Als wir am
Sonntagnachmittag so gemütlich auf der Couch saßen, entspann sich zwischen uns
ein Gespräch. Wie so oft.
„Weißt du
Rea“, begann Derek erneut, sich in entschuldigender und demütiger Haltung zu
nähern. „Ich habe immer noch das Gefühl, dass du böse mit mir bist. Wegen
dieser Geschichte mit Giselle.“
„Ich
lächelte ihm entgegen. „Weißt du Derek, ICH denke ebenfalls immer wieder
darüber nach, ob DU MIR noch böse bist. Wegen den harten Worten, die ich rein
geschäftlich mit dir sprach.“
Derek legte
seinen Arm noch enger um meine Schulter und küsste mich. „Das ist doch nicht
das Gleiche, mein Herz. ICH bin dir jedenfalls nie böse gewesen. Ich verstehe
das doch. Ich habe darüber nachgedacht und mir ist selbstverständlich bewusst,
was du meinst UND,....du hast damit natürlich Recht. Ich weiß, ich muss mich
bemühen, meiner neuen Stellung gerecht zu werden. Aber das schaffe ich schon.“
„Das weiß
ich doch Derek. Das weiß ich doch.“, lobte ich ihn. Und ich ahnte auch, warum
mich diese Giselle nur wenig tangierte. Weil ich Derek nicht SO liebte wie er
mich und.........wie ich es mit Gunnar tat. Bei ihm war und bin ich wesentlich
eifersüchtiger. Im nächsten Augenblick läutete Dereks iPhone. Er beugte sich
vor, nahm es zur Hand und sah nach, WER es war. Bedeutete mir dann mit
erhobenem Zeigefinger zu warten. Stand auf und ging ins Zimmer nebenan. Wo ich
ihn reden hörte. Nach etwa fünf Minuten kam er zurück. Ich fragte, wer es war.
„Meine
Mutter.“, antwortete er. In der Zwischenzeit war ich aufgestanden und lief hin
und her.
Ich hatte
Derek noch nie von seiner Mutter sprechen hören. Oder von seiner Familie
überhaupt. Erst JETZT fiel mir auf, wie wenig ich doch von ihm wusste.
Vielleicht hatte ich mich auch bisher gesträubt, mehr darüber zu erfahren, oder
mich näher mit ihm zu beschäftigen. Ich hatte ihn nie nach seinen Angehörigen
gefragt.
Er schien
unruhig zu sein. Druckste herum. Räusperte sich und nahm meine Hand. Küsste sie
und sah mich mit durchdringenden Blicken an.
„Ich muss
dir etwas beichten.“
Oh Gott!
Was jetzt? Ich sah ihm erschrocken in die Augen und kräuselte die Stirn.
„Nichts
Schlimmes. Keine Angst.“ Derek schien nervös zu sein. Sah auf die Uhr. „Setzt
dich doch einen Augenblick. Ich erkläre es dir.“
Wir nahmen
unsere gewohnten Positionen auf der Couch wieder ein und mein Blick zu Derek
hinüber, war erwartungsvoll. Er biss sich kurz auf die Unterlippe und dann.....beichtete
er. „Es ist schwierig. Weißt du?“ Noch einmal entstand eine kleinere
Pause und er sah mich forschend an. „Mein
Vater hat zwei Frauen. Meine Mutter Magdalena. Sie lebt in Oakland,
Kalifornien. Und eine zweite Frau in Japan.“ Nun kramte er hastig ein paar
Fotos heraus, um sie mir zu zeigen. Bilder von seinen Geschwistern, waren
ebenso dabei. „ICH, bin der einzige Sohn meiner Mutter. Aber mit Naoko hat mein
Vater noch vier Kinder. Also habe ich zwei Stiefbrüder und zwei Stiefschwestern
in Osaka. Mein Vater pendelte bisher immer zwischen den beiden hin und her.
