Die Kinder
zwingen mich nahe bei Alexa zu sein. Überhaupt ist es eine vertrackte
Situation, (und immer wieder weise ich darauf hin, dass es womöglich besser
sei, eine Nanny zu engagieren. Gunnar sowie Alexa jedoch meinen, wir handeln
das schon. (Spielen sie JETZT Vater, Mutter, Kind? Und ICH bin die „Tante“? Die
Böse, die Kinder hasst. Wo ich mir doch so viel Mühe gebe.)) in welche mich
Alexa hinein manövriert hat. Nur räume ich den Platz, nimmt sie den gesamten
Raum (an Gunnars Seite) ein. Was ich ihr mitnichten zugestehen kann. Allerdings ist
aus ihren Verhalten keine Täuschung, kein Übelwollen mir gegenüber zu erkennen.
Im Gegenteil. Selbst wenn ich tiefer in sie schaue, ist da nichts Feindseliges.
Sieht sie uns tatsächlich als „Freundinnen“ an? Und aus wessen Kopf entspringt
diese Inspiration. Denn es ist schon eigenartig, dass viele von Gunnars „engen Freundinnen“, auch meine
„engen Freundinnen“ sein wollen. Man denke nur an Lara, Zuckerfötzchen und noch
vor dieser Elena, das porzellanerne Model, welches jetzt mit Chris Cunningham
liiert ist. Andererseits sucht und findet Gunnar stets den selben Typ Frau. Es
scheint gleich wie bei einer Frau zu sein, die fortwährend die selben Signale
aussendet und sich dann darüber beschwert, dass sie stets an ähnliche Männer
gerät. Infolgedessen hätte es etwas mit Gunnars Sein zu tun. Gunnars Charakter
und seiner Ausstrahlung.
Nun.
Gleichgültig. Zurück zum Kern.
Am aller
liebsten, und nötig wäre es obendrein, würde ich ins Zentrum fahren.
Aus diesem Grund, rief ich am
gestrigen Abend Kevin an. Ich gedachte etwas über das wöchentliche
Briefing zu erfahren. Denn Derek war (für mich?) nach wie vor nicht zu erreichen.
Was nun, so nebenbei bemerkt, tatsächlich überaus merkwürdig ist. Stets ruft er
mich zumindest (beinahe) täglich an. In geschäftlichen Dingen, werde ich mich
nun wohl besser an Kevin halten. (Was ich so wie so bereits beschlossen hatte.) Obgleich Derek hier nie unzuverlässig war.
Jetzt bin
ich erneut abgewichen, von DEM, was ich eigentlich aus-sagen wollte.
Ja nun, es
ist für mich in der Tat eine diffizile Situation. Gehe ich meiner eigenen Wege,
überlasse ich Alexa das Feld an Gunnars Seite und die Gelegenheit, auch ohne
mich, Familie zu spielen. Bleibe ich, vernachlässige ich zum einen meine
Pflichten im Zentrum, zum anderen bin ich gezwungen mit meines Mannes Konkubine
gut Freund zu sein. Denn die Kinder brauchen uns und in deren Gegenwart ist
kein Platz für zänkische Spiele. Sie benötigen Harmonie und Frieden rund herum.
Kevin
merkte wie immer an: „Ich schaffe das schon.“
„So ganz
allein?“
„Derek ist
doch auch noch hier. Und die anderen. Wenn etwas Wichtiges zu entscheiden ist,
rufe ich dich an.“
Heute
Morgen.......rief er an.
„Derek hat
sich frei genommen.“
„Wie denn
das? So plötzlich? Soll ich zu euch kommen?“
„Nein,
nein. Schon okay. Wir schaffen es auch ohne dich. Es sind doch nur die
allgemeinen, monatlichen Abrechnungen.“
„Die
Bestellungen und der Plan für den kommenden Monat?“
Ich hörte
Kevin ein wenig gekünstelt lachen. „Wozu hast du denn deine Mitarbeiter. Du musst
doch nicht alles selber tun. Und wenn die Kinder jetzt bei dir sind....“
Hier
unterbrach ich ihn. „Nicht nur bei mir. Alexa bot sich gerade zu an. Und Gunnar
scheint ebenso entzückt darüber.“
„Und du
überlässt ihr natürlich nicht das Feld.“, führte Kevin den Gedanken weiter. Er
lachte. Kannte mich zu gut. „Schon klar. Kann ich mir gut vorstellen. Mach’ dir keine Sorgen. Es
geht hier alles seinen Gang. Aber.....“
Oh! Oh!
Was sollte dieses a-b-e-r jetzt bedeuten???
„Du machst
mir Angst?“, erwiderte ich.
