Montag, 27. Mai 2013

Enthüllungen – Das magische Kind



Einen ganzen Tag lang war ich mit meinem Ehemann zusammen. Nun ja. Beinahe.
„Mein Herz kommt zur Ruhe, wenn du bei mir bist.“, sagte ich zu Gunnar und lehnte meinen Kopf an seine Schulter.
Ahhhhh. Das Gefühl ist so unbeschreiblich schön.
Es ist das wahre sich fallen lassen.
Die Entspannung pur.
Ineinander fließen.
Schweben.

Nun. Natürlich waren da ebenso Mary, Erik und Rodney. Und die Offenbarung des Geheimnisses um die Überraschung, die Gunnar bislang nicht preiszugeben gedachte.

-------

Es schien mir überhaupt nicht so spirituell, als wir gemeinsam in den Wald spazierten. Dennoch begleitet uns eine heitere Stimmung. Es wurde gescherzt und gelacht und genau genommen gab es nicht wirklich viel an zeremoniellen Handlungen. Außer das Räuchern, uns Reinigen an einem energetisch aufgeladenen, speziellen Platz, welchen Erik für uns ausgesucht hatte.
Wir liefen in einem gemächlichen Tempo. So in etwa eine Stunde. In dieser Zeit entschleierten sie mir das Geheimnis, welches Gunnar vor mir gehütet hatte.
„Wir fliegen nach New Orleans.“, begann er und ich war baff.
„Wann?“, fragte ich.
„Mitte Juni, und wir bleiben dort ein, oder zwei Wochen. Wenn du magst auch länger.“
Es ging um die Geburt von Maries Kind. Offensichtlich wusste man genau, dass es früher zur Welt kommen würde, wie die Ärzte es vorhergesagt hatten. Es wären zudem Zwillinge. Ein Mädchen und ein Junge.
Man erzählte mir über die Bedeutung dieser Kinder. Von dem genau bestimmten Tag der Zeugung an, über die Geburt zur Sommersonnenwende, bis hin zu ihrer magischen Aufgabe, welche sie zu erledigen hatte und auf welche sie vorbereitet werden müssten. Die Gründe ihrer Geburt wurden mir eklatant dargelegt. Aber man müsse das nicht so streng handeln. Sie würde aufwachsen wie ganz normale Kinder. Nun ja. Nicht gänzlich.
Für Marie hatte diese Geburt, die sich exakt in der Nacht vom 21. zum 22. Juni ereignen würde, ebenfalls enorme Bedeutung. Ihre Aufgabe sei es, die Kinder zu hüten. Gemeinsam mit ihrem Mann. Adam. Wenn sie groß genug und ihrer Bestimmung gewachsen wären, könnte sich Marie und Adam dann in Ruhe ihren Lebensabend widmen.
Kinder, die in dieser Zeit des Jahresrades geboren wurden, seien sehr stak. Führungs- Persönlichkeiten.
Zudem dürfe man nicht vergessen, dass Marie genau an diesem Tag vor einem Jahr ihren Sohn Raymond verloren hatte.
Ich traute meinen Ohren nicht. Was ich da hörte erschien mir beinahe obskur.
„Nein. Magisch.“, bemerkte Gunnar lächelnd. „Was meinst du, wie die Kinder der Königshäuser gezeugt werden? Sieh dir die Engländer an. Die neuen Prinzen sind stark. Und ihre Mutter war ein Werkzeug und diente nur einem einzigen Zweck. Diese Kinder zu bekommen. DIE wissen was sie tun. Das kannst du mir glauben.“

-------
Selbst für Sex war am gestrigen Abend noch Platz gewesen. Jedoch mehr oberflächlich. Nicht wirklich ein in die tiefe gehendes Erlebnis. Kurz und bündig. Die schnelle Befriedigung für den Mann. Für Gunnar. Aber nicht für mich. Da war kein Höhepunkt. Ausschließlich Wohlgefühl. Mit welchem ich durchaus zufrieden war.

-------

Heute Morgen während des Frühstücks erfuhr ich, dass Gunnar ins Zentrum zu Christine fahren würde, um der Dienstberatung beizuwohnen.
„Ich begleite dich.“, sagte ich spontan und mein Impuls war aufrichtiger Art. War aus dem Bauch gekommen und hatte unvermittelt meinen Mund in Form von fragenden Worten verlassen. Ich hatte schlicht und einfach das Bedürfnis an Gunnars Seite zu sein.
Ein Thema unserer Beratung waren die Unruhen in Stockholm. In diesem Zusammenhang hatte ich die Möglichkeit einzuwenden, dass es möglicherweise besser sei, unser Sicherheitsnetz erneut engmaschiger zu sticken. Einige der Sicherheitsleute zurück ins Team zu holen. Natürlich dachte ich dabei an Troels. Gleichwohl an Jason und Paul.
Obgleich Christine ein spöttisches Lächeln während meiner Einwände und Vorschläge nicht zu unterdrücken vermochte, wurde am Ende die Richtigkeit meiner Anregungen und Einwürfe erkannt und beschlossen, mindestens vier bis fünf Sicherheitsbeamte zusätzlich für unser Zentrum zurück zu fordern.
Dazu würde Gunnar natürlich nach Stockholm fahren müssen, um zu verhandeln.  
„Meinen Fußball kann ich heute ohnehin vergessen“, sagte er, als das Meeting beendet war und wir gemeinsam mit seiner Mutter und Thomas zum Restaurant gingen.
„Es ist ohnehin im Augenblick viel zu gefährlich.“, gab Christine zu bedenken.
Ein wenig zögerlich fragte ich Gunnar während wir speisten, ob ich nicht nach Stockholm mitkommen könnte.
„Natürlich. Warum nicht.“ Er schien sich unerwarteter Weise darüber zu freuen.
„Ist das wirklich von Nöten?“,  fragte seine Mutter augenscheinlich um meine Sicherheit besorgt.
„Sie wird im Wagen bleiben Mutter. Das Gespräch wird schließlich nicht ewig dauern.“
Aus diesen Gründen bin ich heute ein wenig spät und komprimiert an Worten. 
Gunnar mahnt zur Eile. 

See you later.