Ohne Gunnar bin ich unorganisiert und
chaotisch. Mein Tag ist ohne Struktur.
Ich esse und trinke kaum,
vernachlässige meine Übungen und surfe die ganze Zeit im Internet oder sehe
einfach nur fern. Bin untätig und gebe mich dem Müßiggang und der Lethargie
hin. Lese nicht und mache auch sonst keine Besuche, und mag niemanden wirklich um
mich haben. Außer Gunnar natürlich.
Nun ja, ich sah mir dann doch die DVD
der Detektive an. Die Stunde mit Snezana He und die Nacht mit Lara. Das meiste davon selbstredend
im Schnelldurchlauf.
Er behandelt beide sehr liebevoll, und mit ebensolchen Respekt,
wie er jedem anderen Menschen, nebst mir, entgegenbringt. Keine Spur von
theatralischen Rollenspielen.
Mit Snezana He war es in der Tat nur ein schneller, (Sex-) Hunger
stillender Fick. Dennoch streichelte er sie zärtlich und sein Blick verriet
mir, das er sie überaus ansprechend fand. Er sah ihr zufrieden lächelnd in die
Augen, als er in ihr zu Ende gekommen war und strich ihr sanft über beide
Wangen. Dennoch schien sie unzufrieden als er ging. Sie griff nach seiner Hand,
als er sie verlassen wollte. „Warum nur hast du Malika erwählt und nicht mich,
als eine deiner offiziellen Frauen?“, fragte sie mit traurigen Augen.
Gunnar verzog ein wenig sein Gesicht und schnitt eine Grimasse. „So
viele offizielle“, bei diesem Wort malte er mit seinen Fingern imaginäre
Anführungszeichen in die Luft, „Geliebte kann ich Rea nicht anbieten. Es sind
ohnehin bereits genug.“
„Aber wieso Malika und nicht mich?“
„Du bist viel stärker als Malika. Sie braucht mich wesentlich mehr
als du. Bemerkst du es nicht? Und in Rea sieht sie eher eine Freundin als eine
Konkurrentin. Wohin Rea nun auch so allmählich tendiert, was Malika betrifft.“
Snezana nickte und schlang noch einmal ihre Arme um Gunnars Hals,
um ihn zu küssen und zu verabschieden.
Das Zusammensein mit ihr war völlig normal. So, wie mit mir und
den anderen Nebenfrauen auch. Keine Extras. Keine sadomasochistischen
Spielchen. Keine Dramen. Nur einfaches,
liebevolles miteinander Sein.
Lara schien er mit sinnlichem Genuss zu ficken. Es bereitete ihm,
wie ich bereits vermutet hatte, sichtbare Freude ihre Brüste über sich auf und
ab hüpfen zu sehen, während sie auf ihm ritt. Er streichelte, liebkoste und
knetete sie. Mit ihr war er in gleichem Maße überaus zärtlich. Und sie mit ihm
ebenso. Ich vermute, sie benötigt auch ein gewisses Maß an Geborgenheit, was
sie sich in Gunnars Gegenwart, seinen Zärtlichkeiten und seinen Intimitäten zu
holen schien. Sie gingen ebenfalls beide sehr liebevoll miteinander um.
Dennoch kein einzig abwertendes Wort von Gunnar, Lara oder Snezana
über mich. Es wurde kaum von mir gesprochen. Vor allem Malika äußerte sich,
meines Wissens nach, bisher stets positiv.
Den Lunch ließ ich mir im Haus
servieren. Denn ich hatte kein Verlangen nach menschlicher Gegenwart. Und um
Kevin zu besuchen, fehlte mir der Mut. Ich befürchtete, er könne noch immer
verstimmt sein und gedachte mich seinen Launen nicht auszusetzen. Dann lieber
doch ein paar kleine Übungen im Sitzen, die Behandlung der Beine und Tennis im
Fernsehen bis zum Abend.
Wieso kam Gunnar eigentlich nicht
zurück? Er hätte schon längst wieder hier sein müssen! Infolgedessen kontaktierte
ich Hannes und erfuhr, dass Gunnar sich mit Natalja bis dato in einem
Stockholmer Hotelzimmer aufhielt. Mehr war in diesem Augenblick nicht darüber zu erfahren. Aber ich
folgte den Bildern in meinem Kopf, wie
Gunnar Nataljas Fotze genüsslich leckte. Wie er in sie eindrang, während sie
schwelgend stöhnte und Gunnars Schwanz in sich willkommen hieß. Wie sie mit
ihren beiden Händen sein Gesäß umklammerte, um ihn zu sich heranzuziehen.
