Gunnar war den gesamten Vormittag bei
mir. Wir surften dieses Mal gemeinsam und nebeneinander sitzend im Netz.
„Du musst trinken. Dein Obst essen.“,
erinnerte er mich. „Nimm die Hast aus dir heraus. Atme ruhig und tief.“ Was ich
schon gerne einmal vergesse, wenn ich in die Weiten des World Wide Web
eintauche......und die Luft anhalte, anstatt zu atmen. Oder meine Atmung
konstant und unbewusst zu flach halte.
Womöglich hatte Gunnar in meinem Kopf
gelesen, und was er sah veranlasste ihn sich mustergültig und makellos mir
gegenüber zu verhalten. Obgleich ich doch versuchte jedweden Gedanken an die
Erkenntnisse, welche ich durch die Belege der Detektei gewann zu verbergen. Hatte
er etwa doch ein schlechtes Gewissen? Ob dem Auslebens seiner Neigungen und
Bedürfnisse.
Nun, da Gunnar mir versicherte die
gesamte Nacht bei mir gewesen zu sein, war es unnötig Hannes und Vincent
aufzusuchen. Dann doch lieber ein Besuch bei Kevin, um zu sehen, ob er noch
immer mit mir schmollte.
Wir gingen nach dem Lunch gemeinsam
in Kevins Hütte. Sogar die Kinder und eine der Nannys begleiteten uns.
Wollte mich Gunnar mit Kevin etwa
nicht alleine lassen? Und wenn, warum? Dachte er wir schmiedeten ein Kopilot?
Erdachten Pläne für eine gemeinsame Zukunft?
Welch überdenkenswerte Vorstellung.
Andererseits vermag ich nicht zu sagen, ob ich Kevin auf ewig in diesem Zustand
zu ertragen vermag.
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Obwohl Gunnar nun, ohne
Unterbrechung, den gesamten Tag und den ganzen Abend bei mir war, war ich auf
irgendeine Weise im Inneren wütend. Der Grund erschließt sich mir bis diesem
Zeitpunkt nicht wirklich. Vermuten würde ich jedoch, dass das Ergebnis der
Europawahlen einen großen Teil der Schuld daran trägt. Es ist ein Dilemma für
alle denkenden Wähler, die über den eigenen und den Tellerrand ihres Landes
hinaussehen. Einerseits ist es in der Tat wünschenswert wenn alle Länder
zusammenrücken, sich trotz kultureller Unterschiede gut verstehen, und die
Grenzen öffnen, weil wir alle „Menschen“ sind. Andererseits spielt genau DAS
den 0,1 % der Menschheit in die Hände, die sich die absolute Macht mittels
Kapital über den Rest der Leute angeeignet haben. Unter den derzeitigen
weltpolitischen Bedingungen scheint nun aber und ebenso bedauerlicher Weise das
zeitlich richtige zu geschehen. Man wendet sich gegen ein geeintes Europa. Was
letztendlich dem Masterplan der selbsternannten Mächtigen entgegen läuft. Wobei
man sich gleichwohl nie sicher sein
kann, welche der Mitteilungen der Wahrheit entsprechen und welche bewusst gestreut
wurden. Denn ein Informationsüberfluss ist stets ein probates Mittel, um die
Menschen zu verwirren.
Wir sahen fern bis spät in die Nacht.
Ich war einigermaßen aufgebracht und vermutlich aus diesem Grund nicht müde. Gunnar
hatte alle Mühe mich zu beruhigen. Er hielt mich und meine Hand. Küsste mich,
legte seinen Arm um meine Schulter und drückte mich an sich. Sex gab es jedoch
auch keinen. Gleichwohl nicht in den wenigen Stunden der Nacht, die Gunnar ausnahmslos
bei mir war. Denn am heutigen frühen
Morgen malträtierten mich die vampiristischen Schwestern auf ihre ganz eine Art
und Weise.
Gunnar war mit mir aus dem Bett
gestiegen. Denn gleich anschließend fanden wir uns alle, Christine, Thomas
Dearing, Ryan Stevenson, Dahl Lindqvist, Ellen Parker, Imara Sumei, Kate
Austin-Nobel, Ben Holmgren, Marion Wallin, Amaya Ji, Marion Voltaire, Gunnar
und ich, im Office zum Briefing ein. Gleichwohl die Auszubildende Julia Lundin
war zugegen. In der Hauptsache wurde das neue Überwachungssystem diskutiert und in diesem Zusammenhang die Verurteilung
der Brandstifter des letzen Anschlages auf das Zentrum. Wie vermutet bekamen
sie ausschließlich Geldbusen auferlegt und auf Grund ihrer Jugend ein geringes
Strafmaß, welches zur Bewährung ausgesetzt wurde. Weiterhin wurden die
personellen Veränderungen besprochen, die sich aus der die Expandierung
ergaben. Unter anderem die Aufgaben der attraktiven Imara Sumei, die Thomas zur
Seite gestellt wird, um sich der Gäste und deren Belange anzunehmen. Mit Ellen
Parker diskutierten wir den Veranstaltungsplan der kommenden Woche und mit Thomas
Dearing sprachen wir über die Bedürfnisse und Beschwerden der Gäste. Neu zu
erwerbendes wurde abgeklärt und Überflüssiges at acta gelegt.
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Während des Frühstücks im Restaurant
hatte ich Gunnar mit Natalja reden sehen, die mir, ihrer Mimik nach, ein wenig
enttäuscht zu sein schien und einigermaßen lebhaft gestikulierte. Woraus ich
entnahm, dass er ihr womöglich die Nacht versprochen haben musste. Nun schien
es sein Aufgabe zu sein, sie ebenfalls zu beruhigen.
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Befindlichkeiten:
Soweit ist alles okay.
Eben nur die üblichen Verdächtigen.
Der andauernde Krampf in der Brauch-
und Rippenmuskulatur. Schwäche. Schmerzende Füße und Beine. Haut die brennt und
aufgrund der verabreichten Medikation im Hospital ein wenig Übelkeit.