Samstag, 14. September 2013

Versöhnung


„Was ist eigentlich mit uns geschehen?“
„Nichts. Wir sind noch immer Eins.“, sagte Gunnar mit verständnisvollem Lächeln und breitete die Arme aus, um mich an sich zu drücken.
Da war er wieder. Mein weiser, magischer Ehemann.
Konnte er nicht beständig SO sein?!


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Ich hatte den Weg, welchen ich nach Moskau genommen hatte, schlicht und einfach „umgekehrt“. Hatte noch während des Fluges allen Mut zusammen genommen und Troels angerufen.
„Wo steckst du nur? Was ist denn nur passiert?“, fragte er mit hoher Stimme und schien mit nicht ein bisschen böse zu sein. „Wo warst du? Und warum bis du einfach so heimlich, still und leise mitten der Nacht verschwunden?“
„Hast du Zeit für mich?“, fragte ich unvermittelt, anstatt zu antworten.
Einen Augenblick der Stille folgte. Ein räuspern. Ich wartete. Hörte im Hintergrund Stimmen. Es musste jemand den Raum betreten haben. Troels war nicht mehr allein.
„Ja. Selbstverständlich.“, sagte er mit veränderter Stimmlage, die eher geschäftlich als privat klang. „Wann landen sie? Ich lasse sie abholen.“
„O-k-a-y.“, sagte ich und konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Ich wusste, wenn ich wieder bei Gunnar ankäme, hätte es eine Zeit lang keine Gelegenheit mehr gegeben Troels zu sehen. Es war mir ein inneres und ehrliches Bedürfnis, mich bei ihm (erneut) zu entschuldigen, und er nahm meine Entschuldigung an.
Mit ausgestreckten Armen und einem breiten Lächeln im Gesicht, nahm er mich noch am Flughafen in Empfang.
„Ich habe nicht viel Zeit. Muss zurück, zur Arbeit. Aber wir können gemeinsam speisen, wenn du magst?“ Seine hellen, blauen Augen gaben ein mildes und verständnisvolles Lächeln wieder. Und einen Funken Sorge, entdeckte ich darin ebenso.
Wir redeten viel während wir speisten. Ich erklärte ihm, dass ich eifersüchtig gewesen war. Auf diese Brigitte, mit der er die ganze Zeit über schon arbeitete, und dass ich mir da Allerlei zusammen spann. „Es tut mir leid. Nur war ich von Gunnars merkwürdigem Verhalten bereits so verletzt, dass ich nicht noch mehr davon zu ertragen vermochte.“
„Das verstehe ich doch Rea.“ Seine Augen zwinkerten mir zu. ER griff über den Tisch und drückte meine Hand. „Und was tust du jetzt?“
Ich senkte den Kopf und mein Blick erfasste die Tasse Tee, die vor mir auf dem Tisch stand.
„Zurück zu Gunnar?“ Ich nickte. „Dann ist nun alles wieder beim Alten. Oder?“
Diese unausweichliche Frage musste er stellen.
Ich tat einen tiefen Atemzug, hob meinen Kopf und sah ihn mit einem gekonnten Augenaufschlag an. Meine Mimik verriet ihm, dass es noch immer kein „oder“ gab.
Er seufzte. „Schade. Aber ich denke, es ist noch nicht aller Tage Abend.“ Bei diesen Worten sah er mich erwartungsvoll an. „Oder gibt es da etwa doch ein ODER?“
„Nein.“, sagte ich leise und warf ihm einen liebevollen Blick entgegen. „Wärst du an diesem Abend nicht mit dieser Brigitte nach Hause gekommen....“, antwortete ich, ohne den Satz zu beenden, um seine Hoffnungen aufrecht zu erhalten.
Erneut ein tiefer Seufzer. „So ein Shit aber auch.“
„Ja. Wenn da nicht immer diese anderen Frauen wären. Bei Gunnar, und auch bei dir.“, wurde meine Stimme lauter und energischer.
„Bei mir?“, fragte er Stirn runzelnd. „Ich bin möglicherweise der einzige Mann, der dir absolut treu ist. Obgleich du dich noch immer nicht für mich entschieden hast.“ Dem letzten Satz lag eine gewisse drängende Erinnerung inne, dass ich mich doch irgendwann zwischen ihm und Gunnar entscheiden müsse.
Ich lächelte. „Dann fickst du also nicht mit Frieda und auch nicht mit dieser Brigitte? Oder war da doch schon einmal etwas gewesen mit ihr?“, bohrte ich weiter.
Er sah sich beinahe erschrocken um.  Schien verlegen. „Ja. Es kann gut möglich sein, dass sich Brigitte Hoffnungen macht.“
„Gabst du ihr denn einen Anlass?“, unterbrach ich ihn forsch und zügig.
Er schnaufte. „Als ich dich noch nicht kannte...“
Ich hob die Hand. Gebot ihm zu schweigen. Alldieweil ich nur zu genau wusste, was er mir zu sagen hatte.
Ihm schien es ebenso lieber zu sein, darüber schweigen zu können.
„Aber dann nicht mehr.“ Eine kurze Pause entstand und dann sprach er weiter. „Du darfst nicht immer so eifersüchtig sein. Es gibt in der Tat keinerlei Grund dafür. Es ist doch völlig normal, dass ich auch mit Frauen zusammen arbeite. Da gibt es nichts Anstößiges oder anrüchig Unsittliches. Es ist nur Arbeit, und Politik selbstverständlich.“, war seine abschließende Bemerkung zu dieser kleinen Offerte aus vergangener Zeit, die nun nicht mehr wichtig zu sein schien.  

