Dienstag, 6. Mai 2014

Dreierlei



Die Einwanderungsbehörde sitzt uns im Nacken. Und das nun gerade wegen Ming Bei und Sui Chen. Aber auch Akuma Li, Long Wang und Juan Du wurden angesprochen. Sie seien illegal, unter falschem Namen eingereist.
Am Abend, nach dem wiederholten Bewerbungsgesprächsmarathon, luden wir sie vor und befragten sie zu dem Vorwurf.
Ming Bei brach sogleich in Tränen aus. Sui Chen war gefasster. Genauso wie Akuma Li, Long Wang und Juan Du, die sich uns nun erklärten.
Es sei tatsächlich die Wahrheit, dass ihre Papiere gefälscht wären. Sie erzählten, dass sie politisch aktive Regimekritikerinnen waren und aus diesem Grund um ihr Leben fürchten müssten. Was ich mir bei Long Wang nicht vorzustellen vermochte, und eben sowenig bei Ming Bei.
„Ihr werdet abgeschoben, wenn wir das nicht umgehend regeln.“, sagte Gunnar nachdenklich.
„Gäbe es denn eine Möglichkeit uns zu helfen?“, fragte Sui Chen.
„Der Fairness halber, wäre es angebracht, wenn ihr uns eure richtigen Namen sagen würdet, bevor wir versprechen alles zu tun, was in unserer Macht steht, um euch zu helfen.“
Die Fünf sahen sich an. Betretenes Schweigen.
„In Ordnung.“, sagte Akuma schließlich.
So stellten sie sich nacheinander mit ihren richtigen Namen vor.
Long Wang = Lin Shang
Juan Du = Sun Tian Quan
Sui Che = Snezana He
Ming Bei = Malika  Sikou
Wobei WIR die Vornamen zuerst schreiben.
Es wird nun eine Weile dauern, bis wir uns an die neuen, korrekten Namen  gewöhnen. Genau genommen, hatte ich gestern bereits genug von chinesischen Namen. Und ich wollte auch (keine asiatischen Frauen) niemanden mehr sehen. Außer Gunnar selbstverständlich.

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„Es tut mir leid.“, hörte ich Troels Stimme sagen. „Das ich gestern keine Zeit für dich hatte.“
„Ist nicht mehr von Belang. Es ist vorbei.“, antwortete ich ein wenig schnippig.
„Du bist sauer. Nicht wahr?“
„Es spielt keine Rolle mehr.“, wurde ich ungehalten.
„Was war denn passiert?“
„Nichts. Ich war nur auf dem Weg zu dir. Wollte dich besuchen. Schließlich habe ich noch immer deinen Schlüssel.“
„Warum kamst du nicht?“
„Was hätte Anette dazu gesagt?“
„Das wäre mir gleichgültig gewesen.“
„Ach. Tatsächlich? Das glaube ich dir nicht. Beginnst du jetzt ebenfalls zu lügen.“
„Rea, du hättest kommen können. Es hätte mir nichts ausgemacht.“
„Aber ihr.“
„Und wenn schon.“
„Wie hätte ich wissen können, ob du zu Hause warst? Alldieweil ich dich nicht erreichen konnte.“
„Anette schenkte mir ein neues iPhone.“
„Ach was?!“
„Ich hätte dir umgehend meine neue Nummer geben müssen. Entschuldige bitte.“
„Ja. Hättest du.“

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- Ein Video von Felicio. Er ist in Madrid.
- Und eines von Ian
- Kevin scheint der Einsiedelei anheim gefallen zu sein. Noch immer versteckt er sich in seinem Häuschen am Ende des Zentrums.
- Nichts von Wanja. Zum Glück. Ich vermute, er ist in politische Intrigen verstrickt.

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„Du musst sie in ihre Schranken verweisen und klar stellen, dass sie sich nicht angemessen verhält.“, warf ich Gunnar am Abend vor. Denn es ist nicht so, dass Gunnar seine Finger nicht von Julia Lundin lassen kann, sondern sie nicht von ihm. Und das bereits am aller ersten Tag. Ellen Parker hatte mir von Annäherungsversuchen berichtet. „Sie scheint nichts anders im Kopf zu haben, als den Chef zu ermutigen ihr in den Ausschnitt zu sehen oder sie zu betatschen.“
„Hört das nicht auf, wird sie gefeuert. Basta!“