Das Treffen mit Troels
Speisen. Geplänkel.
Liebendwürdigkeiten. Berührungen.
Küsse.
Andeutungen. Nicht Konkretes.
Charme versprühen und Komplimente.
Ein „Auslaufmodel“. Wie schade!
Aber Freunde wollten wir doch
bleiben.....
Dann der Hammer!
„Sie will, dass ich dich nicht mehr
treffe.“, sagte er, nachdem ich meine Suppe aufgegessen hatte.
„Und was willst du?“, fragte ich ihn.
Tiefes, hörbares Atmen. Augenbrauen
nach oben ziehen.
Nichts weiter. Keine Antwort.
„Was ist eigentlich mit dir los?“,
fragte ich schließlich nach einer Weile des Schweigens.
Das gleiche, wie vor einigen Minuten.
Gesicht verziehen. Schulterzucken. Lächeln.
Nichts weiter. Keine Antwort.
„Ich nehme an, das bedeutet, dass du
nicht mehr mit mir fickst. Dass wir nirgendwo mehr gemeinsam hinfahren werden.
Das wir uns nie mehr sehen werden. Das unsere Wege hier und jetzt auseinander
gehen und dies das aller letzte Treffen sein wird.“, sagte ich mit fester
Stimme und wollte verletzen, obwohl ich selbst verletzt war und genau genommen
am liebsten hätte heulen mögen.
Ein klägliches „Nein.“, entfloh dem
Mund meines Gegenübers. „Natürlich würde ich dich sehr gern wieder sehen. Ich
will nicht mit dir brechen, nur weil sie es sagt.“
Oh! Spürte ich da etwa Trotz?
Auflehnung? Ungehorsam gegenüber seiner Anette?
Ich lächelte in mich hinein. Es war
mir eine Genugtuung zu sehen, dass er ebenso litt.
Troels räusperte sich. „Aber du
brauchst mich doch überhaupt nicht.“ sagte er dann ein wenig gefasster und
rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her.
Ich holte Troels Wohnunkschlüssel aus
meinem Portmonaise und schob ihn, nun bereits zum dritten Mal, über den Tisch,
um ihn abzugeben. Bisher hatte er stets einen Grund gefunden, ihn mir wieder zurückzubringen.
Was würde er heute tun?
Er nahm ihn wortlos an sich. Was mich
überraschte, enttäuschte und traurig stimmte. Ich wollte unser Treffen nun so
schnell als möglich beenden.
Es war ein rascher, kühler Abschied,
der mein Herz in Trauer hüllte.
Ich erinnerte mich jedoch zügig daran,
warum ich heute NOCH hier her gekommen war und suchte Troels aus meinen
Gedanken zu verbannen. Denn ich würde jetzt meine Nerven brauchen, um keine
Fehler zu begehen.
Ich trank in aller Ruhe noch einen Mocca
auf den Abschied und wählte die Nummer meiner Anwälte. Forderte sie auf, sich
bereit zu halten, alldieweil ich sie in den kommenden Stunden brauchen würde.
Auf dem Weg zur Detektei überfielen
mich pochende Kopfschmerzen und eine Panik-Attacke kündigte sich an. Ich kam
gerade noch so auf dem Parkplatz neben dem Gebäude von ACON zum stehen. Dann
brauchte ich allerdings eine Weile, um wieder handlungsfähig zu werden. Ich saß
einfach nur da. Hielt verkrampft das Steuer mit beiden Händen und rang nach
Luft. Wellen von Schmerzen und Hitze durchfluteten meinen Körper. Ich hatte
Mühe, mich ohne Hilfe zu beruhigen. Wieder zu mir zu kommen.
Am liebsten hätte ich los geheult.
Fasste mich jedoch. Denn um sich gehen zu lassen, war jetzt keine Zeit.
Ich verließ den Wagen und ging, noch
immer schwer atmend, zur Tür hinein und die Treppen nach oben. Läutete und trat
ein, nachdem mir ein älterer Mann mit grau meliertem Haar und Brille geöffnet
hatte.