Ich war erleichtert mich mit Troels versöhnt zu haben. Wollte nicht mehr an Brigitte oder Frieda denken.
So einen „guten Freund“ wie Troels, gibt es nicht alle Tage.


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Gunnar wartete bereits. War nervös und aufgeregt. Entschuldigte sich andauernd. Bemängelte andererseits meine beständige Eifersucht. Ich solle doch schlicht und einfach nur leben, und genau Dieses genießen. Es mir nicht so schwer machen. Ohnehin wäre es doch besser für mich, nicht alles und beständig so vehement zu hinterfragen. Mit uns sei doch alles in bester Ordnung.
Ich erinnerte ihn an Elena. Sein „Mündel“. Dass ich schließlich nicht wissen könne, ob er jedes Mal mit ihr fickt, wenn er sie besucht. Zu alledem bestreitet sie ihre praktische Ausbildung hier im Zentrum und wohnt folge dessen in dieser Zeit in unserer Nähe.
„Und was ist mit Siv? Deine Neigungen wirst du sicherlich nicht so einfach bleiben lassen können?“
Gunnar atmete tief und seufzte. „Nein. Natürlich nicht. Aber ich schränke es ein und es wird die Ausnahme bleiben.“
„Das hörte ich schon ein Mal. Nur hieltest du deine Versprechungen bisher nicht.“
„Das ist mir bewusst. Verzeih mir bitte.“ Noch ein tiefer Atemzug und dann ein flehender Blick. „Hab Geduld mit mir. Ich gebe mir alle Mühe, DAS und noch vieles andere unter Kontrolle zu bekommen. Nur manchmal.....“, in diesem Moment traf mich ein flehender und erwartender Blick, „Du weißt, was ich sagen will.“
Ich nickte.

Weiterhin versprach er mir weniger Zeit für seine Brüder, das Trinken, den Fußball und sogar das Modeln oder Schauspielern zu investieren. Stattdessen mehr Zeit mit mir zu verbringen oder einfach nun hier zu sein. Im Zentrum, und seinem Job als Chef nachzugehen.
„Was soll ich tun? Beten, dass du deine Versprechen diesmal gleichwohl hältst?“
Er lachte. „Nein. Das würde ohnehin nichts helfen. Es liegt ganz allein bei mir.“



Nach Sex mit ihm war mir an diesem Abend vorerst nicht zu mute. Auch wenn ich mit Wanja, aus eher gesundheitlichen Gründen, die letzten drei Tage nicht intim geworden war. Obendrein spuckte mir diese Elena im Kopf herum. Ich sah Gunnars Schwanz in ihrem Mund verschwinden. Was hatte sie nur vor. War es ihr erst? Oder war es nur Spiel?
Bei Siv war mir klar, dass sie nur seine Gespielin war. Nein. Er der IHRE. Denn er hatte mir gestanden, dass er mich nach meiner plötzlichen Abreise bei Troels suchte, und als er mich dort nicht fand, war er kurz zu Elena gegangen, die ihm den Schwanz gelutscht hätte. Gleich im Anschluss wäre er zu Sivs Wohnung gefahren, die ihn mit den Worten „Schlappschwanz“ hinausgeworfen hätte.
Er wäre so verzweifelt und voller Schuldgefühle gewesen, dass er durch die Bars gezogen sei und sich besinnungslos betrank. Erst am nächsten Tag, als er wieder zu sich gekommen war, sei ihm bewusste geworden, dass er auf seines Bruders Couch lag, der ihm erzählte, dass sie ihn sturtz betrunken aufgelesen und hier her gebracht hätten.
Was für ein wirres Durcheinander. Dachte ich. Und erneut diese Elena. Hatte sie Gunnars Situation ausgenutzt, um ihm erneut näher zu kommen. Warum vermochte Gunnar ihr nicht zu widerstehen?? Wie konnte er in einer derartigen Situation zulassen, dass sie seinen Schwanz lutschte?? Was mir schlicht und einfach unbegreiflich ist!

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Erst heute Morgen, noch vor der Imagination, hielt es Gunnar nicht mehr aus und er schwang sich über mich. So unvorbereitet wie ich war, stöhnte ich auf, als er zu rasch in mich eindrang. Jedoch entbrannte meine Leidenschaft überaus zügig und ich gab mich ihm bedingungslos und genießerisch hin.

Auch ich will es versuchen. Ihm zu glauben. Ihm zu vertrauen und einfach nur zu leben.
Wenn dies nur SO einfach wäre!