Gunnar hat in der Tat zahlreiche Gesichter.
Das Ehemann-Gesicht. Das lüsterne Gesicht. Das
Spaß-Gesicht. Das sehnsüchtig blickende Gesicht. Das ernste Gesicht. Das
denkende Gesicht. Das zufrieden schmunzelnde Gesicht. Das zweifelnde Gesicht
mit der linken Augenbraue nach oben gezogen. Das erstaunte Gesicht. Das
schmeckende Gesicht. Das säuerliche Gesicht. Das wohlwollende Gesicht. Das sich
verzehrende Gesicht. Das vor Wut verzerrte Gesicht. Das entspannte
Schlafgesicht. Das verlangende, fordernde, erwartende Gesicht. Das Gesicht mit
Sehnsucht im Blick, der in die Ferne schaut.
In meiner Gegenwart hat er meist das „Ehemann-Gesicht“.
„Sind das alles nur Masken? Teile deines Egos? Deines Ichs?
Die du trägst, wo sie hin gehören und von Vorteil für dich sind? Sind es
Automatismen, die dich in verschiedenen Situationen nach der jeweiligen Maske
greifen lassen. Kannst du sie abrufen? Oder erscheinen sie wahllos?
Welche Teile von Dir gehören zu welchen Gesichtern? Wie
viel gibt es davon und wann setzt du sie ein? Und WO ist nun genau genommen der
WAHRE GUNNAR?“
„Ich bin ich, mit allem was mich ausmacht. Die tausend
Gesichter sind unsere materielle Wahrhaftigkeit. Genau genommen, gibt es jedoch
kein Gesicht.“
„Wie das?“
„Hat dein Herz ein Gesicht? Wenn du fühlst, ob jemand die
Wahrheit sagt oder lügt, brauchst du kein Gesicht dafür. Die Materie ist dazu
nicht nötig. Eher irreführend. Gute Lügner können ein verführerisches Lächeln
zeigen, währenddessen sie dich ausrauben. Aber wenn Du schon so viel Wert auf
Visualität legst, kann ich dir sagen, dass du nur in Augen der Menschen blicken
musst, um ihre wahren Gefühle und Emotionen zu erkennen.“
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Gunnar war am Abend bei Marie. Sprach mit ihr und Henrik
und brachte die Kinder zu Bett. Kate schien er ebenfalls einen kurz Besuch
abgestatten zu haben.
Während wir gemeinsam fernsahen, schlief ich in Gunnars
Armen ein.
„Komm, lass uns schlafen gehen.“, sagte Gunnar und strick
mir zärtlich über die Wange.
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