Donnerstag, 3. März 2016

Von Wissenschaftlern, die keine Lösung finden und Männern, die nicht nach Hause kommen



Gunnar arbeitete trotz alledem von zu Hause aus mit seinem Notebook den gesamten Vormittag über. Während ich ebenso im Internet surfte.
Ab und an stand er auf, kam zu mir hin, küsste, liebkoste mich und massierte mir die Schläfen.
ER brach gegen sechs zu seinem Geschäftsessen nach Stockholm auf und kam, wie erwartet, an diesem Abend nicht mehr zurück.
Derek......klopfte gegen acht an meine Tür.
„Entschuldige bitte. Ich weiß es ist spät. Aber ich habe es nicht früher geschafft. Musste noch die Arbeit im Büro beenden. War noch für zwei Stunden an den Gewichten und etwas Schwimmen und dann bei meiner Mutter.“
„Ist okay. Kein Problem.“

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Wissenschaft, die KEIN Wissen schafft
Am früheren Nachmittag hatte ich mich mit Gunnar in einen Vortrag von einem Wissenschaftler begeben, der nach dreißig Jahren noch immer keine Antwort darauf gefunden hatte, WO die Gewalt in dieser Welt herkommt.
Um aufrichtig zu sein, verließ ich lachend den Saal.
Aber okay. Nichts desto trotz ist er ein brillanter Wissenschaftler und viele Menschen hängen an seinen Lippen wie die Späne von Eisen an einem Magneten.
Warum auch nicht? Schließlich ist er ebenso ein genialer Erfinder und wir werden ihm weiterhin für Lesungen und Seminare buchen, solange es Interessenten dafür gibt.
Zur gleichen Zeit lief eine ganz andere Veranstaltung, zu welcher sich ausschließlich Frauen versammelt hatten. Allen voran die Schwesternschaft um Emilia Stephansdottir. Dieses Seminar hatte ein ganz spezielles Thema: „Die Geschichte der Matriarchatsforschung“. Selbstredend bieten wir gleichwohl Kurse mit dieser Thematik an. Welche verhältnismäßig gut besucht sind. Und am aller liebsten hätte ich mich zu diesen Frauen gesellt. Allerdings hatte ich schon zu viel von dem Gesamtwerk verpasst und Gunnar drängte zum weiter Gehen.
Aber,.....vielleicht heute.

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Befindlichkeiten

Mein Magen ist auf dem Weg der Besserung. Welche allerdings nur langsam voran schreitet. Alles in allen ist er nicht stabil und ich muss strengstens darauf achten, WAS ich zu mir nehme.
Meine Beine haben den Zustand von zittrigem Pudding endlich aufgegeben und wieder festen Stand erlangt! Erleichternd! Das können sie mir glauben!!! Und auch die überdimensionale Müdigkeit ist von mir gewichen. Ich scheine mich so allmählich zu erholen. Was noch lange nicht bedeutet, dass ich top fit bin. Was ich ohnehin nie wieder sein werde.

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Besinnung
Ich besinne mich erneut auf meine Spiritualität. Auf diesem Weg....fühle ich mich wohl-er. Und Gunnar, mein Ehemann, samt Erik, seinem Onkel, sowie Margarethe, sind gute Begleiter. Überdies wären da selbstredend noch Adam, ein Ojibe (ein Anishinaabe ᐊᓂᔑᓈᐯ) vom Dog Lake , Marie Rainbow Woman und Tate’ ogna nita pehin aus South Dakota. Was will ich mehr?

