“.
„Was soll ich tun?“, fragte ich und mein resignierter Blick traf ihn.
Er räusperte sich. Schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern.
„WAS würdest du denn tun wollen?“
„Ich weiß es nicht.“, antwortete ich mit Tränen (der Verzweiflung) in den Augen.
Troels nahm mich in seine Arme und drückte mich fest an sich. Seine Hände strichen über meinen Rücken. Leicht. Sanft.
„War es dir nicht bereits klar gewesen, dass ER es ist?“.
„Ja.“, sagte ich leise und schluchzte.
„Ahhh. Komm schon. Ist doch gut. Nicht weinen.“ 
Er küsste und streichelte mich beinahe unentwegt. Ich war so glücklich seine Nähe, seinen Stimme, seinen Trost zu spüren.
Danke, Troels.

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Ich blieb bei Troels.
Wir redeten über das, was ich wollte. Über das, was ich nicht wollte, und darüber, dass ich eigentlich überhaupt nicht wusste, was ich wollte.
Es wäre so bequem gewesen schlicht und einfach alles zu ignorieren. Ich beneidete in diesem Augenblick meine Mutter um diese Fähigkeit. War jedoch selbst auf dem besten Weg sie mir anzueignen.
Was würde es ändern, wenn ich Gunnar mit dem Ende des Videos konfrontiere? Nichts! Er würde vermutlich mit den Schultern zucken und zur Tagesordnung übergehen. Denn als Magier wusste er natürlich, dass ich es wusste, dass er es war.
Offensichtlich schienen seine Neigungen doch immer noch stärker als er zu sein, sodass er mich in der Tat belog und betrog, weil ICH mich nicht dafür erwärmen ließ. Zumindest nicht vollständig. Oder SO, wie ER es sich wünschte.
Sollte ich in der Tat MIT ihm seinen Neigungen folgen? Würde er dann Siv und ihre Schwestern zurück weisen.
Was war mit diesem Model? Elena? Aus welchem Grund sprach er erneut mit ihr?
WAS konnte ich Gunnar überhaupt noch glauben?
Er war mir doch bis auf drei Ausnahmen, die er als „Selbstläufer“ oder das „magische Ficken bezeichnete, treu gewesen. Wie er mir versicherte.
Warum jetzt diese Lügen? Die er selbst nicht wollte. Wie er mir sagte.
Ich kann mir mit Nichten vorstellen, dass ER zu einem zweiten Felicio mutiert.
Er wird seine „Vorlieben“ jedoch nie aufgeben. Dessen sollte ich mir bewusst werden.
Natürlich will er sie deshalb mit MIR teilen. Aus-leben. Um mich nicht belügen oder betrügen zu müssen. Ein überaus ehrenhafter Vorsatz. Wie ich meine. Welchen man ihm zu Gute halten sollte.
Nur, bin ich in der Tat dazu in der Lage? Obgleich ich es mehrmals versuchte, sollte ich mir, und gegebenenfalls sogar Gunnar gestehen, dass ich ihn in sexueller Hinsicht nicht zufrieden stellen konnte, und die logische Folge daraus, waren Lügen und Betrug.

Sollte ich Gunnars Neigungen wegen mein zu Hause aufgeben? Mich von ihm trennen? Immerhin ist er mein Seelenpartner. Mit eineigen „Macken“ wohlgemerkt. Adam, als mein zweiter Seelenpartner ist nun vergeben. Ihn hätte ich ohnedies nicht geehelicht. Dafür liebe ich ihn nicht wirklich ausreichend.
Zumindest war da noch Troels. Nur hätte ich mir gewünscht, dass er wenigstens zehn Jahre jünger wäre. Dennoch stellt er eine gewisse „Alternative“ dar. Welcher ich gegebenenfalls folgen könnte.
Wanja. Ebenso eine Alternative. Er würde in gleichem Maße gut für mich sorgen. Da ich mit ihm bereits einige Jahre zusammen war, bin ich mir in seinem Fall doch überaus sicher. Nur trennte ich mich von ihm schließlich nicht grundlos.
Ian. Da gäbe nur Liebe, Hirngespinste und gelegentliches „Miteinandersein“. Nichts, was mir wirklich von Nutzen wäre.
Kevin, würde er tatsächlich noch leben. Könnte in der Tat eine Möglichkeit darstellen. Nur, weiß ich ganz und gar NICHTS von ihm.
Oder zu Jos nach Kalifornien?
Allesamt ungenügende als Lebens-Partner. An jedem hätte ich diverses auszusetzen.
Andererseits mag ich nichts „Neues“ beginnen.
Oder sollte ich?
Alles hinter mir lassen und irgendwo, mit irgendwem neu durchstarten?
Nein.
Am Ende würde ich wieder und wieder feststellten, dass niemand „perfekt“ ist, und ich mich mit jedem anderen gleichermaßen, nach einiger Zeit, aufs Neue arrangieren müsste.
Fazit: Dann kann ich ebenso bei Gunnar bleiben.


