Sonntag, 3. Januar 2016

(K)Eine leichte Beute



Meine Füße schmerzten und während ich so das saß, mit dem schreiben gerade fertig geworden war, sinniert ich darüber nach, WAS ich als nächstes tun könnte. Denn am Morgen im Restaurant, hatte ich mit Thomas erörtert, dass ich heute NICHT ins Büro kommen würde. Es sei denn, es gäbe Dinge die prisieren. Was er verneinte. „Ruh’ dich nur aus.“, hatte er zu mir gesagt.
Gunnar war WIEDER zu seinen Brüdern und seinem Vater gegangen. (Zumindest sagte er das.) Erik und Kurt waren ebenso noch hier im Zentrum. Wo sich Alexa aufhielt, entzog sich allerdings meiner Kenntnis. In jedem Fall war ich recht glücklich darüber allein zu sein. Und vor allem....OHNE sie.
Ich dachte an Josh und Derek. An Jason und Kevin, den ich gestern das letzte Mal im Büro gesehen hatte. Von Wanja noch immer nichts. Ich sandte ihm eine SMS mit guten Wünschen für das neue Jahr und hoffte, dass er mit seinem Abschiedsgeschenk nicht auch alle Brücken zu mir, hinter sich abgebrochen hatte. Ian ließ ebenfalls nicht von sich hören. Von Troels erwartete ich nichts. Was war nur los mit den Männern? Traf jetzt etwa eine Flaute ein? Oder lag es an mir. An meiner distanzierten Art. Die gleichwohl makellos und die Gebührende war. Die Männer schienen womöglich erfasst zu haben, dass ich keine leichte Beute mehr sein würde. Genau so, muss es sein! Das was ich damals, als Chefin des Zentrums begonnen hatte, setzte ich jetzt erneut fort. Und Frauen haben es eindeutig schwerer als Männer. Eine Frau ist rasch als Hure verschrien. Bei einem Mann hingegen, werden dergleichen Verfehlungen tunlichst herunter gespielt. Er ist ja NUR ein Schützenjäger, über den ins Geheim lüstern geschmunzelt wird. Ob Frau, oder Mann. Und unter diesem Aspekt, sinnieren wir einmal darüber, in wie weit die so genannte Gleichberechtigung fortgeschritten ist! Was an sich schon ein Unwort ist. Wieso eigentlich, sollten wir Frauen den Männern gleichen wollen? Wieso?! Ich würde sagen: Um der Göttin Willen NEIN!

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Bevor ich zum Lunch ins Restaurant ging, lief ich noch ein wenig draußen umher. War am See, unten und ein Stück weit im Wald. Es war eisig kalt. Ich fror. Egal.
Dieser kleine Ausflug diente dazu, den Kopf frei zu bekommen.
Während ich so dahin spazierte, hörte ich die vereisten Äste der Bäume aneinander schlagen. Es gab ein leicht raschelndes Geräusch. Und als ich wieder zurück zum Haus gehen wollte, kamen mir Janina und Kevin entgegen. Sie genossen offensichtlich ebenfalls die Stille im Wald.
Zum Lunch war ich allein. Gunnar kam nur kurz herein, um mir zu sagen, dass er und seine Brüder nach Stockholm führen. Alexa hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht gesehen.
„Was ist mit Alexa?“, fragte ich.
Gunnar grinste. „Es freut mich, ehrlich, dass du an sie denkst.“ Er drückte mir einen innigen Kuss auf die Lippen und schmunzelte weiter. Ich warf ihm einen ärgerlichen Blick entgegen.
„Sie wird mit uns kommen.“, sagte er. Und du musst nicht auf uns warten. Ich weiß nicht, wann oder ob ich zurückkommen werde. Sei denn, du willst uns begleiten.“
Ich hob müde den Blick. „Sicherlich nicht. Das weißt du doch.“