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Unbelehrbar (-e Engstirnigkeit)
Der Abend war gefüllt mit unterhaltsamen, aufwühlenden Diskussionen.
Der Herr Physiker vom nachmittäglichen Vortrag hatte mir/uns einen Besuch abgestattet und ich begann ihn (als Unwürdige, Nichtige, Frau) zu kritisieren und zu belehren. Nun, das kam nicht wirklich gut an. Dennoch gab er sich keine Blöße und machte gute Miene zum vermeintlichen bösen Spiel. Jedoch ist zu vermuten, dass er weiterhin nach Antworten suchen wird, wo es schon längst welche gibt. Alldieweil er die Möglichkeit, welche ich ihm eröffnete, in seiner Herr-lichkeit, bei seinen weiteren Überlegungen und Forschungen nicht in Betracht ziehen wird.
Die Herren Wissenschaftler werden offenkundig ihr Hoheitsgebiet nicht all zu schnell  verlassen. Platz räumen für Frauen nicht. Wo gäbe es denn so was?

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Am Abend war ich wegen der Debatte mit dem Herrn Wissenschaftler so derart aufgewühlt, dass ich ewig keine Ruhe fand. Dies und das noch erledigte, wie beispielsweise die Bestellung für unsere Apotheke tätigen, oder ein, zwei kleine Rechnungen überweisen, und dann schlussendlich mit Derek erst gegen zwei zu Bett ging. Allerdings dann auch sogleich schlief. Daraufhin verzögerte sich selbstverständlich das Erwachen um einige Stunden, sodass wir uns erst gegen zehn, nach einem angenehmen Ineinander, aus dem Bett pellten. Derek hatte Kevin im Büro angerufen, ihn auf Lautsprecher gestellt und ihm mitgeteilt, dass er später kommen, und wenn nötig gleichwohl länger arbeiten würde.
„Wo bist du denn? Ist etwas passiert?“
„Nein, nein. Ich bin....“
„....bei Rea. Schon klar.“, beendete Kevin Dereks Satz und lachte ein wenig sarkastisch.
„Tut mir leid Kevin.“, schaltete ich mich ein. „Ich bin noch so müde und wir sind gerade eben am Aufwachen.“
„Ist schon okay. Derek pass’ auf sie auf. Sie soll nicht tun.“
„Geht klar.“ Und schon im nächsten Moment läutete mein iPhon. Es war Gunnar.
„Hey Schatz. Geht es dir gut?“
„Ja.“
„Tut mir leid, dass ich es gestern Abend nicht mehr geschafft habe zurück zu kommen.“
„Es ist mir durchaus bewusst, dass du es mit dem Anrufen, dem Benachrichtigen nicht so hast.“, glitt ich ein wenig ab ins Gassenchagon, um mich jedoch sogleich wieder auf gewohntes Terrain zu begeben. „Du schliefst sicher bei Alexa. Nicht wahr?“, stellte ich sehr rasch die Frage mit einem spitzen Ton.
„Ja. Ja. Natürlich.“, stotterte er ein wenig. „Ich stell’ dich mal auf laut.“
Wie bitte jetzt? Das kann er nicht tun? Dachte ich so. WAS ging unsere Gespräch seine Hure an?
„Hey Rea.“, hörte ich Alexa sagen. „Wie geht es dir denn? Ich habe so oft an dich denken müssen.“
„Oh! Danke der Nachfrage. Es geht schon ein wenig besser.“, beherrschte ich mich und blieb bei einem freundlichen Umgangston. (Wie es sich gehört!)
„Ich hätte dich auch gern einmal wieder besucht.“ Ihre Stimme war weich, warmherzig und entgegenkommend. „Oder, warum kommst du nicht einmal wieder nach Stockholm in dein Apartment? Dann könnten wir gemeinsam in ein Cafe’ gehen und ein wenig plaudern.“
„Ach weißt du, ich begann bereits wieder mit der Arbeit im Büro und überdies befindet sich doch hier alles, was ich benötige. Von wunderbaren Menschen, über ein top Unterhaltungsangebot bis hin zu super gesunden Speisen, welches ich nirgend woanders so zubereitet bekomme als hier.“
