Samstag, 18. Mai 2013

Eigen-willig-keit



Wir fuhren zeitig zum Airport. Ich bat Paul Bradley mir noch eine Weile Gesellschaft zu leisten. Er blieb. Wir speisten gemeinsam. Unterhielten uns ein wenig, bis mir plötzlich der Gedanke kam, er können mich doch ebenso nach Berlin begleiten.
Ich fragte ihn schlicht und einfach danach. Er stimmte zu. Daraufhin wurde unser Gespräch persönlicher. Ich gedachte ihm zumindest über die Ursachen des Fluges in Kenntnis zu setzen. Wir sprachen kurz über Kevin. Dann über Gunnar. Das wir im Streit seiner Neigungen wegen auseinander gegangen waren. Am Ende unterhielten wir uns über S/M und ich erfuhr, dass Paul gleichermaßen in diese Richtung tendierte. Nur, dass er kein Masochist war. Er beherrschte gern.
Im ersten Augenblick schauderte ich vor seinem Geständnis. (Mir scheint, als gäbe es keine "normalen" Männer mehr!)
Er beruhigte mich jedoch sogleich. Aus diesem Grund gäbe es für ihn keine feste Beziehung, keine Frau oder ganz und gar eine Ehe. Zudem würde er sich schließlich „im Dienst“ befinden. Es wäre sein Job auf mich zu achten. Gleichwohl er zugeben müssen, dass ich eine „anstrengende Frau“ sei, und er nicht mit Gunnar tauschen möge.

„Nun hüten wir beide ein Geheimnis des anderen. Nicht wahr?“, sagte Paul augenzwinkernd.
„Ja. In der Tat.“, antwortete ich und biss mir auf die Lippen. Alldieweil ich ahnte, was er damit sagen wollte „Sie wissen jetzt etwas von mir und ich von ihnen.“, setzte ich bekräftigend nach. Nur würde es mir am Ende nicht wirklich viel nützen, über seine Neigung Bescheid zu wissen.
Im Anschluss gestand er mir, dass er mich durchaus attraktiv fände. Ich ihn in gewisser Weise ebenso. Ich sagte ihm, warum ich ihn schätzte. Zumindest, was ich bisher von ihm wahrgenommen hatte.
Nun gut. Sympathie war vorhanden. Nur seine Neigung war mir suspekt.
Gleichgültig. Er war überaus korrekt und dienstbeflissen. Sollte mich ausschließlich beschützen. Auf mich achten. Nicht mehr. Dachte ich und war erleichtert, dass er mit mir nach Berlin fliegen würde.
Ich ließ Paul mit allem, was er für diese Reise benötigte ausstatten. Er war immerhin nicht darauf vorbereitet gewesen.
Andererseits, war ein Bodyguard genug? Wäre es nicht viel besser noch einen anderen hinzuzuziehen? So wäre ich “doppelt“ gesichert UND der Eine würde auf den anderen achten. Mir könnte in diesem Fall nichts mehr geschehen.
Während ich Ryan  anrief, dachte ich darüber nach WER es sein sollte.
Troels? Nein. Auf keinen Fall.
Die meisten anderen kannte ich zu wenig.
Jason! Natürlich.
„Rea. Wo bist du? Ich versuchte dich bereits seit geraumer Zeit zu erreichen.“, waren Ryans erste Worte. „Gunnar rief bei mir an und fragte, ob ich wüsste wo du bist.“
Ich schilderte ihm kurz die Situation. Bat ihm still zu schweigen und rief im Anschluss Jason an.
„Sie müssen sich entscheiden Jason, und zwar JETZT!“, bat ich ihn um einen eiligen Entschluss. Seine Frau schien dagegen. Ich hörte wie sie keifte. „Nein. Das tust du nicht!“
Ich war kurz davor aufzulegen, um einen anderen zu fragen, als ein unerwartet bestimmtes: „Ja. Ich bin sofort bei ihnen.“, zu hören war. Wie es schien, setzte er sich über den Willen seiner Frau hinweg. Was mich schmunzeln ließ. (Möglicherweise konnte ich es ihr jetzt heimzahlen und genau DAS tun, wessen sie mich beschuldigte! Ich gestehe. Ein durchaus niederträchtiger Gedanke. Aber SIE würde an meiner Statt sicher genauso so handeln. Bedauerlicherweise hat sie sich durch ihr Verhalten von einer „möglichen“ Freundin zu einer Konkurrentin entwickelt.)
So weit. So gut. Bis hierher hatte ich alles fabelhaft gemeistert. Sogar versucht einige Male Kevin (?) zu erreichen. (Dann mein iPhone abgeschaltet. Denn es war mir mit Nichten danach mich vor Gunnar zu rechtfertigen.)  Und es ging mir erstaunlich gut dabei. Gleichwohl ich bereits den Zusammenbruch ahnte.
On the plane – Time zu write. To talk. Laugh.
Time to get closer.
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Hotel A. + K.  Berlin, Unter den Linden. Zwei Zimmer - exekutive. Eine Suite.
Jason Anekelea nachts und mit Paul Bradley bestreite ich den Tag.
Meine Kondition ist unerwartet gut. Mein iPhone noch immer abgeschaltet. Ich bin voller Tatendrang.
Nun ist es Zeit, Kevin zu suchen.
Ian sollte ich gleichwohl einen unerwarteten Besuch abstatten.
„Überraschungen“ bringen oft unvermutete Erkenntnis.

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Am gestrigen, späten Abend rang ich Jason die Wahrheit darüber ab,  ob seine Frau begründende Zweifel an seiner Treue haben müsste, wenn er mit mir allein wäre.
Er lachte. Wandt sich in Ausflüchte. Lachte weiter.
Ich gab nicht nach.
Dann, schlussendlich ein: „Ja. Sie sind tatsächlich eine makellos schöne Frau. Welcher Mann könnte da nein sagen?“
„Nun.“ Ich sah ihn schmunzelnd an. „In den kommenden Tagen Jason, werden sie die Gelegenheit bekommen, den Rest von mir kennen zulernen.“

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Anmerkung:
Beide, Jason sowie Paul, würden gewiss nur zu bereitwillig mit mir ficken.
Jedoch angesichts dessen, das es sich ausschließlich um Sex Handeln würde, werde ich keinesfalls darauf eingehen. Gleichwohl die bloße Vorstellung im Fall von Jason doch überaus verführerisch wirkt. 


Trotz alledem vertraue ich beiden nicht zur Gänze. Fühle mich unsicher. Ihnen in irgendeiner Weise ausgeliefert.