Montag, 12. Mai 2014

Es keimt ein Verlangen



Es ist nun nicht so, dass sich Kevin aufdrängt.
Er kam gestern nicht bei uns vorbei und meldete sich auch sonst nicht.
Ich rief ihn an und wir gingen am späten Nachmittag, kurz vor dem Dinner, eine Stunde spazieren und schwiegen uns an. Er griff nur einige Male nach meiner Hand und sah mir dabei durchdringend, auf irgendeine Weise flehend in die Augen. Ich wagte jedoch nicht zu fragen.

Die Zeit davor war meinen Haaren gewidmet. Dann war Christine gekommen, um mit mir über die Baumaßnahmen und den letzten Brandanschlag zu sprechen.
Wo Gunnar sich während dieser Zeit aufhielt, entzog sich, genau genommen, meiner Kenntnis. Ich konnte es nur vermuten. Bei seinen Kindern? Oder Schwimmen? (Womöglich sollte ich doch ernsthaft darüber nachdenken, ihn für eine Weile überwachen zu lassen oder es selbst tun. Was ich in machen Augenblicken jedoch verhältnismäßig albern finde.)

„Ich war bei den Kindern und dann bei Chris. Er scheint mit Elena ganz gut zu harmonieren. Nur sie schien mir eine wenig verlegen, als ich da war.“, erklärte sich mir Gunnar am Abend auf meine Frage, wo er den Nachmittag über gewesen war. Nur vermutete ich, dass er mindestens eine Station seiner Nachmittagsreise vergessen hatte zu erwähnen. Und Elena verlegen? Kaum vorstellbar. Das Schauspielhaus lässt grüßen! Sie versteht es stets gut, sich in Szene zu setzen.

Auf Grund solcher kleinen (spekulativen) Nadelstiche, wie das nicht Erwähnen eines Besuchs bei einer seiner anderen Frauen, keimt in mir nun doch ein beständiges Verlangen nach Gewissheit. Danach, tatsächlich eine Detektei zu suchen, die einen derartigen Auftrag übernimmt. Denn Hilfe benötige ich in jedem Fall. Jedoch dürfte es niemand von innerhalb des Zentrums sein. Denn Gerüchte verbreiten sich hier bekanntlich rasend schnell.
Eine gute Gelegenheit dafür wäre womöglich gleich heute. Es wird wieder Fußball gespielt. Gleichwohl sich Gunnar noch nicht sicher ist, ob er diesem Spektakel beiwohnen wird oder nicht.

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Der Abend war unser.
Kein Sex. Er war jedoch die gesamte Nacht bei mir.
Briefing heute Morgen. Jedoch nur für Gunnar. (Es war mir zu müßig  aufzustehen.)
Er kam gleich anschließend zu mir zurück und berichtete.