„Ja. Du hast selbstverständlich Recht. Es ist ein reines Mekka, dein Zentrum. Ich weiß. Auch ich finde es einfach wunderbar dort.“
Aha! Natürlich. WEM gefiel es hier nicht? Schließlich hatte ich lang genug dafür kämpfen müssen, dass dieser Ort so ist, wie er ist. Und mit Mekka sollte sie ihn besser nicht vergleichen. Denn DAS war in der Tat KEINE geeignete Allegorie für diesen so außergewöhnlich bezaubernden Ort.
„Hey, Schatzt, hör’ mal.“, übernahm nun wieder Gunnar das Gespräch. „Ich muss heute eine Dienstreise mit Magnus und Anna-Marie nach Oslo unternehmen. Ich vermute, dass ich es auch heute nicht schaffen werde zu dir zurück zu kommen. Tut mir echt leid.“
„Und am Freitag wirst du sicherlich ausgehen wollen. Und am Samstag hast du ebenfalls keine Zeit, wie so oft an den Wochenenden. Nicht wahr?“
„Na ja. Ich wollte....“, begann Gunnar zu stottern, „Ich dachte, dich einladen zu wollen. Vielleicht Essen und ins Kino gehen. Was denkst du dazu?“
„Allein?“ Meine Frage war selbstredend berechtigt. Denn ich vermutete (zu Recht!) dass uns Alexa begleiten sollte.
„Ich, ich dachte,...vielleicht.“
„Nein.“, rutschte es mir ein wenig zügig heraus. „In diesem Fall verbleibe ich lieber hier. Speisen, Kino, Vorträge, Unterhaltungsprogramm ist alles vorhanden. Also warum sollte ich dann weggehen wollen? Und obendrein würde uns Alexa begleiten. Nein. Danke.“
„Sie mag dich und würde gern mit dir....und mir....zusammen das Wochenende verbringen. Geplant ist ebenfalls ein Treffen mit meinen Brüdern.“
„Was sonst. Wirklich nicht Gunnar. Nein Danke. Alexa wird sich sicherlich darüber freuen, dich allein für sich haben zu können.“
„Und du bleibst bei Derek. Nicht wahr?“
„Ja. Was sonst.“
„Gib ihn mir bitte.“
„Er hört mit.“
Nachfolgend gab Gunnar Derek noch einige Instruktionen, die besagten (was er genau genommen bereits wusste), dass er darauf achten solle, dass ich mich ausruhen muss und dass er noch nicht genau wisse, wann er zurückkommen würde....ect....
„Rea“, richtete Gunnar noch einmal seine Stimme an mich, „wenn du magst, kannst du mich (er meinte UNS! Ihn UND Alexa), immer noch begleiten. Ich würde mich so darüber freuen, wenn wir gemeinsam wieder einmal etwas unternehmen.“
Ich räusperte mich kurz und antwortete ihm: „Ja, ich weiß mein Herz. Auch ich wäre überaus angetan. Nur, wie du schon selbst bemerktest, ist es besser, mich noch auszuruhen. Ich würde mich nur über den Abend quälen und euch die Laune verderben. Das wollen wir doch nicht. Oder?“
„Rea. Sei mir bitte nicht böse....“
„Ich weiß doch“, unterbrach ich ihn, „dass du nur all zu gern in Gesellschaft deiner Freunde und Brüder bist. Also tue schlicht und einfach, was du nicht lassen kannst und lasse mich hier im Zentrum bei Derek.“
„Okay. Wie du meinst. Aber wenn du darauf bestehst, würde ich auch am Wochenende bei dir bleiben.“
Welch’ eine Farce! Gunnar wusste genau, dass ich ihn, ohne zu murren, in sein Party-Wochenende entlassen würde. WAS hätte ich davon, wenn er bei mir vor schlechter Laune überquillt? Oder wenn er Alexa mit hier her bringt? Oder ganz und gar seine Brüder. Mit Derek bin ich allemal besser bedient!