Dienstag, 8. März 2016

Der Schlüssel zum Herz eines Mannes



Das Gespräch mit Derek ließ mir keine Ruhe und ich nahm ihn mir noch einmal vor, als die Gelegenheit dazu war.
„Derek, du machst mir Angst. Werde ich dich jetzt verlieren?“
DAS war der Schlüsselsatz, welcher angebracht war, um eine ehrliche Antwort zu bekommen. Er lockte Dereks tatsächliche Gefühle heraus. Denn noch in derselben Sekunde nahm er mich in den Arm und drückte mich schluchzend an sich. „Nein! Nein! Nein! Niemals.“ Er ließ mich los, fasste mich mit beiden Händen fest an den Schultern und sah mich beschwörend und durchdringend an. In seinen Augen standen Tränen. „Nein. Ich werde dich niemals verlassen. Ich will nicht ohne dich sein. Sei denn, DU willst es.“
Nun schlang ich, in einer über glücklichen Ausdrucksform, meine Arme um seinen Hans und legte dann meinen Kopf an seine Schulter. „Nein. Das will ich nicht. Es würde mir wehtun, wenn du mich verlässt. Hörst du mich?! Auch ICH will NICHT ohne DICH sein!“
Nun sahen wir uns wieder in die Augen. „Das macht mich glücklich. Weißt du das?“ Er lächelte und küsste mich auf den Mund.
„Ich liebe dich Derek. Ich liebe dich wirklich.“
Er breites Lächeln überzog sein nun Gesicht. „Und ich....dich auch.“

Mit dieser Bemerkung und dieser einen Frage, hatte ich Derek tatsächlich angerührt und vermutlich mitten ins Herz getroffen. Nun brauchte es keine Zurückhaltung mehr und er konnte sich mir gegenüber wieder völlig öffnen. Sich loyal und sichtlich liebend verhalten. Seinen tatsächlichen Gefühlen Ausdruck verleihen.
Derek schien zweifelsohne auf irgendeine irrige Weise ein schlechtes Gewissen mit sich herum getragen zu haben. Mir und ebenfalls seiner Mutter gegenüber. Allerdings hatte er zumindest versucht dem Rat seiner Mutter zu folgen, welche er schließlich ebenso übermächtig liebt wie mich. Jedoch gegen sein Herz. Was für ihn eine Patt-Situation ergab, wo es ihm sicherlich schwer fiel, eine Entscheidung zu treffen. (Sowie mir auch. Zwischen Gunnar und ihm.) IN jedem Fall ist es nun ausgesprochen.
Diesen kleinen Schupps, zuzüglich eines Liebesbeweises meinerseits, plus das offene und liebevolle Bekenntnis zu ihm, hat Derek zweifelsohne benötigt und wieder auf den (richtigen) Weg gebracht. (Auf den Weg MIT mir.)
An dieser Stelle lernte ich erneut etwas im Umgang mit Menschen. Mit Männern jedoch, vermochte ich schon immer gut umzugehen. Was womöglich ein wenig an meinem Äußeren liegen mag.

Derek nahm sich frei und war nun den gesamten Nachmittag mit mir zusammen. Er begleitete mich in die Physiotherapie und, nach einem kleinen Spaziergang, wieder zurück in mein Haus. Allerdings war ich dann in der Tat erschöpft. Denn ich hatte am gestrigen Tag keine wirklich gute Kondition. Ich war müde, meine Muskeln krampften. Ich fühlte mich völlig ausgelaugt, obwohl ich doch kaum etwas getan hatte. Aber so ist das eben, mit der MS.
Im Haus angekommen rief ich Kevin an.
„Hey mein Süßer. Es tut mir leid, wenn ich Derek beanspruche. Aber ich fühle mich heute nicht so gut und brauche ihn.“
„Ist schon okay. Ich schaff’ das schon.“
„Du bist dir wirklich sicher?“, fragte ich noch einmal nach.
Kevin lachte ins Telefon. „Wenn das aber so weiter geht, dass ich die Arbeit für zwei Leute mache, beantrage ich eine Gehalterhöhung.“
Auch ich musste lachen. Aber irgendwo hatte er Recht. „Vielleicht einen Bonus, für zusätzliche Stunden. Und sollte es doch öfter so sein, denke ich darüber nach.“
„Hey mein Herz. Das war doch nur Spaß. Ist doch alles im Lot. So viel habe ich doch gar nicht zu tun.“
„Das sagst du doch nur so. Ich kenne dich doch.“
„Weißt du was Rea? Ich werde dich dann mal kurz besuchen, wenn ich hier fertig bin. Ist das okay für dich?“
„Wenn es für dich okay ist?“ Beinah hätte ich noch seine Lebensgefährtin erwähnt. Ließ es aber dann. Er war schließlich alt genug, um zu wissen, was er tat. Allerdings wusste ich nicht, wer bei mir sein würde, wenn er kam. Denn von Gunnar hatte ich seit heute Morgen nichts gehört. Jedoch ging ich davon aus, dass er zurück zu mir kam, wie er es versprochen hatte. Sicher war ich mir keinesfalls. Bei IHM konnte man nie wissen.

