Die Frage
war, was tun am Freitagnachmittag? Bei Derek bleiben? Oder zurück nach
Stockholm, zu Gunnar fahren. Denn Gunnar hatte schließlich angemerkt: „.....und
das Wochenende, nur für uns zwei.“ (Was ich ohnehin bezweifle. Denn Alexa ist
stets gegenwärtig.)
Nun, die
Entscheidung wurde mir quasi abgenommen. Aber dazu später.
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Derek und
ich waren noch ungewöhnlich lange mit Thomas, Kevin, Imara, den beiden Marions
und Ben Holmgren im Büro. Dementsprechend spät war der Lunch, so gegen drei.
Dereks
Mutter kam zu uns an den Tisch, während wir noch speisten. Sie lachte. „Ihr
seid noch beim Mittagessen und ich komm’ zum Kaffeetrinken her.“
„Den Kaffee
trinke ich gleich im Anschluss an den Lunch.“, antwortete ich ohne weiter
darüber nachzudenken. Sie lächelte, nickte mir zu und nahm Platz.
Wir
blieben eine lange Weile mit Magdalena sitzen. Sprachen verschiedene Themen an.
Gieselle, das Kind, und was SIE, so ganz persönlich, darüber denkt.
„Schließlich
möchte jede Mutter für ihren Sohn das Beste.“, sagte ich zu ihr. „Und ICH bin
eine zwar emanzipierte, aber kranke Frau, deren Beziehungen ständig am
scheitern sind und die zudem niemals mehr Kinder bekommen wird. Welche Mutter
würde ihrem Sohn raten, sich mit so einer Person zu verbinden?“, sprach ich
schlicht und einfach aus, was ich dachte. Und es war mir gleichgültig, WIE sie
es (an-)nahm. Es war überhaupt eine sehr OFFENE Diskussion. Von ALLEN
beteiligten. Was ich doch sehr zu schätzen weiß. Magdalena scheint eine ebenso
kranke, jedoch recht selbstbewusst gewordene, ältere Frau zu sein, die genau zu
wissen scheint, was sie wann aussprechen kann und wann sie besser, in ihrem
eigenen Interesse, schweigt. Vielleicht sollte ich sogar soweit gehen, sie als
eine weise Frau zu bezeichnen, die gelernt hat, sich mit ihrer Umwelt und den
sie umgebenden Bedingungen anzufreunden. Womöglich zudem noch ihren Nutzen
daraus zu ziehen und trotz alledem zu anderen ehrlich zu bleiben. DAS würde ich
schon weise nennen. Ebenso, dass sie in keinster Weise feindselig oder zänkisch
ist. Sondern eher ruhig und gelassen. Allerdings vermag ich mir vorzustellen,
dass sie gleichwohl auch anders kann.
Nun,
vorerst werden es Vermutungen bleiben. Denn so gut und so lange kenne ich
Dereks Mutter noch nicht. Ich kann ausschließlich spekulieren, was sie wirklich
denkt. Nicht mehr.
In einer
der Diskussionspausen läutete mein iPhone. Es war Gunnar. Ich hatte es mir
bereits gedacht und mich gefragt, WANN er anrufen würde. Nun war es soweit und ich
konnte es kaum erwarten zu hören, WAS ER MIR zu sagen hatte.
„Hey
Schatz, wo bleibst du denn? Ich dachte du kommst heute zurück.“
Ich erklärte
ihm kurz, dass es im Büro noch zu tun gab und dass ich gerade erst den all zu
späten Lunch zu mir genommen hatte.
„Okay.
Kein Problem. Dann kommst du jetzt?“
„Ja.“,
sagte ich, obwohl ich in diesem Augenblick lieber nein gesagt hätte. Jedoch
erinnerte ich mich an Gunnars (Versprechen???) Worte, dass es (wieder einmal)
ein Wochenende NUR für uns zwei werden sollte.
Ich hörte,
wie Gunnar sich räusperte und fragte, was sei.
„Wir
werden Besuch bekommen?“, antwortete er.
„Wir? Wer
ist wir? Du, ich und Alexa? Oder nur du und ich? Und WELCHEN Besuch
bitteschön?“, wurde ich stimmlich ein wenig provokant.
„Ja. Wir
drei. Du, Alexa und ich.“, womit geklärt war dass es mitnichten ein Wochenende
nur für uns zwei werden wird. „Mein Bruder Carsten ist der Besuch. Mit seiner
Freundin Dalal und ihrer Familie.“
Ich
hüstelte. „Wie bitte?“ Ich entrüstete mich. „Hast du sie etwa eingeladen?“
„Nein!“,
kam noch augenblicklich der Widerruf.
„Kannst du
ihnen nicht absagen? Ich gedachte mich zu erinnern, dass du sagtest, ein
Wochenende nur für uns zwei.“
„Ja. Mag
sein.“, druckste er herum „Ich kann meinem Bruder doch nicht einfach absagen,
wenn er kommen will.“
„Doch
kannst du.“
„Nein.
Kann ich nicht.“, widersprach er mir.
„Okay. Wie
du meinst.“ Jetzt wurde ich tatsächlich zornig. War mitnichten bereit etwas
hinzunehmen, was mir widerstrebte. „Ich denke du weißt genau, dass ich meine
Zeit NICHT mit solchen Leuten verschwende. Es tut mir leid. WENN du darauf
bestehst, dass sie kommen, dann bleibe ich hier.“
Stille..................
