Die Einwanderungsbehörde sitzt uns im
Nacken. Und das nun gerade wegen Ming Bei und Sui Chen. Aber auch Akuma Li,
Long Wang und Juan Du wurden angesprochen. Sie seien illegal, unter falschem
Namen eingereist.
Am Abend, nach dem wiederholten
Bewerbungsgesprächsmarathon, luden wir sie vor und befragten sie zu dem
Vorwurf.
Ming Bei brach sogleich in Tränen
aus. Sui Chen war gefasster. Genauso wie Akuma Li, Long Wang und Juan Du, die
sich uns nun erklärten.
Es sei tatsächlich die Wahrheit, dass
ihre Papiere gefälscht wären. Sie erzählten, dass sie politisch aktive
Regimekritikerinnen waren und aus diesem Grund um ihr Leben fürchten müssten. Was
ich mir bei Long Wang nicht vorzustellen vermochte, und eben sowenig bei Ming
Bei.
„Ihr werdet abgeschoben, wenn wir das
nicht umgehend regeln.“, sagte Gunnar nachdenklich.
„Gäbe es denn eine Möglichkeit uns zu
helfen?“, fragte Sui Chen.
„Der Fairness halber, wäre es
angebracht, wenn ihr uns eure richtigen Namen sagen würdet, bevor wir
versprechen alles zu tun, was in unserer Macht steht, um euch zu helfen.“
Die Fünf sahen sich an. Betretenes
Schweigen.
„In Ordnung.“, sagte Akuma
schließlich.
So stellten sie sich nacheinander mit
ihren richtigen Namen vor.
Long Wang = Lin Shang
Juan
Du = Sun Tian Quan
Sui Che = Snezana He
Ming Bei =
Malika Sikou
Wobei
WIR die Vornamen zuerst schreiben.
Es wird nun eine Weile dauern, bis
wir uns an die neuen, korrekten Namen gewöhnen. Genau genommen, hatte ich gestern
bereits genug von chinesischen Namen. Und ich wollte auch (keine asiatischen
Frauen) niemanden mehr sehen. Außer Gunnar selbstverständlich.
-------
„Es tut mir leid.“, hörte ich Troels
Stimme sagen. „Das ich gestern keine Zeit für dich hatte.“
„Ist nicht mehr von Belang. Es ist
vorbei.“, antwortete ich ein wenig schnippig.
„Du bist sauer. Nicht wahr?“
„Es spielt keine Rolle mehr.“, wurde
ich ungehalten.
„Was war denn passiert?“
„Nichts. Ich war nur auf dem Weg zu
dir. Wollte dich besuchen. Schließlich habe ich noch immer deinen Schlüssel.“
„Warum kamst du nicht?“
„Was hätte Anette dazu gesagt?“
„Das wäre mir gleichgültig gewesen.“
„Ach. Tatsächlich? Das glaube ich dir
nicht. Beginnst du jetzt ebenfalls zu lügen.“
„Rea, du hättest kommen können. Es
hätte mir nichts ausgemacht.“
„Aber ihr.“
„Und wenn schon.“
„Wie hätte ich wissen können, ob du
zu Hause warst? Alldieweil ich dich nicht erreichen konnte.“
„Anette schenkte mir ein neues
iPhone.“
„Ach was?!“
„Ich hätte dir umgehend meine neue
Nummer geben müssen. Entschuldige bitte.“
„Ja. Hättest du.“
-------
- Ein Video von Felicio. Er ist in
Madrid.
- Und eines von Ian
- Kevin scheint der Einsiedelei anheim
gefallen zu sein. Noch immer versteckt er sich in seinem Häuschen am Ende des
Zentrums.
- Nichts von Wanja. Zum Glück. Ich
vermute, er ist in politische Intrigen verstrickt.
-------
„Du musst sie in ihre Schranken
verweisen und klar stellen, dass sie sich nicht angemessen verhält.“, warf ich
Gunnar am Abend vor. Denn es ist nicht so, dass Gunnar seine Finger nicht von
Julia Lundin lassen kann, sondern sie nicht von ihm. Und das bereits am aller
ersten Tag. Ellen Parker hatte mir von Annäherungsversuchen berichtet. „Sie
scheint nichts anders im Kopf zu haben, als den Chef zu ermutigen ihr in den
Ausschnitt zu sehen oder sie zu betatschen.“
„Hört das nicht auf, wird sie
gefeuert. Basta!“