Gunnar war schon längst wieder im
Zentrum gewesen. Ich fand ihn im Office, nachdem ich doch noch telefonisch nach
ihm fahndete. Alldieweil ich ihn im Haus nicht vorfand, nachdem ich Kevin so
gegen zwölf verlassen und zum Restaurant gegangen war.
Kevin gedachte nicht mit mir zu
kommen. Er zog es vor, weiterhin allein zu bleiben.
Aus dem Gefühl der Schuld heraus,
begann ich mich Gunnar zu erklären. Offerierte ihm im Gegenzug zu seinen
argwöhnischen Anspielungen, die Schwierigkeiten, welche ich im Umgang mit Kevin
hatte, um mich so auf irgendeine Weise in ein besseres Licht zu rücken.
Julia Lundin beobachtete uns. Und ich
hätte sie am liebsten erwürgt. Was, um der Götter Willen, ging dieser Göre
unsere Unterhaltung an?! Bereits aus diesem Grund konnte ich nicht zulassen,
mich kläglich zu präsentieren. Infolgedessen ging ich besser zum Angriff über.
„Warum hast mich heute Morgen nicht angerufen? Oder mich gesucht?“
„Ich wusste doch, dass du bei Kevin
bist.“, antwortete er beflissen und in einem ruhigen Ton. Ich bemerkte, dass
meine Offensive viel zu harmlos gewesen war, und ich damit nichts erreichte.
Das Gespräch mit Gunnar nicht dahingehen beeinflussen konnte, dass er in der
Defensive war. Also setzte ich nach in der Hoffung, dass Gunnars Antwort bei
dieser Julia Lundin auf missfallen traf. „Wo warst du eigentlich heute Nacht?
Und wann kamst du zurück?“
Gunnar räusperte sich mit einem kurzen
Seitenblick zu dieser Julia. „Als ich gegen halb zwei zurück ins Zentrum kam,
schlief ich bei Lara, und heute Morgen war ich bei Ming. Ach nein. Natürlich
meine ich Malika.“ Seiner Art, wie er dies zu mir sagte und seinem
Gesichtausdruck nach zu urteilen, vermutete ich, dass er zwar verlegen, jedoch
eine gewisse Genugtuung bei diesen Worten verspürte. Alldieweil er offenkundig
auf Kevin eifersüchtig war. Nur hatte ICH NICHT mit Kevin gefickt. So wie er aller
Wahrscheinlichkeit nach mit Lara und Malika. Aber nichts desto trotz, hatte ich
ihn vor Julias Ohren genau da, wo ich ihn haben wollte.
Er wähnte sich in Sicherheit und gab
sich sogar ein wenig selbstgerecht und war offenkundig stolz auf seine kleinen
Affären. Was mit sicherlich auf die Gegenwart von dieser Julia Lundin zurück zu
führen war. Frau vermag sich doch stets auf die Prahlereien und das
Platzhirschgetue der Männer zu verlassen. Denn ich hatte auf Gunnars ehrliche Antwort (Aufschneiderei)
gehofft, mit wie vielen Frauen er heute Nacht geschlafen hatte, und auch
darauf, dass sie bei dieser Julia nicht wirklich gut ankam. Jedoch das
Gegenteil schien der Fall.
Ich verstehe diese jungen Dinger
nicht, denen das Machogehabe noch imponiert!
Gunnar kam auf mich zu und küsste
mich auf die Wange. „Vergiss nicht, wo du hingehörst.“, flüsterte mir leise ins
Ohr, während er seinen Arm um meine Hüfte legte. Ja. In der Tat. Er war
eifersüchtig.
„Du auch nicht.“, flüsterte ich
zurück. Denn meine Gründe der Eifersucht waren in der Tat gewichtiger.
Nun hatte ich das Gespräch auf Grund
der Gegenwart dieser Julia Lundin beinahe eskalieren lassen. Allemal standen
wir kurz vor einem Streit und ich gedachte zu retten, was noch zu retten war.
Vermochte jedoch meine eifersüchtigen Gefühle nicht zur Gänze zu unterdrücken.
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Im Restaurant:
„Was möchtest du essen heute?“,
fragte mich Gunnar und ich antwortete mehr als schnippig: „Wenn DU schon
chinesisch fickst, würde ICH zumindest gern chinesisch essen.“ was nicht
wirklich fair gewesen, und meiner gewollten Richtungsänderung wahrlich NICHT dienlich
war.
„Hmm. Dann werde ich jetzt des
Öfteren ein deutsches Schnitzel essen müssen.“, sagte Gunnar und verzog den
Mund.
Ich schnaufte und begann zu lächeln.
„Hören wir damit auf.“ Denn ich sah in Gunnars Augen, dass es ihm ebenso lieber
gewesen wäre die Streitigkeiten ins Leere laufen zu lassen. „Kevin und ich, wir
haben nicht gefickt. Lediglich nebeneinander gelegen.“, kam ein letzter Satz
der Rechtfertigung über meine Lippen.
