Donnerstag, 24. März 2016

Auf „meiner“ Seite - Vertrauen gegen Vertrauen



Gestern Morgen war ich mit Derek zum Frühstück ins Restaurant und anschließend ins Büro gegangen, wo ich schrieb.
Nach den (intensiven) Tagen mit Gunnar, war es den Leuten anzusehen, wie merkwürdig sie es fanden, dass EINE Frau, ZWEI Männer haben kann. Wäre es umgekehrt, würde es niemanden stören. DAS ist für mich überaus eigenartig......zu bemerken!!!!!
Gleichermaßen ist es für mich nicht leicht, eine Balance in mir selbst zu finden, zwischen den Männern, die ich (auf unterschiedliche Weise) liebe.

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Im Büro kam es angesichts des Anschlags in Brüssel und manchen Postings im Internet zu einer politischen Diskussion, in welcher ich mich doch enorm zurücknehmen musste.
Es ging im Wesentlichen um ein Foto, worauf im Vordergrund ein so genannter Flüchtlingsjunge zu sehen war mit einem Schild in der Hand worauf stand: Sorry for Brussel. Ich empörte mich darüber. „Es ist wie ein Schlag ins Gesicht für die Familien der Opfer. Eine Farce. Eine Scham- und Pietätlosigkeit!“
Bemerkte man hier nicht die Medienwirksamkeit derartiger Fotos, welche bewusst eingestellt werden. Die meisten scheinen es nicht zu erkennen. So schlagen sich die Dummen noch auf die Seite der Täter. Der blanke Hohn für die Opfer und ihre Familien.
NICHTS geschieht zufällig. Vor allem in der Politik nicht. Aber genau DIES glaubt kaum jemand. 

Auf Grund dessen wies ich Kirsten, unsere erst kürzlich (auf Dereks Empfehlung)  eingestellte Computerspezialistin an, wie es bereits in vielen Unternehmen üblich ist, die Seiten der Mitarbeiter des Zentrums bei fb, Twitter und anderer social networks zu überprüfen. (Ich ganz persönlich fand, dass diese Aufgabe dazu führte, endlich ihre (geschaffene) Arbeitsstelle zu rechtfertigen.) Allerdings stieß ich hier auf Widerstand. Offensichtlich vermochte man nicht zu verstehen, dass ICH keine staatskonformen Weisungen gab.
„Nun, in diesem, meinem Zentrums, läuft es anders, als hier im Land. Wem dies nicht zusagt, steht es frei zu gehen.“, war mein einziger Satz zu der Reaktion meiner Mitarbeiter. Denn ICH sah mich keineswegs in einem Rechtfertigungszwang.
Ich ging in mein Büro und überließ die Mitarbeit sich selbst und ihren Diskussionen.......hinter vorgehaltener Hand. Ihre Augen sprachen Bände.
Derek kam mir nach und ebenso Kevin.
„Schließt die Tür!“, wies ich sie an. Und am liebsten wäre es mir gewesen, ich hätte allein mit Kevin reden können. Nur konnte ich Derek nicht so leicht des Zimmers verweisen.
Derek sprach als erster. „DAS kannst du nicht tun?“
„Es geschieht genauso in vielen anderen Unternehmen.“
„Aber genau andersherum.“
„Ja. Natürlich Staatskonform.“
Kevin sah von einem zum anderen und beobachtete uns beide. Hatte sich nicht eingemischt. Genau genommen wusste ich nicht wirklich, was er dachte. Jedoch war er bisher stets auf meiner Seite. Dann endlich schaltete er sich dazwischen.
„Jetzt beruhigt euch mal. Beide. Ich kann Rea gut verstehen. HIER ist IHR Hoheitsgebiet und was SIE sagt gilt. Wer nicht mit ihr überein stimmt, sollte tatsächlich gehen.“
OHO! Das waren tatsächlich klare Worte. Dankeschön!
Derek zog die Brauen nach oben. „Ihr Deutschen seid doch alle Rassisten.“
OH! Damit hatte er einen Nerv getroffen. Und er hatte KEIN Recht derartiges auszusprechen! Kevin kam mir jedoch mit einer Antwort zuvor.
„Der Islam ist eine Religion und keine Rasse. Nicht wahr.“ Kevin grinste von einem zum andern. „Und die so genannten Flüchtlinge sind zu 98 % Wirtschaftsschmarotzer.“
Ich nickte Kevin zu und wandt mich an Derek. „Was erdreistest du dir zu behaupten!“, herrschte ich Derek an. „Sieh dich an und sieh mich an. Sieh uns beide an und dann behaupte noch einmal, ich sei rassistisch. Bist du noch bei Sinnen?! WER ist jetzt hier der Rassist?!“ Einen derartigen Streit hatte ich mit ihm noch nie.
„Du kennst Marie. Sie ist eine Farbige und meine Halbschwester, mit der ich meine halbe Kindheit verbrachte.“, argumentierte ich weiter mit ruhiger werdendem Ton. Ich wusste genau, dass ich die Emotionen raus zu halten hatte. DAS war mitnichten professionell.
Derek blickte betreten zu Boden. Er wusste, dass er zu weit gegangen war.
Kevin schwieg.
In solcherlei Fällen bemerkte ich immer wieder, wie brüchig Freundschaften sind. Nur ein kurzes, politisch motiviertes Geplänkel, gefährdet sie schon.
Mit Kevin war das anders. (Und ich dachte daran, mit ihm zusammen, das Büro zu „säubern“.)
An dieser Stelle dachte ich erneut an die Schwedendemokraten. Womöglich war es doch gut ihnen meine Unterstützung zu gewähren. Denn an „unterster Front“ musste etwas geschehen. Denn die „Obersten“, deren Schuld diese ganze Miesere ist, sind nicht zu greifen.