Derek saß die ganze Zeit über neben mir, während ICH mich auf der Couch hingelegt hatte und mit Kevin telefonierte. Als ich damit fertig war, rückte er näher zu mir heran und strich mir liebevoll lächelnd übers Haar. „Weißt du Rea, wir sollten mit meiner Mutter reden. Ich kann und will dich nicht aufgeben. Ich liebe dich.“
Ja. Aber WAS sollte ich mit Magdalena reden? Wie argumentieren? Dachte ich so.  WAS sollte ich ihr denn sagen, wo ich doch eigentlich mit Gunnar verheiratet war? Ich vermochte ihr keinesfalls zu versprechen, dass ich mich, zu Gunsten ihres Sohnes, von Gunnar scheiden ließ. Denn DAS würde ich niemals tun. Aber sicher war es IHR Wunsch. Ich liebe meinen Ehemann über alles. Aber ebenso Derek. Nur nicht ganz so intensiv. Zudem stellte ich fest, dass meine Gefühle Derek gegenüber anscheinend zunehmend sind. Aber irgendwie nicht wirklich dauerhaft. Bin ich längere Zeit mit ihm zusammen, sehne ich mich nach Gunnar.
Manchmal denke ich darüber nach, ob es Gunnar wohl ebenso ergehen mag, wenn er  mit Alexa zusammen ist. Nur sind Männer da doch eher pragmatischer und Penis-orientiert. Bei den meisten Frauen, geht es ihm ausschließlich ums Ficken. Nicht mehr. Und das Wochenende dient mir als Beweis. Gunnar war zwar kurz bei Alexa, während ich beschäftigt war. Aber vermutlich nur, um mit ihr zu ficken. Den Rest der Zeit, verbrachte er lieber mit mir.

Während ich über meine beiden Männer nach sinnierte, sprach Derek mit seiner Mutter. Er schlug ihr vor, jemand einzustellen, der sich explizit um sie kümmert.
„Ich kann nicht immer bei dir sein.“, hörte ich ihn sagen. „Ich habe meine Arbeit, meinen Sport und Rea hier.“
Oho! Ich war also doch eine feste Größe in seinem Leben. Nach seinem Job und dem Sport, was mich doch lächeln ließ. Und ebenso großartig fand ich es, dass er mich in dieser Weise, seiner Mutter gegenüber erwähnte. Vor allem mit mir zusammen ein Gespräch mit ihr suchte.

Gegen sechs rief Kevin noch einmal an und schlug vor, dass wir uns zum Dinner im Restaurant treffen könnten. Was wohl eher eine Anregung seiner Lebensgefährtin  war. Denn sie sah ihren Kevin nicht gern mit mir allein. Was ohnehin nicht der Fall gewesen wäre. Ich stimmte zu.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich Gunnar noch immer nicht gemeldet. Infolgedessen war Derek mit mir dort. (Und ich sollte Recht behalten. Janina war ebenfalls zugegen.)


