Montag, 14. März 2016

Tadellosigkeit bis zum bitteren Ende



Natürlich hielt ich mich an die Konfessionen und Versprechungen und blieb.
Erst kurz vor dem Lunch, waren Gunnar und Alexa aufgestanden. Allerdings hatte Gunnar versprochen, dass der Mittagstisch ausschließlich der Familie galt. Was er nun änderte, indem Alexa mit uns ging und auf dem Stuhl zu meiner Linken saß. Gerade so, als wären wir die aller besten Freundinnen. Sie scherzte und lachte mit mir. Was hätte ich anderes tun sollen, als......mit ihr zu lachen?
Es fiel und fällt mir nach wie vor überaus schwer, vor aller Leute Einigkeit und Verbundenheit mit Gunnars Konkubine zu demonstrieren. Was  ohnehin bereits bei einigen Gästen, wie Gunnars Bruder Bill und seiner Freundin Alba, auf Verwunderung stieß. Die Herren brachten mir vielleicht sogar BE-wunderung entgegen. Oder vielleicht doch eher Gunnar, für die Tatsache, dass er seine Frau so gut erzogen hatte. Und als hätte man sich gegen mich verschworen, nahm zu meiner Rechten Carstens muslimische Freundin Dalal Platz. Ohnehin hatte man es so eingerichtet, dass sich an einer langen Tafel Männer und Frauen gegenüber saßen. Was ich genau genommen schon ein wenig eigenartig fand. Aber okay. Sah ich von meinem Teller auf, blickte ich in Gunnars Augen. Immerhin........

So nebenher bemerkt..........was ich schon immer merkwürdig fand, zeigte/zeige ich jemanden gegenüber meine Abneigung, bemühte/bemüht sich der-, oder diejenige umso mehr um meine Zuneigung und Aufmerksamkeit.

Während ich so da saß und mit dem Rauch der zahlreichen Zigaretten kämpfte, tanzte Gunnar mit Alexa, Stine und einigen anderen Frauen. Trank zwei, oder drei Bier, wie er sagte und gelegentlich sah ich ihn, wie er bei seinen Brüdern stand und mit ihnen lachte.
Alexa kam von Zeit zu Zeit zu mir hin und es wirkte fast, als wolle sie sich um mich kümmern. Was mich so ganz still fragen ließ, WAS sollte das? Sorgte sie sich tatsächlich um mich? Oder ging es nur darum bei Gunnar gut dazustehen und für all die anderen, als Gunnars braves (zweites) Frauchen zu erscheinen? Ich empfand es ab und an doch eher gönnerhaft (und überheblich). Aber offensichtlich waren (und sind) ihre Ambitionen tatsächlich Anteil nehmend und eher herzlich. Was mir, um ganz aufrichtig zu sein, doch recht suspekt erscheint.
Wir blieben, zu Gunnars Leidwesen, in der Tat nicht lang. Verließen die Party gegen halb zwölf. Und wieder schlief Alexa mit in unserem Bett. Allerdings nur vier Stunden. Da blieb keine Zeit für Intimitäten.

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Im Flugzeug begann ich noch einmal die Debatte um die ständige Gegenwart von Alexa und dass er mir versprochen hatte, die Zeit mit uns zu trennen. Er müsse sich dann nicht wundern, wenn ich mich nicht mehr in unserem Apartment aufhalten will. Obendrein  merkte ich an, dass es nach meinem Empfinden ein recht missliches Wochenende gewesen war. Was Gunnar nun keineswegs SO sah (und sich mehr oder weniger empörte). Im Gegenteil. Für IHN, war es ideal. Bis auf die abgebrochenen Partystunden.......

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Ich bin müde und erschöpft. Hänge in den Seilen und bemerke immer wieder, dass ich derartigen Unterfangen nichts mehr abgewinnen kann. Alldieweil ich gesundheitlich nicht mehr dazu in der Lage bin, wie ein normaler Mensch von vierunddreißig Jahren zu sein und mich ebenso wenig wie eine ganz normale Frau in diesem Alter zu verhalten. In diesen Augenblicken befinde ich mich im Haus meiner Eltern auf der Couch. Bin viel zu schwach, um etwas zu unternehmen und viel zu korrekt und zuverlässig, um mich endgültig hinzulegen. Da ich mich zum Lunch mit Gunnar treffen werde, der umgehend nach unserer Ankunft in Berlin zu meinem Vater gegangen war. Während ich den Weg zu meiner Mutter nahm.