Samstag, 19. März 2016

Ein Paukenschlag



Während ich gut zwei Stunden mit Mary skypte und im Internet surfte, war Gunnar seine Muskeln trainieren. Wellness, mit Massage und Sauna, gleich danach. Gegen sechs kam er zurück, skypte selbst kurz mit Marie (die ihn, mit einer Ankündigung, genauso überraschte wie mich) und vor allem mit seinen Kindern. Danach saßen wir noch eine Weile zusammen. Redeten miteinander über Marie und Henrik, über ihren bevorstehenden Besuch bei uns, sahen uns Bilder, Fotos und Videos an. Gegen acht dann das Dinner im Haus.
Gunnar gedachte mich jedoch noch vor dem Essen zu Fellatio zu animieren.
„Hast du nicht heute schon mit Alexa gefickt?“, fragte ich kokett lächelnd und lies ihn stehen.
„Nein. Verdammt noch mal. Ich bin gleich nach der Arbeit zu dir gekommen.“
Der Abend war Spaß und Freude. Lachen und Kuscheln. Gleichwohl ohne Fellatio. Aber am Morgen dann doch. Kurz davor noch ein überwältigendes Ineinander. Gunnar hatte mir versichert, dass er die ganze Nacht bei mir war.
Ich gedenke mich wahrlich nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Aber dennoch ist mir aufgefallen, dass Gunnar sich tatsächlich bemüht und an sich arbeitet, was andere Frauen betrifft. Mag sein, dass er noch immer gelegentlich seinen Neigungen und Bedürfnissen folgt. Allerdings mehr als zehn Jahre in einer Sekte, wo er sich als Mann zu jeder Zeit an Frauen bedienen konnte und nehmen, was ihm gefällt, sind nicht so rasch beiseite zu legen. Da bleiben Gewohnheiten zurück. Und nicht nur das.

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Marie
Während wir skypten, eröffnete mir Marie, dass sie und Henrik heiraten werden.
„Oh! Wann?“, fragte ich sogleich und war doch einigermaßen erstaunt.
„An deinem Hochzeitstag in Schweden.“
Hüstel, räusper, nach Atem ring..........WAS sollte DAS denn?
„Ach. Ja. Tatsächlich. Aus welchem Grund gerade dieser Tag?“
Marie feixte leicht und grinste. „Ist es nicht der beste Tag, um Ehebünde einzugehen?“
„Ja. Sicherlich.“
Da ich ohnehin kein vernünftiges Wort zu Stande brachte, redete sie schlicht und einfach weiter.
„Kann uns Erik trauen?“
„Hmm. Ja. Ich denke schon.“, stotterte ich. Marie hatte mich tatsächlich völlig überrumpelt.
„Was ist?“, fragte sie und lachte. „Ist das nicht toll?“ Sie schien von ihrer Idee begeistert. Was man von mir in der Tat nicht wirklich sagen konnte. Aber gut. Wenn sie es  für sich so entschied......mag es sein.
Es hatte tatsächlich einige Minuten gebraucht, bis ich mich an den Gedanken, mit meiner Halbschwester zusammen Hochzeitstag und Hochzeit zu feiern, gewöhnt hatte. Ich schnaufte einige Male durch, gewann die Contenance zurück und zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht. Nur Marie kannte mich viel zu gut. Sie wusste ganz genau, dass mich das getroffen hatte. Schon ewig hatte sie versucht mir alles gleich zu tun. Aber meinetwegen. Warum nicht.
„Verrat Gunnar nichts. Auch ihn will ich überraschen.“
Ich nickte nur und vermochte ihr dabei nicht einmal in die Augen zu sehen. Das war in der Tat ein Brocken, welchen es zu verdauen galt.
Nun ja. Mag sein. Ich hätte genau genommen darüber glücklich sein müssen. Und nach einer Weile fand ich mich damit ab. Und ja. Ich vermochte mich sogar darüber zu freuen und äußerte dies Marie gegenüber dementsprechend. Sie lachte nur.
„Ha! Hab’ ich dich geschockt!“
„Was sagt eigentlich Henrik dazu?“
„Hmmm. Na ja.“, hielt sie sich bedeckt.
„Bedeutet das, er wollte nicht?“
„Ich habe ihn.......überredet. Vater hatte es ihm ohnehin nahe gelegt.“
Nach den Kindern, Inula Castanea und Óðinn Asger, gedachte ich nicht weiter zu fragen. Es würde sich sicherlich alles fügen.