Gerade als wir beim Dinner waren, kam Gunnar herein geschneit und setzte sich (wie) selbstverständlich zu uns an den Tisch. Er hatte sich noch einen Stuhl bringen lassen und nahm nun zu meiner Rechten Platz. Zu meiner Linken saß Derek.
Genau genommen hätte ich geschmeichelt sein sollen. So gesäumt von meinen beiden Männern und Kevin nicht zu vergessen. Jedoch vor Janina war mir diese Situation doch eher peinlich. Denn ihr süffisantes Grinsen war nicht zu übersehen. Gunnar hingegen schien das alles nicht zu stören. Er hatte offenkundig selbst noch nichts  gegessen und bestellte sich völlig ungeniert, ein doch recht umfangreiches Menü. Im Umgang mit Derek war er ebenso unkonventionell, was Janina amüsierte. Sie starrte die beiden regelrecht abwechselnd an. Ich sah wie ihr Kevin einen kurzen Stoß versetzte und sie mit ernstem Gesicht Kopf schüttelnd ansah. Woraufhin sie sich beruhigte.
Was hatte ich (von ihr) erwartet? Natürlich war es für sie (und gleichwohl für die meisten anderen) ungewöhnlich EINE Frau mit zwei Männern zu sehen. War es allerdings ein Mann und zwei Frauen, schien dies für die meisten Menschen normal zu sein. Und ich frage mich, WER mir da  noch zu widersprechen vermag, wenn ich sage, dass wir noch immer bis zum Hals  im patriarchalen Gefilden stecken.
Nun, gegen neun verließen wir das Restaurant und jeder ging seiner Wege.
Derek war aller Wahrscheinlichkeit nach erneut enttäusch.......über Gunnar Rückkehr. Sicherlich hatte er gehofft, dass mein Ehemann an diesem Abend nicht mehr zu mir zurückkehrt. Und allenfalls war dies Wasser auf die Mühlen seiner Mutters Gedanken und was sie von mir hielt.

------------------------


Gunnar war nicht böse gewesen. Im Gegenteil. Er war guter Laune und zu Scherzen aufgelegt. Was sollte ICH nun allerdings davon halten? Hatte dies womöglich mit Alexa zu tun? Vermutlich hatte er heute im Laufe des Tages oder Abends seinen Hunger auf Sex mit ihr gestellt.
Über unsere Runde mit Kevin, Janina und Derek, sprach er nicht weiter. Für ihn schien es völlig normal. Und genau genommen war es das auch. Schließlich war nichts dabei, wenn ich mich mit anderen aus der Führungsriege des Zentrums zum Dinner traf.
Wir gingen recht früh zu Bett. Es war gegen zwölf. Denn ich war bereits auf der Couch in Gunnars Armen eingeschlafen.

Heute Morgen Fellatio und danach begann Gunnar ein kurzes Gespräch über das Wochenende. Das seine Schwester Stine Geburtstag hätte und dass wir BEIDE eingeladen seien. Gleichwohl sprach er knapp und so völlig frei und ungeniert, als wäre es das normalste dieser Welt, über seine Neigungen und Gelüste, wie beispielsweise eine sadomasochistische Session und anderen Kram, welche er zu gern einmal wieder befriedigt haben würde. Ich hörte ihm zu, wusste somit, dass er mich für diese Vergnügen demnächst allein lassen würde, aber antwortete nicht. Er drehte sich dann lächeln zu mir um, als wäre nicht weiter geschehen und als wäre alles völlig normal, küsste mich lächelnd und pellte sich aus dem Bett.
„Ich Frühstücke nicht hier und fahre gleich los.“, hörte ich ihn auf dem Weg ins Bad sich erklären. Und schon.....kam mir Derek in den Sinn.
Kaum war Gunnar gegangen, rief ich Derek an und traf mich MIT IHM zum Frühstück im Restaurant.
„Ich bin so froh, dich zu sehen.“, strahlte ich ihn sichtlich glücklich an. Ja nun, auch Beziehungen wollen gepflegt sein. Einseitigkeit tut ihnen selten gut.
Wer allerdings denkt, dass meine Worte und mein Verhalten Derek gegenüber ausschließlich auf Berechnung basieren, der irrt.