„Was ist eigentlich mit uns geschehen?“
„Nichts. Wir sind noch
immer Eins.“, sagte Gunnar mit verständnisvollem Lächeln und breitete die Arme
aus, um mich an sich zu drücken.
Da war er wieder. Mein
weiser, magischer Ehemann.
Konnte er nicht beständig
SO sein?!
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Ich hatte den Weg, welchen
ich nach Moskau genommen hatte, schlicht und einfach „umgekehrt“. Hatte noch
während des Fluges allen Mut zusammen genommen und Troels angerufen.
„Wo steckst du nur? Was
ist denn nur passiert?“, fragte er mit hoher Stimme und schien mit nicht ein
bisschen böse zu sein. „Wo warst du? Und warum bis du einfach so heimlich,
still und leise mitten der Nacht verschwunden?“
„Hast du Zeit für mich?“,
fragte ich unvermittelt, anstatt zu antworten.
Einen Augenblick der
Stille folgte. Ein räuspern. Ich wartete. Hörte im Hintergrund Stimmen. Es
musste jemand den Raum betreten haben. Troels war nicht mehr allein.
„Ja. Selbstverständlich.“,
sagte er mit veränderter Stimmlage, die eher geschäftlich als privat klang.
„Wann landen sie? Ich lasse sie abholen.“
„O-k-a-y.“, sagte ich und
konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Ich wusste, wenn ich
wieder bei Gunnar ankäme, hätte es eine Zeit lang keine Gelegenheit mehr
gegeben Troels zu sehen. Es war mir ein inneres und ehrliches Bedürfnis, mich
bei ihm (erneut) zu entschuldigen, und er nahm meine Entschuldigung an.
Mit ausgestreckten Armen
und einem breiten Lächeln im Gesicht, nahm er mich noch am Flughafen in
Empfang.
„Ich habe nicht viel Zeit.
Muss zurück, zur Arbeit. Aber wir können gemeinsam speisen, wenn du magst?“
Seine hellen, blauen Augen gaben ein mildes und verständnisvolles Lächeln
wieder. Und einen Funken Sorge, entdeckte ich darin ebenso.
Wir redeten viel während
wir speisten. Ich erklärte ihm, dass ich eifersüchtig gewesen war. Auf diese
Brigitte, mit der er die ganze Zeit über schon arbeitete, und dass ich mir da
Allerlei zusammen spann. „Es tut mir leid. Nur war ich von Gunnars merkwürdigem
Verhalten bereits so verletzt, dass ich nicht noch mehr davon zu ertragen
vermochte.“
„Das verstehe ich doch
Rea.“ Seine Augen zwinkerten mir zu. ER griff über den Tisch und drückte meine
Hand. „Und was tust du jetzt?“
Ich senkte den Kopf und
mein Blick erfasste die Tasse Tee, die vor mir auf dem Tisch stand.
„Zurück zu Gunnar?“ Ich
nickte. „Dann ist nun alles wieder beim Alten. Oder?“
Diese unausweichliche
Frage musste er stellen.
Ich tat einen tiefen
Atemzug, hob meinen Kopf und sah ihn mit einem gekonnten Augenaufschlag an.
Meine Mimik verriet ihm, dass es noch immer kein „oder“ gab.
Er seufzte. „Schade. Aber
ich denke, es ist noch nicht aller Tage Abend.“ Bei diesen Worten sah er mich
erwartungsvoll an. „Oder gibt es da etwa doch ein ODER?“
„Nein.“, sagte ich leise
und warf ihm einen liebevollen Blick entgegen. „Wärst du an diesem Abend nicht
mit dieser Brigitte nach Hause gekommen....“, antwortete ich, ohne den Satz zu
beenden, um seine Hoffnungen aufrecht zu erhalten.
Erneut ein tiefer Seufzer.
„So ein Shit aber auch.“
„Ja. Wenn da nicht immer
diese anderen Frauen wären. Bei Gunnar, und auch bei dir.“, wurde meine Stimme
lauter und energischer.
„Bei mir?“, fragte er Stirn
runzelnd. „Ich bin möglicherweise der einzige Mann, der dir absolut treu ist.
Obgleich du dich noch immer nicht für mich entschieden hast.“ Dem letzten Satz
lag eine gewisse drängende Erinnerung inne, dass ich mich doch irgendwann
zwischen ihm und Gunnar entscheiden müsse.
Ich lächelte. „Dann fickst
du also nicht mit Frieda und auch nicht mit dieser Brigitte? Oder war da doch
schon einmal etwas gewesen mit ihr?“, bohrte ich weiter.
Er sah sich beinahe
erschrocken um. Schien verlegen. „Ja. Es
kann gut möglich sein, dass sich Brigitte Hoffnungen macht.“
„Gabst du ihr denn einen
Anlass?“, unterbrach ich ihn forsch und zügig.
Er schnaufte. „Als ich
dich noch nicht kannte...“
Ich hob die Hand. Gebot
ihm zu schweigen. Alldieweil ich nur zu genau wusste, was er mir zu sagen
hatte.
Ihm schien es ebenso
lieber zu sein, darüber schweigen zu können.
