Montag, 7. März 2016

Die Zeit wird entscheiden



Auf Grund des Gespräches mit Marie und der beschlossenen Namensänderung von Gunnars Sohn, fuhren wir am Nachmittag zu Erik in den Zauberwald. DER erwartete uns bereits, hatte jedoch seine ganz eigenen Dinge am Kochen und DAS im wahrsten Sinne des Wortes. Man(n) bereitete sich auf den bevorstehenden Frühling vor. Die Äxte wurden geschliffen und in Essig gekocht, dass es überall danach roch. Es zog kir in die Kleidung und blieb dort noch stundenlang hängen.
Was den Namen betraf, erbat sich Erik noch eine kurze Zeit des Besinnens. Also nichts mit dem gemeinsamen Skypen am Abend mit Adam. Denn wir blieben auch nicht bei Erik im Zauberwald und fuhren noch vor dem Dinner zurück ins Zentrum.
„Mit Adam skypen, können wir doch trotz alledem.“, warf ich auf der Rückfahrt ein.
Gunnar stimmte nickend zu.
„Warum nicht. Ich wollte ihn ohnehin über alles informieren.“

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Adam war nur auf dem Handy erreichbar. Also keine gemeinsame und wirklich entspannte Unterhaltung von uns dreien. Stattdessen ein Gespräch über skype mit Mary Rainbow Woman und Tate’ ogna nita pehin. Sie, genauso wie Adam, beabsichtigen uns zu Beltane zu besuchen. Bei Marie bin ich mir nicht sicher. Gunnar hat sie, Henrik und selbstverständlich seine Kinder zu unserem vierten Hochzeitstag eingeladen. Es wäre doch eine willkommene Gelegenheit, sich untereinander endlich wieder einmal zu sehen. Marie zögert selbstredend zu uns zu kommen und ich kann sie durchaus verstehen. Hat sie doch hier ihren Sohn verloren, der bei uns im See ertrank. Für Marie birgt dieser Ort nicht ausschließlich angenehme Erinnerungen, was zweifelsohne verständlich ist.

