Dienstag, 24. Dezember 2013

Gesichter und Masken



Gunnar hat in der Tat zahlreiche Gesichter.
Das Ehemann-Gesicht. Das lüsterne Gesicht. Das Spaß-Gesicht. Das sehnsüchtig blickende Gesicht. Das ernste Gesicht. Das denkende Gesicht. Das zufrieden schmunzelnde Gesicht. Das zweifelnde Gesicht mit der linken Augenbraue nach oben gezogen. Das erstaunte Gesicht. Das schmeckende Gesicht. Das säuerliche Gesicht. Das wohlwollende Gesicht. Das sich verzehrende Gesicht. Das vor Wut verzerrte Gesicht. Das entspannte Schlafgesicht. Das verlangende, fordernde, erwartende Gesicht. Das Gesicht mit Sehnsucht im Blick, der in die Ferne schaut.
In meiner Gegenwart hat er meist das „Ehemann-Gesicht“.
„Sind das alles nur Masken? Teile deines Egos? Deines Ichs? Die du trägst, wo sie hin gehören und von Vorteil für dich sind? Sind es Automatismen, die dich in verschiedenen Situationen nach der jeweiligen Maske greifen lassen. Kannst du sie abrufen? Oder erscheinen sie wahllos?
Welche Teile von Dir gehören zu welchen Gesichtern? Wie viel gibt es davon und wann setzt du sie ein? Und WO ist nun genau genommen der WAHRE GUNNAR?“
„Ich bin ich, mit allem was mich ausmacht. Die tausend Gesichter sind unsere materielle Wahrhaftigkeit. Genau genommen, gibt es jedoch kein Gesicht.“
„Wie das?“
„Hat dein Herz ein Gesicht? Wenn du fühlst, ob jemand die Wahrheit sagt oder lügt, brauchst du kein Gesicht dafür. Die Materie ist dazu nicht nötig. Eher irreführend. Gute Lügner können ein verführerisches Lächeln zeigen, währenddessen sie dich ausrauben. Aber wenn Du schon so viel Wert auf Visualität legst, kann ich dir sagen, dass du nur in Augen der Menschen blicken musst, um ihre wahren Gefühle und Emotionen zu erkennen.“

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Gunnar war am Abend bei Marie. Sprach mit ihr und Henrik und brachte die Kinder zu Bett. Kate schien er ebenfalls einen kurz Besuch abgestatten zu haben.
Während wir gemeinsam fernsahen, schlief ich in Gunnars Armen ein.
„Komm, lass uns schlafen gehen.“, sagte Gunnar und strick mir zärtlich über die Wange. 

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