Liebe ist.....
Gunnar und ich zelebrieren stets
einen liebevollen und zärtlichen Umgang miteinander. Schmusen, Küssen.
Streicheln. Man könnte denken, wir seien frisch verliebt. Was genau genommen,
auf irgend eine Weise für Gunnar, und für mich so wie so, alldieweil ich meine
Liebe zu Gunnar erst entdecken musste und beinahe jeden Tag neu entdecke, noch
immer zutreffend ist. Es sind Gefühle, die das Herz bewegen. Den Körper in
Aufruhr bringen, bei der geringsten Berührung des anderen. Verlangen und Lust
auf das Äußerste. Ich brauche Gunnar nur anzusehen und könnte augenblicklich
und bedenkenlos in ihn hinein fallen. Oder besser in seine Arme, um das
Streifen seiner Hände und das Liebkosen seiner Lippen zu genießen.
Ich brauche ihn.
Er weiß um meine Panik-Attacken, und
ebenso damit umzugehen.
Er kennt mich pur, so wie ich bin.
Ohne Schminke. Ohne Maske. Ohne Kleidung.
Meine Kränklichkeit ist für ihn
niemals und keinerlei Anlass, mich nicht mehr Wert zu schätzen. Im Gegenteil.
Er steht mir bei. Zur Seite. Wann (beinahe)immer ich ihn brauche.
Er denkt für mich, wenn ich es nicht
mehr kann. Geht für mich, wenn mich meine Füße nicht mehr tragen. Hält mich
fest, wenn ich schwächle und ängstlich bin, davor, in den Abgrund zu stürzen.
Er gibt mir Sicherheit. Ein wohlig,
warmes Gefühl des Glücks und ein von innen kommendes, zufriedenes Lächeln, wenn
er bei mir ist.
Sein Geruch, ist für mich
aufreizender, als mein bestes Parfum. Und wenn ich ihn schmecke, will ich mehr
davon.
Ich vermute schon, dass DAS Liebe
ist.
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Dementi
Am Nachmittag, als Gunnar im Office
arbeitete (?), ging ich zu Kevin, um
unser waghalsiges Vorhaben zu dementieren. Denn Kevin ist für meinen Geschmack,
als mein „zweiter Mann“, offensichtlich ZU involviert. Überdies könnte er sich
dann ungeniert Gunnars Frauen anschauen, gleichgültig was auch immer sie tun.
Ob mit oder ohne Shirt. Schlafend oder duschend. Eine Detektei scheint mir in
diesem Fall womöglich objektiver und weniger familiär zu sein.
Ich hätte ihm nicht davon erzählen
dürfen. In dem Maße, wie ich kalte Füße bekam, wurde Kevins Begeisterung nur
noch leidenschaftlicher. Er war beinahe berauscht von seiner Idee und hatte
seinen Pfleger Max anscheinend damit infiziert. Denn auch er sprach sich dafür
aus und drängte grinsend darauf, endlich zu beginnen.
Natürlich. Das hätte ich mir doch
denken können. Zwei Männer sind ohne Frage scharf darauf Porno-Action zu sehen.
Was hatte ich mir nur dabei gedacht Kevin zu involvieren?
Ich zog alle möglichen Argumente (an
den Haaren) herbei, die mir helfen konnten, Kevin und Max davon zu überzeugen,
dass es zum einen meiner Verantwortung obliegt und zum anderen, ich es mir
überlegt hatte, und nun doch nicht mehr für richtig hielt, Gunnar zu
überwachen.
„Was, wenn er es bemerkt?“, fragte
ich in die Runde.
„Wird er nicht.“
„Nein Kevin. Ich kann das nicht. Es
war doch nur eine fixe Die. Nicht mehr.“
Kevin kratze sich am Kopf. „Ich hatte
mich schon darauf gefreut.“
Ich grinste. „Das kann ich mir gut
vorstellen.
„Nein. Nein.“, verwehrte sich Kevin
gegen die unausgesprochenen Vorwürfe. „So ist das nicht.“
„Ich kenne euch Männer doch ganz gut.