Ich stellte mich vor und natürlich
hatte man mich bereits erwartet.
„Sie kommen spät.“
„Ich wurde aufgehalten.“, entschuldigen
ich mich nicht übermäßig bereuend. Doch eher förmlich und flink. So, wie hole
Worte, Floskeln eben klingen.
Ich holte nun ein wenig weiter aus
und legte meinem Gegenüber die Problematik offen dar, nachdem wir Platz
genommen hatten. Sprach ebenso die Überwachungskameras im Gelände an, wo man
mir eine entsprechende Firma offerierte. Und noch im selben Atemzug stelle man
mir Hannes Habermann, einen jungen Deutschen vor, der diesen Auftrag übernehmen
und noch heute Abend im Zentrum als Gast einchecken sollte.
Nun war es Zeit die Anwälte zu
verständigen, damit der Vertrag abgeschlossen und unterzeichnet werden konnte. Ich
würde sie ohnehin später noch einmal brauchen.
Nachdem alles erledig war, noch rasch
einen „Alibi-Kauf“ und fluchs nach Hause.
So gegen halb acht traf ich ausgelaugt,
entkräftet und müde im Zentrum ein. Gunnar war nicht da. Ich rief in an. Er
nahm nicht ab.
Sicherlich war er bei einer seiner
Konkubinen und fickte sie gerade, keimte es wütend in mir auf. Ändern konnte
ich es dennoch nicht. Wenn es so gewesen wäre.
Infolgedessen ging ich allein zum Restaurant.
Es war Zeit für das Dinner.
Auch dort war Gunnar nicht
auszumachen.
„Hast du Gunnar gesehen?“, fragte ich
Natalja. Sie schüttelte den Kopf. „Seit dem Mittag nicht.“
Als ich zu Ende gegessen hatte war
ich mir nicht sicher, ob ich Gunnar suchen, zu Kevin, oder nach Hause gehen
sollte. Ich entschloss mich für ersteres und ging zu den Nannys. Aber er war
nicht bei seinen Kindern. Anschließend ging ich zum Büro. Jedoch auch da war
niemand mehr. Und kurz bevor ich das Haus verlassen wollte, erinnert ich mich
an Gunnar Spielzimmer im oberen Stockwerk. Es konnte schließlich nicht schaden,
einmal nachzusehen. Obgleich ich hoffte, dort niemanden vorzufinden.
Die Tür war nicht verschlossen. (Überaus
verdächtig!) Ich ging die Treppen nach oben, wo ich bereits nach wenigen
Sekunden Stimmern hörte und Licht brennen sah. Ich kannte das „Spiel“ bereits.
Rasch streifte ich meine Schuhe ab, nahm sie in die Hand und ging auf
Zehenspitzen weiter. Die eine Stimme kam mir bekannt vor. Es schien Kates zu
sein. Und in der Tat, David sollte mit seiner Vermutung, dass seine Kate noch
immer mit Gunnar fickt recht behalten. Denn ich sah sie als ich näher kam.
Gunnar war auf seinem Tisch fest geschnallt, welcher aufrecht stand und sie
hantierte mit irgendetwas an seinem nackten Arsch. Aber sie war nicht allein
mit Gunnar. Da war noch eine andere Frau. Dunkelhaarig
und voll blusig. Ich kannte sie. Sie arbeitete hier und war sogar eine der
Clanschwestern. Ich glaubte mich an den Namen Mona Aström erinnern zu können.
Sie schwang eine Peitschte und gab Befehle. Gunnar hatte eine Augenbinde
übergezogen und stöhnte, als die Lederriemen auf seine nackte Haut, nahe dem
Hodensack nieder klatschten. Eine Chinesin, dürr und knochig, lutschte derweil an
Gunnars Schwanz. Sie muss eine der neu Eingestellten Frauen sein. Nur schien sie mir nicht wirklich
begeistert von ihrer Aufgabe. Da war keine Lust in ihren Augen. Kein Lächeln
auf ihrem Gesicht.