„Du hast Recht. Wir benehmen uns tatsächlich
wie die Kinder.“ Gunnar grinste nun und zwinkerte mir zu, ohne meinen letzten
Satz weiter zu beachten. „Dann wird es wohl so sein, und ich muss mich an
Kevins Gegenwart gewöhnen.“
„Ja. So wie ich mich an die deine
anderen Frauen.“
Gunnar begleitete mich nach Hause und
wir gingen Arm in Arm. Ich schmiegte mich an seine Seite. Lehnte meinen Kopf an
seine Schulter. „Ich würde mir wünschen, es gäbe niemanden zwischen uns. Keine
Frauen und auch keine Männer.“ Aber du begannst damit, wollte ich noch sagen.
Schluckte es jedoch hinunter, um unseren eben gewonnen Frieden nicht wieder zu
gefährden. Was hätte es genutzt Vorwürfe auszutauschen. Schließlich war ich vor
noch nicht all zu langer Zeit ebenfalls kein Engel gewesen.
„Was wirst du heute noch tun?“,
fragte Gunnar und war beinahe schon wieder auf dem Weg zum Office.
„Bei dir sein.“, fiel mir spontan
dazu ein.
„Ich dachte, du gehst zu Kevin.“
„Nein. Ich muss nun nicht beständig
bei ihm sein.....und wäre viel lieber bei dir.“ Bei diesen Worten fiel ich
Gunnar um den Hals und hielt ihn fest umschlungen. Gedachte ihn nicht mehr los
zu lassen. Denn ich fühlte bereits, wie sich eine Panik-Attacke näherte. Wie
gestern Abend, als ich bei Kevin war und er mich halten musste. Was er lächelnd
mit den Worten: „Du bist ja noch Hilfe bedürftiger als ich.“, kommentiert
hatte.
„Genau genommen wollte ich heute
Nachmittag ein paar Handeln stemmen.“, sagte Gunnar. „Aber du kannst mir ja dabei zuschauen.“ Ich
hörte ein leises Lachen und er küsste mir schmusend den Hals.
„Halt mich fest.“, sagte ich nur noch
und krallte meine Finger in Gunnars Rücken.
Er streichelte und beruhigte mich.
„Atme ganz ruhig Rea. Hab’ keine Angst. Alles ist gut.“
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- Ein Foto von Ian und eines von Felicio.
Nichts von Wanja...zum Glück. In letzter Zeit war mir viel über seine
politische Gesinnung zu Ohren gekommen, welche mir nicht wirklich gefällt.
- Die Menschen scheinen sich hier im
Zentrum wohl zu fühlen. Man kommt in Scharen zu uns. Selbst die noch nicht hier
Arbeitenden sieht man auf den hiesigen Wegen spazieren gehen und im Restaurant
speisen. Was mir sagt, dass sich meine Investition lohnen wird.
- Einige der männlichen und ebenso
der weiblichen Gäste verlangten nach einem persönlichen Fitnesstrainer. Was
bedeutet, dass wir noch zwei, oder drei geeignete Männer einstellen sollten.
Andererseits dachte ich daran, dass sich womöglich einige Mitglieder des Sicherheitsteams noch etwas
dazu verdienen und sich profilieren könnten.
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Ein Abend zu sechst
Am Abend, gerade als wir uns zum
fernsehen niederlassen wollten und noch einmal das Thema „andere Frauen“
anschnitten, klopfte es an der Tür und eine von ihnen war zu uns gekommen. Es
war Malika Sikou.
Gunnar bat sie herein und sie redeten
einige Minuten. „Komm“, sagte er plötzlich zu ihr und wies mit der Hand auf die
Couch, auf der ich saß. "Setz dich doch zu uns.“
Ich räusperte mich und tat mit meiner
Mimik meinen Unwillen kund.
Sie hielt kurz inne, als sie zu mir herüber sah. Aber
Gunnar nahm ihren Arm und führte sie in meine Richtung, sodass sie dann direkt neben mir stand. Auf Gunnars Anweisung setzte sie sich zaghaft ans andere
Ende des Chaiselongues und Gunnar selbst, "platzte" dazwischen.
Keine fünf Minuten später klopfte es
erneut an der Tür. Gunnar ging sie öffnen und da stand Lara. Ich stutzte. Was
für ein merkwürdiger Zufall das doch war. Gunnar sah sich kurz zu mir um, grinste einen
Augenblick und bat auch sie herein und sich zu uns zu setzen.
Gunnar brachte ein Gespräch in Gang,
was jedoch nicht so richtig gelingen wollte, als es zum wiederholten Male
klopfte.
