Auf dem
Weg ins Zentrum ließ ich noch einmal die vergangenen Stunden mit Gunnar Revue
passieren. Ein zufriedenes Lächeln huschte bei diesen Gedanken über mein
Gesicht. Alles an mir,...war zufrieden.
Und dann
fiel mir ein, ich hatte nicht einmal danach gefragt, ob wir uns heute Abend wieder
sehen und wenn,....allein?
Verdammt!
Diese Unsicherheit übertünchte und verdrängte doch tatsächlich meine
Glücksseligkeit. Nun gut. Meinetwegen. Derek war schließlich auch noch da. Wie
ein Licht am Ende des Tunnels. Ich hoffte nur, er wurde meiner Vorstellung
gerecht und erwies sich erneut als strahlender, geduldiger, loyaler Held und
Liebhaber. Allerdings befürchtete ich, dass er mir, wegen meines Verschwindens
böse sei.
--------------------------
Ich ging
nicht gleich nach Ankunft im Zentrum zum Büro. Stattdessen sandte ich Thomas
eine Nachricht, dass ich später kam. Und eine Andere zum Restaurant, um meinen
Lunch zu bestellen. Welchen man mir ins Haus liefern sollte.
Thomas
schrieb zurück, dass sich Derek für heute frei genommen hätte. Das war doch
äußerst vorteilhaft. So vermochte ich am Nachmittag meine Geschäfte zu
erledigen. (Ohne mich rechtfertigen zu müssen.)
Doch
während ich so allein saß und meine Dinkelnudeln verspeiste, dachte ich darüber
nach, dass es doch nur anständig wäre, bei Derek vorbei zu schauen. Gleichwohl,
um seine Stimmung einzusehen.
Ich fasst
Mut...und ging......zum Büro. Und genau DORT ergab es sich am späten
Nachmittag, so gegen fünf, von ganz allein. Derek kam, um zu sehen, ob an
diesem Tag noch etwas zu tun für ihn war. Ich saß noch immer fleißig mit Kevin
und Imara an meinem Rechnungspaket. Es war ohnehin Zeit das ganze zu beenden.
Denn meine Augen brannten, vom intensiven Starren in den Bildschirm.
„Oh! Du
bist hier? Das wusste ich nicht. Hättest du nicht etwas sagen können?“
„Ich kam
erst am Nachmittag und seitdem sitze ich hier über den Abrechnungen. Mit den
Bestellungen habe ich noch nicht einmal begonnen. Das hat so wie so noch bis
Morgen Zeit.“
Derek kam
etwas näher an mich heran. „Bleibst du heute?“
„Das
vermag ich noch nicht zu sagen. Vielleicht.“
„Aber zu
Abend können wir doch zumindest gemeinsam essen?“, fragte er dann.
„Ja.
Natürlich. Dann kannst du mir berichten, was du heute, an deinem freien Tag, so
getan hast.“
„Meiner
Mutter geholfen. Nichts weiter.“, beantwortete er meine Frage sofort.
Als Derek
mit Kevin, Thomas und Imara sprach, ging ich nach draußen um Gunnar anzurufen.
„Wie sieht
es heute Abend für uns aus?“, fragte ich ihn sofort.“
„Gut.“
„Gut?“,
fragte ich nach, um sicher zu gehen. „WAS bedeutet das?“
„Das ich
so gut wie fertig bin und wenn du magst, können wir gemeinsam das Dinner
einnehmen.“
„Du und
ich? Allein?“
„Ja.“
„Okay. In
einer halben Stunde bin ich bei dir.“
„Wo bist
du denn?“
„Im
Zentrum, im Büro und schwitze schon seit Stunden über den Abrechnungen von
letzten Jahr.“
„Okay.
Dann lasse ich mir Zeit und du dir auch beim Fahren. Wir sehen uns im
Apartment. Ich bringe das Essen mit.“
Nach einer
kurzen Pause bemerkte ich noch leise: „Gunnar, ich liebe dich!“
Vermutlich
konnte er nur erahnen, wie glücklich er mich damit machte, sich wie ein
(beinahe!) richtiger Ehemann zu benehmen.
Ich ging
zurück ins Büro und sagte Derek ab, der selbstredend traurig war.