Aber jetzt, hat er sich dazu entschlossen, ganz in Japan zu leben. Und da meine
Mutter krank ist, habe ich sie gebeten, zu MIR zu kommen. Damit ICH für sie
sorgen kann. Sie ist, so zu sagen im Landeanflug auf Stockholm und ich werde
sie JETZT am Flughafen abholen. Wenn du
magst, kannst du mit mir kommen. Was denkst du?“ Dereks Augen fixierten mich.
Huschten unruhig hin und her.
Wow! SO
tief hatte ich nie vor, in seine Familiengeschichte einzutauchen.
„Krank?
Was hat sie denn?“
Derek
antwortete nicht. Sah stattdessen noch einmal auf die Uhr und erhob sich, um
sich Schuhe und Jacke anzuziehen. „Wir müssen gehen. Kommst du mit? Ich werde
dir auf der Fahrt noch ein wenig über meine Mutter erzählen. Okay?“
Und schon
hatte ER für uns beide entschieden, gemeinsam zu gehen. Nur war es nicht
wirklich nach meinem Geschmack, jetzt nach Stockholm zu fahren. Von Gunnar
hatte ich jedoch bis zu diesem Zeitpunkt ebenso wenig gehört. War er womöglich
zurückgekommen? Wenn, hätte er sich sicherlich bei mir gemeldet. Also, was
konnte es schaden, Derek nach Stockholm zu begleiten. Meinetwegen......
„Warum
hast du nie vorher etwas von ihr, oder deiner Familie erwähnt?“, fragte ich
Derek, während wir in seinen Wagen stiegen.
Er pustete
die Luft durch seine Lippen. „Ich wollte dich damit nicht weiter belästigen.“,
was mir vollends und vorübergehend als Antwort genügte. Denn ich hatte andere
Sorgen. Ich musste Gunnar erreichen. Infolgedessen rief ich ihn an, sobald wir
los gefahren waren und er nahm tatsächlich ab.
„Wo bist
du?“, fragte ich als erstes.
„In Alexas
Apartment.“
„Und deine
Familie?“
„Der
größte Teil ist bereits auf dem Flug nach Hause. Wir haben sie gerade zum
Flughafen gebracht und verabschiedet. Ich soll dir Grüße ausrichten und sagen, dass
es ihnen im deinem Zentrum wirklich gut gefallen hat. Meine Brüder und mein
Vater sind noch hier. Wir werden später noch einmal gemeinsam los ziehen und
feiern. Alexa wird hier bleiben. Zumindest hat sie das für sich so
entschieden.“
„Okay.“
„Du bist
sicher noch bei Derek. Oder?“
„Ja.“,
blieb ich einsilbig. „Dann wünsche ich dir viel Spaß, mit deinen Brüdern.“,
sagte ich und legte auf. WAS hätte ich auch anderes tun, oder noch anderes
sagen können? ER hatte entschieden und ich konnte ihn durchaus verstehen, dass
er noch eine Weile mit seinem Vater und seinen Brüdern zusammen sein wollte.
Alles in
allem, war es jedoch für mich eine diffizile Situation. Weder Fisch noch
Fleisch. Verdammt!
„Ist
Gunnar zurück?“, fragte Derek.
„Nein. Er
ist noch immer in Stockholm mit seinem Vater und seinen Brüdern. Der Rest der
Familie schein abgereist zu sein.“
„Okay.
Dann bleibst du sicher bei mir.“ Derek sah kurz zu mir herüber und lächelte mir
zu.
Ich
antwortete nicht. Lächelte wage zurück. Denn, WAS, sollte ich nun mit seiner
Mutter anfangen? Ich hatte mitnichten in DIESE Lebenslage kommen wollen!
„Nun,
möchtest du mir vielleicht noch ein wenig über deine Mutter und deine Familie
erzählen?“, ermunterte ich Derek zu sprechen. Schließlich gedachte ich zu
wissen, WAS da auf mich zukommen wird.
Alles in
allem, war es mir nicht wirklich angenehm und am liebsten, wäre ich zu Hause,
in meinem Haus, vor dem Fernseher gesessen. Und nicht hier, in der Kälte, auf
dem Weg nach Stockholm.
