Das Verhältnis zu Troels
verändert sich merklich. Erreicht eine neue Qualität.
Ich bin nicht mehr seine
Chefin. ER nicht mehr angehalten als mein „Untergebener“ mir zu „gehorchen“. Wir
treffen uns auf einer anderen Ebene. Gleichwertig, und doch neigt sich das
Zünglein an der Wage in Richtung Troels. Seine neue Tätigkeit bringt das Gewicht
von Respekt, Macht und Bewunderung mit sich und wiegt „schwer“. Geld würde mich nicht interessieren. Nun, er scheint offensichtlich
zu wachsen und ich blicke zu ihm auf, und dann die wiederholte Frage, die nun
gar nicht mehr so scherzhaft klingt. „Heiratest du mich, wenn ich Minister(präsident)
bin?“
Macht und Garderobe
verleihen Menschen eine ganz besondere Aura, die dann, nach einiger Zeit, zu
ihrer eigenen werden kann und sie strahlen ein besonderes und
selbstverständliches Selbstbewusstsein
aus. Ihr Ego gründet auf Äußerlichkeiten. Jedoch in Troels Fall gedenke ich
mich nicht sorgen zu müssen. Er liebt es in schlapprigen Jeans und
Stickpullover zu gehen. Mit Mütze und Nikes. Wird sich offenkundig nun ebenso
an Anzug und Krawatte gewöhnen müssen. Uniformen sind ihm ohnehin geläufig. Aus
der Zeit der Armee und des Sicherheitsdienstes. Ebenso der Umgang mit Menschen,
Macht und Hierarchie.
Seine Umgangsformen mit
gewöhnlichen Menschen schienen mir bisher eher unbedarfter Natur. Ein gewisses
Maß an Korrektheit und Zurückhaltung sind ihm ohnedies zu Eigen, welche ihm sicherlich
zu einem großen Teil die Zeit in der Armee verlieh. Ebenso diese
Geheimniskrämerei.
Genau genommen ist er
menschlich gesehen, von überaus ruhigem
Charakter. Wie kann so jemand die Karriereleiter innerhalb einer politischen
Organisation so rasch empor steigen?
Er scheint in der Tat
durch seine zukünftige Position attraktiver zu werden. Was mich nun selbst
erstaunt.
„Würdest du mich mitnehmen?
In deine Wohnung?“, fragte ich ein wenig verschämt und Troels schmunzelte.
„Du möchtest wissen, wo
ich wohne. Nicht wahr?“.
Ich nickte. „Ich würde
mich darüber freuen sie mir ansehen zu dürfen. Aber nur, wenn du sie mir
tatsächlich zeigen willst.“
„Vielleicht wirst du ja
sogar in Zukunft darin wohnen.“ Er lächelte und zwinkerte mir mit beiden Augen
zu.
Sind seine Fragen und
Bemerkungen nun in der Tat und gewissermaßen ernst zu nehmen?
Würde ich tatsächlich einen
Politiker heirate, NUR, weil er Politiker ist?
Nein. Aller
Wahrscheinlichkeit nach nicht. Ich will Troels. Und Troels ist mir noch immer
zu alt zum heiraten. Dennoch wird er zunehmend attraktiver.
Amazing!
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Im Wesentlichen sah ich
beinahe alles, was sein Leben nun ausmacht. Seine neue Wohnung, die fürwahr überaus
großzügig geschnitten und ausgestattet ist. Man hat sie ihm überlassen und als
angemessen für sein neues Amt empfunden.
Sein Büro, sein
zukünftiger Arbeitsplatz ist beinahe ebenso exklusiv in Größe und Ausstattung.
Mit kindlicher Freude,
leuchtenden Augen und Enthusiasmus im Herzen zeigte, nein, präsentierte er mir
seinen neuen Wirkungsbereich. Von Frieda kein einziges Wort mehr. Zumindest
dachte ich das. Wir besuchten sie allerdings gleich im Anschluss.
Erstaunlicher Weise
strahlte sie geradezu, als sie mich sah. Fiel mir postwendend um den Hals und
drückte mich an sich, als wären wir die aller besten Freundinnen.
„Er redet nur gut von
ihnen und dass sie mich mögen. Sie werden ihn doch heiraten, wenn er Minister
ist?“, kam von ihr die gleiche Frage, und sie erstaunte mich einigermaßen mit
ihrem verbesserten Wortschatz und ihren neu erlernten Manieren. „Seine Augen
leuchten, wenn er von ihnen erzählt und was für eine großartige Zukunft sie
beide haben könnten.“
Ich sah zu Troels, welcher
errötend seinen Blick senkte.
Er hatte Frieda gegenüber
tatsächlich nichts von meiner Eifersucht
erwähnt. Im Gegenteil.
Was für ein erstaunlicher
Mann!
Amazing Troels!
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Was für ein neuartiges,
aufregendes Gefühl? Was für ein veränderter, ungewohnt frischer Troels in einer
neuartigen Umgebung.
Was für eine Freude, ihn
in solch hochrangiger Position wieder gefunden zu haben!
Es ist gerade so, als würde
ich ihn wieder entdecken. Als wäre unsere Beziehung erneut am Anfang. Taufrisch und unverbraucht.
Amazing!
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„Ich rufe mir ein Taxi und
lasse dir Tür hinter mir ins Schloss fallen, wenn ich gehe.“, sagte ich zu
Troels und sah ihm lächelnd in die Augen.
Nicht das ich es etwa
eilig gehabt hätte von ihm weg und zurück zu Gunnar zu kommen. Nein. Ich hatte
ohnehin das emphatische, subtile und signifikante Gefühl, als sei Gunnar noch
immer nicht zurückgekommen und war daher einigermaßen entspannt.
Während wir frühstückten,
schob Troels seine Hand zu mir herüber. „Nimm ihn.“, sagte er und ich sah etwas
Metallisches unter seinen Fingern glänzen.
Es war der Schlüssel zu
seiner neuen Wohnung.
Amazing Troels!
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Von Gunnar bisher nichts.
Noch nicht einmal eine
Nachricht, ob oder wann er zurückkehren wird.
Zumindest, bis jetzt.