Samstag, 28. Dezember 2013

(Un-)Behagliche Liebenswürdigkeiten



Es ging alles so rasch von statten. Von dem Augenblick an, als ich mutig geäußert hatte, dass Gunnar den Wagen wenden sollte, stand ich schon beinahe in Troels Wohnung.
Die ganze Situation schien mir unwirklich und hatte ihre Konsequenzen auf meinen Gemütszustand.

Troels kam spät. Es muss so gegen acht gewesen sein.
Natürlich war er erfreut mich zu sehen. Obgleich die Begrüßung ungewöhnlich kurz ausfiel. Es war gerade so, als wäre er überreizt und nervös. Was ich seiner Arbeit zuschrieb, welche er offensichtlich erst vor kurzem verlassen hatte.
Ich war merkwürdiger Weise ebenso nicht wirklich fröhlich oder glücklich bei Troels zu sein. Es schien mir einerlei. Zudem nahm ich ihn kaum war und auf irgendeine Weise selbstverständlich. Meine Gedanken schweiften ab, während wir gemeinsam speisten. Nur um wieder an Ort und Stelle zurück zu kehren und festzustellen, einem lieben Freund gegenüber zu sitzen, welchen ich selbstredend über die Maßen schätzte, jedoch nicht die Gefühle entgegen zu bringen vermochte, welche er verdient.
Obendrein zweifelte ich am Wahrheitsgehalt der Situation. Saß ich da tatsächlich mit Troels?
Ich konnte förmlich fühlen, dass irgendetwas anders war als sonst.
Zudem verspürte ich keinerlei Lust auf Intimitäten. Daran mochten ebenso die Schmerzen meiner Menses schuldig sein.
Anfangs dachte ich, es läge an mir. Jedoch war dem nicht gänzlich so.
Troels schien verändert. Es waren keine Scherze mehr, als er mich fragte, ob ich bei ihm bliebe, mich endlich für ihn entscheiden, und ihn womöglich sogar heiraten würde. Die Vehemenz dahinter hatte sich verstärkt.
Was war geschehen? Wo war die Ursache dafür?

Heute Morgen während des Frühstücks saß mir die gleiche „Unruhe“ gegenüber, wie am gestrigen Abend.
„Ich bringe schon mal das Bett in Ordnung.“, sagte er und stand auf, obgleich ich noch aß.
Ich hörte wie sich Schranktüren öffneten. Wie geschüttelt und geklopft wurde.
„Beziehst du neu?“, fragte ich skeptisch?
„Ja. Muss ich doch auch einmal tun. Oder?“
„Wieso du? Ich dachte, dafür gibt es Personal? So eilig wird es doch nicht sein.“ Bei diesen Worten fiel mir mein eigenes Verhalten in dergleichen Situationen auf, was mich nun darauf schließen ließ, dass er möglicherweise noch einen anderen Gast als mich erwartete. Was bedeuten würde, dass er mich anlügt.
Nein! Das konnte nicht sein! Nicht Troels!


Gunnar kam unerwartet früh und war gut gelaunt, als er läutete.
Sichtlich nervös und mit einem Räusperer eilte Troels zur Tür und öffnete sie. (Hatte er womöglich jemand anderen erwartet?)
„Ich komme sofort.“, sagte ich laut und deutlich als ich Gunnars Stimme hörte.
Ich verabschiedete mich fast förmlich von Troels. Was unter diesen Umständen nicht verwunderlich war. 
Die Tür schloss sich zügig.
Ich war gerade in den Wagen gestiegen und Gunnar hatte mir liebevoll einen Kuss auf die Wange gedrückt, als ich ein Taxi hinter uns heran fahren sah. Anfangs beachtete ich es nicht weiter. Ich nahm Gunnars Kopf zwischen meine Hände, küsste ihn mit Liebe im Herzen auf den Mund und legte mir den Gurt um. Im nächsten Augenblick sah ich im Rückspiegel eine blonde Frau in Troels Haus huschen.
Nun, es mag noch mehrere Wohnungen dort geben. Dachte ich so. Suchte nach Ausflüchten und Alibis für Troels. Denn das sie SEIN Gast war, konnte ich nicht glauben. Was jedoch sein etwas merkwürdiges Verhalten und vor allem seine Unruhe erklären würde.
Währenddessen ich darüber nachdachte meinen Gurt zu lösen und noch einmal zurück zu Troels zu gehen, um mich zu vergewissern, dass die Besucherin NICHT die seine gewesen war, rollte der Wagen bereits an und Gunnar fuhr los.
Zu spät.

Gunnar erzählte mir mit guter Laune von der gestrigen Party und dem, was dort so alles geschehen war.
„Wo schliefst du diese Nacht?“, fragte ich aus heiterem Himmel. Ohne weiter darüber nachzudenken.
Gunnar stutzte. Sah mich von der Seite her an und zog die linke Augenbraue nach oben. „Jedenfalls nicht bei Troels.“, antwortete er lachend. 



Im Zentrum angekommen, parkte Gunnar den Wagen sogleich am Restaurant, wo wir unverzüglich unseren Lunch orderten.
Ich hatte gerade begonnen zu speisen, als mich die anstößigen Ärgernisse in Form von Konkurrentinnen einholten.
Es ist so derart ärgerlich, dass ich in meinem „Reich“ nicht einmal meine Speisen ohne Verdruss zu genießen vermag. Daher gedenke ich ein eigens für mich reserviertes Zimmer einzurichten, welches ausschließlich mir, Gunnar, Christine und Thomas vorbehalten ist.
ALICIA, die er mir schwor NIE wieder zu sehen, kam Freude strahlend auf unseren Tisch zu. Begrüßte Gunnar mit einer innigen Umarmung und glühenden Küssen.
WIE in der Götter Namen sollte ICH mich dabei fühlen??
„Komm, setzte dich doch.“, bat Gunnar ihr einen Platz an unserem Tisch an.
Ich räusperte mich hörbar und schnaufte. Behielt jedoch die Contenance.
Bedauerlicher Weise vermochte ich nichts daran zu ändern, mit IHR speisen zu müssen. Was mir genau genommen den Ekel in Augen und Magen trieb, sodass mir speiübel wurde. Ich würgte, hüstelte, rang mit meinen Speisen, bis Gunnar schlussendlich das gemeinsame Essen mit dem Satz: „Komm, wir gehen besser. Du scheinst dich nicht wohl zu fühlen.“, beendete.

Gunnar war entgegen meinen Erwartungen NICHT verärgert. Im Gegenteil. Er kümmert sich liebevoll, fast aufopfernd um mich. Küsst, umarmt und lenkt mich ab, während ich jetzt hier schreibe.
Ich liebe meinen Ehemann......