In diesem Moment bemächtigten sich
meines Kopfes tausend Gedanken des Aufbegehrens gegen Gunnars fortwährenden
Betrug, der genau genommen unverzeihlich war. Welchen ich jedoch stets ohne
Folgen für ihn hinnahm.
Ich dachte daran zu Troels zu fahren.
Oder schlicht und einfach abzureisen. Gleichgültig wohin.
Aber genauso wie mir der Mut fehlte
Kevin aufzusuchen, war ich ebenso zaghaft und unentschlossen in meinem Willen
mich irgendwohin zu bewegen, um wie früher etwaige Abenteuer zu suchen. Oder
ganz und gar Gunnar davon zu laufen.
Ich befinde mich in der Tat in einer
ausweglosen Situation. Einerseits schätze ich mein selbst erwähltes und aufgebautes
Leben hier in Schweden. Andererseits sind da diese beständigen Demütigungen
durch Gunnars Verhalten. Bemerkte er das nicht? Oder sind diese für ihn nichts
weiter als die Normalität, die er in den letzten zehn Jahren kennen gelernt
hatte und nun auf das ganz banale Leben übertrug.
Am liebsten hätte ich mit Gunnar über
meinen Seelenschmerz gesprochen. Meine Stimme formulierte Gedanken zu Worten
und Sätzen, die ich ins Leere sprach. Dahin, wo niemand war, der mir zuhörte.
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Gunnar kam gegen acht und, man höre
und staune, er sagte mir tatsächlich die Wahrheit darüber, wo er gewesen war.
„Verzeih. Natalja brauchte mich für
diesen Tag. Ich hoffe du bist ihr nicht böse.“
IHR? Clever formuliert. Dennoch wäre
genau DAS mein Stichwort gewesen, um eine Diskussion zu diesem Thema zu
beginnen, wie ich es mir vorgenommen hatte. Aber auch hier war ich ebenso
mutlos, wie ich es bereits den ganzen Tag über gewesen war. Ich lächelte nur
und schwieg. Nahm alles hin und fiel verzeihend, still und leise in Gunnars
Arme. Dachte an die sanftmütige Natalja, welche am heutigen Tage Gunnars Gegenwart
bedurfte. An Lara mit ihren wippenden Brüsten und dem liebevollen Ausdruck in
ihrem Gesicht. An die niedliche, bedauernswerte Malika, deren sich Gunnar voller
Güte angenommen hatte und an die elfengleiche, zierliche Ellen, die sicherlich
ebenso einen Grund dafür hatte, Gunnars Schutz und ein gewisses Maß an Liebe in
Anspruch zu nehmen (sich in Gunnars Licht zu sonnen) wie all die anderen.
Niemand gehört niemand.
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Entgegen
der allgemeinen Tradition am heutigen Tage, bereits am frühsten Morgen dem
ersten Schrei des Kuckucks zu lauschen, schliefen wir aus bis acht. Gunnar hatte
mich dazu animiert. „Es ist im Augenblick für dich viel wichtiger zu
schlafen.“, bemerkte er sinnig am gestrigen Abend, als wir zu Bett gingen.
„Bleibst
du heute Nacht?“, kam von mir die gewohnte Frage.
Gunnar
hatte lächelnd genickt und mich an sich gedrückt.
War
es denn nicht auch genug fremde Frau für einen Tag gewesen???
So
allmählich schlagen mir Gunnars Betrügereien, denn Unaufrichtigkeiten vermag
ich sie nicht zu nennen, alldieweil er mir im Groben trotz alledem die Wahrheit
sagt, auf den Magen. Daher heute Morgen mein doch eher klägliches Flehen: „Lass
doch die anderen Frauen gehen.“ Und da sich Gunnar nicht weiter dazu äußerte,
sondern nur (mitfühlend) liebevoll lächelte, schnaufte ich noch einmal durch
und bemerkte leise: „Du liebst mich doch überhaupt nicht mehr.“
Gunnar
war oder mimte den Entrüsteten. Nahm meine Hand und zog mich zu sich heran.
„Was denkst du nur meine Liebste. Natürlich liebe ich dich. DICH und keine
andere.“
„Aber
du siehst die anderen Frauen ebenso liebevoll an.“
„Natürlich.
Ich mag sie. Liebe sie jedoch in keinem Fall so wie dich Rea.“
Welch’
tröstliche Worte!