Ich schüttelte mit dem Kopf und blies
hörbar die Luft aus meinem Mund. „Was ist hier eigentlich los?“
„Nichts. Gunnar stand auf und holte
nun eine Ellen Parker ebenso in unsere wachsende Runde.
Und als hätte ich es geahnt, pochte
es nach etwa einer halben Stunde noch einmal an unsere Tür. Es war die noch Fehlende, von Gunnars Frauen. Natalja.
Jetzt wurde es mir doch zu bunt. „Das
kann kein Zufall sein. Ihr verabredetet euch hier? Oder nicht?“
Alle sahen mich unverständlich an.
Schüttelten mit den Köpfen und eröffneten den Chorklang der Neins. Gunnar grinste
nur und als er nach einiger Zeit zum Badezimmer marschierte, marschierte ich
fluchs hinterher. Ich knallte die Tür zu und drehte den Schlüssel um. „Was soll
das? Willst du mich auf den Arm nehmen? Das war doch verabredet?“
„Nein.“, blieb Gunnar bei seiner
Antwort.
„Du kannst mir nicht erzählen, dass
alle vier am gleichen Tag zur gleichen Zeit dieselbe Idee hatten!“
Gunnar zuckte mit den Schultern und
öffnete den Reißverschluss seiner Hose, um seinen Penis zum pinkeln heraus zu
holen.
„Und hattest du mir nicht
versprochen, dass deine anderen Frauen keinerlei Einfluss auf uns hätten? Dann
frage ich dich, was das da draußen ist?!“
Gunnar schnaufte. „Es ist echt ein
Zufall und nicht abgesprochen gewesen. Zumindest wusste ich nichts davon. Und
da es Zufälle nicht gibt, was sagt uns das?“
„Keine Ahnung.“
„Das es vielleicht gut ist, die
anderen Frauen besser kennen zu lernen und vorerst zu akzeptieren. Denn sie
wollen alle vier deine Freundinnen sein. Hast du das nicht bemerkt?“
„Sag mir nicht, sie wären um meinet Willen
hier!“
„Und was wenn ja.“
„Dann müsste ich annehmen, du hättest
doch davon gewusst.“ Erwischt!
Gunnar lachte, schüttelte seinen
Penis ab, packte ihn ein und wusch sich die Hände. Dann drehte er sich zu mir
herum und nahm mich in seine Arme. Drückte mich fest an sich, küsste und
schmuste meinen Hals und sagte leise: „Ich liebe dich. Ich liebe dich wirklich
Rea. Keine andere Frau bedeutet mir auch nur annähernd so viel wie du.
Gleichgültig, wie viele von ihnen da draußen auch sitzen.“ Gunnar umgriff nun mit
seinen beiden Händen meine Schultern und er sah mich beschwörend an. „Aber, jede
der vier Frauen, ist ein wirklich lieber Mensch. Ich glaube, das bemerkst auch
du bereits. Sie wollen dir nichts Böses. Mich dir nicht wegnehmen. Oder dir auf
irgendeine Weise Schaden zufügen. Sie akzeptierten alle vier, dass DU Rea meine
Frau bist und das auch bleiben wirst. Und tatsächlich“, er zwinkerte mir bei
diesen Worten zu, „suchte ich sie nicht
ausschließlich nach ihren Äußerlichkeiten aus.“ Er gab mir einen Kuss auf die
Lippen und grinste. „Beruhige dich. Geh da raus und rede mit ihnen.“
Und genau das tat ich. Wenn auch noch
immer widerwillig. Und ich kann nicht von mir behaupten, dass sich der Unwille
im Laufe des Abends legte. Gleichwohl ich mir noch so viel Mühe gab, und Gunnar
wahrscheinlich sogar Recht hatte, dass ihn mir keine der Frauen wegnehmen, oder
mir etwas böses, sondern nur meine Freundin sein wollte.
Es fällt mir nach wie vor schwer mit
Frauen Freundschaften zu knüpfen. Zudem es noch welche sind, mit denen Gunnar
intim geworden ist. Denn ich vermag mir mitnichten vorzustellen, dass keine
Absicht hinter ihrem Tun steht. Wie es bei den meisten Menschen der Falle ist.
Ich glaube schlicht und einfach nicht an ihre Lauterkeit. Ihre
Uneigennützigkeit. Oder sollten mich die vier Frauen tatsächlich eines besseren
belehren?
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Als die vier, so etwa gegen halb
zwölf gegangen waren, war ich erschöpft und müde und wir gingen zu Bett.
„Ficken?“, fragte Gunnar grinsend.
„Okay.“, antwortete ich und grinste
zurück.
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Wir schliefen bis acht heute Morgen.
Gunnar war joggen, während ich mich
stylte.
Dann gingen wir zum Restaurant.
Frühstücken.
Im Augenblick ist Gunnar bei Inula
Castanea und Óðinn Aron.
Zumindest sagte er mir das. Und warum sollte er lügen?