Freitag, 27. September 2013

Abschiede, immer wieder Abschiede



Man mag es ad absurdum führen, aber ich hielt es nicht aus und folgte meinem Ehemann ins Krankenhaus.
Dort blieb ich bis zum Abend.

Ich hasse Krankenhäuser (Wer tut das nicht?!)
Zumindest hatte ich das Privileg am Abend wieder gehen zu dürfen. Währenddessen Gunnar diesen Aufenthalts-ort für sich wählte.
Natürlich ist er nervös.
Ich bin es ebenso. Gleichwohl mir der Sinn dessen viel mehr zu schaffen macht.

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Ich fuhr zu Troels Wohnung, wo ich es mir gemütlich machen wollte. Rief Gunnar noch einmal an. Ging dann aber doch lieber ins nächste Restaurant, um zu speisen. Alldieweil Troels noch immer bei seiner Arbeit war. Allerdings ließ ich mir eines von seinen Lieblingsgerichten verpacken und nahm es mit in die Wohnung. Denn ich wusste genau, dass es mir am späteren Abend nicht mehr nach ausgehen zumute sein würde.
Troels kam so gegen halb neun. War glücklich mich zu sehen. Ging sich rasch duschen und setzte sich dann neben mich auf die Couch. Freute sich über die mitgebrachten Speisen. Küsste mich, lehnte sich zurück und begann zu essen.
Er sah zu mir herüber und bemerkte natürlich, dass es mir nicht wirklich gut ging. Ein wenig Übelkeit und insbesondere erneute Magenschmerzen quälten mich. Deren vermeintliche Ursachen mein Hirn zu ergründen suchte. Mir wähnt nur zu deutlich, dass es tatsächlich an dieser beständigen inneren Unruhe liegen mag. Zumindest zum Teil. Jedoch in Troels Gegenwart wurde ich ruhiger und ich nahm wahr, wie gut er mir tat.
Andererseits würde ich viel lieber bei Gunnar sein wollen. Der jedoch so nach und nach verblasste, umso mehr Zeit ich mit Troels verbrachte(verbringe).

Wir waren beide sehr müde und gingen verhältnismäßig früh zu Bett. Sex, gab es erst am nächsten Morgen. Kurz bevor wir frühstückten. Troels hatte nicht wirklich gewollt. „Ich kann nicht auf Befehl. Oder gleich nach dem aufwachen.“, hatte er mehr grinsend meine Avancen kommentiert. Ließ sich die „Gelegenheit“ dann offensichtlich doch nicht entgehen.

Gegen sieben rief ich Gunnar noch einmal an. Bevor die OP begann. Sagte ihm natürlich nicht, wo ich die Nacht über gewesen war. Allerdings war da so ein Gefühl in meinem Inneren, welches mir sagte, dass er es ohnehin genau wusste. Hingegen darüber schwieg. Möglicherweise genauso wie ich nun allmählich immer weniger Fragen zu Elena oder Siv stellte, versuchte nicht mehr eifersüchtig zu sein, und stattdessen viel lieber gleichermaßen nichts mehr erwähnte.

Ich hatte die Zeit, währenddessen Troels im Bad gewesen war abgepasst, um zu telefonieren. Es wäre mir um Troels Willen unangenehm gewesen, wenn er dabei gestanden hätte.


Abschied
Wieder und wieder diese „Abschiede“.
Kleine, unscheinbare und Große. Herzzerreißend.
Lang andauernde. Rasch überstandene.
Schmerzende und weniger qualvolle.
Ein Leben voller „Abschiede“, und, Widersehen. (Da gibt es keinen Plural?)
Als Troels in seinem Mantel, mit der Tasche in der Hand so vor mir stand und mich noch einmal hastig küsste, bevor sich die Tür hinter ihm schloss, dachte ich an den  Satz aus dem Buch „Die Wege der Wölfin von Ute Schiran: „Ich verlasse dich immer wieder und wieder.“
Zuvor jedoch hatte mich Troels erwartungsvoll angesehen. „Sprich es aus.“, hatte er mich aufgefordert und ich wusste, was er meinte. Denn ich fühlte es tief in meinem Herzen. Also, warum es nicht sagen?
„Ich liebe dich.“, gestand ich leise. „Jedoch anders als Gunnar.“, endete ich und senkte den Kopf.


Da Troels nun so wie so und mit Sicherheit bis zum Abend beschäftigt sein wird, fuhr ich vorerst zurück zum Zentrum. Es könnte sich als weise Entscheidung offenbaren, wenn man mich hier sieht.
Daher ist nun augenscheinlich alles in „bester Ordnung.“

And now I’ll Go for lunch.