Freitag, 17. Mai 2013

Männer und Gespräche – Reue, Streit und Verzweiflung



Gespräch zwischen Männern
Gunnar sorgte sich offensichtlich um mich. Bemerkte über die „Entfernung“, die gleichwohl im magischen Sinne unwichtig ist, dass ich unpässlich war und erreichte mich via iPhone, während ich mit Troels im Restaurant speiste.
„Wie geht es dir?“ Die unverzügliche Frage.
Ich atmete schwer. Hüstelte ein wenig. „Nicht wirklich gut. Ich sagte sogar meine Termine für den Rest der Woche ab. Es ist nicht möglich. Mir fällt alles zu schwer. Nur einige Meter laufen, eine Treppe nach oben, und ich schnaufe wie ein Wahlross.“, beschrieb ich in bildhafter Sprache.
Gunnar beruhigte mich. „Ist doch verständlich. Die im Hospital verabreichten Medikamente wirken jetzt. Wäre es nicht doch besser, wenn du zu mir kommst?“, fragte Gunnar noch einmal nach.
„Nein. Ich mag lieber hier im Zentrum bleiben.“
„Ist Troels bei dir?“
„Ja.“
„Gib ihn mir.“
Ich streckte meine Hand über den Tisch und reichte Troels mein iPhon. „Gunnar möchte mit dir reden.“, ergänzte ich mit Worten meine Handlung.
Troels übernahm das iPhon. „Ja.“ Legte es auf den Tisch und betätigte die Mithörfunktion. Leise. Versteht sich.
Ich hörte Gunnars Stimme, die Troels aufforderte auf mich zu achten. Tag und Nacht.
Dann die Frage: „Du liebst Rea. Nicht wahr?“
„Ja.“, antwortete Troels ruhig und mit Gleichmut.
Kurze Stille.
„Ehrlichkeit. Das gefällt mir. Fickst du sie?“
„Nur, wenn SIE es will.“
Erneut eine kurze Pause.
„Wie erfreulich. Ein redlicher Ehrenmann. Findet man selten.“
„Zyniker schon mehr.“, bemerkt Troels vorsichtig. Jedoch gezielt.“
„Fickst du sie heute?“, fragte Gunnar unbeirrt weiter.
„Nein. Sie fühlt sich nicht gut.“
„Und wenn sie will?“
Troels lächelte. „Ich versuche im Rahmen meiner Möglichkeiten immer genau DAS zu tun, was ich glaube, dass gut und richtig für SIE ist.“
„Bist du tatsächlich ein Mensch ohne Fehl und Tadel?“, spöttelte Gunnar weiter.
„Nein.“
„Ich kann dir sagen, wo deine Fehler sind. In der Vergangenheit.“, trumpfte Gunnar auf.
„Ich weiß. Aber machen wir nicht alle irgendwann einmal Fehler?“ Troels ließ sich mit Nichten aus der Ruhe bringen. Nicht provozieren. „Aber ich bin jetzt älter und weiser geworden.“
„Willst du damit sagen, dass ich noch ein Hitzkopf bin?“
„Vielleicht. In mancherlei Dingen. Aber ich glaube, es ist jetzt weder die richtige Zeit, noch der richtige Ort das auszudiskutieren. Meinst du nicht?“
„Ja. In der Tat. Du hast Recht.“, gestand Gunnar, und seine Stimme schien  versöhnlicher.
Troels musste lächeln.

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Der Nachmittag
Smoothies, Karten, Avocado-Brot und Käse.
Notebook, Klangschalen, Tennis live und reden.
Ich fragte ihn nach seinen „Fehlern“ in der Vergangenheit, welche Gunnar angesprochen hatte.
„Dass ich zur Armee gegangen bin.“ Mehr schien er nicht sagen zu wollen er und ich mochte ihn nicht bedrängen.

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Sehnsucht und „eine“ übereilte Entscheidung
Als es Abend wurde dachte ich tatsächlich darüber nach zu Gunnar zu fahren.
Ich vermochte mich selbst nicht zu verstehen. Oder doch?
Soeben war ich noch zufrieden und erfüllt von Troels Gegenwart. Nun sehnte ich mich nach Gunnar?
Das konnte in der Tat nichts anderes bedeuten, dass ich meinen Ehemann tatsächlich liebe.

Troels ließ mich gehen. Gleichwohl er es bedauerte die Nacht nicht mit mir verbringen zu können.
„Es tut mir leid. Ich muss gehen.“
„Ich halte dich nicht auf.“
„Morgen früh bin ich wieder zurück.“, sagte ich zu ihm.
„Versprich nichts, was du nicht halten kannst.“, antwortete er lächelnd.

