Gerade, dass wir einige Stunden
beieinander waren, Gunnar und ich, denn er kam erst kurz vor dem Lunch zurück, verabschiedete
er sich bereits gegen halb vier. Setzte sich in seinen Wagen und fuhr gen
Stockholm davon. Dieses Mal jedoch „ohne“ Begleitung.
Kurz zuvor allerdings, war Ming Bei
bei uns gewesen und äußerte sich sorgenvoll, wegen der in Kürze kommenden,
neuen asiatischen Frauen und ihrem Stand als Gunnars Geliebte betreffend, was
sie offensichtlich sehr bewegte. „Du wirst mich verstoßen und dir eine von den
neuen Mädchen aussuchen.“, sagte sie und begann zu weinen.
Gunnar ging auf sie gegangen zu. Umarmt
und eine Weile lang. Küsste sie sogar in meiner Gegenwart und ich musste es
aushalte, es mit anzusehen.
Gleich anschließend kam sie auf mich
zu. Schlang ihre Arme um meinen Hals und drückte sich an mich. „Danke.“, sagte
sie leise. „Ich bin so froh, bei euch zu sein.“
Wie hätte ich ihr da noch böse sein
können?
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Die Entscheidung, ob Cara Holm nun
zukünftig ebenso zu den Clanschwester zählen soll oder nicht, war an mir hängen
geblieben und ich entschied mich dafür. Da ich ohnehin am Sonntagnachmittag genügend
Zeit zur Verfügung hatte, suchte ich sie auf und setzte sie davon in Kenntnis.
Doch zuvor ließ ich mir die Haare und
mich selbst ein wenig auf hübschen. Alldieweil ich mir dachte am Abend selbst
nach Stockholm zu fahren, um Troels zu besuchen.
Bevor ich jedoch losfuhr, rief ich
ihn an. Er hörte nicht und war auch sonst nicht zu erreichen. Also, was tun mit
der „freien Zeit“?
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Ich dachte noch einmal über Troels
nach und war wütend. Wollte ihn aus meinem Gedächtnis streichen. Aber erinnerte
mich in gleichen Augenblick an den Wohnungsschlüssel, welcher noch immer in
meinem Besitz war.... und fuhr los. Stoppte jedoch nach wenigen Kilometern.
Denn der Zweifel hatte an mir genagt, was ich dort sollte. Überdies hatte ich
bemerkt, dass es mir beständig schlechter ging. Meine Kraft ließ nach. Die
Glieder schmerzten. Also wendete ich und fuhr zurück zum Zentrum. Und bevor ich
an unserem Haus mit dem Wagen zum Stehen kam, hätte ich beinahe noch Derek
Moore überfahren. Ich hatte ihn nicht gesehen und als Entschuldigung, lud ich
ihn zu mir nach Hause ein.
Er scheint mir ein Einzelgänger zu
sein. Eine Art „einsamer Wolf“, der nicht wirklich zu jemandem gehört. Man
sieht ihn oft allein und auf meine Frage, was er mitten in der Nacht, so
gänzlich ohne Begleitung hier spazieren gehe, hatte er nur ironisch lächelnd
geantwortet: „Sehe ich so aus, als müsse ich beschützt werden?“
Ich öffnete eine Flasche Champagner.
Trank jedoch nur ein Glas und er zwei.
„Mr. Moore...“
„Derek“, unterbrach er mich und
zwinkerte mir zu.
„Okay.“ Er fiel mir nicht wirklich
leicht ihn zu duzen. Was mir jedoch mit Jason anfänglich genauso ging. Beginnt
man mit einem oder zwei der Angestellten ein etwas näheres Verhältnis, ist es
schwer, die gleichen Schritte wieder zurück zu gehen. Am Ende jedenfalls, ließ
mich der Alkohol müde zusammen sinken und auf der Couch einschlafen, während
wir noch fernsahen. Allerdings müssen es nur wenige Minuten gewesen sein, bis
ich wieder erwachte, weil sich Derek offenkundig bewegte. Ich entschuldigte
mich sogleich: „Es tut mir leid. Verzeihen sie.“, und schon war ich ganz
automatisch wieder beim sie.
„Ich sollte gehen.“, sagte Derek und
schickte sich an aufzustehen.