„Sei nicht
böse. Bitte.“, flehte ich. „Gunnar hat mich soeben angerufen und zum Essen
eingeladen.“ Mehr gedachte ich nicht zu sagen. Es war schließlich nicht ganz
gelogen.
„Vielleicht
Morgen?“, sagte er noch, während ich bereits meinen Mantel überzog.
„Ich kann
es dir nicht versprechen Derek. Wir werden sehen.“
Somit
hatte sich mein Abend,....von ganz allein geregelt. Ich verbrachte ihn
(allein!!!) mit meinem Ehemann. Ebenso die Nacht und den Morgen.
-----------------------------------
Wir
schliefen aus. Nun ja, bis acht. Dann doch noch Sex. Gunnar kann es nicht
lassen. Offensichtlich ist genau DAS der Treibstoff für ihn, um passabel in den
Tag zu starten.
Noch
während wir uns ankleideten, läutete Gunnars iPhone. Er wurde im Büro
gebraucht. Und da auch ich Dringlichstes zu erledigen hatte, verabschiedeten
wir uns ohne gemeinsam gefrühstückt zu haben und jeder ging seiner Wege.
Allerdings verdarb mir an diesem Morgen kein beklemmender Gedanke die Fahrt zum
Zentrum. Nichts störte meine Glückseligkeit. Allenfalls die Vorstellung Derek
zu treffen und zu sehen, wahrzunehmen, dass es zwischen uns eine Missstimmung
geben würde. Was wahrscheinlich war. Angesichts dessen, dass ich ihn bereits
für zwei Abende einen Korb überreicht hatte und ihm heute den Dritten geben
musste.
---------------------------------
Derek kam
später ins Büro als sonst. Offenkundig hatte er sich noch um seine Mutter
gekümmert. Ich winkte ihm zu, sobald er das Zimmer betrat und bedeutete ihm, zu
mir zu kommen.
„Hey. Wie
geht’s es Dir.....und deiner Mutter?“, fügte ich höflicher Weise noch hinten
an.
Sein
Gesicht blieb ernst. Was doch recht bedenklich war. Er hatte die Stirn
gekräuselt und blies die Luft durch die Lippen. Ich war besorgt.
„Geht es
ihr gut?“
„Ja, ja.
Alles okay.“ Der Ton seiner Stimme gefiel mir nicht.
„Derek!
Lüg mich bitte nicht an. Was ist mit ihr?“
„Ich habe
gestern Abend einen Arzt rufen müssen. Die klimatische Veränderung setzen
meiner Mutter offensichtlich zu.“
„Sie wird
sich sicherlich daran gewöhnen.“, beruhigte ich ihn und streifte kurz seine
Hand. „Komm, gib mir einen Kuss.“, forderte ich ihn auf.
Er sah
sich um. „Vor all den Leuten? Wollten wir während der Arbeitszeit nicht
professionell bleiben?“
Ich musste
schmunzeln und auch er lächelte leicht. „Komm schon.“, ermutigte ich ihn und
zeigte mit einem bedeutsamen Blick mit dem Finger auf mich und dann auf ihn.
„Ich Chefin. Du Mitarbeiter.“, sagte ich und grinste ihn mit einem viel sagenden
Augenaufschlag an. Derek grinste zurück und beugte sich zu mir herunter, um mir
einen Kuss auf die Wange zu geben und mir mit seiner Hand leicht über den
Rücken zu streichen. Ahhhhh....wie angenehm. Ich schloss vor Verzückung, die
ich ihn bemerken ließ, die Augen und genoss.
Er
schüttelte lachend den Kopf. Beugte sich noch einmal zu mir herunter und
flüsterte mir ins Ohr. „Rea, du weißt schon, wie du Männer glücklich und zufrieden
machst.“ Er zwinkerte mir zu und drückte noch einmal meine Hand.
Aus dem
Augenwinkel sah ich, dass man uns beobachtete. Kevin grinste leicht süffisant.
Er schien nicht wirklich glücklich darüber zu sein, mich und Derek so sehen.
Thomas und Ellen lächelten nur kurz und Imara wendete sich offensichtlich eher
höflich ab. Kate stand der Hohn ins Gesicht geschrieben. Die anderen schienen
diesen Augenblick schlicht und einfach zu übergehen. Nur die zwei Jüngsten,
Julia und Casandra, konnten ein Feixen
nicht verbergen. Was mir gleichgültig war.
