Ich sah Gunnar den gesamten Tag über
kaum. Wir trafen uns ausschließlich zu den Mahlzeiten im Restaurant. Sicher
arbeitete er im Office. Womöglich war er auch schwimmen. Oder ließ sich
massieren. Was nicht ausschließt, dass er sich in den kurzen Zeit-Zwischenräumen
ebenso anderweitig amüsierte. Wovon ich natürlich nichts weiß. Nichts bemerke.
Ich surfte im Internet und dachte an
Kevin. Fand jedoch nicht den Mut anzurufen, oder ihn ganz und gar aufzusuchen.
Ich dachte, es sei besser abzuwarten, bis ER bereit ist und sich von selbst bei
mir meldet.
Während Gunnar am Nachmittag vermutlich eine Zeit lang bei
seinen Kindern weilte, hörte ich mir einen Vortrag mit vielen anderen, vor
allen Frauen, über den Unterschied von patriarchaler und matriarchaler Macht im
großen Saal an. Was mich zu der Erkenntnis brachte, dass wir doch ziemlich
armselige Würstchen sind. Wir alle.
Zumindest gehörte der sexlose Abend
uns beiden. Gunnar und mir. Denn heute Morgen kam er erst gegen halb sieben zu
mir zurück. Er hatte vermutlich wieder einmal "verschlafen".
„Wo warst du?“
„Bei Natascha.“
Wir schliefen gemeinsam noch bis
neun, und das Frühstück ließ ich hier im Haus servieren. Bewussterweise NICHT
von Natascha (oder eine seiner anderen Huren, die eigentlich „meine
Freundinnen“ sind/sein wollen.)
Womöglich erwäge ich heute sogar zu
Kevin zu gehen. Gleichwohl ohne seine Aufforderung oder zu wissen, ob er bereit
dazu ist oder nicht. Denn Gunnar wird am Abend nach Stockholm fahren, um mit
seinen Brüdern dem nächsten Fußballspiel seiner Lieblingsmannschaft
beizuwohnen.