„Meine
Mutter ist schon seit vielen Jahren krank.“
„Was hat
sie denn?“, fragte ich und hoffte, dass er mich nun endlich erhellte.
„MS. Wie
du.“
Ich
hüstelte. DAS war jetzt allerdings ein dicker Brocken! Den ich
erst einmal verdauen musste. WOW!
„Und wieso
hast du bisher nicht darüber gesprochen?“, warf ich ihm sein Schweigen vor.
„Wie
gesagt, ich wollte dich damit nicht belasten. Außerdem lebte sie bisher ...weit
weg.“
Was die
Krankheit betraf, fragte ich nicht weiter nach. Denn im Grunde, mied ich
Menschen, die ähnlich krank waren wie ich. Ich wollte DAS nicht sehen. Und
jetzt? Wusste ich nicht, was mich erwartet. „Kann sie gehen?“, fragte ich
schließlich nach einer Weile, die Derek mir achtsamer Weise zugestanden hatte.
„Ja.
Wieder.“
„Okay. Das
ist gut.“ Nun war ich doch einigermaßen beruhigt.
Derek
lächelte wieder zu mir herüber. „Mach dir keine Sorgen. Alles wird gut.“
Den Rest
der Fahrt fragte ich nicht(s) weiter nach. Surfte übers iPhone im Internet. DAS
war mir genug Familie,.......für einen Tag. Mit einem halben Ohr hörte ich
Derek über seinen Vater erzählen. Über seine Mutter, die andere Frau und seine
Geschwister. Es interessierte mich in diesem Augenblick nicht wirklich. Was
Derek natürlich nach einer Weile bemerkte und schwieg. Ich vermute, er dachte sich,
dass ich nun erst einmal mit dem unmittelbaren Nahen seiner Mutter zu tun
hatte. Was er sicherlich verstand. So hoffte ich.
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Nun, alles
in allem sah man es seiner Mutter nicht an, was sie hat. Sie war eben eine
ältere, etwas korpulentere Frau, die ein wenig humpelte. Nicht mehr. Damit kam
ich zurecht.
Auf der
Rückfahrt redete ich nicht viel. Ließ Derek und seine Mutter miteinander
sprechen. Trotz alledem.......
........gedachte ich der Situation zu „entfliehen“
„Ich will euer Wiedersehen nicht stören.“, sagte ich und wollte schon gehen. Derek
jedoch, (ent)ließ mich nicht. ICH wollte so wenig wie möglich und am besten gar
nicht über Krankheiten sprechen. Schnitt andere Themen an. Sofern man mich mit
ins Gespräch einbezog. Denn im Grunde war Magdalena doch erst einmal mit den hiesigen
Umständen und dem Auspacken ihrer wichtigsten Pflegeutensilien samt wärmerer
Kleidung beschäftigt.
„Mom,
sobald die Gäste ausgezogen sind, lasse ich die Hütte gleich hinter meiner für
dich herrichten. Heute schläfst du in meinem Bett. Rea und ich, schlafen hier
auf der Couch.“
OH! Erneut
traf Derek eine Entscheidung für mich, über meinen Kopf hinweg. Was dachte er
sich eigentlich dabei. Gut. Mag sein, dass es für seine Mutter das Beste war.
Aber ICH, auf der Couch? Was sollte das?
„Nein,
nein.“, begann ich mich gegen seine Entscheidung aufzulehnen. Blieb jedoch
höflich dabei. „Ich werde dann lieber in meinem Haus schlafen. Womöglich ist es
besser, sogar gleich zu gehen. Ich möchte euch beiden nicht stören. Ihr habt
euch doch sicherlich viel zu erzählen.“
Derek
Gesichtszüge glitten in eine gewisse Besorgnis ab. „Bleib doch, Rea.“, suchte
er beflissen mich umzustimmen. „Ich möchte nicht, dass du gehst.“
„Okay.
Noch ein Weilchen.“
Etwas
später kam ich auf die närrische Idee, mitten in der Nacht nach Stockholm zu
fahren und in unserem Apartment auf Gunnars Rückkehr zu warten. Was vermutlich
darauf zurück zu führen war, dass ich NICHT auf der Couch zu schlafen gedachte.