„Aber dann nicht mehr.“
Eine kurze Pause entstand und dann sprach er weiter. „Du darfst nicht immer so
eifersüchtig sein. Es gibt in der Tat keinerlei Grund dafür. Es ist doch völlig
normal, dass ich auch mit Frauen zusammen arbeite. Da gibt es nichts Anstößiges
oder anrüchig Unsittliches. Es ist nur Arbeit, und Politik selbstverständlich.“,
war seine abschließende Bemerkung zu dieser kleinen Offerte aus vergangener
Zeit, die nun nicht mehr wichtig zu sein schien.
Ich war erleichtert mich
mit Troels versöhnt zu haben. Wollte nicht mehr an Brigitte oder Frieda
denken.
So einen „guten Freund“
wie Troels, gibt es nicht alle Tage.
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Gunnar wartete bereits.
War nervös und aufgeregt. Entschuldigte sich andauernd. Bemängelte andererseits
meine beständige Eifersucht. Ich solle doch schlicht und einfach nur leben, und
genau Dieses genießen. Es mir nicht so schwer machen. Ohnehin wäre es doch
besser für mich, nicht alles und beständig so vehement zu hinterfragen. Mit uns
sei doch alles in bester Ordnung.
Ich erinnerte ihn an
Elena. Sein „Mündel“. Dass ich schließlich nicht wissen könne, ob er jedes Mal
mit ihr fickt, wenn er sie besucht. Zu alledem bestreitet sie ihre praktische
Ausbildung hier im Zentrum und wohnt folge dessen in dieser Zeit in unserer
Nähe.
„Und was ist mit Siv?
Deine Neigungen wirst du sicherlich nicht so einfach bleiben lassen können?“
Gunnar atmete tief und
seufzte. „Nein. Natürlich nicht. Aber ich schränke es ein und es wird die
Ausnahme bleiben.“
„Das hörte ich schon ein
Mal. Nur hieltest du deine Versprechungen bisher nicht.“
„Das ist mir bewusst.
Verzeih mir bitte.“ Noch ein tiefer Atemzug und dann ein flehender Blick. „Hab
Geduld mit mir. Ich gebe mir alle Mühe, DAS und noch vieles andere unter
Kontrolle zu bekommen. Nur manchmal.....“, in diesem Moment traf mich ein
flehender und erwartender Blick, „Du weißt, was ich sagen will.“
Ich nickte.
Weiterhin versprach er mir
weniger Zeit für seine Brüder, das Trinken, den Fußball und sogar das Modeln
oder Schauspielern zu investieren. Stattdessen mehr Zeit mit mir zu verbringen
oder einfach nun hier zu sein. Im Zentrum, und seinem Job als Chef nachzugehen.
„Was soll ich tun? Beten,
dass du deine Versprechen diesmal gleichwohl hältst?“
Er lachte. „Nein. Das
würde ohnehin nichts helfen. Es liegt ganz allein bei mir.“
Nach Sex mit ihm war mir an
diesem Abend vorerst nicht zu mute. Auch wenn ich mit Wanja, aus eher
gesundheitlichen Gründen, die letzten drei Tage nicht intim geworden war. Obendrein
spuckte mir diese Elena im Kopf herum. Ich sah Gunnars Schwanz in ihrem Mund
verschwinden. Was hatte sie nur vor. War es ihr erst? Oder war es nur Spiel?
Bei Siv war mir klar, dass
sie nur seine Gespielin war. Nein. Er der IHRE. Denn er hatte mir gestanden,
dass er mich nach meiner plötzlichen Abreise bei Troels suchte, und als er mich
dort nicht fand, war er kurz zu Elena gegangen, die ihm den Schwanz gelutscht
hätte. Gleich im Anschluss wäre er zu Sivs Wohnung gefahren, die ihn mit den
Worten „Schlappschwanz“ hinausgeworfen hätte.
Er wäre so verzweifelt und
voller Schuldgefühle gewesen, dass er durch die Bars gezogen sei und sich
besinnungslos betrank. Erst am nächsten Tag, als er wieder zu sich gekommen
war, sei ihm bewusste geworden, dass er auf seines Bruders Couch lag, der ihm
erzählte, dass sie ihn sturtz betrunken aufgelesen und hier her gebracht
hätten.
Was für ein wirres
Durcheinander. Dachte ich. Und erneut diese Elena. Hatte sie Gunnars Situation
ausgenutzt, um ihm erneut näher zu kommen. Warum vermochte Gunnar ihr nicht zu
widerstehen?? Wie konnte er in einer derartigen Situation zulassen, dass sie
seinen Schwanz lutschte?? Was mir schlicht und einfach unbegreiflich ist!
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Erst heute Morgen, noch
vor der Imagination, hielt es Gunnar nicht mehr aus und er schwang sich über
mich. So unvorbereitet wie ich war, stöhnte ich auf, als er zu rasch in mich
eindrang. Jedoch entbrannte meine Leidenschaft überaus zügig und ich gab mich
ihm bedingungslos und genießerisch hin.
Auch ich will es
versuchen. Ihm zu glauben. Ihm zu vertrauen und einfach nur zu leben.
Wenn dies nur SO einfach
wäre!