Freitag, 18. März 2016

Ehre, wem Ehre gebührt



Von Gunnar war die strikte Anweisung an mich ergangen,.......NICHTS zu tun.
Nach dergleichen Kapriolen war mir ohnehin nicht danach gewesen, ins Büro zu gehen. Infolgedessen rief ich Derek an und fragte nach, ob man mich dort dringlichst benötige. Er sagte nein und im gleichen Atemzug äußerte er seine Besorgnis.
„Nur zwei, drei stunden. Zur Erholung. Nicht mehr.“
„Was ist denn passiert?“
„Die Aufregung vom Abend, wegen der betrunkenen Gäste, sitzt mir noch immer in den Knochen. Obendrein vergaß ich meine Medikamente einzunehmen.“
„Ist Gunnar bei dir?“
„Nein.“
„Soll ich zu dir kommen?“
„Nein. Es geht mir schon etwas besser.“
„Okay. Sehen wir uns heute Abend?“
„Ich kann noch nicht sagen, ob Gunnar heute zurückkommen, oder in Stockholm bleiben wird. Ich rufe dich noch einmal an.“
Derek kam trotz alledem.
Auch Kevin rief ich noch einmal an, um ihm Bescheid zu geben.
Und wie stets die zuversichtliche Antwort von ihm: „Wir schaffen das schon.“

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Den Lunch nahm ich allein im Restaurant ein, nachdem ich mich mit Sarah Sjögren unterhalten hatte. Die mir bestätigte, dass Gunnar nachts in der Hütte von Lara gewesen war. Von vergangener Nacht wurde nichts vermeldet. Des Weiteren erzählte sie mir, dass Lisa Anekelea an dem Tag, an welchen ich mit Gunnar in Berlin gewesen war, verspätet ihre Tochter Lola geboren hätte.
Nun ja. Dann ist Jason ein weiteres Mal der glückliche Vater (und somit noch unerreichbarer für mich. Nicht, dass ich ihn nicht hätte haben können. Nein. Darum ging es nicht. Es gehörte sich schlicht und einfach für mich nicht (mehr.) Über Troels und seine Anette wurde ebenfalls geredet. Dass sie ab und an miteinander stritten. (Aber wer tut das nicht?) Malte Lindquist wär ganz anders gestrickt als sein Bruder. Und den erst vor kurzen eingestellten Clive Gråbøl würden die Frauen umschwärmen. (Was zu erwarten war, so attraktiv wie er ist.) Hanna Martenson mache von sich reden. Man sage, sie sähe fast aus wie ich. Bisher war sie nur eine Statistin, eine Fußnote im Getriebe des Zentrums für mich, die ich nicht weiter beachtet hatte. Aber WAS sollte ich nun DAVON halten? Mit Gunnar hatte sie bis zu diesem Zeitpunkt nichts zu tun.

Am frühen Nachmittag rief Gunnar an und sagte mir, dass er heute in Stockholm bleiben würde. Was ich bereits vermutet hatte.
„Aber Morgen komme ich gleich nach dem Mittag zu dir zurück.“ (Na immerhin!)
Derek hatte er ebenfalls verständigt und ihn gebeten, nach mir zu sehen. (Wie fürsorglich!)
Derek kam überhaupt drei Mal während des Tages bei mir vorbei. Merkte jedoch an, dass er am Nachmittag noch einmal ins Büro und zu seiner Mutter müsse und ebenfalls für ein, oder zwei Stunden ins Fittnessstudio. Er würde mich dann erst zum Dinner abholen.
„Ist das okay?“
„Ja natürlich.“

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Mit Derek bin ich disziplinierter als mit Gunnar. Eigenartig.

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Der Abend gemächlich. Wir redeten noch einmal über Giselle und gingen dann recht frühzeitig zu Bett. Es war so gegen Mitternacht. Und die Wolldecke, welche bisher noch zusätzlich unter dem Federkernbett war, legten wir beiseite. Dafür war es zu warm.
Am Morgen weckte uns das Läuten von Dereks iPhone. Es war Kevin (der wissen wollte, wo Derek blieb). Wir sprachen beide kurz mit ihm. Dann noch Sex. Sehr, sehr a-n-g-e-n-e-h-m.

Da das Wetter so sonnig und warm war, gedachte ich ein wenig spazieren zu gehen. War jedoch trotz alledem im Büro (und flirtete (heftig) mit Kevin UND ER mit mir).
Derek sieht dieses Schäkern mit Kevin nicht so tragisch. Er weiß genau, dass Kevin nicht mehr (ficken) kann und zudem eine Lebensgefährtin hat. Was ich respektiere. Und einige (oder die meisten) im Büro wissen ohnehin, dass ich mit Kevin einmal zusammen war.
Ich ganz persönlich gedenke ihm auf diese, für ihn sicher ebenso charmante und gefällige Weise, zu sagen, dass ich ihn noch immer mag und ihm dafür danke, dass er hier, bei mir, im Zentrum ist. (Genau genommen hätte er wohl noch eine Gehaltserhöhung verdient.)
Imara begegne ich seit unserem Eklat mit Kühle. (Ich kann einfach nicht anders.....)
Überdies legten mir die Detektive ihre Ergebnisse vor und ich erfuhr, dass Imara bekennende Muslima war und sogar ein Buch darüber schrieb. DAS hatte ich noch nicht gewusst. Was sollte ich nun tun?
Mit allen anderen, welche muslimischen Familien entstammen, werde ich separat verfahren. Mir die Geschichte jeder einzelnen genaustens ansehen. Vielleicht eine Beschäftigung fürs Wochenende.
Kevin hatte das Gespräch mit unseren Anwälten übernommen. In der Sache Flüchtlinge, sind wir erfolgreich gewesen. Dieser skum bleibt ins, der Göttin sei Dank (!!!), fern.

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Gunnar kam unerwartet früh zurück. Ich nahm zu dieser Zeit gerade meinen Lunch im Restaurant ein, als er nach mir suchte.
„Wo bist du denn?“ Sehnsüchtig klang seine Stimme am Telefon. Was auf ein idyllisches Wochenende schließen lässt.
„Gerade beim Speisen. Du kommst früh.“, merkte ich an. „Hast du denn schon etwas gegessen?“
„Nein.“

Mein Lunch war heute doch einigermaßen mager. Daher werde ich jetzt mit meinem Ehemann Kaffee und Kuchen genießen.