Derek redete es mir erfolgreich aus und ich blieb.......letztendlich doch bei
ihm.
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Es war
womöglich doch ganz vorteilhaft gewesen hier zu bleiben. Denn der Montagmorgen
gehörte und gehört nun wieder dem Briefing im Büro. Und da Derek ausschließlich
für diese eine, wichtige Sache mit mir kam, blieb ICH dann und übernahm an
Kevins Seite. Schließlich musste ER sich vordergründig um seine Mutter kümmern.
Was ich durchaus verstand.
Kaum dass
das Briefing beendet war, bekam ich eine Nachricht von Ian: `Komm’ doch bitte
zu mir.´ Genau genommen hatte ich weder Zeit noch verspürte ich die Neigung
dies zu tun. Hatte er doch schließlich bis jetzt keine Sehnsucht nach mir. Aber
JETZT, wo diese Nelly abgereist war, wollte ER MICH sehen? Nein. Ich glaube
eher nicht. Betrachte ich die Angelegenheit jedoch aus einem anderen Winkel,
wäre ich schon daran interessiert mit ihm über gewisse Dinge zu reden.
Möglicher Weise erführe ich etwas........darüber, was ihm diese Nelly bedeutet.
Gunnar
hatte selbstverständlich die Nacht mit Alexa verbracht. Ich rief ihn kurz an
und er sagte mir, ER sei selbst bereits wieder tätig in seinem Job. Es gäbe
viel zu tun.
Da Derek
ohnehin mit seiner Mutter beschäftig war, verabredete und traf ich mich nun
doch mit Ian........in seiner Hütte.
Ian war,
wie stets, überaus charmant. Hatte Champagner kommen lassen und kleine
Kanapees.
„Ich
dachte, wir brunchen gemeinsam.“ Er grinste und reichte mir ein Glas.
„Was wird
DAS Ian? Denkst du etwa daran, mit mir ins Bett zu steigen?“, brüskierte ich
ihn. Womit ER hingegen, NICHT zu irritieren war.
„Warum
nicht?“ Er zwinkerte mir zu. „Haben wir das nicht schon einmal getan?“
„Und WAS
ist mit Annica? Deiner Tochter? Und dieser Nelly?“
„Nelly ist
gestern abgereist. Wir sind fertig mit den Aufnahmen. Jetzt bleiben mir nur
noch meine eigenen mit der Band.“
„Wo ist
Annica eigentlich?“
Ian
grinste. „Denkst du sie ertappt uns, wenn wir Liebe machen?“
„IAN!“
Er setzte
eine Unschuldsmiene auf, hob die Schulter und breitete die Arme aus. „Was ist?
Magst du nicht?“
Ich
schnaufte. „Weiß du was ich denke? Du hast mit dieser Nelly gefickt. Und jetzt,
wo sie weg ist, und Annica auch, gedenkst du die Gelegenheit zu nutzen und den
Rest der Zeit, die du hier sein wirst, mit mir zu verbringen. Liege ich da in
etwas richtig?“
„Wow! Du
denkst also wirklich, ich hätte etwas mit Nelly gehabt?“
„Ja. Das
denke ich. Und möglicherweise hat deine Annica etwas bemerkt, ist sauer auf
dich und deshalb vorzeitig abgereist.“
Ian
räusperte sich und grinste. Verzog das Gesicht, was mir sagte, dass ich
annähernd richtig lag.
„War
Annica eifersüchtig auf diese Nelly? Hat sie mit dir deshalb gestritten?“
Ian
pustete laut hörbar die Luft durch seine
Lippen.