Die Chefin
ist stets das Ziel von Gesprächen und Gerüchten. Das hatten wir bereits schon
einmal....an Gedachtem.
Allerdings
war ich mir noch immer nicht wirklich sicher, was Dereks Stimmung betraf. Und
genau in diesem zweifelhaften Gemütszustand verbrachte ich noch einige Stunden,
bis ich mit den Bestellungen fertig war. Dachte zwischendurch einmal daran, ihn
zum Lunch einzuladen. Ließ es aber schließlich. Denn es konnte nicht gut sein,
ihm hinterher zu kriechen und mich einzuschmeicheln. DAS hatte ich in der Tat NICHT
nötig. WENN er den Wunsch verspüren sollte, mit mir Essen zu gehen,
war es an IHM mich einzuladen. Punkt.
Kurz vor
Mittag kam Derek auf mich zu. Ich lächelte ihm entgegen in der Hoffnung, dass
er nun offensichtlich doch mit mir zu Tisch gehen wollte. Allerdings, ging er
an mir vorüber, nickte mir ausschließlich zu und lenkte seine Schritte nach
draußen.
Ups! Er
war tatsächlich noch immer verärgert.
WAS sollte ich jetzt tun? Trotzig
reagieren? Auf keinen Fall! DAS wäre in keinster Weise (meiner Position)
angemessen und stand mitnichten zur Debatte! Infolgedessen, gleichwohl ich nun
einigermaßen enttäuscht und unzufrieden war, musste ich, trotz alledem, die
Kontenance bewahren und mir nichts anmerken lassen. Wie es sich eben für mich
gehört.
-------------------------------------
Ich ging
allein zum Restaurant, um dort zu speisen. Dachte, während ich so aß darüber
nach, meiner Naturheilkundigen einen Besuch abzustatten, um mir so allmählich
meine optimale Medikation aufstellen zu lassen. Rief sie an und bekam einen kurzfristigen
Termin am Nachmittag.
„Nun, so
rasch kann ich ihnen das jedoch nicht zusammenstellen. Es braucht Zeit und
mehrere Sitzungen, damit alle Beschwerden bedient und abgeklärt, und vor allem
die verschiedenen Medikamente aufeinander abgestimmt werden können. Es wird
wahrscheinlich sein, dass wir nacheinander ausprobieren, WAS ihnen am besten
bekommt. Wir sind ja eigentlich noch in der letzten Phase unserer Behandlungstherapie.
Aber okay. Nichts desto trotz können wir in die Zukunft schauen. Es kann schließlich
nicht schaden, schon einmal die Dinge anzusprechen, damit ich mir einen
Überblick verschaffen kann.“
Gerade
hatte ich das Gespräch beendet und aß mein Kompott, kam Derek mit seiner Mutter
herein. Was sollte ich tun? Ihnen winken? Oder abwarten?
Ich
entschied mich für Letzteres.
Derek
suchte sich einen anderen freien Tisch. Kam nicht zu mir. Allerdings wusste ich
genau, dass er mich bemerkt haben musste. Er schob den Stuhl seiner Mutter
zurecht, sodass sie sich setzen konnte. Sah dann doch kurz zu mir herüber und
nickte. Er blieb jedoch ernst. WAS war geschehen? Trotzte er? War er
tatsächlich böse mit mir, weil ich ihn bereits zwei Tage versetzte? Nun gut.
ICH würde jedenfalls NICHT um seine Gunst buhlen. Aus welchem Grund sollte ich
das tun? Jedoch blieb ich trotz alledem höflich. Ging beim hinaus Gehen zu
ihnen hin und begrüßte Magdalena kurz.
„Hallo.
Schön sie zu sehen. Wie geht es ihnen?“
Sie nickte
und setzte ein etwas gequältes Lächeln auf. „Die Kälte, macht mir zu schaffen.
Das bin ich nicht gewohnt.“
Ich tat
einen kurzen Seitenblick zu Derek und wandt mich dann wieder seiner Mutter zu.
„Wenn sie etwas brauchen, sagen sie es mir.“
Sie
nickte.
