Samstag, 16. Januar 2016

Ein Samstag im Büro



Noch bevor Gunnar losgefahren war, rief ich Derek an, um ihn darüber zu informieren, dass es günstig für uns stand.
„Ich kläre das mit meiner Mutter und komme dann zu dir.“ Derek weiß genau, dass ich nicht gern in seiner Hütte übernachte. Das ich es lieber habe, wenn ER zu MIR kommt und wir in meinem Haus schlafen.

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Ich ging noch mit Gunnar ins Restaurant, um das Dinner einzunehmen. Und es ist schon eigenartig, wie viel Leute man dort trifft. Lara beispielsweise. Sie kam an unseren Tisch. Gänzlich ungeniert. Gerade so, als wäre sie erneut Gunnars Favoritin. Was nicht der Fall ist. Ein Wunder, dass sich nicht noch unaufgefordert zu uns setzte.
Eigenartiger Weise grüßte sie zuerst mich und dann erst der verstohlen Blick zu Gunnar hinüber. Der grinste. Ich wusste Bescheid. Kommentierte diese ach so geheime Geschichte jedoch nicht. Beließ es dabei und ging beflissen darüber hinweg.
Und im nächsten Augenblick sah ich Jason uns seine Familie, wie sie das Portal der Tür durchschritten. Schließlich war Jason gleichwohl EINER, derer, die mit Lara schliefen. Sie setzten sich gleich vorne neben die Eingangstür. Dann kam Derek mit seiner Mutter. Die beiden steuerten auf uns zu. Wie ich sah, war Derek die treibende Kraft. Und wie fabelhaft! Die beiden vertrieben (Gott sei Dank!) Lara von unsrem Tisch, die sich recht zügig verabschiedete, als sie Derek nahen sah.
Derek stellte Gunnar seiner Mutter vor. Es war das erste Mal, dass sich die beiden begegneten. Einen Augenblick lang, stand ihr Mund offen und sie starrte Gunnar an. Da war Bewunderung. Gunnar schien ihr offenkundig, rein optisch, zu gefallen. Was hatte sie denn gedacht? Er sei ein dicker, alter Mann? Wohl kaum!
Derek und seine Mutter nahmen gleich am Tisch neben uns Platz.
Irgendwo dahinten, sah ich Sarah sitzen mit Ryan. Gleich nebenan Thomas und seine  Flamme, Natasha Sandström. Malika und Milo Andersson saßen ein wenig in der Mitte an einem Tisch. Waren sie etwa ein Paar? Oh! Da war Norman Pålsson  mit seinem Sohn. Wie hieß er noch? So fern ich mich erinnerte, war sein Name doch überaus speziell. Lucien. Genau.  Ich hatte die beiden lange nicht gesehen. Oder wahrgenommen. Schande! Giselle Carter war ebenfalls hier. Ich sah sie auch nur, weil sie in diesem Augenblick geradewegs auf Dereks Tisch zu steuert. Mit einem Grinsen und einem unverschämten Seitenblick zu mir. Was sonst? War mir egal!
Rechts neben der Theke saß Cara Holm und einige andere Frauen. Paula Diaz bediente sie. Rechts in der Mitte zwei Tische voll junger Chinesinnen. Ich kannte ihre Namen nicht. Wie auch? Gleich dahinter, die Dunkelhäutigen. Dann kamen Zuckefötzchen und ihr Lebensgefährte, Nathan Cutter. Daneben Ellen Parker und Amaya Ji. Josh saß mit unserem Gärtner an einem Tisch. War dies Zufall? Oder kannten sie sich?
Aber genug davon.

