Montag, 16. Dezember 2013

Beklommene Stimmung



Beinahe den gesamten Sonntag waren wir alle samt vereint. Gunnar, wir drei Frauen und seine zwei Kinder. Welch traute Einigkeit.
Während Marie die Zwillinge wiegte und mir eines von ihnen aufdrängte, versuchte Gunnar Kate Schach beizubringen. (Möglicherweise war es ihr nicht so fremd wie sie vorgab.) Erstaunlicherweise lernte sie zügig und fand augenscheinlich Spaß daran Gunnar zu besiegen (, der sich womöglich von ihr besiegen ließ?). Dieses hysterische Lachen. Diese diebische Freude jemand anderen zu besiegen! Die Verschlagenheit liegt ihr womöglich im Blut. Daher vermute ich, dass ihr in der Tat nicht zu trauen ist. Gleichgültig, was sie sagt,  vorgibt zu sein, nicht zu können oder wie einsam und bemitleidenswert sie doch anmutet. Mir wähnt, sie besteht einzig aus Schichten von Masken. Was sich darunter befindet, mag ich mitnichten erahnen.
Ist sich Gunnar dessen bewusst?

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Gunnar war diese Nacht bei mir geblieben, und obgleich es die letzte Nacht vor seiner Abreise war, gab es kein intimes Ineinander. Ich war zu müde und er schien ebenso wenig daran interessiert zu sein. Was meinen Verdacht erhärtet, dass Freitagnacht die Party nicht ausschließlich bei Hjalmar stattfand.  

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- Die erste Nachricht seit langem von Kevin. Am liebsten würde er für einige Zeit zu mir kommen. Was ich begrüßen würde!!
- Die nicht Erreichbar- und Nachrichtenlosigkeit von Wanja kann schlussendlich nur eines bedeuten, dass ihm etwas zugestoßen ist. Womöglich seinem Bruder ebenso. Sollte ich es wagen ohne Netzt und doppelten Boden allein nach Kiew zu fliegen um ihn zu suchen? Aber was vermag ICH schon auszurichten, was sein Vermögen nicht kann?

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Bekommenheit schlich sich in mein Gefühlsleben, seitdem ich weiß, dass Gunnar erneut einige Tage verreisen wird.
Gleichgültig wie viel Frauen er sein eigen nennt oder wie viel gutes ihm widerfährt, es scheint ihm nicht zu genügen. Er tut, wonach immer ihm der Sinn steht. Nach wie vor.
Natürlich liebe ich ihn! Daran besteh keinerlei Zweifel.
Jedoch frage ich mich so allmählich, wie viel ich noch hinzunehmen vermag, bevor ich womöglich einsehen muss, dass er zwar mein Seelenpartner, ich mit ihm jedoch als der Mensch, welcher er nun einmal ist, nicht zusammen leben kann.
Aber mit wem sonst?
Da sich die „Auswahl" bedauerlicherweise nur noch auf wenige beschränkt, ist anzunehmen, dass ich am Ende doch den  „gewohnten Bahnen“ mit Gunnar folge. Wenn da nicht immer wieder diese kleinen, subtilen, jedoch fortwährenden Verletzungen wären......

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Mir war heute Morgen nicht nach Gesellschaft zumute. Daher schlug ich vor, im Haus zu speise. Jedoch holte mich die Gesellschaft in gewisser Weise ein. Denn Kate kam zu uns sowie Marie und die Kinder.
Wo sind die Stunden für uns allein nur geblieben?
Ich bin Einzelkind und daher das Leben in einer „großen Familie“ nicht gewohnt. Bevorzuge es, mit mir allein zu bleiben. Oder mit dem jeweils „einem Partner“, welcher gerade meine Aufmerksamkeit genießt.
WAS verändert sich da gerade in meinem Leben?
Bin ich es? Lasse ich zuviel zu? Oder liegt es daran, dass ich älter werde und denke es müsste dann SO sein wie es ist?