„Ich
dachte“, warf Derek ein, „wir hätten uns auf das DU geeinigt?“
„Oh ja.“,
Tat ich überrascht. „Natürlich. Also, Magdalena, wenn ich dir irgendwie
behilflich sein kann, haben sie, äh, habe bitte keine Scheu und sprich es an.“
Ich lächelte die beiden ein wenig verlegen an. „Ich werde mich erst noch daran
gewöhnen müssen. Verzeihen sie. Das DU fällt mir noch schwer. Vielleicht
belassen wir es im Augenblick dabei.“ DAS war eine überaus verwerfliche Retourkutsche,
die ich Derek verpasste. Über seine Mutter zu gehen. Jedoch war es nicht einmal
böse gemeint und gleichwohl von mir nicht beabsichtigt. Denn ich hatte in der
Tat Schwierigkeiten damit, mich mit Dereks Mutter zu duzen. Nur Derek würde es
sicherlich genau so auffassen, wie ich vermutete.
Ich sah
Dereks irritierten Blick. Schwieg jedoch dazu. Verabschiedete mich stattdessen
und verließ, ohne mich weiter zu erklären, das Restaurant. Schließlich hatte
auch ER nicht danach gefragt, ob wir uns heute noch sehen.
Thomas sandte
ich eine SMS, dass ich erst Morgen wieder kommen würde. Die Bestellung der
Medikamente für unsere Apotheke und der Veranstaltungsplan konnte bis Morgen
warten. Denn ich musste mir ohnehin erst einen Überblick über die Finanzen
verschaffen.
Ich konnte
es einfach nicht glauben. Derek zickt tatsächlich. Das hatte er noch nie in
dieser Form getan. Er war nie längere Zeit mit mir böse gewesen. Und im Büro
hatte ich ihn doch bereits wieder gewonnen,...... soweit....auf meine
Seite gezogen! WAS war also geschehen? Warum ist er mit Magdalena nicht zu mir
an den Tisch gekommen? Was genau genommen selbstverständlich gewesen wäre. Ich
konnte es nicht verstehen!
War es
möglich, das seine Mutter etwas damit zu tun hatte? Dass sie ihn......besprach?
--------------------------------------
Bevor ich
zur Naturheilpraxis ging, besuchte ich Gunnar im Büro und sagte ihm Bescheid,
dass ich dann am Abend auf ihn warten würde.
„Es dauert
heute nicht so lange. Ich werde frühzeitiger fertig sein. Wenn du magst, kann
ich dich begleiten. Oder dich von dort abholen.“
„Ach,
weißt du was Gunnar?“, entschied ich mich noch im Moment, „genau genommen ist mir die Lust auf Weggehen
vergangen. Ich werde noch einen Kaffee trinken und warte in unserem Apartment
bis du fertig bist. Dort kann ich mich ausruhen, schreiben oder telefonieren.
„Okay.“,
erwiderte Gunnar. Küsste mich noch einmal auf den Mund und ich verabschiedete
mich in die Runde. Achtete nicht auf Alexa oder speziell auf jemand besonderen.
Blieb distanziert, aber dennoch höflich und ebenso ein wenig erhaben.
Und
während ich nach draußen ging, hatte sich ein warmes, zufriedenes Lächeln
über mein Gesicht gezogen und breitete
sich in meinem ganzen Körper aus.
WAS war nur mit meinem Ehemann
geschehen, dass er sich jetzt ausschließlich und so liebevoll um mich bemühte?
(Was jedoch nicht von Dauer sein musste.) Allerdings gedachte ich Alexa
meinerseits ihm gegenüber vorerst mit keinem Wort mehr zu erwähnen. Dessen
ungeachtet, brannten mir drei Fragen im Gemüt. Wollte er nicht auch Zeit mit
ihr verbringen? Und WIE nahm sie es auf, dass Gunnar nun beinahe die gesamte
Freizeit mit mir verbrachte? Was tat SIE während dieser Stunden? Konnte es
womöglich sein, dass er Streit mit ihr hatte?
Ich wusste
es nicht. Während meines kurzen Besuches in seinem Büro, war dies nicht
auszumachen.
--------------------------------------------
Als ich
das Büro verließ, verspürte ich in der Tat keine Lust mehr darauf, noch einmal
weg zu gehen. Sagte den Termin kurzer Hand wieder ab und ging zu unserem
Apartment, um mich auszuruhen. Vorher trank ich noch einen Kaffee latte.
Zu Hause
angekommen, führte ich ein langes Gespräch mit Marie und schrieb, bis jetzt.