Montag, 21. März 2016

Von Absichten und Erfolgen - Ein Wochenende, und nur wir zwei



Gunnar war in der Tat ungeduldig geworden, alldieweil ich gestern noch so lange schrieb und sich so der Lunch zum Nachmittag hin verzögerte. Natürlich hatte Recht damit. Genau genommen hätten wir gleich anschließend Kaffee trinken können sollen und........taten es auch.

Da ich gleichwohl am Nachmittag die Finger nicht von der Tatstatur lassen konnte (stark Sucht gefährdet!), war Gunnar zu seinem Halbbruder Taylor gegangen. Aber genau genommen empfand ich es stets umgekehrt. Gunnar ließ mich zu viel allein und daher hatte ich mich an mein Notebook gewöhnt. Dieses Wochenende hatte er sich offenbar Ziele gesetzt und vorgenommen mit MIR zusammen zu sein. Zumindest schon einmal ETWAS!
Als mein Ehemann gegen halb sieben zu mir zurückkam, roch sein Atem nach Bier. Was ich......sachte......monierte.
„Ahhhh. Drei, oder vier waren es. Nicht mehr.“, spielte er es herunter. „Hjalmar war auch dort gewesen und Gustav.“, lenkte er meine Aufmerksamkeit auf seine Brüder.
„Okay. Wenn DU nicht zu ihnen kommst, komme sie zu dir. Oder?“
Gunnar lachte. „Ja. Kann schon so sein. Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, kommt der Berg eben zum Prophet.“, bemerkte er und schlagartig wich die gute Laune von mir und mein Gesicht erstarrte.
„Es tut mir leid, dich zu ermahne. Aber ich mag diese Worte nicht mehr. Sie haben seit einiger Zeit einen all zu bitteren Beigeschmack bekommen. Schuld daran, sind diese Leute selbst.“
„O-k-a-y-. Und was hast du so alles gekauft?“, Gunnar zwinkerte mir zu, denn er kannte mich genau. Überdies wechselte er nun abrupt das Thema, um die Situation wieder aufzulockern. Ich stieg darauf ein.
„Ich war nicht nur shoppen.“, rechtfertigte ich mich. „Ich sprach mit Mary Rainbow Woman und Marie, meiner Schwester. Fragte sie, ob sie bereits einen Flug gebucht hat und ob unsere Eltern ebenfalls den Weg zu uns finden.“ Nun wendete ich mich an Gunnar direkt. „Was ist mit Erik? Wird er sie trauen?“
„Ich erreiche ihn nicht. Er ist bestimmt mit Viggo und Joseph im Wald. Es ist immerhin die Tag- und Nachgleiche.“ Gunnar sah zu mir herüber und bemerkte wie nervös ich deshalb war. „Keine Sorge.“, beruhigte er mich. „Er ist sicherlich dazu bereit. Allerdings müssen sie sich, genau wie wir, auf vorgeschriebenem Wege vermählen lassen. Dafür sind noch zahlreiche Vorbereitungen zu treffen. Wann kommen sie denn?“
„Marie äußerte sich noch nicht exakt dazu. Sie meinte nur, zu Beginn des nächsten Monates. Dann wären schließlich noch vier Wochen Zeit, um das Fest vorzubereiten.“
„Okay. Das ist gut. Ich freue mich schon auf meine Kinder.“, und im selben Moment viel Gunnar in ein trauriges Schweigen.
„Was hast du?“, fragte ich leise an.
Er schnaufte. „Könnte meine Mutter nur noch hier sein. Sie wäre sicher glücklich, mit ihren Enkelkinder spielen zu können.“

Der Abend geruhsam. Und erneut viel zu spät ins Bett. Es war so gegen halb zwei.
Ich schaffe es einfach nicht, früher den Weg ins Schlafzimmer zu finden. (Was wohl ein wenig mit Phlegmatie zu tun hat.) Kein Sex. Ich war, wie stets am Abend, viel zu erschöpft dafür.
Aber womöglich gehe ich gleichwohl auch deshalb so spät zu Bett, dass ich rasch einschlafen kann. Denn dann hat bereits Fatique zugeschlagen und ich fühle mich, als hätte man mir K.-o.-Tropfen verabreicht. In diesem Zustand ist es leicht in den Schlaf zu finden. Innerhalb von wenigen Minuten wandle ich, für gewöhnlich, auf dem Pfand in den Traum. Sei denn, es gäbe noch etwas zu bereden. Was mir dann nur mäßig gelingt. Ich antworte dann zumeist nur noch so, als hätte ich eine gute Flasche Whisky getrunken.

Am Morgen dann Sex. Beinahe unvermeidlich bei Gunnars Appetit. Es ist ohnehin wie ein Wunder, dass ihm der Entzug so la, la gelingt.
„Jeder hat so seine Süchte und Abhängigkeiten.“, meinte er heute Morgen und spielte auf mein Notebook an. Während ich ihn fragte, ob er tatsächlich die ganze Nacht bei mir gewesen war und am gestrigen Nachmittag NUR mit seinen Brüder getrunken hätte.
„Ja. Auch wenn du es nicht glaubst. Ich habe meine mir selbst auferlegte Prüfung bestanden und dich nicht betrogen.“
Ich war erstaunt. Gunnar lächelte milde. „Siehst du, wie ich mir Mühe gebe. Jeder hat so seine Ziele von uns.“ Er lächelte und streckte seine Arme nach mir aus......in die ich flog.

Bevor Gunnar nach Stockholm fuhr, erinnerte ich ihn an Magnus Karlsson.
„Oh! Ja. Natürlich. Ich werde ihn fragen.“
Und ICH habe mich jetzt um die Personalakten zu kümmern und Entscheidungen zu treffen. Obendrein verschlief ich heute Morgen das Briefing. Ich hätte im Büro sein müssen. Was bedeutet, dass ich mich in jedem Fall zum Lunch mit Derek treffen und informieren werde, was gesprochen wurde. Oder sollte ich lieber Kevin fragen. Ihm vertraue ich doch (eigenartiger Weise? was offensichtlich an unserer gemeinsamen Vergangenheit liegen mag, und womöglich auch daran, dass er Deutscher ist.) viel mehr.