Gunnar war
regelrecht und tatsächlich die Freude anzusehen, als ich am Flughafen mit
meinem Köfferchen auf ihn zu gegangen bin. Er umarmte und küsste mich fast
euphorisch.
„Danke.“,
raunte er mir ins Ohr und drückte mich. Alexa war nirgendwo zu sehen.
Oh! Dachte
ich. Es war ihm anscheinend in der Tat überaus wichtig, dass ICH
mit ihm ging. Wie angenehm!
Gunnars
Brüder und, sofern vorhanden, ihre Frauen, waren allesamt hier.
Ich machte
gute Miene zum (für mich) bösen Spiel.
Derartige Unternehmungen
bedeuten meinerseits, in erster Linie, Einschränkung. Ich kann nicht frei
über meine Zeit verfügen und ständige Anpassung, an die jeweilige Situation und
die jeweiligen Menschen, ist gefragt. Ich habe NICHTS in der Hand. Bin den Launen
des Schicksals ausgeliefert, den Regeln des höflichen Beisammenseins mit
jederfrau und vor allem denen der Contenance.
Ich hasse
derartige Zusammenkünfte, wo die Anwesenheitspflicht besteht!
Dalal,
Carsten muslimische Freundin, oder sollte ich besser, palästinensische Freundin
sagen, kam auf mich zu und begrüßte mich mit großer Freundlichkeit. Ich vermag
nicht einzuschätzen, was wirklich in ihrem Innen so vor sich geht. Meint sie es
ehrlich oder verhöhnt sie mich? Gunnar plädiert selbstverständlich für
Ersteres.
Alba,
Bills Freundin, ist eine typisch, schwedische, junge Frau mit blondem, langem
Haar. Sie gibt sich, oder ist, überaus natürlich. So gänzlich ohne Schminke und
Hairstyling.
Stine,
Gunnars Schwester, ist wild wie immer. Gibt sich extrovertiert. Sie albert mit
Taylor herum. Sie sehen aus wie zwei junge, verspielte Hunde.
Sam scheint
eher der Stille zu sein. Gustav schaut ernst und Hjalmar versucht die ganze
Schar zusammen zu halten. Allerdings ist dies doch eher Eriks Job. Er ist der
Älteste. Obgleich Onkel Kurt ebenso unter uns weilt. Emilia Stephansdottier
sehe ich nicht. Vielleicht kommt sie nach. Wer weiß. Denn Familientreffen sind
für gewöhnlich DAS, was sie mag.
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Nun, der
Flug, die Ankunft, die Begrüßung und Verteilung der Gäste ging recht easy von
statten. Ich bezähmte mich im Inneren und überwand mich im Äußeren. Lächeln.
Immer währendes Lächeln! Gleich WER da vor mir stand.
Wir sind,
wie beim letzten Aufenthalt hier, in der „Villa Borgen“ untergebracht.
Zwei Stunden
nach unserer Ankunft, kamen auch Marie, Henrik und die Kinder an. Sie sind selbstverständlich
Gast im Hause von Hanna, Gunnars Tante.
Um ehrlich
zu sein, war ich ganz froh Marie zu sehen und hielt mich weitestgehend an sie.
Gunnar beschäftigte sich derweil größtenteils mit seinen Kindern. Er war so
glücklich sie endlich wieder zu sehen. Man sah es ihm geradezu an.
Später zu
bildeten sich Grüppchen. Die meiste Aufmerksamkeit bekamen natürlich die
Kinder. Vor allem von Gunnar und den Frauen.
Für mich
war es überaus anstrengend. Die beständige Konversation und Aufmerksamkeit auf
alles, was mich so umgab.
Allerdings
war ICH, nicht wie sonst die Chefin im Ring. Sondern eine von vielen. Bekam
keine besondere Zuwendung. Niemand achtete besonders auf mich. Selbst Gunnar
war überwiegend mit anderen Mitgliedern der Familie beschäftigt.
Gleichwohl
wir nicht all zu spät zu Bett gegangen waren, es muss so gegen halb eins
gewesen sein, schlief ich heute Morgen bis zehn. Was ich der Erschöpfung vom
gestrigen Tage zuschrieb.
Sex,
zwischendurch, irgendwann. Danach war ich wieder eingeschlafen.
Ich bin
heute nicht wirklich frisch und munter. Und ebenso nicht wirklich bei
mir. Das Denken und Handeln fällt mir zuweilen schwer. Genau genommen
bin ich auf Gunnars Hilfe angewiesen, der sich jedoch, verständlicher Weise,
eher mit seinen Kindern und seiner Familie beschäftigen wird. Von mir erwartet
er....das Gleiche. Und vor allem, dass ich glücklich darüber/dabei bin.