Mittwoch, 4. September 2013

Troels, der Idealist



Nun, Troels war schon immer ein Idealist und Weltverbesserer. Dass er jedoch in die Politik einsteigen wollte, davon hatte ich nichts gewusst.
Er wählte diesen Weg, diesen Job, und wurde (aus)erwählt, oder dazu berufen in eine Partei seiner Wahl (V) einzutreten.
Er hatte stets davon gesprochen etwas bewegen zu wollen. Etwas zu tun und nicht still zu schweigen.
Der erste Schritt ist zumindest für ihn getan.
Ob ein Weg daraus entsteht, wird sich zeigen.
Nun, alldieweil es sich um politische und vor allem vertrauliche Themen handelt, bat er mich, hier nicht ausführlich darüber zu schreiben.
Eines versicherte er mir hingegen. Dass er mich noch immer über die Maßen liebt, und mir nie wirklich böse gewesen sei. Da war nur keine Zeit für ausschweifende Erklärungen und ebenso wenig Raum für meine Eifersucht auf Frieda, wie er mit einem Augenzwinkern bemerkte. Welche ohnehin jeglicher Grundlage entbehre.
„Wirst du mich heiraten, wenn ich Ministerpräsident bin?“, witzelte er.
„Ja.“, sagte ich lächelnd und ohne zu zögern.


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Der Besuch der Naturtherapeutin war zeitraubend, kompliziert und wühlte tief sitzende Gefühle auf. Forderte meine gesamte Aufmerksamkeit.
Als wir am späten Abend zurückkamen war ich derart erschöpft gewesen, dass ich ohne viel zu reden und ohne Sex in Troels Armen auf der Couch während des Fernsehens einschlief.
Die Flut an Informationen, werde ich in den kommenden Tagen, und ich hoffe mit Gunnars Hilfe, ordnen und für mich verwerten müssen, damit ich sie umzusetzen vermag. Jedoch werde ich sicherlich nicht auf alles eingehen, was sie mir riet.
Zur Gänze gesehen, ist der Deltascan zufrieden stellend verlaufen. Trotz aller Medikamente, sind meine Organe soweit in Ordnung. Natürlich wurde eine Gastritis diagnostiziert. Was sonst, bei meinen derzeitigen Magenproblemen.
Mit erstaunen stellte sie fest, dass meine Thymusdrüse in der vollständiger Größe ausgebildet sein. Nicht geschrumpft, wie bei den meisten Menschen.
Meine täglichen Übungen, auf Gunnars Geheiß, scheinen durchaus ihre Wirkung nicht zu verfehlen. Was für ein Glück!
Da sei ein Ekel, ein Parasit in meinem Körper. Sie sah mich an und erwartete eine Reaktion. Wie beispielsweise igitt oder bää. Ich zuckte ausschließlich mit den Schultern und dachte, wenn das Ding bereits so lange mit mir lebt, dann kennen wir uns sicherlich sehr gut und es wird seine Berechtigung haben.
Wir sprachen über biologische Austauschstoffe zu den chemischen Nahrungsergänzungsmitteln. In diesem Fall kam von mir ein igitt und ein bää als sie mir die Bierhefe zur Probe reichte.
Und ich solle doch bitte Kuhmilch durch Ziegenmilch ersetzen. Okay. Einen Versuch sei es wert.


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Troels ist unruhig und in Aufbruchstimmung.
Mir fehlt im Augenblick ebenso die Konzentration, um eingehender hier weiter zu schreiben. Es sind Einkäufe zu erledigen, infolgedessen ich heute noch einmal, sogleich nach dem Lunch, nach Stockholm fahren werde. Möglicherweise sogar MIT Troels. Wenn er zustimmt. Denn seine neue Aufgabe und gleichermaßen deren neue Mitarbeiter mahnen ihn bereits mittels beständiger Anrufe zur Arbeit. Aus diesem Grund will ich ihn nicht länger beanspruchen, oder ihm im Wege stehen.

Heute Morgen war erneut keine Zeit für Sex. Was ich über die Maßen bedauere.
„Ich kann nicht einfach so, wenn es die Zeit erfordert.“, bemerkte er beklagend auf meine Frage, ob er nicht noch einmal mit mir schlafen wolle, bevor er mich verlässt.
Gewiss vermute ich ebenso, dass Gunnar alsbald zurückkehren wird. Er muss Troels nicht unbedingt bei mir finden. Obgleich Gunnar die Ereignisse der letzen Tage mit großer Sicherheit in meinen Gedanken „lesen“ wird.
Nun, was sollte denn tun, wenn ER, Gunnar, seinen egoistischen Karrierezielen folgt. Jedoch wird Troels zukünftig nun ebenso wenig Zeit für mich aufbringen können, wenn er seine politischen Absichten in die Tat umzusetzen gedenkt.

Der aufmerksame Leser wird bereits bemerken, dass ich heute in Gedankensprüngen schwelge. Ich bin unkonzentriert und werde nun die mir verbleibenden Stunden mit Troels zu nutzen versuchen. Jedoch mein Herz ist schwer. Denn ich weiß mit Gewissheit, dass er mich, oder ich ihn heute noch verlassen werde.
Zumindest versprach er zukünftig, mit mir in telefonischem Kontakt zu bleiben und ich werde ihn alsbald, möglicherweise sogar heute noch in Stockholm besuchen. Denn ich bin neugierig auf DAS, was ihn nun umgibt.