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Gunnar fuhr, wie besprochen, nach dem Dinner nach Stockholm. ICH, wartete in meinem Haus, bis Derek kam. Es dauerte gleichwohl nicht lange.
Ich war müde und erschöpft von den Ereignissen des Tages und wir gingen frühzeitig zu Bett. Schliefen aus und auch am Morgen gab es keinen Sex. Mir war schlicht und einfach nicht danach. Wir redeten ein wenig miteinander. Über uns. Über Gunnar. Über das Zentrum und seinen Job als Chef. Über seine Mutter, seine Familie und Giselle.
„Deine Mutter hasst mich. Nicht wahr?“, warf ich so einfach einen Satz in den Raum.
Derek stutzte. Dann lachte er. „Nein. Natürlich nicht.“
„Tut sie doch.“, blieb ich dabei.
„Warum denkst du das?“
„Wegen Gunnar. Dir und mir.“
„J-a. Mag sein, dass sie es sonderbar findet, dass sich eine Frau zwei Männer hält. Was sie nur umgekehrt kennt.“
„Und das es eigenartiger Weise gerade ihren Sohn betrifft. Sie hat dich sicher besprochen, die Finger von mir zu lassen und Giselle ins Auge zu fassen, angesichts ihrer Schwangerschaft.“
Derek kräuselte die Stirn.
„Sie merkte so etwas an. Ich bin jedoch nicht weiter darauf eingegangen. Sagte ihr nur, dass ich DICH liebe Rea und nicht Giselle.“
„Aber WAS wird aus uns, wenn es tatsächlich DEIN Kind ist und sie es gebiert?“
Derek schnaufte. „Ich weiß es nicht. Sollte es tatsächlich SO sein, mache ich mir Gedanken darüber, wenn es so weit ist. Im Augenblick habe ich weder Zeit noch Sinn dafür.“

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Kevin rief an, kaum dass wir gefrühstückt hatten.
„Kommt ihr endlich? Die Leute wegen der Einstellungsgespräche sind hier.“
„Was?“
„Habt ihr das etwa vergessen?“
„Du....ich....wie jetzt?“ Ich stotterte vor mich hin und zweifelte an mir. „Hattest du mich tatsächlich davon in Kenntnis gesetzt? Ich vermag mich daran nicht zu erinnern.“
„Ich hatte es Derek gesagt. Ich dachte, er informiert dich darüber.“
„Ach. In der Tat? Dann hat er es offensichtlich vergessen.“
Derek sah mich fragend an. „WAS habe ich vergessen?“
„Mir zu sagen, dass Kevin einige Leute einlud, wegen eines Jobs.“
Ich sah wie Derek dachte. „Ja. Kann sein.“, gesandt er dann und schien noch immer in seiner Erinnerung zu kramen.

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In jedem Fall arbeiteten wir bis jetzt unablässig an personellen Veränderungen. Gegessen wurde nebenbei. (Ein wahrhaft ehrgeiziges Projekt am heutigen Tag!)
Gunnar hatte zwischenzeitlich angerufen, um sich nach mir zu erkundigen und um mir zu sagen, dass er noch einen weiteren Abend mit seinen Brüdern zusammen sein wird. Ich sagte ihm, dass wir (Ich, Derek und Kevin) ohnehin noch lange Zeit im Büro sein würden. „Es gibt heute so viel zu tun. Und es ist Kevins Schuld.“ Ich zwinkerte zu Kevin hinüber.
„Wenn ihr schon so umfassende, personelle Umstrukturierungen vornehmt, kannst du Lara vielleicht in einer besseren Position unterbringen?“, bemerkte Gunnar ein wenig dreist.
Genau genommen gedachte ich NICHT, mich auf Derartiges einzulassen. Jedoch Gunnar kann durchaus überzeugend sein. Wenn will. Und er wollte. Und ICH wusste WARUM!
„Okay. Meinetwegen.“, sagte ich schließlich, damit er Ruhe gab. Meine Nerven lagen ohnehin bereits ein wenig blank. Infolgedessen wird Lara nun als Empfangsdame eingearbeitet. Sie wird als Springerin fungieren, wenn eine der anderen kurzfristig ausfallen sollte.

So ganz nebenbei erzählte mir Kevin, dass Rose Berggren wieder die Nanny für seinen Sohn sein wird. Wenn Janina (seine Lebensgefährtin und Schwester seiner verstorbenen Frau) entlastet werden muss.


Nun schließe ich den Tag und das Büro, und lasse Arbeit Arbeit sein.
Es ist genug! Ich kann nicht mehr!