Es war
mein Tonfall, der Gunnar zu verstehen gab, dass es mir ernst mit dem Gesagten
war. Nun schien er nachzudenken. Und dann ein: „Meinetwegen. Wie du willst.“,
sprach es und legte auf.
Offenkundig
hatte er angenommen, dass ich alles hinnehmen und trotz alledem zu ihm kommen
würde. So wie für gewöhnlich. Aber warum sollte ich? Hatte ich doch tatsächlich
das aller erste Mal sogar ernsthaft über eine Scheidung von ihm nachgedacht. Und
es selbst vor Derek und seiner Mutter ausgesprochen. Vielleicht sollte ich ganz
und gar als freie, wilde Frau und Chefin meines eigenen spirituellen Zentrums
hier, im Haus am See wohnen und mir die Männer nehmen, wie es mir gerade
beliebt. DAS wäre EINE Möglichkeit, die ich nur all zu gern in Betracht ziehen
würde. Denn eine Entscheidung zu Gunsten Dereks wollte ich, augrund dieser
Giselle und ihrer Schwangerschaft, tatsächlich noch nicht fällen.
„Kevin ist
anscheinend deine letzte Option.“, bemerkte Derek ein wenig lapidar, als wir
über meine Gefühle zu ihm sprachen. Denn ich hatte ernsthaft angemerkt, dass ich
noch immer, in meinem Inneren, etwas für Kevin empfand.
„Warum
denn nicht?“, sagte ich gerade heraus UND es war mir total ernst damit. Wenn
mir so nach und nach die Freier ausgehen, würde ich sogar mit Kevin, dem Mann
im Rollstuhl, vorlieb nehmen. Und es war nicht NUR eine letzte verzweifelte
Tat. Nein. Ich könnte es mir durchaus vorstellen mit ihm zusammen zu sein. Und
ich würde mich gleichwohl an seine Kränklichkeit gewöhnen. Denn immerhin war er
noch DER Kevin, den ich schon so lange
Zeit kannte und in gleichem Maße auf eine besondere Weise liebte. Ob er nun
gehen konnte oder nicht.
Derek war
von meinen ach so ehrlich und offenen Gedanken nicht wirklich angetan. Magdalena
schmunzelte. Tat dazu nur wenig Bemerkungen kund, sodass ich erneut nicht
einzuschätzen vermochte, wie sie tatsächlich zu mir und meiner Sicht der Dinge
stand.
Irgendwann
war ich es leid, Rede und Antwort zu stehen. Es war ähnlich, wie auf einer Anklagebank
zu sitzen. Was ich total unnötig fand. Infolgedessen brach ich ab und ging
allein zurück zum Haus, während Derek seine Mutter zur ihrer Hütte begleitete.
Gleich anschließend kam er noch einmal kurz zu mir, um mich davon in Kenntnis
zu setzen, dass er JETZT beabsichtigte, ins Fitnessstudio zu gehen.
„Nun gut.
Wenn es denn sein muss. Dann schreibe ich eben und surfte ein wenig im
Internet.“
„.....wie
du es immer tust.“, vervollständigte er meinen Satz aus seiner Sicht heraus.
Ich
erwiderte nicht und ließ ihn ziehen.
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Derek kam gegen
acht zurück, als er fertig war Gewichte zu stemmen. Okay. Ich verstehe, dass so
ein muskulöser Körper Training braucht. Warum nicht? In jedem Fall ist es
besser Derek im Kraftraum zu wissen, als (m)einen Ehemann mit anderen Frauen.
Von Gunnar
hörte ich an diesem Abend kein einziges Wort mehr. Nichts. Kein Anruf. Keine
Aufforderung zum Kommen. Keinerlei Verständnis. Kein Einlenken. Zudem fragte
ich mich, ob Alexa das alles so zu tolerieren vermochte. Anscheinend konnte sie
es.
WAS soll
ich daraus schließen? Dass ihm seine Familie, seine Brüder wichtiger sind als
ich? Oder will er mich einfach nur bestrafen? Mich nötigen nachzugeben.
Ich weiß
es nicht.
Im
Gegenzug dachte ich über eine Strafe für Gunnar nach. Eine Reise mit Derek nach
Australien, zum Tennisturnier, kam mir in den Sinn. Nur war ich mir nicht
sicher, ob Derek mich überhaupt begleiten würde. Muss er sich doch hier um
seine Mutter kümmern. Schließlich hat er es ihr versprochen. Also ließ ich den
Gedanken fallen und schwieg.
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Es ist ein
angenehmes Zusammensein mit Derek. Ich könnte mich womöglich sogar daran
gewöhnen. Wer weiß. Allerdings ist er gleichwohl ein Familienmensch und seine
Familie ist ebenso groß wie Gunnars. In dieser Hinsicht würde sich wohl kaum
etwas verändern und ich bin auch in seinem Fall nicht bereit, mich
Familiensitten anzupassen oder in seine Familienstrukturen einzufügen. Ich bin
kein wirklich geselliger Mensch.
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Der Abend,
die Nacht und der Morgen (samt Sex), einfach nur........s-c-h-ö-n! Angenehm und
lebenswert. Keinerlei Beschwerde.
Derek
besuchte sogleich nach dem Frühstück seine Mutter und im Augenblick trainiert
er bereits.
Ich,.......denke
über meine nächsten Schritte nach und warte auf einen Aufruf von meinem
Ehemann. Oder sollte ICH IHN etwa anrufen?