Bevor sich die Debatte entzündete, hatte Derek nach Gunnar gefragt.
„Kommt er heute?“
„Ja. Ich glaube schon.“, hatte ich gesagt. Denn Gunnar hatte mir versprochen, am Abend bei mir zu sein.
Unter diesen Umständen konnte ich jedoch nicht sagen, in wie weit mich Derek bis dahin begleitet.
Am Ende lenkte er ein. Wir gingen gemeinsam zu meinem Haus, nachdem ich auch allen anderen Mitarbeitern des Büros, außer Kirsten, für diesen Nachmittag frei gegeben hatte. Es lag ohnehin zu diesem Zeitpunkt nichts Wichtiges weiter an. Zudem war es gut, die Situation zu entschärfen. Auf die Peitsche das Zuckerbrot folgen zu lassen. Mein Vater war in solchen (be-herrschenden, manipulativen) Dingen ein Meister.
Wir gingen schweigend nebeneinander her. Jeder schien seinen Gedanken nach zu hängen. Keiner traute sich, mit einem Gespräch zu beginnen. Es hätte den heftigen Streit und die Anschuldigungen nicht übertüncht.
ICH war letztendlich diejenige, die begann. Ich sprach schlicht und einfach ein vollkommen anderes Thema und schon war das Eis gebrochen. Derek selbst, schien froh darüber zu sein.
Als wir die Tür hinter uns geschlossen hatten, nahm er mich in den Arm und entschuldigte sich. „Es tut mir leid. Was ich sagte war völlig unangebracht.“
Ich nickte nur und beließ es dabei. (Damit es nicht zu weiteren Diskussionen kam. Es hätte die wenigen Momente der Zweisamkeit zerstört bis.....Gunnar kam.)
Wir wendeten uns erfreulicheren Themen zu und er fragte, ob er bleiben könne, bis Gunnar käme.
„Wenn es dich nicht stört, dass er dich hier bei mir findet.“ Ich lächelte ihn an legte Herz hinein.
Derek lächelte leicht zurück und schüttelte mit dem Kopf. „Er weiß doch, dass ich in seiner Abwesenheit auf dich achte.“ Er zwinkerte mir zu und ich bemerkte, dass er noch immer ein wenig gedrückter Stimmung war.
Gunnar kam gegen sechs. Selbstredend waren Derek und ich noch zusammen. Die beiden begrüßten sich und bevor Derek ging, rief Gunnar ihn noch einmal zu sich hin.
„Versprichst du mir Morgen auf Rea zu achten.“, hörte ich ihn sagen.
Derek nickte ihm mit zu mit ernstem Blick und ich intervenierte.
„Wie? Du wirst Morgen nicht zurückkommen?“
„Nein.“
Ich wandte mich Gunnar zu und vergaß ganz und gar mich von Derek zu verabschieden. ER ging und beide bemerkten es kaum.
„Will Alexa dich haben?“
„Ja. Auf eine Nacht wöchentlich hat sie wohl ein Recht.“ Gunnar zog die Brauen hoch.
„Recht?“ Ich war fassungslos. Beruhigte mich jedoch sogleich. Es hatte keinen Sinn zu streiten. „Sie hat keinerlei RECHT........an dir.“, merkte ich noch an mit fühlbar abnehmendem Ärger in den Tönen. Denn ich wusste ganz genau, dass niemand ein Recht am anderen hat. Sei denn, er lässt es zu. Gunnar sah in meinem Kopf und wusste nun, dass ich nicht willens war, diese Diskussion fort zu führen.

