Mittwoch, 9. März 2016

Heikle Themen und interne Gespräche



Den gesamten Tag über war ich beschäftigt und mehr oder weniger mit Derek zusammen. Aber auch mit Kevin und einigen anderen. Zumeist im Büro. Allerdings waren mir Ruhephasen zwischen den Anstrengungen wichtig. Und am aller liebsten, hätte ich am Nachmittag nichts mehr getan. Aber gerade zu dieser Zeit, häuften sich die Tätigkeiten, welche zu erledigen waren.
An diesem Nachmittag gestattete ich mir meinen aller ersten Kaffee, nach dem Aufenthalt im Hospital. Allerdings hatte ich Bedenken, dass es mein Magen noch nicht vertrug. Zum meinem Glück ging alles (so la, la) ganz gut.
Derek und Kevin waren zu dieser Zeit in meinem Büro und wir unterhielten uns über Dinge, die ausschließlich für uns drei bestimmt waren. (Genau genommen dürfte ich mich auch hier nicht dazu äußern.) Und ebenso über einige ganz private Angelegenheiten (wie Gunnar, seine Affären und wie mein einstiges Verhältnis zu Kevin war). Allerdings hatte ich mich mit Derek bereits im Vorfeld über eine spezifische Thematik zum Lunch im Restaurant unterhalten und seine Mutter Magdalena saß mit an unserem Tisch. Was genau genommen für ein anderes, ganz spezielles Gespräch zwischen uns dreien vorteilhaft war. Denn ICH begann dies nun, auch ohne es mit Derek vorher besprochen zu haben, und wollte die Geschichte mit Derek und der Einflussnahme seiner Mutter auf ihn, um meinetwillen klären. Derek schien es in diesem Augenblick nicht wirkliche angebracht zu sein. Jedoch stieg er letztendlich, auf meine subtile Aufforderung hin, mit ein.
Es war selbstredend ein heikles Thema und ich wählte die Worte gut. Genau genommen übernahm dann Derek die Führung des Gespräches und gab seiner Mutter zu verstehen, dass er mich liebe und nichts mit dieser Giselle zu tun habe wolle. Sie ersuchte ihn allerdings keine voreiligen Entscheidungen zu treffen und besser abzuwarten, bis das Kind geboren sei. Sie stellte in Aussicht, dass er womöglich dann seine Meinung noch ändere. Was Derek in diesem Moment vehement verneinte.
„Vielleicht magst du sie nicht, aber dein Kind wirst du sicherlich lieben.“, warf Magdalena das Argument in die Wagschale, wo Derek nicht wirklich zu widersprechen vermochte. Auch er war sich wohl in diesem Fall nicht sicher, wie es sich anfühlen würde Vater zu sein.
In seiner Unsicherheit sah er mich schuldbewusst an und senkte dann den Blick.
Okay. Gegen ein Kind vermag ich offenkundig NICHT zu konkurrieren. Dies ist mir von Gunnar bereits bekannt. Hier ist nach wie vor zu bemerken, dass es die Zeit bringen wird, was dann wirklich geschieht. Was für mich bedeutet.....abzuwarten.
So wurde erneut der gleiche Konsens gefunden, wie schon einmal zuvor.
Infolgedessen wechselten wir dann auch rasch das Thema und ich sprach mit Derek über interne Angelegenheiten des Zentrums, welche genau genommen NICHT für fremde Ohren bestimmt gewesen waren. Und ich wünsche, ich könnte sagen, dass es nur eine gewisse Anmerkung von mir gewesen war. Aber ich wurde schon überaus deutlich, was das Thema Personal, Gäste und Glauben betraf.
Über genau diese Thematik diskutierten wir, Kevin, Derek und ich, dann noch einmal im Büro. Darüber, dass es VON MIR KLARE RICHTLIENIEN gab, kein muslimisches Personal einzustellen und ebenso keine Buchungen von muslimischen Gästen entgegen zu nehmen.
„Wir sind hier schließlich ein spirituelles Zentrum mit einer bestimmten Orientierung/Richtung/Tendenz/Haltung/Aussage/ und kein Urlaubscenter.“, argumentierte ich. Obwohl ich mich vor diesen beiden in keinen Rechtfertigungszwang sah. Sie verstanden mich und worauf es mir ankam. Kevin sicher besser als Derek.
„Ich habe ganz bewusst alle Muslime entlassen. Es waren ohnehin nur ein paar. Und ebenso eindringlich darauf hingewiesen, keine muslimischen Gäste aufzunehmen. Die Anweisung war klar und deutlich. Bei Anfragen sind wir dann schlicht und einfach ausgebucht. Die Einnahmen sind mir dabei völlig egal. Ich möchte hier keinerlei Probleme mit diesen Leuten. Denn haben sie beständig spezielle Wünsche und Forderungen, wie beispielsweise Halal und dass sie nicht mit anderen zusammen im Schwimmbad sein wollen, denen ich mitnichten bereit bin nachzukommen! Und sollte sich tatsächlich noch jemand der Angestellten offen zu diesem (Irr- und längst überholten) Glauben bekennen, oder womöglich etwas davon erfahren, dass jemand der Angestellten das tut, bat ich, mir dies bitte zu melden. Rassistisch sind wir nun zweifelsohne nicht. Zum einen geht es um einen Glauben und um keine Rasse. Zum anderen beschäftigen wir viele asiatische und afrikanische Frauen. Sogar im Büro und in Führungspositionen. Man sschaue hier auf Imara Sumei, Amaya Ji und die beiden Auszubildenden, Casandra Fish und Keshia Berggren an. Solange sie ihren Job gut erledigen, habe ich keinerlei Problem damit.“
Gleich anschließend gab ich noch etwas zu Amaja Ji preis (was Gunnar und sie betraf und nicht ganz freiwillig geschah) und wir diskutierten über sie. Und im gleichen Zuge über Kate Austin-Nobel, sowie ihre Beziehung zu Gunnar und die damalige Zeit der beiden in dieser Sekte in New Orleans. Was mir davon bekannt war, sprach ich auch hier mit besten Wissen und Gewissen an. Und überantwortete somit meine Kenntnis von diesen speziellen Dingen Derek und Kevin, wo ich doch annehmen darf, dass sie bei ihnen sicher sind.

