Genau genommen hätten wir gestern
Morgen nach Stockholm zur Bank fahren sollen. Verschoben es jedoch, wegen
Ausschlafens, auf den Nachmittag. Kamen aber dann nicht mehr dazu. Alldieweil
man uns erneut massiv angriff.
Ich hatte gerade meinen Post beendet,
als ich draußen Schreie, Gejohle und Pfiffe hörte. Ich ging zum Fenster,
öffnete es und im selben Augenblick konnte ich den Rauch bereits sehen.
Gunnar war im Office. Soweit mir
bekannt war. In meinen Kopf rotierten Überlebensgedanken. Nein. Raus gehen darf
ich jetzt nicht! Abwarten. Still halten. Am besten sich nicht rühren. Nicht
zeigen.
Während ich fast panisch aufgeregt
darüber sinnierte, was ich am besten zu tun hätte, stürmten Ryan und Paul zur
Tür herein.
„Man hat Brandsätze gleichzeitig an
verschiedenen Stellen des Zentrums über den Zaun geworfen.“, rief mir Ryan
entgegen. Sah sich im Haus um und ging zur Hintertür. Paul war in dieser Zeit
zu mir gekommen. „Alles okay?“, fragte er kurz. Ging zum Fenster uns spähte
kurz hinaus. „Polizei und Feuerwehr sind bereits alarmiert.“
„Nur wollten wir nicht so ein
Aufsehens machen, damit es die Gäste nicht noch zusätzlich verschreckt.“, sagte
Rayn und wies Paul an bei mir zu bleiben, während er das Haus verließ.
Wenige Minuten später kam Gunnar
herein. Er nahm mich in die Arme und nickte Paul erleichtert zu.
„Was ist mit Kevin?“, fragte ich
besorgt. Denn sein Häuschen war eines von denen, die am nächsten zum Zaun und
weit abseits standen.
„Ich weiß es nicht. Aber man hat sich
bestimmt bereits darum gekümmert, falls in seiner Nähe ein Brandsatz nieder ging.“
„Ich will nach ihm sehen.“
„Nein! Du bleibst auf jeden Fall
hier. Hast du verstanden?“ Gunnar hatte meinen Kopf zwischen seine Hände
genommen und sah mich durchdringend an.
Ich nickte.
„Paul wird auf dich aufpassen.“
„Und du?“
„Ich muss mich umsehen, was wo
passiert ist, im Notfall Anweisungen geben und auf die Ankunft der Feuerwehr
und der Polizei warten.“, sprach es, küsste mich und ging.
Ich zückte mein iPhone und rief Kevin
an. Es läutete eine Weile, bevor er abnahm.
„Ist alles okay mit dir?“, platzte
ich heraus, ohne ein Wort von ihm abzuwarten.
„Ja. Gerade so. Bei euch ist eine
ganze Menge los.“
„Es tut mir leid.“, sagte ich und am
liebsten wäre ich zu ihm gelaufen.
„Du kannst doch nicht dafür.“
„Soll ich zu dir kommen?“, fragte ich
trotz Gunnar Anweisungen im Haus zu bleiben.
„Nein Das ist nicht nötig. Einer der
Brandsätze wurde zwar gleich hinter mein Haus geworfen, aber wir haben es noch
rechtzeitig verlassen.“
„Brennt es?“, fragte ich nun doch
eher besorgt um meinen Besitz.
„Nein. Zum Glück nicht. Nur das
Buschwerk und ein Baum fingen Feuer. Der Kerl hat nicht richtig gezielt. Oder
er wollte das Haus nicht brennen sehen. Vielleicht hat er doch noch Skrupel
bekommen und Angst vor einer Mordanklage, wenn jemand darinnen verbrennt.“
Kevin wollte in Ruhe gelassen werden.
Was er mir noch einmal deutlich signalisierte, als ich ihn darauf hinwies, dass
doch am Abend Feierlichkeiten anlässlich des Beltanefestes und natürlich
unseres Hochzeitstages im großen Saal stattfinden würden an denen er hätte teilnehmen
können.
Kevin gratulierte mir höflich, kurz
und förmlich, verabschiedete sich und beendete das Gespräch.
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Es hatte lange gedauert, bis ich mich
soweit beruhigt hatte, dass wir am Abend gemeinsam zum Fest gehen konnten.
Gunnar hatte mich in seinen Armen gewiegt. Mich geküsst und gestreichelt, bis
ich Ruhe fand. Auf- und durchatmen konnte, nachdem alles vorbei gewesen war.
Ich trank Champagner. Mehr als ich
vertrug und es ging mir besser. Vorerst zumindest. Genau genommen fühlte ich
mich nicht wirklich gut. Konnte kaum mit Gunnar tanzen. Er tanzte aber fairer
Weise an diesem Abend mit niemand anderem und blieb beständig an meiner Seite.
Letztendlich verließen wir den Saal
früher als die meisten der anderen Gäste. Es muss so gegen Mitternacht gewesen
sein. Übelkeit plagte mich und Schwäche. Der Alkohol vertrug sich
offensichtlich nicht mit der Medikation. Gunnar hatte gleichwohl nur zwei bis
drei Gläser getrunken. Nicht mehr.
Sex gab es keinen. Ich war ohnehin zu
erschöpft. Jedoch vermag ich nicht mit Bestimmtheit zu sagen, ob Gunnar
tatsächlich die gesamte Nacht über bei mir war. Oder doch für ein, zwei Stunden
bei einer der anderen Frauen.
Gleichgültig. Am Morgen lag er neben mir.