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Gunnar achtet wie stets auf meine gesundheitlichen Belange und erinnert mich an die Atmung, welche ich noch immer viel zu oft vernachlässige. Es bedeutet, dass ich zu flach atme und gelegentlich sogar die Luft anhalte. Was allerdings gleichwohl an diesen vermaledeiten Krämpfen liegen mag, die mir die Brust einschnüren, als stäcke ich in einem Korsett, welches man zusammen schnürt.
„Daher musst du ganz besonders darauf achten.“, riet er mir und ebenso, diese viel zu zahlreichen Herzmedikamente, die man mir, trotz das mir gesagt wurde es würde stetig besser werden, verschrieben hat, zu minimieren. Was jedoch langsam zu geschehen hat. Infolgedessen heute Morgen eine halbe weniger. Ohnehin hatte sich dies mit einem subtilen Hinweis, gleich wie ein Omen, angemeldet. Bereits zwei Tage lang wies man mich auf diese Weise darauf hin, dass es wohl besser sei zu reduzieren. Tabletten, die aus der Schachtel fielen, oder schlicht und einfach verschwunden waren. Für mich, und Gunnar ebenso, ein eindeutiger Fingerzeig der Anderswelt.
Die Kur mit Bromelain habe ich gerade begonnen. Zudem noch Boswelia, was ebenso entzündungshemmend ist. Der einzige Lapsus, der mir noch immer unterläuft ist das Speisen. Hier lasse ich mich doch zuweilen vom Geruch des gebratenen Fleischs verleiten und.......essen ab und an ein Stück von Gunnars Teller. Weil ich schlicht und einfach nicht anders kann. Der Appetit ist viel zu groß. Und vom Zucker kann ich nach wie vor die Finger nicht lassen. Gleichwohl ich versuchen mag meinen Tee nicht mehr zu süßen, nehme ich doch noch immer einen guten tesked Rohrzucker auf eine Tasse Kaffee. Und dann, selbstredend, noch der Kuchen. Hier ist noch eindeutig Arbeit an der Zurückhaltung zu leisten (!!!).

Wie fühle ich mich heute?
Was soll ich sagen? Ich muss mit den Nervenschmerzen, den Krämpfen, der Müdigkeit und der Kraftlosigkeit leben. Was mir oft zu schaffen macht. Heute mag es gehen. Aber an anderen Tagen.........
Wichtig ist, sich nicht zu überlasten. Was bedauerlicher Weise noch immer zu oft geschieht. (Und DAS bedeutet.......noch größeres Leiden, als es ohnehin schon ist.)
Ja nun, WIE fühle ich mich heute?
Es ist okay,.....würde ich sagen.

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Zum Frühstück im Restaurant trafen wir Derek und seine Mutter Magdalene. Sie waren gerade im Gehen. Derek grüßte uns freundlich und kam kurz heran.
„Komm’, setzt euch doch zu uns.“, forderte Gunnar die beiden auf. Sie taten es.....für eine Weile. Magdalena allerdings war anzusehen, dass es ihr nicht sonderlich behagt. Sie schaute Gunnar verweigernd aus dem Augenwinkel an und ich sah, wie sie still ihre Lippen und ihre Kiefermuskulatur bewegte. Was für mich Ablehnung signalisierte.
Nun, wie bereits erwähnt, es ist nicht meine Schuld, dass sie sich gegen ihren Mann nicht durchzusetzen vermochte. Mag sein, dass mich Gunnar betrügt. Er eine (feste) Konkubine hat und noch einige andere Frauen gelegentlich besucht. Aber zumindest ist er tolerant und gestattet mir das Gleiche......OHNE......wütend zu werden. Aus diesem Grund.....vermutlich......gewöhne ich mir derartige Szenarien (Gedanken und Ausbrüche der eifersüchtigen Art) ebenso ab. Denn es hat keinerlei Wert. Gunnar liebt mich. Daran besteht kein Zweifel.