Mittwoch, 30. März 2016

Kinder, Kinder......



Die Kinder zwingen mich nahe bei Alexa zu sein. Überhaupt ist es eine vertrackte Situation, (und immer wieder weise ich darauf hin, dass es womöglich besser sei, eine Nanny zu engagieren. Gunnar sowie Alexa jedoch meinen, wir handeln das schon. (Spielen sie JETZT Vater, Mutter, Kind? Und ICH bin die „Tante“? Die Böse, die Kinder hasst. Wo ich mir doch so viel Mühe gebe.)) in welche mich Alexa hinein manövriert hat. Nur räume ich den Platz, nimmt sie den gesamten Raum (an Gunnars Seite) ein. Was ich ihr mitnichten zugestehen kann. Allerdings ist aus ihren Verhalten keine Täuschung, kein Übelwollen mir gegenüber zu erkennen. Im Gegenteil. Selbst wenn ich tiefer in sie schaue, ist da nichts Feindseliges. Sieht sie uns tatsächlich als „Freundinnen“ an? Und aus wessen Kopf entspringt diese Inspiration. Denn es ist schon eigenartig, dass viele von  Gunnars „engen Freundinnen“, auch meine „engen Freundinnen“ sein wollen. Man denke nur an Lara, Zuckerfötzchen und noch vor dieser Elena, das porzellanerne Model, welches jetzt mit Chris Cunningham liiert ist. Andererseits sucht und findet Gunnar stets den selben Typ Frau. Es scheint gleich wie bei einer Frau zu sein, die fortwährend die selben Signale aussendet und sich dann darüber beschwert, dass sie stets an ähnliche Männer gerät. Infolgedessen hätte es etwas mit Gunnars Sein zu tun. Gunnars Charakter und seiner Ausstrahlung.
Nun. Gleichgültig. Zurück zum Kern.
Am aller liebsten, und nötig wäre es obendrein, würde ich ins Zentrum fahren.
Aus diesem Grund, rief ich am gestrigen Abend Kevin an. Ich gedachte etwas über das wöchentliche Briefing zu erfahren. Denn Derek war (für mich?) nach wie vor nicht zu erreichen. Was nun, so nebenbei bemerkt, tatsächlich überaus merkwürdig ist. Stets ruft er mich zumindest (beinahe) täglich an. In geschäftlichen Dingen, werde ich mich nun wohl besser an Kevin halten. (Was ich so wie so bereits beschlossen hatte.) Obgleich Derek hier nie unzuverlässig war.
Jetzt bin ich erneut abgewichen, von DEM, was ich eigentlich aus-sagen wollte.
Ja nun, es ist für mich in der Tat eine diffizile Situation. Gehe ich meiner eigenen Wege, überlasse ich Alexa das Feld an Gunnars Seite und die Gelegenheit, auch ohne mich, Familie zu spielen. Bleibe ich, vernachlässige ich zum einen meine Pflichten im Zentrum, zum anderen bin ich gezwungen mit meines Mannes Konkubine gut Freund zu sein. Denn die Kinder brauchen uns und in deren Gegenwart ist kein Platz für zänkische Spiele. Sie benötigen Harmonie und Frieden rund herum.
Kevin merkte wie immer an: „Ich schaffe das schon.“
„So ganz allein?“
„Derek ist doch auch noch hier. Und die anderen. Wenn etwas Wichtiges zu entscheiden ist, rufe ich dich an.“
Heute Morgen.......rief er an.
„Derek hat sich frei genommen.“
„Wie denn das? So plötzlich? Soll ich zu euch kommen?“
„Nein, nein. Schon okay. Wir schaffen es auch ohne dich. Es sind doch nur die allgemeinen, monatlichen Abrechnungen.“
„Die Bestellungen und der Plan für den kommenden Monat?“
Ich hörte Kevin ein wenig gekünstelt lachen. „Wozu hast du denn deine Mitarbeiter. Du musst doch nicht alles selber tun. Und wenn die Kinder jetzt bei dir sind....“
Hier unterbrach ich ihn. „Nicht nur bei mir. Alexa bot sich gerade zu an. Und Gunnar scheint ebenso entzückt darüber.“
„Und du überlässt ihr natürlich nicht das Feld.“, führte Kevin den Gedanken weiter. Er lachte. Kannte mich zu gut. „Schon klar. Kann ich mir gut vorstellen. Mach’ dir keine Sorgen. Es geht hier alles seinen Gang. Aber.....“
Oh! Oh! Was sollte dieses a-b-e-r jetzt bedeuten???
„Du machst mir Angst?“, erwiderte ich.
„So schlimm ist es nicht. Aber Derek scheint mir ein wenig eigenartig. Er ist nicht wie immer. Schaut mich misstrauisch an.“
„Hast du ihn gefragt, was mit ihm sei?“
„Ja. Natürlich.“
„Und?“
„Er verneinte jegliche Veränderung.“
„Weißt du was Kevin? Das passt mit dem, dass ich ihn nicht erreichen kann, zusammen. Und irgendwie begann er sich zu verändern, als seine Mutter zu uns kam.“
„Gut möglich. Wer weiß, was sie ihm eingeflösst hat. Ach, und bevor ich es vergesse, heute Morgen ordnete er an, dass Giselle Carter die vierte Empfangsdame würde. Anstelle von Jessica Warren.
Ich schnaufte.
„Hast du nicht interveniert?“
„Nein. Genau genommen ist ER mein Chef. Was sollte ich sagen. Tut mir leid. Und außerdem ist mir im Grunde gleich, wer wo arbeitet.“
„Du weißt aber schon, WER sie ist?“
„Ja. Natürlich. Aber Gunnar hat diese Lara, für mein Verständnis unrechtmäßig zur Ersatz-Empfangsdame erhoben. Obwohl er hier nichts mehr zu sagen hat und ausschließlich aufgrund er Tatsache, das er dein Ehemann und der ehemalige Chef des Zentrums ist, ließ man ihn gewähren. Derek zieht hier gleich. Was soll’s? Ist doch egal.“
„Ja. Schon.“, versuchte ich ruhig zu bleiben. „Dennoch, allein die Tatsache, das Derek
sie in einen so begehrten Job einsetzt, erscheint mir wesentlich. Wo er doch mit ihr geschlafen hat und sie nun ein Kind von ihm erwartet. Allerdings merkte er bislang eigenartiger Weise wieder und wieder an, dass er nichts mit ihr zu schaffen haben will. Und nun DAS. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Und ich kann ihn nicht erreichen.“
„Er kam heute Morgen offensichtlich ausschließlich deshalb ins Büro UND, um sich frei zu nehmen.“
„Hat er gesagt wie lange?“
„Nein. Auf unbestimmte Zeit. Von ein paar Tagen war die Rede. “
„Okay. Dann weiß ich Bescheid. Auch ich werde ihn nun nicht mehr kontaktieren und darauf warten, bis ER es tut. Ich danke Dir.“