„Was, zum
Henker, interessierst du dich dafür. IM Augenblick ins es doch völlig
irrelevant. Carpe diem! Nutze den Tag und den Augenblick. Und UNSER Augenblick
ist JETZT Rea. Also nutzen wir ihn und haben Spaß daran.“
„OHHH nein
Ian. Ich bin nicht dein Äffchen, das kommt, wenn du rufst. Das mit dir in die
Kiste springt, wenn du Lust dazu verspürst und Zeit für mich hast. Ich dachte
mich daran zu erinnern, dass du mich liebst. SO allerdings, sieht Liebe nicht
aus. Was ist LIEBE eigentlich für DICH?!“
Ian wurde
ernst. „Was soll Liebe sein? Ein Gefühl voller Leidenschaft und des Verlangens.
Der Zuneigung und der Sympathie. Der Innigkeit und der Hingabe an jemanden. Und
das alles fühle ich für dich. Rea.“
„Und für
wen noch?“
Ian
schnaufte. „Rea, was soll das jetzt. Ich dachte, wir machen uns ein paar schöne
Stunden. Jetzt, wo Annica fort ist, haben wir endlich Zeit für uns. Ich dachte
auch DU wolltest das?!“
Was sollte
ich jetzt tun? Seinem Verlangen nachgeben? Nur weil die Gelegenheit dazu gegeben war?
Denn im Grunde, war ich mitnichten auf IAN eingestellt. Mein Kopf war bei Derek
und vor allem bei Gunnar, nach dem ich mich sehnte.
Andererseits,....sollte,
KONNTE
ich diese Gelegenheit verstreichen lassen? Wer weiß, WANN ich IAN
wieder sehen sah? Alles in allem, war mir im Augenblick in der Tat NICHT
danach mit Ian zu ficken.
„Okay.“ Ian
schien sich umzuorientieren, was seine Vorstellung betraf, mich JETZT zu
verführen. „Es muss nicht heute sein. Wir haben dafür noch ein paar Tage Zeit.“
Nun lächelte er wieder. „Dann lade ich dich wenigstens zu Essen ein.“, was
ebenso ein heikle Angelegenheit für mich war. WAS würde Derek nebst seiner
Mutter denken/sagen, wenn ich am Tisch neben ihm mit Ian saß und Ian mit mir
flirtete? Andererseits war ich schließlich die Chefin des Zentrums und konnte
selbst entscheiden, was ich tat und was nicht. Aber genau darum ging es hier!
Zu entscheiden, was in diesem Augenblick richtig war. Und DAS,
nicht ausschließlich für mich. Immerhin galt es Rücksicht zu nehmen. Auf die
Gefühle anderer. Und Ian, hatte im Augenblick ausschließlich seine ganz
persönliche Befriedigung im Kopf. Nichts weiter. Aber Derek und seine Mutter
gedachte ich mit meinem Verhalten und meinen Entscheidungen nicht zu
brüskieren. Auch ICH durfte nicht NUR mit dem, was zwischen meinen Beinen war,
denken. Denn so nach und nach gefiel mir der Gedanken schon, mit Ian zu ficken.
Allerdings ließ ich es!
Ich hob
meinen Zeigefinger als Achtungszeichen und kramte mein iPhone heraus. „Warte
kurz. Ich antworte dir gleich.“, sagte ich zu Ian und rief Derek an.
„Wo bist
du?“, war selbstverständlich seine erste Frage, die ich tunlichst übersprang.
„Wolltest
du mit mir essen gehen?“, fragte ich ihn stattdessen.
„Wir
warten auf dich. Sind bereits im Restaurant. Kommst du?“
„Ja. Ich
bin in wenigen Augenblicken bei euch. Bestelle schon mal für mich.“
Nun setzte
ich eine bedeutsame Miene auf. Aber Ian hatte bereits begriffen. Die
Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben und er schien tatsächlich
traurig zu sein.
„Ian.
Vielleicht ein anderes Mal. Aber jetzt, bin ich mit Derek und seiner Mutter
verabredet.“
„Oh!! Sieh
an. Dereks Mutter ist hier?“
„Ja. Sie
ist gestern angekommen.“
„Na dann.
Auf ein anderes Mal.“ Nun war auch Ian recht kur angebunden.
