Samstag, 26. März 2016

Familien- Ge- Triebe



Gunnar war regelrecht und tatsächlich die Freude anzusehen, als ich am Flughafen mit meinem Köfferchen auf ihn zu gegangen bin. Er umarmte und küsste mich fast euphorisch.
„Danke.“, raunte er mir ins Ohr und drückte mich. Alexa war nirgendwo zu sehen.
Oh! Dachte ich. Es war ihm anscheinend in der Tat überaus wichtig, dass ICH mit ihm ging. Wie angenehm!
Gunnars Brüder und, sofern vorhanden, ihre Frauen, waren allesamt hier.
Ich machte gute Miene zum (für mich) bösen Spiel.
Derartige Unternehmungen bedeuten meinerseits, in erster Linie, Einschränkung. Ich kann nicht frei über meine Zeit verfügen und ständige Anpassung, an die jeweilige Situation und die jeweiligen Menschen, ist gefragt. Ich habe NICHTS in der Hand. Bin den Launen des Schicksals ausgeliefert, den Regeln des höflichen Beisammenseins mit jederfrau und vor allem denen der Contenance.
Ich hasse derartige Zusammenkünfte, wo die Anwesenheitspflicht besteht!

Dalal, Carsten muslimische Freundin, oder sollte ich besser, palästinensische Freundin sagen, kam auf mich zu und begrüßte mich mit großer Freundlichkeit. Ich vermag nicht einzuschätzen, was wirklich in ihrem Innen so vor sich geht. Meint sie es ehrlich oder verhöhnt sie mich? Gunnar plädiert selbstverständlich für Ersteres. 
Alba, Bills Freundin, ist eine typisch, schwedische, junge Frau mit blondem, langem Haar. Sie gibt sich, oder ist, überaus natürlich. So gänzlich ohne Schminke und Hairstyling.
Stine, Gunnars Schwester, ist wild wie immer. Gibt sich extrovertiert. Sie albert mit Taylor herum. Sie sehen aus wie zwei junge, verspielte Hunde.
Sam scheint eher der Stille zu sein. Gustav schaut ernst und Hjalmar versucht die ganze Schar zusammen zu halten. Allerdings ist dies doch eher Eriks Job. Er ist der Älteste. Obgleich Onkel Kurt ebenso unter uns weilt. Emilia Stephansdottier sehe ich nicht. Vielleicht kommt sie nach. Wer weiß. Denn Familientreffen sind für gewöhnlich DAS, was sie mag.

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Nun, der Flug, die Ankunft, die Begrüßung und Verteilung der Gäste ging recht easy von statten. Ich bezähmte mich im Inneren und überwand mich im Äußeren. Lächeln. Immer währendes Lächeln! Gleich WER da vor mir stand.
Wir sind, wie beim letzten Aufenthalt hier, in der „Villa Borgen“ untergebracht.
Zwei Stunden nach unserer Ankunft, kamen auch Marie, Henrik und die Kinder an. Sie sind selbstverständlich Gast im Hause von Hanna, Gunnars Tante.
Um ehrlich zu sein, war ich ganz froh Marie zu sehen und hielt mich weitestgehend an sie. Gunnar beschäftigte sich derweil größtenteils mit seinen Kindern. Er war so glücklich sie endlich wieder zu sehen. Man sah es ihm geradezu an.
Später zu bildeten sich Grüppchen. Die meiste Aufmerksamkeit bekamen natürlich die Kinder. Vor allem von Gunnar und den Frauen.
Für mich war es überaus anstrengend. Die beständige Konversation und Aufmerksamkeit auf alles, was mich so umgab.
Allerdings war ICH, nicht wie sonst die Chefin im Ring. Sondern eine von vielen. Bekam keine besondere Zuwendung. Niemand achtete besonders auf mich. Selbst Gunnar war überwiegend mit anderen Mitgliedern der Familie beschäftigt.

Gleichwohl wir nicht all zu spät zu Bett gegangen waren, es muss so gegen halb eins gewesen sein, schlief ich heute Morgen bis zehn. Was ich der Erschöpfung vom gestrigen Tage zuschrieb.
Sex, zwischendurch, irgendwann. Danach war ich wieder eingeschlafen.
Ich bin heute nicht wirklich frisch und munter. Und ebenso nicht wirklich bei mir. Das Denken und Handeln fällt mir zuweilen schwer. Genau genommen bin ich auf Gunnars Hilfe angewiesen, der sich jedoch, verständlicher Weise, eher mit seinen Kindern und seiner Familie beschäftigen wird. Von mir erwartet er....das Gleiche. Und vor allem, dass ich glücklich darüber/dabei bin.