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Was hätte ich schon anderes tun sollen, als zu Derek zu gehen,.......wo ich noch immer bin.
Wir sahen gemeinsam fern und ich war so müde an diesem Tag, dass wir uns das Dinner ins Haus servieren ließen. Mir fehlte schlicht und einfach der Antrieb dazu, noch einmal nach draußen zu gehen.
Und ja, dieses Mal hatten wir Sex miteinander. Am späten Nachmittag und heute Morgen. Ich genoss seine zärtliche, einfühlsame, geruhsame Art.......ES zu tun. Allerdings bekam das zweite Mal Sex eine beeinträchtigende Note. Denn, es läutete an der Tür, währenddessen Derek gerade (zum Abschluss) kam.
„Wer ist DAS denn?“, keuchte er und rang nach Luft. „Verdammt!“
„Lass es läuten.“, bemerkte ich, die unter ihm lag.
Derek rollte sich von mir herunter. Legte sich neben mich. Wer auch immer vor der Tür stand, er gab keine Ruhe. Derek wurde zusehends nervöser und stand schlussendlich auf. Ging zur Tür und ich ins Bad. Von weitem hörte ich eine Frauenstimme. Sie schien aufgeregt zu sein und immer näher zu kommen. Hatte Derek etwa jemand zu uns herein gebeten. Das vermochte ich mir nun wirklich nicht vorzustellen. Schließlich war er doch glücklich darüber, endlich mit mir allein zu sein. Es sei denn, es hätte einen triftigen Grund gegeben.
Ich huschte vom Bad zurück ins Schlafzimmer und kleidete mich an. Als im Wohnzimmer ankam, staunte ich allerdings nicht schlecht. Da saß diese Giselle Carter und gestikulierte aufgeregt. Stockte mit einem Mal, als sie mich sah.
„Ach SO ist das. Du bist beschäftigt, mit deinem hohen Besuch.“ Der Hohn in ihrer Stimme war nicht zu überhören. „Wie nett, dass sie sich die Ehre gibt und sich herunter lässt, damit sie einmal mit dir vögeln kann.“
„Giselle! Bitte!“
„Was?.....“
Bis zu diesem Zeitpunkt stand ich ruhig, an den Türrahmen gelehnt. Ließ sie reden und schaute zu. Aber womöglich war es vorteilhaft dieser Farce etwas hinzuzufügen. Oder im besten Fall, sie zu beenden. Infolgedessen schaltete ich mich ein. „Wer sind sie? Wurden wir uns vorgestellt. Muss ich sie kennen? Ich befürchte, mich nicht erinnern zu können.“, sagte ich auf eine majestätische Art und Weise erhobenen Hauptes.
„Oh Gott!“ Sie griff sich an den Kopf. „Hat die Frau einen Stock im Arsch? Wie kommst du nur mit so etwas zurecht?“
„Giselle! Es reicht! Ich bitte zu gehen.“
„Das könnte dir so passen.“
Ich wendete mich Derek zu. „Hast du sie herein gebeten?“
„Nein. Natürlich nicht. Sie ist einfach an mir vorbei gegangen. Hat sich selbst Zutritt verschafft.“
Sie lachte laut. „Oh Derek! Du passt dich ihrer arroganten Art ja recht schnell an. Denkst du vielleicht du gehörst schon zu den oberen Zehntausend, nur weil du sie fickst?“
Diese Frau blamierte sich bis auf die Knochen. Und DAS sollte man ihr schnellstens begreiflich machen.
Die ganze Zeit über hatte ich nur vor mich hin gegrinst. Nicht frech. Nicht wirklich überheblich. Aber nun ging ich auf sie zu und setzte mich in erhabener Haltung neben sie. Ergriff ihre Hand und erneut das Wort. Was sie geschehen ließ, weil sie offenkundig überwältig war und eine derartige Reaktion nicht erwartet hatte.
„Wissen sie, ich verstehe, dass sie eifersüchtig und vor allem neidisch sind. Das ist mir durchaus bewusst. Und ich verstehe das durchaus. Allerdings ist es ihrem attraktiven Aussehen nur wenig zuträglich, sich so derart gehen zu lassen. Ihr Verhalten könnte durchaus Abscheu hervorrufen. Bitte, denken sie darüber nach, bevor sie die nächsten Hässlichkeiten aussprechen, meine Liebe. Sie wollen doch diesen Bild schönen Mann beeindrucken, und nicht verschrecken.“
Ihr Mund stand offen und sie starrte mich mit großen, aufgerissenen Augen an. Derek schmunzelte. Was ich aus dem Augenwinkel heraus sah.
Als sie sich jedoch wieder gefangen hatte, riss sie ihre Hand mit einem Ruck zurück und ihr Gesicht verzog sich zu einer Fratze. „Ich bin schwanger von ihm.“, bläffte sie heraus und klang fast weinerlich.
In diesem Augenblick, und dies hatte ich bereits zu oft übern müssen, bewahrte ich die Kontenance (und die Gesichtstarre mit einem durchgehend freundlichem Lächeln!) und gab mich gespielt überrascht. „Oh! Sind sie sich sicher?“
„Ja.“, antwortete sie trotzig.
In diesem Augenblick vermochte ich zu studieren, wie es für andere aussah, wenn man sich so verhielt. Denn ich wusste, auch ich hatte solche Tendenzen.
„Ich meine“, fuhr ich fort, „sind sie sich sicher, dass es von Derek ist?“
„Ja natürlich! Oder denken sie ich bin eine käufliche Hure?“
Oh mein Gott! Mit WEM hatte sie sonst Umgang? Ihre Ausdrucksweise ließ in der Tat zu wünschen übrig. Was ich nicht vermutet hätte. Wieso hatte sich Derek überhaupt mit ihr eingelassen. DAS war doch in keinster Weise sein Niveau! Oder konnte sie auch anders? Nun, sicherlich vermochte sie gleichwohl charmanter und aufreizender zu sein, WENN sie etwas beabsichtigte. Oder einen Plan verfolgte. Und Derek, war sicherlich und leichtes Opfer und von seinem bisherigen Freundeskreis einige Derbheiten, in dieser Richtung, gewohnt.
„Nun, meine Liebe.“, fuhr ich fort, „sie haben uns den Grund ihres Besuches genannt. Ich denke, es wird Zeit für sie zu gehen.“
Giselle sprang auf. Schien sich meiner Freundlichkeit entziehen zu wollen. (Grins!)
„Ich bin NICHT ihre LIEBE!“, höhnte sie.
Ich antwortete nicht und wartete schlicht und einfach auf ihre nächste Reaktion.
Sie wusste keine und tat wohl, ihrer Meinung nach, das Provozierenste. Ging lüsternen Blickes auf Derek zu und wollte ihn küssen.
„Wow, wow, wow!“ Er schob sie zurück. Sie jedoch hatte ihn bereits mit ihrer Hand zwischen den Beinen gepackt. Er hüstelte und schupste sie weg. „Bist du verrückt geworden?“
„Ja. Nach dir, mein Lieber.“ Sie sah mich weiterhin herausfordernd an. Was mir eigenartiger Weise in diesem Moment am aller Wertesten vorbei ging. Darüber sollte ich noch einmal nach sinnieren.
„Giselle, du gehst jetzt besser.“
„Ja. Und was wird aus unserem Kind?“
„Bis jetzt ist es unbestätigt.“, warf ich unerlaubter Weise ein. Was ich Dereks irritiertem Blick entnahm. Vielleicht war es für mich jetzt vorteilhaft den Mund zu halten und IHM das Feld zu überlassen. Ich drehte mich schlicht und einfach um und ging aus dem Zimmer, nachdem ich mich höflich und kurz von ihr verabschiedet hatte. „Sie entschuldigen mich bitte. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag.“
Mochte Derek sie doch hinaus expedieren. So allmählich wurde es mir zu bunt. Schließlich hatte ER sich von IHR verführen lasen und ICH, hatte mit IHR überhaupt nichts zu tun!