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Nichts Aufregendes am Abend. Am Morgen Sex. Ich war noch halb verschlafen.
Selbstverständlich hatte auch er am Vortag mit Alexa (gefickt) geschlafen. Ich hatte nicht nachgefragt (da ich selbst am Mittwochmorgen mit Derek im Bett gelegen hatte). Erst heute Morgen, kurz bevor er in mir war. Und ich erfuhr, dass es zügellos gewesen sein muss.
Gunnar blieb nicht mehr lange neben mir liegen. Duschte kurz und drängte mich zur Eile.
„Wenn du möchtest, dass wir beide noch gemeinsam frühstücken gehen, dann spute dich.“
Nach dem gemeinsamen Frühstück verabschiedete ich mich von Gunnar. Er stieg in seinen Wagen und brauste davon. Ich dachte daran, dass ihn Alexa bereits erwarte. Gleichwohl die beiden heute noch einige Stunden arbeiten mögen, der Rest des Tagen und die Nacht, gehörten ihnen. Und ich.....?
Genau genommen war mir nicht danach ins Büro zu gehen. Noch auf dem Weg zurück in mein Haus, rief ich Kevin an, um ihn darüber zu informieren und nachzufragen, ob es etwas Wichtiges gäbe, was meine Anwesenheit erfordert.
„Nein.“ (Kurz, knapp und direkt,...wie er immer war! Erfreulich!)
Jedoch fühlte ich da ein ABER im Hintergrund und sprach es an. „Red’ weiter.“
„Die Diskussion von gestern scheint sich fortzusetzen. Kirsten wird ein wenig bedrängt. Offensichtlich geht ihnen der Arsch auf Grundeis, dass du sie entlässt.“
„KEVIN! Spricht nicht SO!“ Wir lachten.
„Was denn? Ich sag’ nur, wie’s ist. Es versteht mich doch eh keiner, wenn ich deutsch mit dir rede.“
„Ist Derek bei dir?“
„Ja. Und er fragt sich bestimmt schon, wo du bleibst. Zumindest weiß er, dass ich mit DIR rede. Deshalb schaut er wohl immer wieder fragend zu mir herüber.“
Kevin schien es zu genießen, dass ich IHN Derek im Augenblick vorzog. Vor allem, wenn es um geschäftliche Belange ging. Er wusste so wie so, dass Derek auf etwas wackeligen Beinen stand, was seine Karriere in meinem Unternehmen betraf. Schließlich hatte ich ihm im Vertrauen bereits zu verstehen gegeben, dass ER diesbezüglich der Favorisierte ist. Schlicht und einfach, weil ich ihm vertraue!