Wenn ihr eine kostenlose Peepshow haben könnt, seid ihr doch Feuer und Flamme.“
Ich sah den beiden abwechselnd offen ins Gesicht und die beiden drehten ihren
Kopf einmal zu mir und dann zu sich und grinsten. Dementierten jedoch lautstark
meine Unterstellungen.
„Ich denke, wir haben nicht das Recht
dazu.“, argumentierte ich weiter, „und
aller Wahrscheinlichkeit nach, wird es obendrein noch gesetzeswidrig sein.
Daher lassen wir es besser. Oder wollte ihr in den Knast.“ Nun grinste ich.
Mein letzter Einwand schien trotz
alldem Wirkung zu zeigen.
Kevin Schnaufte und Max verzog das
Gesicht.
„Du hast selbstverständlich Recht.“,
sagte Kevin schließlich. „Es würde Konsequenzen haben, wenn man uns entdeckt.“
Somit war diese Angelegenheit vom
Tisch, und ich kann mich nun um eine Detektei kümmern, die die Arbeit
professionell übernimmt.
Ich stand auf und schlenderte durch
den Raum. Nahm den Weg in Kevins Schlafzimmer und legte mich auf sein Bett.
„Ich bin müde.“, sagte ich, als er heran gerollt kam.
Er grinste. „Ich hätte da eine andere
Idee.“
„Meist du wirklich wir sollten so
etwas tun?“
„Du nicht?“
„Jetzt?“
„Nein.“ Kevin ließ den Kopf hängen.
„Es passt jetzt nicht wirklich gut.“, sagte er, wendete seine Rollstuhl und
fuhr hinaus.
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Als ich kurz vor dem Dinner nach
Hause kam und Gunnar offensichtlich noch immer im Office arbeitete, nahm ich
mein iPhone, um einen geeigneten Sicherheitsdienst und eine Detektei zu suchen
und anzurufen. Kam jedoch nicht dazu, alldieweil es an der Tür pochte.
Ich öffnete und da stand David. David
Boreo.
Ich stutzte. „Kann ich dir helfen?“
Er räusperte sich verlegen. „Ist
Gunnar hier?“
„Ach. Du möchtest zu Gunnar“
„Nein. Zu dir. Ich wollte dich etwas
fragen.“
Aha. Dann komm doch herein.“, sagte
ich, öffnete die Tür noch ein Stück weiter und schwenkte meine Hand zu einer
einladenden Geste.
„Es dauert nicht lange. Ich hätte nur
eine Frage.“, sagte er und trat ein.
„Setzt dich doch.“, bot ich ihn einen
Platz gleich neben den Meinen an. „Um was geht es denn?“
David wirkte verlegen. Er sog die
Luft tief in sei9ne Lungen und hob die Augenbrauen. „Um Kate.“
„Was ist mit ihr?“
„Ich vermute, dass sie noch immer mit
Gunnar fickt.“
Hüstel. Räusper. Ups! „Ach was? Wie kommst du denn darauf.“
„Sie ist manchmal einfach
verschwunden. Sagt nicht wo sie hin geht und neulich nachts, als ich aufwachte,
lag sie nicht neben mir und als ich sie suchte, fand ich sie nicht.“
Das kam mir bekannt vor. Ich
lächelte. Presste die Lippen aufeinander und wusste nicht, was ich dazu sagen
sollte.
Ich schnaufte. „Es wäre möglich.“,
sagte ich dann. „Gunnar ist ebenfalls des Öfteren nachts nicht zugegen. Jedoch
wird er jeweils bei einer seiner anderen Frauen sein. Aber womöglich trifft er sich auch mit Kate.
Das vermag ich nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Denn es gibt über dem Office ......“
„Ich weiß.“, unterbrach mich David
und senkte den Kopf.