Zwanzig Minuten Fahrt sind nicht zu viel. Gleichwohl für mich zu schaffen.
Gunnar schien zu wissen, dass ich zu ihm kommen würde. Wie er beinahe beständig alles weiß. Er erwartete mich bereits und kam zum Wagen, um mir die Tür zu öffnen.
„Was tust du nur?“ Er schüttelte lächelnd den Kopf. „Hattest du derartige Sehnsucht nach mir?“
„Ja.“, hauchte ich und fiel ihm in die Arme.

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Wahrheit
Ich wollte allein sein mit Gunnar. Was jedoch nicht möglich war.
Mary, Erik und Rodney strahlten förmlich vor Begeisterung mich bei sich zu sehen.
Nichts desto trotz war die Fahrt für mich doch einigermaßen anstrengend gewesen und ich entschuldigte mich. Wollte früh zu Bett gehen. MIT Gunnar.
Ich dachte ein Nicken von Erik aus dem Augenwinkel entdeckt zu haben. Gunnar stand auf und ging mit mir zu Bett.
„Was ist nur mit dir geschehen?“, fragte ich Gunnar. „Bist du nicht mehr in der Lage  allein Entscheidungen zu treffen, die uns beide angehen?“ Siehst du nicht, wenn ich müde bin? Ich dachte du liebst mich. Achtest auf mich. Bist immer für mich da. Mein Beschützer! Mein Seelenpartner, der nur lebt, um bei mir zu sein!“, wurde ich von Satz zu Satz lauter.
Gunnar senkte betreten den Kopf.
Ich hingegen redete weiter:  „DU warst dieser Mann auf dem Video, welches Siv mir zusandte.“
„Das ist ein ganz anderes Thema.“, unterbracht er mich mutig.
„Ich dachte, es gibt keine Lügen mehr.“, setzte ich nach.
Gunnar räusperte sich verlegen. „Du hast Recht. Ich weiß.“ Er richtete sich auf und saß nun  neben mir im Bett. „Bist du deshalb hier her gekommen, um mit mir zu streiten?“.
„Nein. Ich will Klarheit. Sage mir schlicht und einfach nur die Wahrheit. Ich werde dich nicht verlassen. Wie auch?“
Eine Weile der Stille trat ein. Gunnar legte sich neben und seinen Arm um mich. Sah mich an.
„Was denkst du also, soll ich tun?“
Ich schaute verwundert zurück. „Was meinst du damit?“
„Ich hatte nicht gedacht, dass es SO kommen würde. Dachte, ich hätte es im Griff. Aber dem war bedauerlicherweise nicht so.“
„ES?“, fragte ich.
Gunnar atmete einige Male tief und hörbar ein und aus. „Meine Neigungen.“, sagte er schließlich ein wenig widerwillig.
Stille. Ich sah ihn abwartend an, bis er weiter sprach. „Ich dachte, und hoffe noch immer dich dafür erwärmen zu können. Jedoch scheint daraus offensichtlich nichts zu werden. Oder möglicherweise doch?“ Gunnar lächelte ein wenig und hegte sichtlich den Wunsch auf Zustimmung.
Nun sah ICH ihn an und biss mir dabei auf die Lippen. „Ich weiß es nicht. Du musst Geduld mit mir haben. Ich kann nicht mehr als es versuchen.“, sagte ich  kapitulierend.
Gunnar drückte mich an mich. „Du liebst mich tatsächlich.“
„Ja.“ Ich küsste ihn auf die Wange. „Nun sagst du mir noch, wie es mit dieser Siv weiter gehen wird.“
