Das
Gespräch mit Derek ließ mir keine Ruhe und ich nahm ihn mir noch einmal vor,
als die Gelegenheit dazu war.
„Derek,
du machst mir Angst. Werde ich dich jetzt verlieren?“
DAS war der
Schlüsselsatz, welcher angebracht war, um eine ehrliche Antwort zu bekommen. Er
lockte Dereks tatsächliche Gefühle heraus. Denn noch in derselben Sekunde nahm
er mich in den Arm und drückte mich schluchzend an sich. „Nein! Nein! Nein!
Niemals.“ Er ließ mich los, fasste mich mit beiden Händen fest an den Schultern
und sah mich beschwörend und durchdringend an. In seinen Augen standen Tränen.
„Nein. Ich werde dich niemals verlassen. Ich will nicht ohne dich sein. Sei denn,
DU willst es.“
Nun
schlang ich, in einer über glücklichen Ausdrucksform, meine Arme um seinen Hans
und legte dann meinen Kopf an seine Schulter. „Nein. Das will ich nicht. Es
würde mir wehtun, wenn du mich verlässt. Hörst du mich?! Auch ICH will NICHT
ohne DICH sein!“
Nun
sahen wir uns wieder in die Augen. „Das macht mich glücklich. Weißt du das?“ Er
lächelte und küsste mich auf den Mund.
„Ich
liebe dich Derek. Ich liebe dich wirklich.“
Er
breites Lächeln überzog sein nun Gesicht. „Und ich....dich auch.“
Mit
dieser Bemerkung und dieser einen Frage, hatte ich Derek tatsächlich angerührt
und vermutlich mitten ins Herz getroffen. Nun brauchte es keine Zurückhaltung
mehr und er konnte sich mir gegenüber wieder völlig öffnen. Sich loyal und sichtlich
liebend verhalten. Seinen tatsächlichen Gefühlen Ausdruck verleihen.
Derek
schien zweifelsohne auf irgendeine irrige Weise ein schlechtes Gewissen mit
sich herum getragen zu haben. Mir und ebenfalls seiner Mutter gegenüber.
Allerdings hatte er zumindest versucht dem Rat seiner Mutter zu folgen, welche
er schließlich ebenso übermächtig liebt wie mich. Jedoch gegen sein Herz. Was
für ihn eine Patt-Situation ergab, wo es ihm sicherlich schwer fiel, eine Entscheidung
zu treffen. (Sowie mir auch. Zwischen Gunnar und ihm.) IN jedem Fall ist es nun
ausgesprochen.
Diesen
kleinen Schupps, zuzüglich eines Liebesbeweises meinerseits, plus das offene
und liebevolle Bekenntnis zu ihm, hat Derek zweifelsohne benötigt und wieder
auf den (richtigen) Weg gebracht. (Auf den Weg MIT mir.)
An
dieser Stelle lernte ich erneut etwas im Umgang mit Menschen. Mit Männern
jedoch, vermochte ich schon immer gut umzugehen. Was womöglich ein wenig an
meinem Äußeren liegen mag.
Derek
nahm sich frei und war nun den gesamten Nachmittag mit mir zusammen. Er
begleitete mich in die Physiotherapie und, nach einem kleinen Spaziergang,
wieder zurück in mein Haus. Allerdings war ich dann in der Tat erschöpft. Denn
ich hatte am gestrigen Tag keine wirklich gute Kondition. Ich war müde, meine
Muskeln krampften. Ich fühlte mich völlig ausgelaugt, obwohl ich doch kaum
etwas getan hatte. Aber so ist das eben, mit der MS.
Im
Haus angekommen rief ich Kevin an.
„Hey
mein Süßer. Es tut mir leid, wenn ich Derek beanspruche. Aber ich fühle mich
heute nicht so gut und brauche ihn.“
„Ist
schon okay. Ich schaff’ das schon.“
„Du
bist dir wirklich sicher?“, fragte ich noch einmal nach.