Begonnen hatte diese Debatte mit Kevins Frage, ob Thomas uns nicht helfen könne. Welcher nun bedauerlicher Weise doch mit seiner, um viele Jahre jüngeren Lebenspartnerin Natasha, wie geplant nach Monatan abgereist war. Denn ich hatte Kevin noch einmal gefragt, ob es ihm nicht doch zu viel, und ob seine Lebensgefährtin gleichwohl nicht die unzähligen Arbeitsstunden monieren würde. Was er verneint hatte und lächelnd diese Diskussion mit dem Satz abschloss: „Ich schaffe das schon.“
Kevin war in der Tat ein heller Kopf und ich war doch recht glücklich darüber, dass er bei mir/uns war. Was ich ihm, im Beisein von Derek, zu verstehen gab.
„Wir trafen in New Orleans die richtige Entscheidung. Wir drei sind ein gutes Team und werden alle Herausforderungen gemeinsam meistern. Gleich, um was es geht.“
Überhaupt bin ich mit ihm, wenn es der Rahmen/die Gesellschaft/die Runde/das Umfeld erlaubt, nach wie vor überaus vertraut.

Am Ende ging doch noch alles gut und ich/wir konnten gegen sechs Uhr abends alle das Büro verlassen. Derek begleitete mich noch zum Haus. Ich hätte ihn liebend gern noch herein gebeten. Nur wusste ich, dass Gunnar bereit unterwegs zu mir war. Wir verabschiedeten uns auf der Veranda und Derek gab mir in einer innigen Umarmung einen schier endlosen Kuss. Ich fühlte geradezu seinen Wunsch bei mir zu bleiben. Was überaus verständlich war. Ich allerdings, war in diesem Augenblick doch eher in voller Vorfreude auf meinen Ehemann.

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Nichts Besonderes am Abend. Außer dass Gunnar drängte früh zu Bett zu gehen. Letztendlich war es, nach meinem Selbstpflegeprogramm, gegen zwölf. Im Bett unterhielten wir uns noch eine Weile und ich erzählte ihm von meinem Tag. Über was wir alles diskutiert hatten und wie die anderen (nach außen hin) dazu standen. Was ich allerdings ausschließlich vermuten kann.
Ausschlafen am Morgen. Kein Wecker der läutet. Auch für Gunnar nicht. Er rief an und entschuldigte sich für den heutigen gesamten Tag. Er wolle bei mir bleiben, sagte er dann zu mir. Was er auch tat/tut.
Gunnar gab sich an diesem, heutigen Tag (welchen er offensichtlich für mich reserviert hatte) überaus charmant und liebevoll und er kam mit mir ins Büro. Was für Derek eine Überraschung war, ihn dort zu sehen. Allerdings wusste ich sehr wohl, dass Gunnar in unseren Geschäftszimmern nichts mehr zu suchen hatte. Was ich ihm gleichwohl zu verstehen gab.
„Du kannst mich gern besuchen. Aber du arbeitest nicht mehr hier. Mag sein, dass auch ich dich ab und an in deinen Arbeitsräumen vorbei schaue. Aber nicht mehr.“ Er verstand.  Ging schwimmen und in den Wellnessbereich. Kam jedoch noch vor dem Lunch zu mir zurück und brachte mir einen Teller voller Obst.
„Wenn DU schon nicht auf dich achtest, will ich es zumindest heute tun.“ Er lächelte mich an und streckte mir die duftenden Orangen und Äpfel entgegen, welche ich mir großem Appetit sogleich verschlag.
Ich hatte nur noch einige Installationen in zwei der Hütten zu überprüfen und gleich anschließend ging ich mit Gunnar zum Lunch.
Derek war vor uns mit seiner Mutter dort. Ich hatte ihn schon von weitem gesehen, wie er das Restaurant verließ, als wir darauf zu steuerten. Nun, ich denke, das war auch besser so.


Nach dem Lunch ging ich nicht mehr ins Büro. Sondern mit Gunnar zurück in mein  Haus. Ich glaube, für heute habe ich genug. Gunnar hat Recht damit, wenn er sagt, ich müsse bessere auf mich achten. Denn ich gehe täglich weit über meine Kräfte hinaus, wenn ich mich hier um alles kümmere. Ich denke die anderen beiden Herren (Derek und Kevin) werden dies begrüßen. Auch sie tadeln mich ständig, wegen der/meiner Überforderung.
Im Augenblick spricht Gunnar mit meinem Vater. Eine Reise nach Deutschland ist im Gespräch. Gunnar wird offenkundig für einen Rapport in den Vorstand gerufen. Womöglich könnte ich ihn sogar begleiten. Trotz aller geschäftlichen Dinge, wäre es schön, meine Eltern einmal wieder zu sehen. Denn ich vermute, dass sie der Einladung zu unseren vierten Hochzeitstag sicherlich gedenken NICHT nachzukommen. Denn mein Vater hat gleichermaßen nur wenig Zeit. Obendrein scheint er gesundheitliche Probleme zu haben. Was er selbstredend nie mit jemanden bespricht. Daher weiß ich ebenso nichts Genaues.