Ich löste mich einige Zentimeter aus seiner Umarmung und sah ihn an.
Gunnar verzog den Mund. Kräuselte die Lippen. Atmete aus. „Wenn du nicht...“ Er hielt den Atem an und ich wusste mit Gewissheit, wie der Satz enden würde.
Ich stieß ihn von mir weg. Drehte mich zur Seite. War verärgert. Wütend.
„Wir müssen nicht JETZT darüber reden.“ Ich fühlte, wie Gunnars Hände meine Rücken und meine Schultern streichelten und ließ es geschehen.
„Wann dann?“, fragte ich schmollend.
„Können wir uns nicht auf irgendeine Lösung einigen? Uns entgegenkommen?“
„Bin ich dir nicht bereits zur Genüge entgegen gekommen?“ Mein Ton wurde erneut schärfer.
„Bin ich dir vielleicht nicht ebenso bereits viele Male entgegengekommen?“ Gunnars Ton stand meinem nun in nichts mehr nach. „Du liesetest mich am Altar stehen. Musstest drei Männer haben und jetzt, fickst du Troels. Einen Mann, der dein Vater sein könnte. Was meist du wohl, wie ich mich dabei fühle?“
„Ich dachte du vertraust ihm. Sprichst sogar offen mit ihm.“
„Welche Wahl läst du mir denn?“
Ich schluckte. Aus seiner Sicht gesehen, hatte er völlig Recht.
„Es tut mir leid. Nur du kannst dich offenkundig ebenso wenig beherrschen. Folgst deinen Vorlieben zügellos und mehr denn je. Ich hingegen sehe in Troels doch viel eher den Freund als den Liebhaber. DAS weiß du ganz genau!“
„Wir müssen eine Lösung finden.“, wiederholte er. „Einen Kompromiss, der uns beide zufrieden stellt.“
„Fanden wir diesen nicht bereits, ohne darüber zu reden?“
Gunnar sah mich fragend an.
„Du tust ohnehin DAS, wonach es dich verlangt. Ich vermag offensichtlich nichts daran zu ändern. Und DU lässt mir Troels. Nur wenn du mit anderen Fickst und perfide Praktiken ausleben musst, dann pass auf dich auf. Mir ist nicht nach AIDS oder anderen Geschlechtskrankheiten zu mute.“
Gunnar schnaufte kurz und schüttelte den Kopf. „Mir ebenso wenig.“
„Troels fickt mit keiner anderen. Wegen ihm musst du dich nicht sorgen.“
„Was ist mit Ian? Der seinen Schwanz wer weiß wo lässt, wenn er betrunken ist.“
„Was ist mit Dir, wenn du betrunken bist?“
Stille
Ich hatte genug vom Streiten. War erschöpft. Wollte schlafen.
„Ich bin zu gierig geworden. Ich weiß. Der Hunger nach S/M friesst mich auf. Zuweilen. Ich werde versuchen mich zu mäßigen. Versprochen.“
Reue schlich sich ein. Wie mir schien.
Noch immer ein wenig schmollend drehte ich mich zu Gunnar, kuschelte mich an seinen Körper und schlief einigermaßen entspannt ein.
Leise klang in meinen Ohren Gunnars Stimme, die mich beinahe betörend in meine Träume wiegte. „Ich liebe dich, meine Schöne. Dich und keine andere. Immer und in Ewigkeit. So war es. Ist es und so wird es immer sein.“
Ich muss gestehen, dass ich trotzt alledem nicht bereute, bei ihm zu sein.