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Wir allesamt fuhren gestern zum Flughafen, um Marie und Henrik zu verabschieden. Die Kinder waren darüber nicht erfreut, dass ihre Mutter sie offensichtlich verlies. Ein Geschrei, ein Geplärr, ein Geheule. Auf dem Rückweg  beruhigten sie sich noch immer nicht. Erst als wir im Apartment waren. Am Anfang waren sie bei Alexa, damit ich mich für einen Augenblick erholen konnte. Gunnar holte dann alle zu uns herüber, wo sie blieben bis jetzt.
Am Abend hatte sich Alexa „geopfert“, für Gunnar und mich. Sie schlief mit Inula Castanea und Óðinn Aron in unserem Bett. Wir hingegen lagen im Wohnzimmer auf der Couch. Als ich allerdings so gegen sieben erwachte, hatte sich Gunnar zu den dreien ins Schlafzimmer gelegt. Kam aber dann wieder kurz zu mir zurück, legte sich neben mich und informierte Magnus darüber, dass er später kam. 
Die Kinder bringen alles durcheinander. Unser Leben hier ist nicht darauf ausgelegt.

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Alles in allem lässt mir Dereks Verhalten keine Ruhe und Kevin tut mir leid. Erledigt er im Augenblick die Arbeit von uns dreien. Das ist ungerecht. Vielleicht kann ich Morgen, im laufe des Tages, einmal zu ihm fahren. Da gibt es einiges zu besprechen. Und Sarah würde ich gleichwohl all zu gern befragen. Womöglich hat sie etwas gehört, was zur Erklärung von Dereks Verhalten beiträgt.
Friseur und Kosmetik wären ebenfalls wieder einmal angesagt.
Gunnar werde ich erneut ermahnen, eine Nanny für die Kinder einzustellen. Zumindest erst einmal, bis Marie wieder kommt. Dann werden wir so wie so alle im Zentrum wohnen. Mary und Rodney erwarte ich ebenso wie Adam in den nächsten Tagen. Sie hatte vor, noch eine Zeit lang zu Erik, in den Zauberwald zu gehen.