Kevin
lachte ins Telefon. „Wenn das aber so weiter geht, dass ich die Arbeit für zwei
Leute mache, beantrage ich eine Gehalterhöhung.“
Auch
ich musste lachen. Aber irgendwo hatte er Recht. „Vielleicht einen Bonus, für
zusätzliche Stunden. Und sollte es doch öfter so sein, denke ich darüber nach.“
„Hey
mein Herz. Das war doch nur Spaß. Ist doch alles im Lot. So viel habe ich doch
gar nicht zu tun.“
„Das
sagst du doch nur so. Ich kenne dich doch.“
„Weißt
du was Rea? Ich werde dich dann mal kurz besuchen, wenn ich hier fertig bin.
Ist das okay für dich?“
„Wenn
es für dich okay ist?“ Beinah hätte ich noch seine Lebensgefährtin erwähnt.
Ließ es aber dann. Er war schließlich alt genug, um zu wissen, was er tat.
Allerdings wusste ich nicht, wer bei mir sein würde, wenn er kam. Denn von
Gunnar hatte ich seit heute Morgen nichts gehört. Jedoch ging ich davon aus,
dass er zurück zu mir kam, wie er es versprochen hatte. Sicher war ich mir
keinesfalls. Bei IHM konnte man nie wissen.
Derek
saß die ganze Zeit über neben mir, während ICH mich auf der Couch hingelegt hatte
und mit Kevin telefonierte. Als ich damit fertig war, rückte er näher zu mir
heran und strich mir liebevoll lächelnd übers Haar. „Weißt du Rea, wir sollten
mit meiner Mutter reden. Ich kann und will dich nicht aufgeben. Ich liebe
dich.“
Ja.
Aber WAS sollte ich mit Magdalena reden? Wie argumentieren? Dachte ich so. WAS sollte ich ihr denn sagen, wo ich doch
eigentlich mit Gunnar verheiratet war? Ich vermochte ihr keinesfalls zu
versprechen, dass ich mich, zu Gunsten ihres Sohnes, von Gunnar scheiden ließ.
Denn DAS würde ich niemals tun. Aber sicher war es IHR Wunsch. Ich liebe meinen
Ehemann über alles. Aber ebenso Derek. Nur nicht ganz so intensiv. Zudem
stellte ich fest, dass meine Gefühle Derek gegenüber anscheinend zunehmend
sind. Aber irgendwie nicht wirklich dauerhaft. Bin ich längere Zeit mit ihm
zusammen, sehne ich mich nach Gunnar.
Manchmal
denke ich darüber nach, ob es Gunnar wohl ebenso ergehen mag, wenn er mit Alexa zusammen ist. Nur sind Männer da
doch eher pragmatischer und Penis-orientiert. Bei den meisten Frauen, geht es
ihm ausschließlich ums Ficken. Nicht mehr. Und das Wochenende dient mir als
Beweis. Gunnar war zwar kurz bei Alexa, während ich beschäftigt war. Aber vermutlich
nur, um mit ihr zu ficken. Den Rest der Zeit, verbrachte er lieber mit mir.
Während
ich über meine beiden Männer nach sinnierte, sprach Derek mit seiner Mutter. Er
schlug ihr vor, jemand einzustellen, der sich explizit um sie kümmert.
„Ich
kann nicht immer bei dir sein.“, hörte ich ihn sagen. „Ich habe meine Arbeit,
meinen Sport und Rea hier.“
Oho!
Ich war also doch eine feste Größe in seinem Leben. Nach seinem Job und dem Sport,
was mich doch lächeln ließ. Und ebenso großartig fand ich es, dass er mich in
dieser Weise, seiner Mutter gegenüber erwähnte. Vor allem mit mir zusammen ein
Gespräch mit ihr suchte.
Gegen
sechs rief Kevin noch einmal an und schlug vor, dass wir uns zum Dinner im
Restaurant treffen könnten. Was wohl eher eine Anregung seiner Lebensgefährtin war. Denn sie sah ihren Kevin nicht gern mit
mir allein. Was ohnehin nicht der Fall gewesen wäre. Ich stimmte zu.
Bis
zu diesem Zeitpunkt hatte sich Gunnar noch immer nicht gemeldet. Infolgedessen
war Derek mit mir dort. (Und ich sollte Recht behalten. Janina war ebenfalls
zugegen.)