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Nach einem verhältnismäßig frühem zu Bett Gehen, ein ebenso zeitiges Aufwachen. Denn Gunnar, genauso wie ich selbst, hatten unsere Jobs zu erledigen. Das möntägliche Briefing stand an. Trotz alledem, Sex heute Morgen. Und dann kam bei mir bis zum Frühstück eine gewisse Hektik durch. Ich bemerkte kaum, wer um mich war. Bewegte mich sehr professionell und integer. War ausschließlich als Chefin unterwegs und ging dann sogar noch Gedanken versunken und allein, so gegen zehn, zum Restaurant, um zu Frühstücken. Derek war hinter mir. Jedoch bemerkte ich ihn nicht. Erst als ich an meinem Tisch angelangt war, ablegte hatte und meinen Platz einnahm, sah ich ihn vor mir stehen. Er zögerte sich zu mir zu setzen.
„Komm doch. Nimm ruhig Platz.“, forderte ich ihn auf.
„Gunnar ist jetzt häufigere hier.“, eröffnete er fast umgehend das Gespräch mit einer Feststellung.
Ich nickte. „Ja.“
Er schnaufte ein wenig und ich wusste genau, worum es ging. Allerdings stand es mir frei, die Unterhaltung in eine ganz andere Richtung zu lenken.
„Warum erzählst du mir nicht etwas über Giselle und warum deine Mutter gedacht mit ihr sprechen zu wollen. Allerdings nur, wenn du magst.“
Derek holte einen tiefen Atemzug und begann. „Deine Vermutung ist durchaus korrekt. Sie drängt mich ein wenig zu ihr hin.“
Ich lächelte  Derek mehr aus Genugtuung an, als aus Zustimmung. „Natürlich tut sie das. Sie will für DICH das Beste und wünscht sie sich Großmutter zu sein. Was nur all zu verständlich ist.“
Derek nickte zustimmend. „Ich weiß. Aber ich mag sie nicht wirklich. Diese Giselle.“
Oh! Das wirklich,...war NEU. Hatte ich da etwas verpasst?
Ich legte die Stirn leicht in Falten und sah Derek abwartend an. Dann ein Seufzer von ihm.
„Ja. Sie drängt mich ein wenig mit ihr auszugehen.“
„Wie bitte?“, frage ich höflich nach. „Es ist doch noch nicht einmal sicher, dass es dein Baby ist.“, ereiferte ich mich. „Lässt du denn zumindest einen Vaterschaftstest durchführen?“, fragte ich noch einmal nach.
„Ja. Natürlich. Das werde, das will, das muss ich tun.“, bekräftigte Derek sein Vorhaben. „Und WAS, wenn es doch von mir ist?“
Ich zog die Brauen nach oben und hob leicht die Schultern. „Du musst wissen, was du tust. Und es ist ganz allein deine Entscheidung.“
„Nicht ganz.“
Ich sah Derek fragend an.
„Giselle’s ebenfalls natürlich.“
„WAS hat das mit dir zu tun? Du bist ein eigenständiger Mensch. Oder hat dich deine Mutter bereits überzeugt und du magst es mir nicht sagen?“, forderte ich ihn heraus.
„Nein“ Nein“ Natürlich nicht. Was denkt du denn?“, widersetze er sich meiner Vermutung. „Meine Mutter nötig mich gewiss ein wenig und sogar eine Heirat sprach sie an. Was ICH allerdings nicht will.“
„Was willst du denn?“, fragte ich ihn nun doch eher resolut.
Derek sah mir in die Augen. „Dich.“
„Aber deiner Mutter gefällt das nicht. Oder?“, bohrte ich noch ein wenig weiter.
„Nicht wirklich. Sie hat nichts gegen dich. Aber sie meint, du würdest mich aller Wahrscheinlichkeit nach verletzen.“
„Und? Hat sie damit Recht?“ Nun war ich in der Tat auf seine Antwort neugierig.
Es dauerte eine kurze Weile bis Derek eine (passende) Erwiderung fand und ich sah, wie dabei seine Kieferknochen arbeiteten.
„Manchmal ist das tatsächlich so.“ Hier gedachte ich noch eine Frage einzustreuen. Jedoch Derek erhob seine Stimme erneut. Und das doch überaus vehement. „Aber ich wusste schließlich auf WAS ich mich einlasse. Ich wusste genau, dass du verheiratet bis. Und es ist nicht so, dass ich Gunnar als Mensch, als Mann nicht schätze. Er ist überaus tolerant und ebenso kameradschaftlich. Zudem stets auf dein Wohl bedacht Rea. Daher denke ich, er liebt dich tatsächlich über die Maßen.“
OHO! Was sollte DAS denn werden? WOHIN sollte diese Unterhaltung führen? Begann er sich etwas so leise davon zu stehlen? Hatte er genug davon, auf der Ersatzbank zu sein und immer nur die zweite Geige zu spielen? Sah er sein Heil in dieser Giselle und seinem (???) Kind? Hatte ihn seine Mutter bereits soweit indoktriniert? Sollte es JETZT tatsächlich SO zu Ende gehen??? Und WAS sollte ich JETZT antworten? Nach vorne preschen und ihn stellen? Oder womöglich (abrupt) das Thema wechseln? Vielleicht war es am Besten vorsichtig anzufragen, was seine Antwort für mich bedeutet. Also doch eher diplomatisch sein.
Ich blieb so ruhig wie möglich, obgleich meine Stimme ein wenig zu zittern begann. „WAS bedeutet dies nun für mich? Gedenkst du etwa nicht mehr mit mir zusammen zu sein?“
Er zögerte. OH! OH! DAS war NICHT gut!!!
„So ist das nicht. Du selbst sagtest, dass es ohnehin besser sei zu warten, ob es nun tatsächlich mein Kind ist.“
Oh nein! Er suchte sich ebenso diplomatisch heraus zu winden. DAS war in der Tat NICHT gut!
„Ja.“, stimmte ich ihm zu und versuchte gleichermaßen eine clevere Erwiderung. „Selbstverständlich ist es vernünftiger abzuwarten und nach der Geburt des Kindes eine etwaige Entscheidung zu treffen. Denn ich möchte sehen, wie du damit umgehst, Vater zu sein. SOLLTE es tatsächlich DEIN Kind sein. Oft verändert das die Menschen und ich vermute“, jetzt wagte ich mich auf unsicheres, mutmaßendes Terrain, „dass du dich dann, und mag es gleichwohl aus ehrenhaften Gründen sein, für Giselle entscheidest.“
Derek schnaufte ein wenig und ein doch eher unsicheres „nein“ war zu hören, was nicht wirklich überzeugend klang. Ich wollte ihn selbstredend nicht drängen. Da war große Unsicherheit und seine Mutter hatte einen überaus bedeutenden Anteil daran. Nur half es mir im Augenblick wenig, diese Unterhaltung fort zu führen. Denn deutlicher würde es/er nicht werden. Er schien im Moment selbst sehr instabil mit seiner Meinung zu sein. Infolgedessen brach ich besser ab. Man würde sehen......Hier würde die Zeit entscheiden, was wirklich geschieht.