Erneut war ich in einer Spirale gefangen, der ich nicht zu entkommen vermochte. Wie es schien. Ein Weg, für welchen ich mich entschieden hatte, und auf dem ich von Fall zu Fall würde entscheiden müssen, was ich mit Aufmerksamkeit betrachtete, ausplauderte oder besser ignoriere.
Ist DAS tatsächlich „der Weg“ aller Beziehungen???
Ist Leben mit einem anderen Menschen in der Tat SO?

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Ich fickte mit Troels weil ICH es so wollte. Obgleich er Bedenken hatte.
Ich genoss seinen dünnen, langen Schwanz in mir. Seine Zärtlichkeit. Seine Ruhe. (Seine Reife?).
Nein. Ich habe NICHT mit meinem Ehemann geschlafen.“, sagte ich zu ihm, als er mich fragend ansah, bevor er in mich eindrang. „Du kannst dir sicher vorstellen warum.“

Wir speisten gemeinsam zu Abend im Restaurant. Er begleitete mich anschließend zum Haus, wo er nur noch kurze Zeit blieb.
Ich widmete mich indes meiner neuen Garderobe. Inspizierte alles, was ausgepackt und einsortiert worden war, als Jason Anekelea an meine Tür klopfte.
Genau genommen fehlte mir jeglicher Sinn und die Kraft für seine Klagen und Entschuldigungen. Es täte ihm leid. Seine Frau hätte es SO nicht gemeint.
Was für ein törichtes Geschwätz. Natürlich meinte sie es SO!
Ich beschwichtigte ihn. Versprach ihm, dass er nach einigen Wochen erneut in der „Garde meiner ganz persönlichen Bodyguards“ dienen durfte. Nur würde ich unglaubwürdig erscheinen, nähme ich mein Wort bereits nach einem Tag zurück.
IHR hingegen, verzeihe ich NICHT. Bast!

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Gunnar wird einige Tage zusammen mit Mary und ihrem Freund Rodney, so des Lakotas Name, bei Erik verbringen. Eröffnete er mir, als er zurückkam. Er fragt, ob ich mit ihm zu Erik kommen wolle. Ich verneinte. Gunnar stutzte. Jedoch konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er genau diese Reaktion vermutete. Denn sein „Okay“, sprang mir zügig entgegen. „Es gibt einiges vorzubereiten.“, bemerkte er beiläufig. Auf meine Frage, was das sei, zwinkerte er mir zu. „Überraschung.“
Er packte einige Sachen in eine Tasche. „Für Morgen.“, sagte er und sah mich prüfend an. „Trotz alldem wäre es gut, wenn du einige Tage mit uns allen bei Erik verbringen würdest. Dann sage ich dir, um was es geht.“ Gunnar schmunzelte und zwinkerte mir zu.

Kein Sex. Nur Schlaf. Ich war müde.

Wir hatten noch kurz über Troels gesprochen.
„Gehst du zu ihm, wenn ich weg bin?“
„Zu wem sonst.“, antwortete ich wie beiläufig. „Jedoch gelingt es mir zunehmend ebenso allein zu sein.“
Gunnar gab mir noch einige Hinweise und Ermahnungen meine Gesundheit betreffend,  während er sich verabschiedete. Vor etwa einer Stunde.
Ich könne gleichwohl jeder Zeit zu ihnen fahren. Wenn ich Sehnsucht nach IHM hätte. Waren seine abschließenden Worte. Dabei zwinkerte er mir zu, und fort war er.
Natürlich kann ich das. 
Möglicherweise werde ich es tun.
Oder etwas ganz anderes.