Gerade
als wir beim Dinner waren, kam Gunnar herein geschneit und setzte sich (wie) selbstverständlich
zu uns an den Tisch. Er hatte sich noch einen Stuhl bringen lassen und nahm nun
zu meiner Rechten Platz. Zu meiner Linken saß Derek.
Genau
genommen hätte ich geschmeichelt sein sollen. So gesäumt von meinen beiden
Männern und Kevin nicht zu vergessen. Jedoch vor Janina war mir diese Situation
doch eher peinlich. Denn ihr süffisantes Grinsen war nicht zu übersehen. Gunnar
hingegen schien das alles nicht zu stören. Er hatte offenkundig selbst noch
nichts gegessen und bestellte sich
völlig ungeniert, ein doch recht umfangreiches Menü. Im Umgang mit Derek war er
ebenso unkonventionell, was Janina amüsierte. Sie starrte die beiden regelrecht
abwechselnd an. Ich sah wie ihr Kevin einen kurzen Stoß versetzte und sie mit
ernstem Gesicht Kopf schüttelnd ansah. Woraufhin sie sich beruhigte.
Was
hatte ich (von ihr) erwartet? Natürlich war es für sie (und gleichwohl für die
meisten anderen) ungewöhnlich EINE Frau mit zwei Männern zu sehen.
War es allerdings ein Mann und zwei Frauen, schien dies für die meisten
Menschen normal zu sein. Und ich frage mich, WER mir da noch zu widersprechen vermag, wenn ich sage,
dass wir noch immer bis zum Hals im patriarchalen
Gefilden stecken.
Nun,
gegen neun verließen wir das Restaurant und jeder ging seiner Wege.
Derek
war aller Wahrscheinlichkeit nach erneut enttäusch.......über Gunnar Rückkehr.
Sicherlich hatte er gehofft, dass mein Ehemann an diesem Abend nicht mehr zu
mir zurückkehrt. Und allenfalls war dies Wasser auf die Mühlen seiner Mutters
Gedanken und was sie von mir hielt.
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Gunnar
war nicht böse gewesen. Im Gegenteil. Er war guter Laune und zu Scherzen
aufgelegt. Was sollte ICH nun allerdings davon halten? Hatte dies womöglich mit
Alexa zu tun? Vermutlich hatte er heute im Laufe des Tages oder Abends seinen
Hunger auf Sex mit ihr gestellt.
Über
unsere Runde mit Kevin, Janina und Derek, sprach er nicht weiter. Für ihn
schien es völlig normal. Und genau genommen war es das auch. Schließlich war
nichts dabei, wenn ich mich mit anderen aus der Führungsriege des Zentrums zum
Dinner traf.
Wir
gingen recht früh zu Bett. Es war gegen zwölf. Denn ich war bereits auf der
Couch in Gunnars Armen eingeschlafen.
Heute
Morgen Fellatio und danach begann Gunnar ein kurzes Gespräch über das
Wochenende. Das seine Schwester Stine Geburtstag hätte und dass wir BEIDE
eingeladen seien. Gleichwohl sprach er knapp und so völlig frei und ungeniert,
als wäre es das normalste dieser Welt, über seine Neigungen und Gelüste, wie
beispielsweise eine sadomasochistische Session und anderen Kram, welche er zu
gern einmal wieder befriedigt haben würde. Ich hörte ihm zu, wusste somit, dass
er mich für diese Vergnügen demnächst allein lassen würde, aber antwortete
nicht. Er drehte sich dann lächeln zu mir um, als wäre nicht weiter geschehen
und als wäre alles völlig normal, küsste mich lächelnd und pellte sich aus dem
Bett.
„Ich
Frühstücke nicht hier und fahre gleich los.“, hörte ich ihn auf dem Weg ins Bad
sich erklären. Und schon.....kam mir Derek in den Sinn.
Kaum
war Gunnar gegangen, rief ich Derek an und traf mich MIT IHM zum Frühstück im
Restaurant.
„Ich
bin so froh, dich zu sehen.“, strahlte ich ihn sichtlich glücklich an. Ja nun,
auch Beziehungen wollen gepflegt sein. Einseitigkeit tut ihnen
selten gut.
Wer
allerdings denkt, dass meine Worte und mein Verhalten Derek gegenüber
ausschließlich auf Berechnung basieren, der irrt.