„Was ist das eigentlich mit ihr?“, fragte ich ins Zimmer zurückkommend, kurz nachdem Derek die Tür hinter Giselle geschlossen hatte. „Ich kann nicht verstehen, dass du dich auf sie einbliesest.“, merkte ich mit etwas gereizter Stimme an.
Derek fuchtelte mit den Armen. „Es war der Moment. Verstehst du nicht. Das passiert und ich habe dir versprochen, dass es nie wieder geschieht.“
„Nur beansprucht sie dich jetzt. Glaubst du ihr denn?“
„Ich weiß es nicht.“ Dereks Ton wurde milder. Er kam auf mich zu. Legte seine Arme um meinen Körper und drückte mich an sich. „Es tut mir leid Rea. Das weißt du doch. Und auch DAS, was heute geschehen ist.“
Ich löste mich sacht aus Dereks Umarmung und sah ihn mit einem milden Lächeln an. „Sie wird dich nicht in Ruhe lassen.“
Er schnaufte laut. „Kann sein. Aber WAS will sie denn?“
„Offensichtlich war es kein Zufall. Hattest du nicht schon vorher bemerkt, dass sie etwas von dir wollte?“
„Ja schon. Aber ich nahm das nicht weiter ernst und sie nicht wirklich wahr.“
Ich schmunzelte. „Sie hatte Glück. Erhaschte dich im richtigen Augenblick und nutzt es jetzt.“
„Ich weiß.“, sagte er entwaffnet. „Ich weiß.“
„Hättest du es dir nicht denken können?“
„Nein. In solchen Augenblicken denkt man nicht. Man handelt.“
„Ja. DAS ist mir durchaus bewusst.“, erwiderte ich nachdenklich. Ich kannte dergleichen Situationen ganz gut. Damals mit Troels war es ebenso eine sekündliche Entscheidung. Ich ließ mich schlicht und einfach.......gehen. Ähh......fallen.