Gunnar und drei Frauen???
Aber was wunderte es mich. Er trieb
es ja ebenso mit Siv und ihren beiden Schwestern. Und nun schien er hier ebenso
noch ein zweites Trio der „Gespielinnen“ gefunden zu haben.
Ich schluckte. Mir wurde bei dem
Anblick heiß und kalt. Dieses Mal jedoch nicht vor Erregung. Sondern vor Übelkeit!
Ich hatte genug gesehen. Schlich
zurück zur Treppe, und begab mich auf den Heinweg.
In den Armen dieses Mannes, den ich
dort gerade gesehen hatte, sollte ich heute Abend einschlafen?
Diesen Mann liebte ich tatsächlich?!
Mit diesem Mann fickte ich?
Was würde ich noch alles zu Gesicht
bekommen, wenn der Detektiv seine Arbeit erst aufgenommen hatte???
Gunnar vermochte seine
Sekten-Vergangenheit offensichtlich nicht wirklich abzulegen. Seine Neigungen
ohnehin nicht. Er würde immer dergleichen Dinge tun.....und es durchaus NICHT
verwerflich finden.
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Ich war mir nicht sicher, während mir
die Bilder, welche ich soeben wahr genommen hatte, noch einmal durch den Kopf
schossen, ob ich diese Szenen vergessen konnte, wenn Gunnar später am Abend zu
mir kam und vor allem, wenn ich mit ihm in ein Bett steigen sollte.
Es ist für mich auf irgendeine Weise
noch immer erschreckend, deprimierend, belastend, entmutigend Gunnar in seinem
wahren, verborgenen, intimen Element zu sehen. Da heißt es für mich, ......durch
atmen. Verdrängen, und am besten vergessen.
Aber nun hatte ich heute einen
Vertrag unterschrieben, der mich zukünftig aller Wahrscheinlichkeit nach des
Öfteren mit solcherlei Szenarien konfrontieren würde.
WAS in der Götter Namen, hatte ich
mir nur dabei gedacht???
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Gunnar kam spät. Entschuldigte sich
und schien guter Dinge zu sein. Er lachte und scherzte. Tätschelte mir den Po
und küsste mich schmusend auf den Hals. War liebevoll und zärtlich. Genauso wie
zumeist. Der liebste Gunnar aller Zeiten. Keine Fragen. Keine weiteren
Erklärungen. Wozu auch? Wir vertrauen uns doch!
Ich hatte in der Tat Mühe mich zu
beherrschen. Das Gesehene zu vergessen und ......zu lächeln. Aber es gelang mir
tatsächlich. Umso mehr Zeit verging, umso verschmuster und liebevoller wurde
Gunnar, und umso schneller vergas ich die Bilder der sadomasochistischen
Art.......und schmiegte mich letztendlich, wie gewohnt, an Gunnars Körper, um
einzuschlafen.
Kurz bevor ich einschlief, war mir
Troels noch einmal in den Sinn gekommen. Ich fand es überaus bedauerlich, dass
unsere Beziehung nun doch auf diese Weise zu Ende gegangen war. So sehr Mann
mich auch begehren mochte, am Ende siegten meist die anderen Frauen.
Wahrscheinlich, weil sie beständiger sind. Weniger kompliziert. Weniger
geheimnisvoll. Normal...eben.....und schon ereilte mich die nächste
Panik-Attacke, während ich so sinnierte, und ich war mehr als glücklich um jede
Sekunde, die Gunnar bei mir war. Mich hielt, streichelte und beruhigte. Er war
sogar noch einmal aufgestanden und hatte mir einen Tee gekocht. Mir mein
verspanntes Genick, den Rücken und meine Füße massiert, damit ich entspannter einzuschlafen
vermochte.
Was kann sich Frau noch anderes
wünschen, als so einen überaus (treu) sorgenden Ehemann?