Sonntag, 26. Mai 2013

Die Wogen glätten sich - für den Augenblick



Mary Rainbow Woman – Bärenschwester teilte mir, mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht mit,  dass ich mein Notebook hier nicht benötigen würde. Es gäbe so viele andere schöne Dinge zu sehen, zu lernen und zu erleben. Möglicherweise wäre es doch viel besser, sich zu unterhalten. Schlug sie vor.
Ich sah sie an, mit einer innerlich gerümpften Nase.
„Ich beiße nicht. Ich belle nur.“, sagte sie und schien offensichtlich damit komisch wirken zu wollen.
Tate´ogna nita pehin kam gerade an uns vorbei und lächelte.
Ich fand das alles nicht wirklich lustig.
Ich wusste jedoch natürlich, dass sie nur freundlich sein wollten.
„Du stehst uns feindlich gegenüber. Warum?“, bemerkte Tate´ogna nita pehi augenzwinkernd.
Ich zog die Brauen nach oben und ging schlicht und einfach weiter. Setzte mich in eine Ecke des Raumes, nahm mein iPhone, grinste Mary an und wählte Troels Nummer.
Dieses Mal hatte ich Glück. Ich erzählte ihm von meinem übereilten Entschluss ihn aufsuchen zu wollen und dem  misslungenen Trip to Stockholm.
Er entschuldigte sich, dass er zu dieser Zeit nicht zu erreichen gewesen war, und erklärte mir präzise, wo er jetzt wohnt und arbeitet. Gab jedoch sogleich zu bedenken, dass es besser wäre, sich in einem Lokal zu verabreden. Vorerst zumindest. Damit ich nicht allein zu seiner Wohnung gehen müsse. Ohnehin gäbe es derzeit in Stockholm zahlreiche Randale in welche man besser nicht hineingerät.
Ich versicherte, ihm eine Nachricht zukommen zu lassen, sobald es mir möglich sei zu ihm zu kommen.
Gleich anschließend sprach ich kurz mit Gunnar. Er würde noch schwimmen gehen und etwa gegen sechs bei uns sein.
„Bleibst du dann wenigstens.“
„Ja. Natürlich.“, beruhigte er mich schmunzelnd.
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Warum eigentlich, rief mich Kevin bisher nicht an??

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Gunnar wag am Nachmittag kurz in Stockholm gewesen, wie er sagte (??), und brachte mir von dort einige Speise mit. Garnelen mit Gemüse in Schwarzbohnensoße. Scharf. Mir ist durchaus bewusst, dass ich mich nicht an derlei chinesischem Fast Food vergehen sollte. Aber selbst Gunnar ließ mir diese Freude. Wider aller Erwartungen vermeldete mein Körper keinerlei Einwände gegenüber solch außerordentlicher Schäfte, die mir die Tränen in die Augen trieb.
Hinzu kam noch Eriks selbstgebackener Kuchen am Nachmittag, und dies zu Vollmond.  Kein Wunder also, wenn ich zunehme. Währenddessen ich mich um Gunnar in diesem Fall nicht sorgen muss. „Seine“ Hüften können noch einige Pfunde vertragen.

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Gunnar kam tatsächlich gegen halb sieben.
Der Abend wurde jedoch länger als geplant. Ein Feuer wurde entzündet. Draußen. Ich saß auf der Veranda, in Decken gehüllt und sah einer faszinierenden Szene, die der aus „Der mit dem Wolf tanzt“ glich zu, wie Tate´ogna nita pehin mit einer indianischen Schildkrötenrassel in seiner Hand um das Feuer tanzte, während Mary den Takt mit Trommelschlägen dazu vorgab. Und mit einem Mal schien es mir, als sähe ich Sara Black Moon Feather und nicht Mary, die die Trommel schlug und die Bärin rief. Ein beinahe gespenstisches Szenario, aber dennoch ergreifend schön.

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Ausschlafen. Heute Morgen. Samt ausgiebigem Frühstück mit Eriks frischem Hefegebäck. Die Hütte duftet. Die Sonne scheint. Die besten Voraussetzungen also, für spirituelle Zeremonien.
Selbst Gunnar mahnt, ich möge doch bitte das Notebook beiseite legen.