„Das müssen sie nicht.“, und noch
immer der Automatismus des sie’s.
Er stutzte. Setzte sich wieder hin.
Legte den Kopf ein wenig schief und sah mich ahnend an.
„Nein. Nein.“, wehrte ich ab. „Sie
müssen nicht mit mir schlafen.“, schoss es unüberlegt aus meinem Mund heraus.
Er lachte. „Na ja. Ich meine....“
Derek kratzte sich verlegen am Kopf.
Ich sank zusammen. Senkte verschämt
den Kopf. „So war das nicht gemeint. Es war nur überaus unpräzise formuliert.“
Nun zog er die Augenbrauen nach oben
und legte die Stirn in Falten.
„Ich meine“, begann ich zu stottern,
„wenn sie bleiben, bis ich eingeschlafen bin, ist das okay.“
Derek nickte.
Ab diesem Moment begann eine Zeit der
befangenen Intimität. Zwei Menschen, die sich kaum kannten, trafen aufeinander
und sahen sich in verhältnismäßig vertraulichen Umständen. Was an sich bereits
ein wenig peinlich war. Ein Derek Moore, der mit mir des Nachts im Bad seine
Zähne putzte. Sich zu mir ins Bett und seinen Arm um mich legte. Eine Frage
hatte er jedoch noch: „Hättest du auch einen anderen Mann zu dir herein gebeten?“
Und erneut wehrte ich energisch ab. „Nein!“
Besann mich aber dann. Alldieweil ich an Jason dachte. „Jason Anekelea, sagte
ich versonnen nickend, „Ihn hätte ich ebenso herein gebeten. Er kennt das
Prozedere ganz gut.“
„Ja. Man erzählt sich so allerlei.“
„Nein. Nein. So ist das nicht.“,
verwehrte ich mich erneut. „Er bleibt nur, so wie du jetzt“, bei diesen Worten
kniff ich leicht beide Augen kurz zusammen, „ab und an bei mir, wenn Gunnar
nicht hier ist. Das ist alles.“
„Gibt es vielleicht auch noch einen
anderen?“
Ich räusperte mich. Denn genau
genommen ging ihn das nicht wirklich etwas an. „Paul. Bradley womöglich noch.
Wir drei, also Paul, Jason und ich, waren vor einiger Zeit gemeinsam in Berlin.
Lernten uns dort ein wenig besser kennen.“
„Und was ist mit Troels?“
„Was soll mit ihm sein?“ Derek schien
bestens über mich Bescheid zu wissen.
„Ich dachte, er....“
„Ja. Jedoch scheint er jetzt
anderweitig beschäftig zu sein.“
„Ah.“
Derek blieb bis etwa fünf Uhr heute
Morgen. Stand leise auf. Nahm meine Hand und küsste sie. „Ich gehe dann mal
besser.“, sagte er lächelnd und wagte einen vorsichtigen Kuss auf den Mund, bei
welchem er kur vor meinen Lippe inne hielt und mich noch einmal prüfend ansah.
Ich lächelte. Er nickte und legte, für einen kurzen Augenblick, sanft seine
Lippen auf die Meinen. Dann ging er.
Zwei Stunden später kam Gunnar.
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Briefing heute Morgen.
Es wurde beschlossen, Marion Voltaire, die Französin, zu uns
ins Büro zu holen. Sie wird sich um den Schriftverkehr kümmern und als Übersetzerin
tätig sein. Überdies fand die junge, attraktive Julia Lundin, die mir auf irgendeine Weise mit ihrem roten, langen Haar
ähnelt, als Auszubildende ebenfalls im Büro ihren Platz. Ich hoffe, dass Gunnar
seine Finger von ihr lässt.
Dahl Lindqvist schlug indes vor, die Asiatinnen, welche in der
zweiten Thai-Massage Abteilung keinen Job mehr finden werden zu fragen, ob sie
womöglich als Kellnerinnen, Zimmermädchen, Hilfspersonal oder eben da, wo sie
gebraucht würden, eingesetzt werden wollten. Denn es sind in der Tat
erstaunliche viele Frauen, sich heute
Nachmittag vorstellen werden.
Geoffrey Suris wurde auf Grund seiner Ausbildung dem
Sicherheitsteam hinzugefügt.