Ich stand
auf und gab Ian einen Kuss auf die Wange. Er blickte traurig drein und als ich
mich nach meinem Mantel streckte, packte er mich noch einmal und zog mich zu
sich heran. Mit einem leidenschaftlichen Kuss verabschiedete ER sich nun von
mir. Entließ mich aus seiner Umarmung und wies desillusioniert mit einer eleganten
Handbewegung zur Tür.
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Ich
speiste mit Magdalena und Derek zum Lunch und als wir da so saßen, kam
(natürlich!) Ian herein. Lenkte seine Schritte zu unserem Tisch und grüßte.
„Hallo
Derek. Schön dich zu sehen.“ Ein süffisantes Grinsen in meine Richtung konnte
er (auf Grund seiner angekratzten und verschmähten Männlichkeit) allerdings
nicht unterlassen. Derek hatte es selbstredend bemerkt und als er gegangen war,
dachte ER offenkundig ebenso eine scheele Bemerkung machen zu müssen.
Er tupfte
sich den Mund mit seiner Serviette und ließ sie ein wenig theatralisch auf
seinen Teller fallen. Ich, UND seine Mutter sahen ihn fragend an.
„Was war
DAS denn jetzt?“, fragte er in die Runde.
Ich kehrte
meine Ahnungslosigkeit hervor. „Was meinst du denn?“
„Ian.“
Derek blieb ernst. Seine Mutter allerdings begann zu grinsen. „Derek! Du bist
doch nicht etwa eifersüchtig auf ihn?“ Sie lächelte ihn an.
WOW!
Dachte ich so. DAS hatte ich jetzt (von ihr) nicht erwartet. Genau genommen hatte
sie sich damit (ein wenig?) auf meine Seite gestellt und entschärfte somit die
Situation. Auch Derek lachte nun wieder und nickte. „Ja Mutter. Du hast, wie
immer, Recht.“
Ich
grinste zu Derek hinüber. „Du musst dich nicht wegen Ian sorgen. Er ist nicht wichtig
für mich.“
Derek zog
die Brauen nach oben. „Da bist du dir auch sicher?“
„Ja. Das
bin ich Derek.“
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Derek und
seine Mutter sind nach dem Lunch nach Stockholm zum Shoppen gefahren. Es ist
dringlichst erforderlich ihr angemessene Kleidung zu kaufen.
Derek
hatte mich gefragt, ob ich sie begleiten möchte. Ich hatte verneint.
„Ich bin
müde, Derek. Lass mich hier....und ausruhen in meinem Haus. Ich schreibe ein
bisschen.“
Selbstredend
äußerte er die Befürchtung, dass ich in seiner Abwesenheit nach Stockholm, zu
Gunnar fahren könne.
„Ah. Du
hast deiner Mutter also von Gunnar erzählt?“
„Ja.“,
antwortete sie stattdessen. „Er hat mir gesagt, dass du verheiratet bist.“
„Nun“,
begann ich mich zu rechtfertigen, „was Männer können, können Frauen schon
längst. Sie müssen sich es nur nehmen und es wird Zeit, sich diese Domäne
wieder zurück zu erobern. WIR, die Frauen, sind die Gebieterinnen der Welt. WIR
gebären Leben. WIR sind genau deshalb anbetungswürdig und nicht anderes.“
Ich sah
Derek, wie er die Brauen nach oben zog und sich seine Stirn in Falten legte.
„Was?“,
fragte ich ihn.
„Nichts.
Du hast selbstverständlich Recht Rea. Aber für meine Mutter ist das sicherlich
noch etwas neu. Ich glaube, du solltest gemächlich beginnen.“ Nun lächelte er.
Ich
schnaufte ein wenig. „Ja. Derek. Verzeih.“ Dann wandt ich mich Magdalena zu.
„Und auch sie. Verzeihen sie mir. Manchmal, schieße ich recht zügig übers Ziel
hinaus.“
Sie nickte
mir freundlich zu. „Kein Problem mein Kind. Ich finde es gut, was sie sagen.“
„Und
eigentlich“, bemerkte Derek lächelnd, „könntet ihr beiden DU zueinander sagen.“