Donnerstag, 1. Mai 2014

Unser 2. Hochzeitstag – Beltane und ein Anschlag




Genau genommen hätten wir gestern Morgen nach Stockholm zur Bank fahren sollen. Verschoben es jedoch, wegen Ausschlafens, auf den Nachmittag. Kamen aber dann nicht mehr dazu. Alldieweil man uns erneut massiv angriff.
Ich hatte gerade meinen Post beendet, als ich draußen Schreie, Gejohle und Pfiffe hörte. Ich ging zum Fenster, öffnete es und im selben Augenblick konnte ich den Rauch bereits sehen.
Gunnar war im Office. Soweit mir bekannt war. In meinen Kopf rotierten Überlebensgedanken. Nein. Raus gehen darf ich jetzt nicht! Abwarten. Still halten. Am besten sich nicht rühren. Nicht zeigen.
Während ich fast panisch aufgeregt darüber sinnierte, was ich am besten zu tun hätte, stürmten Ryan und Paul zur Tür herein.
„Man hat Brandsätze gleichzeitig an verschiedenen Stellen des Zentrums über den Zaun geworfen.“, rief mir Ryan entgegen. Sah sich im Haus um und ging zur Hintertür. Paul war in dieser Zeit zu mir gekommen. „Alles okay?“, fragte er kurz. Ging zum Fenster uns spähte kurz hinaus. „Polizei und Feuerwehr sind bereits alarmiert.“
„Nur wollten wir nicht so ein Aufsehens machen, damit es die Gäste nicht noch zusätzlich verschreckt.“, sagte Rayn und wies Paul an bei mir zu bleiben, während er das Haus verließ.
Wenige Minuten später kam Gunnar herein. Er nahm mich in die Arme und nickte Paul erleichtert zu.
„Was ist mit Kevin?“, fragte ich besorgt. Denn sein Häuschen war eines von denen, die am nächsten zum Zaun und weit abseits standen.
„Ich weiß es nicht. Aber man hat sich bestimmt bereits darum gekümmert, falls in seiner Nähe ein Brandsatz nieder ging.“
„Ich will nach ihm sehen.“
„Nein! Du bleibst auf jeden Fall hier. Hast du verstanden?“ Gunnar hatte meinen Kopf zwischen seine Hände genommen und sah mich durchdringend an.
Ich nickte.
„Paul wird auf dich aufpassen.“
„Und du?“
„Ich muss mich umsehen, was wo passiert ist, im Notfall Anweisungen geben und auf die Ankunft der Feuerwehr und der Polizei warten.“, sprach es, küsste mich und ging.
Ich zückte mein iPhone und rief Kevin an. Es läutete eine Weile, bevor er abnahm.
„Ist alles okay mit dir?“, platzte ich heraus, ohne ein Wort von ihm abzuwarten.
„Ja. Gerade so. Bei euch ist eine ganze Menge los.“
„Es tut mir leid.“, sagte ich und am liebsten wäre ich zu ihm gelaufen.
„Du kannst doch nicht dafür.“
„Soll ich zu dir kommen?“, fragte ich trotz Gunnar Anweisungen im Haus zu bleiben.
„Nein Das ist nicht nötig. Einer der Brandsätze wurde zwar gleich hinter mein Haus geworfen, aber wir haben es noch rechtzeitig verlassen.“
„Brennt es?“, fragte ich nun doch eher besorgt um meinen Besitz.
„Nein. Zum Glück nicht. Nur das Buschwerk und ein Baum fingen Feuer. Der Kerl hat nicht richtig gezielt. Oder er wollte das Haus nicht brennen sehen. Vielleicht hat er doch noch Skrupel bekommen und Angst vor einer Mordanklage, wenn jemand darinnen verbrennt.“
Kevin wollte in Ruhe gelassen werden. Was er mir noch einmal deutlich signalisierte, als ich ihn darauf hinwies, dass doch am Abend Feierlichkeiten anlässlich des Beltanefestes und natürlich unseres Hochzeitstages im großen Saal stattfinden würden an denen er hätte teilnehmen können.
Kevin gratulierte mir höflich, kurz und förmlich, verabschiedete sich und beendete das Gespräch.

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Es hatte lange gedauert, bis ich mich soweit beruhigt hatte, dass wir am Abend gemeinsam zum Fest gehen konnten. Gunnar hatte mich in seinen Armen gewiegt. Mich geküsst und gestreichelt, bis ich Ruhe fand. Auf- und durchatmen konnte, nachdem alles vorbei gewesen war.
Ich trank Champagner. Mehr als ich vertrug und es ging mir besser. Vorerst zumindest. Genau genommen fühlte ich mich nicht wirklich gut. Konnte kaum mit Gunnar tanzen. Er tanzte aber fairer Weise an diesem Abend mit niemand anderem und blieb beständig an meiner Seite.
Letztendlich verließen wir den Saal früher als die meisten der anderen Gäste. Es muss so gegen Mitternacht gewesen sein. Übelkeit plagte mich und Schwäche. Der Alkohol vertrug sich offensichtlich nicht mit der Medikation. Gunnar hatte gleichwohl nur zwei bis drei Gläser getrunken. Nicht mehr.
Sex gab es keinen. Ich war ohnehin zu erschöpft. Jedoch vermag ich nicht mit Bestimmtheit zu sagen, ob Gunnar tatsächlich die gesamte Nacht über bei mir war. Oder doch für ein, zwei Stunden bei einer der anderen Frauen.
Gleichgültig. Am Morgen lag er  neben mir.