„Brannte dort vielleicht licht, wenn
Du Kate des Nachts vermisst?“
„So weit gingen meine Gedankenspiele
noch nicht.“
Natürlich hätte ich ihm von meinem
Plan Gunnar zu überwachen informieren können. Aber, umso weniger Personen davon
wussten, umso besser. Das mit Kevin war ohnehin bereits ein Fehler gewesen.
Außerdem ist er ein verhältnismäßig Fremder Mensch für mich und es ging ihm
überhaupt nichts an.
Da wir beide uns angeschwiegen,
ergriff ich die Initiative. „Nun. Ich vermute, dass ich dir bedauerlicher Weise
nicht weiter helfen kann.“
Er verzog leicht den Mund und die
Brauen nach oben. Zuckte mit den Schultern und ging.
Eine Detektei erreichte ich an diesem
Abend nicht mehr. Und ebenso wenig einen Sicherheitsdienst. Denn ich werde
Kevin Vorschlag aufgreifen und beabsichtige daher tatsächlich auf den Wegen des
Zentrums Kameras anbringen zu lassen.
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Gunnar kam gegen halb acht, um mich
abzuholen. Er wäre noch Schwimmen und bei den Kindern gewesen, erzählte er mir
auf dem Weg ins Restaurant. Ich griff nach seinem Arm und kuschelte mich an
seine Seite.
„Tante Hanna hat uns nach Gotland zu
ihrem Geburtstag eingeladen. Was denkst du?“
„Wann denn?“
„Wir würden am Freitag fliegen und am
Samstag zurückkommen.“
„So kurz vor meinem nächsten
Aufenthalt im Hospital.“
„Das lenkt dich ab. Komm doch mit.“
„Nun gut. Warum nicht.“, antwortete
ich kurz entschlossen. „Es sind immerhin noch zwei Tage Zeit. Ich richte mich
darauf ein. Und ins Hospital muss ich schließlich erst nächste Woche.“
Gunnar lachte. Er schien sich
tatsächlich und ganz ehrlich darüber zu freuen, dass ich ihn nach Gotland
begleite. Er drückte mich fest an sich und küsste mich....und ich ihn.
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"Die anderen Frauen berühren uns nicht"
Heute Morgen die „kalte Dusch“ im
Restaurant, die mich vermuten lässt, dass Gunnar des Nachts bei Natalja gewesen
sein muss. Er küsste sie in aller Öffentlichkeit und das noch vor meinen Augen.
Und ich vermute, mein Blick sagte ihm alles. Denn ich äußerte mich trotz alldem
nicht, alldieweil Kevin gerade zu diesem Zeitpunkt herein und zu uns an den
Tisch gerollt kam. Den er ohne Hilfe jedoch nicht wirklich erreicht. Er steht,
mit einer Reihe anderer Tische, welche sich der Tür gegenüber, an der Fensterreihe befinden, auf einer etwa
dreißig Zentimeter hohen Empore. Nicht gerade behindertenfreundlich. Ich weiß.
Nun tat ich es Gunnar gleich. Ich
beugte mich zu Kevin hinüber und küsste ihn.
Gunnar ging nach dem Breakfast
umgehend zum Office, während ich mit Kevin und Max zurück nach Hause ging, um
hier zu schreiben. Nur, werde ich nun unverzüglich nach Stockholm aufbrechen.
Und zwar allein.
Zum einen treffe ich mich dort mit
Troels, der mir eine SMS sandte, in der er mich aufforderte mit ihm zu Mittag
zu speisen. Zum anderen sprach ich soeben mit einer Detektei (ACON), die sich
womöglich nach knappen Schilderungen meinerseits, um was es sich handelt, der
Sache annehmen wird. Und da aller guten Dinge drei sind, kümmere ich mich
ebenfalls sogleich um die Sicherheitsfirma, welche die Kameras auf dem Gelände
des Zentrums installieren soll.
In jedem Fall.....eine Menge zu tun,
und ich weiß, dass es anstrengend werden wird.
Gunnar informierte ich kurz bevor ich
in den Wagen steige, um seine Veto und die Zeit mich gegebenenfalls aufhalten
zu wollen zu verkürzen.