Sonntag, 22. September 2013

Liegt unsere Ehe „schief“?



Gunnar kam, wie gewöhnlich“, gegen Mittag.
Christine hatte mich kurz vorher ins Office gerufen. Alldieweil eine überdimensionale Lieferung gegen gezeichnet werden musste. Die neuen Fernsehgeräte waren angekommen und gingen sofort zur Installation.
Gunnar gesellte sich später zu uns. Er sah müde aus, roch noch immer nach Alkohol. War jedoch frisch geduscht und einigermaßen gut gelaunt.
In den kommenden Stunden gab es keinerlei Zeit mit ihm zu plaudern oder ihm Fragen zu stellen.

Während wir zum verspäteten Lunch im Restaurant saßen, erfasste mich eine Panik Attacke. Gunnar reichte mir seine Hände über den Tisch und drückte die Meinen ganz fest. Hielt sie und redete auf mich ein.
„Alles ist gut. Alles ist in Ordnung.“ Usw.
Nachdem ich mich gefasst hatte, entschuldigte ich mich bei ihm.
„Nein. Nein.“, erwiderte er energisch. Du sollst dich nicht entschuldigen.“

Am Abend dachte ich gewiss darüber nach, Gunnar nach dem vergangenen Abend und der letzten Nacht zu (be)fragen. Aber wozu eine strittige Diskussion beginnen. Wo ich die Antworten ohnehin bereits kannte.
Somit, kein forschen, kein drängen, kein hinterfragen. Nicht ein einziges Wort verlor ich darüber. Ließ mich des Abends stattdessen vorbehaltlos und eher erleichtert in Gunnars Arme sinken und schwieg. Redete nicht über Themen die uns hätten kompromittieren oder in Streitigkeiten bringen konnten.

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- Das ich mich an süßer Marmelade und Schokolade vergangen hatte, quittierte mein Magen erneut mit leichtem Brennen.
- Wanja drängte. Gedachte mit mir zu sprechen. Ich hatte in diesem Augenblick keinen Nerv, kein wirkliches Interesse daran. Sandte ihm ausschließlich eine kurze „süße“ Nachricht. Damit er seine Ruhe wieder fand.
- Von Ian und Kevin nichts.
- Das Lesen rückt zuweilen an das Ende meiner Prioritäten. Was ich nun als überaus ärgerlich empfinde. Andererseits mag meinen Augen eine kleine Pause gut tun.
- Für einen Anruf von Troels am späten Abend, schlich ich mich für einige Minuten aus dem Haus.

Der Tag hatte mich ohnehin so derart ermüdet, dass ich kaum mehr zu irgendetwas fähig gewesen wäre.
Natürlich schlief ich erneuet während des Fernsehens in Gunnars Armen ein. Nur gut, dachte ich noch so im dahin dämmernden Zustand, dass ich Gunnars bestes Stück am Donnerstagabend noch einmal mit meinen Lippen verwöhnt hatte, sodass er, aller Wahrscheinlichkeit nach, wie ich mir einredete, noch zufrieden gestellt war und keinen Grund hatte sich zu beklagen.
Aber was wusste ich schon, was er tatsächlich in der vergangenen Nacht getan hatte.

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Am Morgen bedrängte ich Gunnar angesichts der Tatsache, dass er mich bereits am heutigen Nachmittag erneut verlässt. Ich wollte Sex mit meinem Ehemann, obgleich sich meine Beschwerden doch endlich um einiges gebessert hatten.
Er wies mich wieder und wieder ab.
„Unsere Ehe hinkt.“, bemerkte ich während des Frühstücks beinahe beiläufig.
Gunnar lächelte kurz und erwiderte: „Wenn du die Krankheit mit einbeziehst, hinkt unsere Ehe nicht.“