Ich war so lange Zeit nicht in diesem Teil der Erde. Hatte es stets vermieden. Denn, so berauschend ist es hier nicht.
Wir wohnen hier in einem
abgeschlossenen Sektor. Mit eigenem Sicherheitsdienst und Kameras. Ich wurde
als Wanjas Ehefrau eingeschrieben und bekam einen Ausweis, welchen ich bereits
einige Male vorzeigen musste. Viel mehr vermag ich darüber nicht zu berichten.
Alldieweil mir Wanja nahe legte, über die hier herrschenden Gegebenheiten still
zu schweigen.
Die Menschen hier, sind
ohnehin allesamt paranoid.
Jedoch ist es ein gutes Sicherheitskonzept. Andererseits vermag ich nicht zu sagen, ob man es so ohne weiteres auf
ein spirituelles Zentrum übertragen kann.
Genau genommen lebt Wanja
jetzt in Kalifornien. Besitzt dort ein Anwesen. Ist jedoch derzeit geschäftlich
in Moskau unterwegs. Seine Heimat liegt allerdings in einem anderen Teil des
russischsprachigen Territoriums.
Wanja ist überaus und ungewohnt
großzügig. Macht das Unmögliche (mittels finanzieller Mittel) möglich und kauft
mir alles, was ich benötige. Legt mir seine Kreditkarten erstaunlicher Weise ohne
Argwohn auf den Tisch. Zu meiner freien Verfügung.
Meine Medikamente waren
innerhalb von Stunden verfügbar.
Erstaunlich!
Innerhalb
des Areals sind zahlreiche Geschäfte (магазин). Einige davon besuchte ich
bereits. Ebenso das Nagelstudio und die Kosmetikerin (косметолог). Denn Wanja folgt derzeit konsequent und
diszipliniert seinem gestrengen Tages- und Trainingsplan. Meine Anwesenheit ist
in diesem Fall für ihn nicht von Belang.
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Alles an Wanja ist mir
sssoooo überaus vertraut, und Wanja ergeht es selbstredend ebenso.
Trotz alledem bedarf es
einiger Zeit, mich hier einzugewöhnen. Wanja selbst plant bis zum 6. Oktober hier zu bleiben. Was ich
wahrscheinlich nicht einmal erwähnen sollte.
Selbstredend schliefen wir
bereits miteinander. Auf Wanjas ganz eigene Art. Er liebt es seine Hände zu
benutzen. Besonders während des Vorspieles. Denn sein Penis ist groß, dick und
massig. Bereitet mir Schmerzen, wenn er in mich eindringt. Was schon immer
eines der Probleme gewesen war. Jedoch im Augenblick ist meine Lust auf Wanja
so groß, dass ich den anfänglichen Scherz kaum spüre. Er weiß natürlich, was zu
tun ist, um mir Pein zu ersparen.
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Mein iPhone ist
ausgeschaltet. Ich habe nicht die Absicht im Augenblick mit jemanden zu reden.
Nicht einmal mit Kevin, welcher ebenso wie alle anderen seinen eigenen Weg auch
ohne mich geht.
Es bleibt ohnehin kaum
Zeit über Vergangenes nachzudenken. Dennoch reflektiere ich häufig über Gunnar,
sein Verhalten und das, was seine Mutter erwähnte.
Wie viele „alte Lasten“
muss er mit sich schleppen? Wie tief muss vergangener Schmerz und Gram sitzen? Umso
erstaunlicher ist es, dass er es so lange Zeit vor mir verbergen konnte? Und möglicherweise sogar vor sich
selbst. Nun, andere Menschen brauchen zuweilen Jahrzehnte, um sich ihren
Dämonen zu stellen. Nur ist es nicht meine Aufgabe des seinen zu begegnen.
Im Laufe unserer
gemeinsamen Zeit veränderte er sich und es traten so viele Hässlichkeiten zu
Tage, wie ich sie nicht erwartet hätte.
Mein leuchtender, weiser
Gunnar. Der Kluge, wissende Beschützer, der auf mich achtete und Geborgenheit
geben sollte, wandelte sich.
Wieder und wieder
versuchte ich durch die rosaroten Brillen der Liebenden Ehefrau nur das Gute zu
sehen. Es musste doch einen Weg geben mit ihm zusammen zu leben. Er ist doch
mein Seelenpartner. Alles andere zählt doch nicht. Oder?
Er lud in der Tat gleichwohl
so viel Last auf seine Schultern, dass er sie nicht zu tragen vermochte. Die
Leitung des Zentrums. Wobei er alsbald bemerkte, dass er dieser Aufgabe nicht
wirklich gewachsen war. Aus diesem Grund stellte er Dahl Lindqvist ein.
Seine Lust aufs Modeln und
eine eigene Karriere. Die uns letztendlich für den Augenblick entzweite.
Mit den Russen wurde weder
er, noch jemand anderes fertig. Wie demütigend muss es da für Gunnar gewesen
sein, dass ein Anruf von mir bei Wanja genügte, um deren Rückzug zu
veranlassen.
Das Ringen mit seinen
Neigungen muss ihm gleichermaßen unheimlich viele Seelenqualen bescheren.
Es ist ihm nicht möglich
allem gerecht zu werden, und ER allein, scheint damit nicht fertig zu werden.
Steuerte stattdessen in einen burnout. Oder ähnliches. Zumindest benahm er
sich so.
Und welche Wahrheit hat er
Christine über die Zeit in der Sekte erzählt, die er mir verschwieg?
Im Grunde war Gunnar ein
zwar magisches, aber armes Würstchen. Wo ich doch vermuten könnte, dass er mich
ausschließlich für den Traum seiner Mutter von einem spirituellen Zentrum
heiratete.
Offensichtlich vermochte
er auf längere Sicht sein wahres Ich, seine Unzulänglichkeiten und seine
inneren Kämpfe mit sich selbst, nicht mehr verbergen.
Liebe hin oder her.
WAS in der Götter Namen
soll ich nun mit diesem (Ehe-)Mann tun?
Ihn so nehmen wie er ist
und schlicht und einfach mit ihm so weiter leben wie bisher? Alles ertragen.
Ihm helfen? Gemeinsam mit ihm diese schwierige Zeit überstehen.
Oder sollte ich mich
scheiden lassen?
Ich vermute, dass mein
weiteres Handeln von Gunnars nächsten Schritten abhängig sein wird.