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Was für ein herrlicher Morgen!
An welchem ich sogar bereit war zu bleiben.
„Wir haben dich vermisst.“, sagte Erik in Gunnars Richtung, als er mit Mary und Rodney vom Wald zurückkam.
Der Frühstückstisch war bereits gedeckt und während Gunnar den Kaffee aufgoss, trauerte ich dem Schauspiel der aufgehenden Sonne hinterher.
„Schlaf ist jetzt wichtiger für dich.“, sagte Gunnar, der wusste was ich dachte.

Gunnar stand schweigend neben mir. Sah mich lächelnd an und voller Erstaunen stellte ich fest, dass ICH seine Gedanken zu lesen vermochte. Was ich da las, gefiel mir indes ganz und gar nicht. Er dachte in der Tat daran mit zwei Frauen zu leben. So wie ich damals mit drei Männern.
„Das ist nicht dein ernst!“, platzte ich heraus.
„Wieso nicht? Einen Versuch wäre es wert.“ Er grinste mich an.
Ich dachte er scherzte. Jedoch meinte er es tatsächlich genau so wie er es sagte.
Wir erörterten das Für und Wider, und mit wem. Natürlich dachte er an diese Siv (und ihre Schwestern).
„Wollt ihr nicht endlich zu uns an den Tisch kommen.“, unterbrach Erik unser Streitgespräch.
In diesem Augenblick bemerkte ich, dass uns alle drei anstarrten. Mary, Rodney und Erik.
Ich war verärgert. Gunnar hingegen witzelte weiter mit Gesten. Meine Laune verschlechterte sich zusehends.
„Ich fahre zurück zum Zentrum.“, eröffnete ich meine Absicht während wir alle gemeinsam frühstückten.
Erik zog die Braunen nach oben. Sah mich an. Dann Gunnar. Räusperte sich und aß weiter.
„Wir dachten du bleibst.“, sagte Mary dann schließlich, mit einen Seitenblick zu Erik.
Ich antwortete ihr nicht.
Stattdessen packte ich meine Tasche und ging zum Wagen. Gunnar folgte mir.
„Was ist aus deiner Reue geworden. Deinem Versprechen. Daraus, dass du mich liebst?“, schleuderte ich ihm enttäuscht entgegen.
Gunnar blieb stehen und schüttelte mit dem Kopf, als verstehe er nicht, was ich damit meine. „Wir wollten eine Lösung finden. Schon vergessen?“
„Ich dachte, die hätten wir bereits gefunden.“ Ich blieb stehen. Gunnar kam zu mir und wir standen uns jetzt direkt gegenüber. „Du wirst deine Neigungen ohnehin nie völlig unterdrücken können. Was mir genau genommen viel lieber wäre. Möglicherweise wäre ich dann sogar so nach und nach bereit mit deiner Hilfe zu lernen, was dir Freude bereitet. Aber DAS genügt dir nicht! Du musst dich, ES ausleben. Mit Siv und ihren Schwestern. Folge dessen wirst du mir gleichwohl die Freiheit lassen mit Troels zu ficken.“ Andere mochte ich jetzt nicht erwähnen. „Er ist ohnehin keine Bedrohung für dich. Ungeachtet dessen, das ich ihn mag und als meinen Freund bezeichne, ist er mir für eine ernsthafte Beziehung zu alt. Das weißt du genau.“ Ich keuchte. Rang nach Luft.
Gunnar hielt mich. Stützte mich. „SO willst du fahren?“
Ich riss mich los. Ging einen Schritt zurück.
Gunnar griff sich mit beiden Händen an den Kopf. Ging aufgeregt hin und her. Zog ein Gesicht, als wolle er weinen. Er schien verzweifelt. „Ich liebe dich Rea! Ich liebe dich!“ Er sank auf die Knie. „Was soll ich nur tun?“ Er sank in sich zusammen. „Ich bedaure es, dass mich eine Laune der Natur mit diesem Bedürfnis gekennzeichnet, geschlagen hat. Bestraft. Es tut mir leid.“ Er sah zu mir auf. Griff nach meiner Hand. „Wir müssen eine Lösung finden. Bitte.“, winselte er.
„Lösung.“ Mein Ton wurde ruhiger. „Deinen Bedürfnissen zu Folge würde eine Lösung bedeuten, dass ich, solange ich selbst noch nicht zur Genüge bereit oder in der Lage dazu bin, Dir und deinen Neigungen zu folgen, dir zu erlauben es mit Siv oder sonst wem auszuleben. Nein. Dir sogar zu gestatten mit zwei oder mehren Frauen gleichzeitig zu leben, die dein Verlangen stillen." Ich riss mich los und ging noch einen Schritt zurück. „Ist es DAS, was du willst?“, schrie ich. „Du wirst nie damit aufhören können. Nicht wahr?“
Ich begann zu weinen. „Dann hätte ich gleichwohl bei Felicio bleiben können.“, bemerkte ich leise und verzweifelt. „Oder bei jedem anderen Arschloch, das meinen Weg kreuzte.“, wurde ich verletzend.
Gunnar stand auf. Funkelte mich mit tränenden Augen an. Wendete und ging schweigen zum Haus.
Ich vermute, die bloße Erwähnung Felicios war dafür der ausschlaggebende Punkt.
Mit zitternden Beinen stieg ich den Wagen.
Die ganze Zeit über hatten uns Erik, Mary und Rodney zugesehen. Erik kam jetzt auf mich zu. Ich schloss die Tür des Wagens und öffnete das Fenster einen Spalt. Er blieb direkt neben mir stehen. Beugte sich herunter und sah mich durchdringend an. „Ich glaube, Gunnar braucht einen Zauber. Was denkst du darüber?“ Er lächelte mit einer Seelenruhe in seinen Augen, welche mich beschwichtige.
„Ja. Das wäre eine exzellente Idee.“, antwortete ich mit einem gequälten Lächeln und fuhr los.

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Ich packe indes meine Koffer. (Schrieb bereits gestern einen Teil dieses Eintrages.)
Fliege um 15. 10 Uhr nach Berlin. In einem Zustand der es mir kaum erlaubt nach Stockholm zu fahren.
Troels suchte ich indes nicht auf.  Er würde versuchen mich aufzuhalten. Paul Bradley wird mich zum Flughafen begleiten.