„So
schlimm ist es nicht. Aber Derek scheint mir ein wenig eigenartig. Er ist nicht
wie immer. Schaut mich misstrauisch an.“
„Hast du
ihn gefragt, was mit ihm sei?“
„Ja.
Natürlich.“
„Und?“
„Er
verneinte jegliche Veränderung.“
„Weißt du
was Kevin? Das passt mit dem, dass ich ihn nicht erreichen kann, zusammen. Und
irgendwie begann er sich zu verändern, als seine Mutter zu uns kam.“
„Gut
möglich. Wer weiß, was sie ihm eingeflösst hat. Ach, und bevor ich es vergesse,
heute Morgen ordnete er an, dass Giselle Carter die vierte Empfangsdame würde.
Anstelle von Jessica
Warren.“
Ich
schnaufte.
„Hast du
nicht interveniert?“
„Nein. Genau genommen ist ER mein Chef. Was sollte ich sagen. Tut mir leid. Und außerdem ist mir im
Grunde gleich, wer wo arbeitet.“
„Du weißt
aber schon, WER sie ist?“
„Ja.
Natürlich. Aber Gunnar hat diese Lara, für mein Verständnis unrechtmäßig zur
Ersatz-Empfangsdame erhoben. Obwohl er hier nichts mehr zu sagen hat und
ausschließlich aufgrund er Tatsache, das er dein Ehemann und der ehemalige Chef
des Zentrums ist, ließ man ihn gewähren. Derek zieht hier gleich. Was soll’s?
Ist doch egal.“
„Ja. Schon.“, versuchte ich ruhig
zu bleiben. „Dennoch, allein die Tatsache, das Derek
sie in
einen so begehrten Job einsetzt, erscheint mir wesentlich. Wo er doch mit ihr
geschlafen hat und sie nun ein Kind von ihm erwartet. Allerdings merkte er bislang
eigenartiger Weise wieder und wieder an, dass er nichts mit ihr zu schaffen haben will. Und nun DAS.
Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Und ich kann ihn nicht erreichen.“
„Er kam
heute Morgen offensichtlich ausschließlich deshalb ins Büro UND, um sich frei
zu nehmen.“
„Hat er
gesagt wie lange?“
„Nein. Auf
unbestimmte Zeit. Von ein paar Tagen war die Rede. “
„Okay.
Dann weiß ich Bescheid. Auch ich werde ihn nun nicht mehr kontaktieren und
darauf warten, bis ER es tut. Ich danke Dir.“
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Wir
allesamt fuhren gestern zum Flughafen, um Marie und Henrik zu
verabschieden. Die Kinder waren darüber nicht erfreut, dass ihre Mutter sie
offensichtlich verlies. Ein Geschrei, ein Geplärr, ein Geheule. Auf dem
Rückweg beruhigten sie sich noch immer
nicht. Erst als wir im Apartment waren. Am Anfang waren sie bei Alexa, damit
ich mich für einen Augenblick erholen konnte. Gunnar holte dann alle zu uns
herüber, wo sie blieben bis jetzt.
Am Abend
hatte sich Alexa „geopfert“, für Gunnar und mich. Sie schlief mit Inula
Castanea und Óðinn
Aron in unserem Bett. Wir hingegen lagen im Wohnzimmer auf der Couch. Als ich
allerdings so gegen sieben erwachte, hatte sich Gunnar zu den dreien ins
Schlafzimmer gelegt. Kam aber dann wieder kurz zu mir zurück, legte sich neben
mich und informierte Magnus darüber, dass er später kam.
Die Kinder bringen alles
durcheinander.
Unser Leben hier ist nicht darauf ausgelegt.
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Alles in
allem lässt mir Dereks Verhalten keine Ruhe und Kevin tut mir leid. Erledigt er
im Augenblick die Arbeit von uns dreien. Das ist ungerecht. Vielleicht kann ich
Morgen, im laufe des Tages, einmal zu ihm fahren. Da gibt es einiges zu
besprechen. Und Sarah würde ich gleichwohl all zu gern befragen. Womöglich hat
sie etwas gehört, was zur Erklärung von Dereks Verhalten beiträgt.
Friseur
und Kosmetik wären ebenfalls wieder einmal angesagt.
Gunnar
werde ich erneut ermahnen, eine Nanny für die Kinder einzustellen. Zumindest
erst einmal, bis Marie wieder kommt. Dann werden wir so wie so alle im Zentrum
wohnen. Mary und Rodney erwarte ich ebenso wie Adam in den nächsten Tagen. Sie hatte vor,
noch eine Zeit lang zu Erik, in den Zauberwald zu gehen.