Dienstag, 3. Dezember 2013

Tausend Fragen und zumindest eine wage Erkenntnis



Es ist bisher nicht wirklich viel geschehen. Außer, dass es Wanja endlich besser geht, und mir bereits der Kopf schwirrt.

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Wir warteten bis zum Mittag in der Akademie und speisten mit Arkadij und Grigorij.  
Wanja vermochte kaum etwas zu sich zu nehmen. Es ging ihm nicht gut und in seiner Stimme, die hastig russische Worte aneinander reihte, schwang eine gewisse Nervosität.
In erster Linie kümmerte man sich um ihn.
Während Wanja „therapiert“ wurde, führte mich einer netten Frau durch die dortigen Örtlichkeiten und ich bekam eine Reiki-Behandlung. Im Anschluss folgte ein erstes und für mich überaus anstrengendes Gespräch. Ich hatte ausschließlich die Aufgabe, über mein Leben zu berichten. Nadjeschda bemerkte schnell, dass ich bereits mit Magie in Berührung gekommen war, was mein Bewusstsein erweitert hatte.
Sie hatte gelächelt und gesagt, dass das ein guter Anfang sei um darauf aufzubauen. „Aber eins nach dem anderen.“
Offensichtlich ist es in erster Linie notwendig, ein gewisses Grundwissen zu erwerben. Das bedeutet für mich lesen. Oder Seminaren beizuwohnen. Womöglich gemeinsam mit Wanja. Oder, „private Lektionen“ über skyp.
Wahrscheinlich werden wir das Letztere wählen, sodass wir die Zeiten und das Lernvolumen selbst bestimmen können. Infolgedessen keine zusätzlichen Reisen. Kein Druck und alles gänzlich individuell für uns. Oder mich. Denn Wanja ist noch im Zweifel, ob er sich dieser Aufgabe widmen/stellen sollte. Obgleich ihn seine ersten Heilerfolge nachdenklich stimmen.
Wir sind uns noch immer nicht darüber einig geworden, wie wir das in Zukunft  handeln werden. Denn für längere Zeit gedenken wir beide nicht hier zu bleiben.
Überdies wartet auf mich noch eine wichtige Lebensklärung. Eine Pflicht, welcher ich mich stellen muss.
Im Gunde gehe ich noch immer davon aus, dass wir, Wanja und ich, gemeinsam in Schweden, im Zentrum leben werden. Andererseits weiß ich, dass Wanja eine andere Wahl vorziehen würde. Schlug er mir doch heute Morgen Österreich, Italien oder die Schweiz vor. In Österreich hat er ohnehin bereits ein Domizil, in welchem ich ihn in vergangenem Jahr bereits besuchte. Oder war es vor zwei Jahren?
Im Augenblick versuche ich Wanja davon zu überzeugen, dass wir es vorerst mit Schweden erproben sollten. Wir können nicht wissen, was geschieht. Natürlich wird Gunnar nicht kampflos aufgeben. Das erwarte ich nicht. Aber ich werde ihn auf die Vorzüge eines „freie(re)n Lebens hinweisen, welchen er sicher nicht zu widerstehen vermag.
Möglicherweise könnten wir ebenso alle von- und miteinander lernen, wenn Gunnar mich ohne magische Tricks schlicht und einfach frei geben würde.
Was meine Gedanken zurück zu meinem Ehemann führt, mit welchen ich noch immer nicht den Mut aufbrachte zu sprechen.
Ich bin ein Feigling. Ich weiß.
Dennoch, würde ich die Zeit am liebsten „beschleunigen“ und alle Dinge in „Ordnung“ und erledigt wissen.

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Wanja ging es tatsächlich am Abend bereits um Einiges besser.
Wir kamen verhältnismäßig spät zurück zum Hotel. Wanja legte sich für eine Weile auf die Couch. Er schien müde zu sein. Erschöpft. Und ich nicht minder. Ich orderte unser spätes Dinner und wir gingen früh zu Bett.  

Meine Vermutung hatte sich bestätigt. Wie mir Wanja in Kürze mitteilte. Man war in seine Gedanken eingedrungen. Aller Wahrscheinlichkeit nach während des Schlafes, und hatte ihn mental beeinflusst.
Die Ursache seiner Beschwerden wurde aufgedeckt. Man sagte, ein „dichter und grober“ Fluch hätte an ihm gehaftet. Ausgesprochen von einem Menschen, welcher sein Handwerk versteht. Für mich und für Wanja ist es allemal sicher, dass es ausschließlich Gunnar gewesen sein kann.
Jedoch scheint dies nicht seine einzige Missetat zu sein. Wanjas Alpträume so wie so und der Brand in Schweden gehören offensichtlich ebenso dazu.
Ich hatte es bereits seit Langem vermutet, dass Gunnar seine magischen Fähigkeiten für seine ganz persönlichen Ziele einsetzt. Was mich jedoch zu dieser Zeit erstaunlicher Weise wenig  kümmerte. Allerdings erinnert es mich an Kevins Crash mit seinem Wagen und die Schuld, welche ich bei mir suchte. Ebenso, oder vor allem an Jacks ominösen „Unfall-Tod“. Und in gleichem Maße an meine „Kühle“ dem Geschehen in diesem Fall gegenüber. Wie konnte ich mich so herzlos verhalten? Mag sein, dass Jack nicht immer der liebenswerteste Mensch gewesen war. Das ich ihn manches Mal hätte erwürgen können, und mich sein rauchig, alkoholisierten Atem abstieß. Ich erinnere mich tatsächlich an Situationen, in denen ich Furcht vor Jack verspürte. Aber dies alles war mitnichten ein Anlass ihm den Tod zu wünschen.
Beweisen, kann ich ohnehin nichts. Genauso wenig, wie sich der Brand auf Wanjas Grundstück in Schweden auf Gunnars „Tun“ zurückführen lässt.
Aus der „Ferne“ und mit Abstand betrachtet, muss ich mich alles Ernstes fragen, in wie weit mich Gunnar, womöglich täglich“ beeinflusst hat. Denn eigentlich sind seine Taten offensichtlich, nicht zu übersehen und nicht zu verzeihen. Besonders in ethischer Hinsicht. Wie konnte ich nur Stillschweigen bewahren? Aus welchem Grund hinterfragte ich nicht(s)? Unterlag ich tatsächlich seinem Einfluss? Was mir nun genau genommen mehr als offensichtlich und evident erscheint.
Bin ich jetzt von seinem Bann befreit? Oder noch immer, oder womöglich gerade in Gefahr weil ich ihn zu lösen gedenke?
So viele Fragen, auf welche ich in naher Zukunft eine Antwort wünsche!

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Im Augenblick befinde mich bereits seit zwei Tagen in der Zeit des „roten Mondes“.
Gleichgültig.
Alles ist gut....so wie es ist.


Für MEIN heutiges Intensivgespräch bestand ich darauf, dass es nicht zu früh beginnt und nicht zu lange andauern wird.