Ist es möglich, dass ich
mich etwa in die Riege der Frauen, die nicht mehr hinterfragen, überhaupt nicht
mehr fragen, nicht mehr eifersüchtig seien, diskutieren oder ganz und gar
streiten wollen, um schlicht und einfach ruhiger zu leben, um ihre eigenen
Geschichten zu er-leben, einreihe?
Denn ich bemerkte
zunehmend, dass ich mich doch viel lieber denen für mich inspirativen Aufgaben
zuwende, als mich der beständigen Eifersucht hinzugeben. Mag es nun vor allem
Gunnar betreffen. Oder gelegentlich Troels.
Mögen die Männer doch tun,
was immer sie wollen. Sie tun es ohnehin!
Was soll also diese beständige
Eifersucht, die mich verzehrt. An meiner Gesundheit nagt. Weder einen Sinn
ergibt noch einem Zeck entspricht, außer mir das Leben zu erschweren.
Ohne sie vermag ich mich
zweifelsohne viel besser zu fühlen.
Nur gelingt mir diese Art
von Gleichgültigkeit bedauerlicher Weise nur zuweilen, und im Augenblick.
Alldieweil ich mich, wie mir Gunnar bereits so oft riet, mich auf mich selbst
besinne.
Kann sein, dass ich
endlich beginne zu verstehen, was dies für mich bedeuten mag.
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Das ich Geborgenheit in
den Armen einer Frau finden könnte, ist eher unwahrscheinlich. Jedoch mag es
Frauen geben, wie in meiner derzeitigen Lektüre beschrieben, die darin durchaus
ihr Schicksal sehen und ihre Erfüllung finden.
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Nachdem ich mich beinahe
bedenkenlos, jedoch bedauernd von Gunnar verabschiedet hatte, der sich nun
seinen und gleich welchen Leidenschaften hingeben konnte, ging ich zum
Restaurant. Sarah Sjögren gesellte sich auf dem Weg dorthin zu mir.
Bei einigen Tassen Kaffee
Latte redeten wir über Erinnerungen an gute und schlechte Zeiten und über das
Leben selbst. Wer hätte gedacht, dass man so solide mit ihr zu philosophieren
vermochte.
Während einer kurzen
Unterbrechung unseres Gespräches schlürften wir genüsslich an unseren Getränken
und ich nahm mein iPhone zur Hand, um Troels anzurufen. Fragte ihn, ob er Zeit
für mich hätte, damit wir gegebenenfalls gemeinsam speisen gehen könnten.
Eine einzige Sekunde des
Zögerns weckte jedoch bereits meine Eifersucht, über die ich angesichts meiner
vorherigen Gedanken noch im selbem Moment lächeln musste, und welche Troels
augenblicklich mit einem: „Ich liebe dich“ zerstreute.
Mein Herz quoll über vor
Freude, als Troels meinen Wunsch bestätigte und ich hätte am aller liebsten auf
der Stelle begonnen vor Freude zu kwitschen. „Troels, Troels, Troels.“,
wiederholte ich seinen Namen mit ansteigender Stimme und überwältigender Freude
wieder und wieder. Sarah konnte ein breites Grinsen nicht unterdrücken, als sie
meine Erregung spürte und in mein freudig angespanntes Gesicht sah. Sie hob die
Augenbrauen und ließ ein wissendes „Ahhhh“ hören.
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Noch in derselben Stunde
fuhr ich nach Stockholm, wo ich in Troels Wohnung auf ihn wartete.
Er kam so gegen sieben.
Ich sprang auf, als er die Tür öffnete, rannte ihm entgegen und fiel ihm um den
Hals. Begrüßte ihn übermütig. Troels ließ die Tasche fallen und küsste mich
innig. Unsere Herzen schlugen in diesem Augenblick im selben Takt.
Sanft und behutsam löste
er meine Arme von seinem Hals, streifte seine Kleidung ab und ging duschen. Ich
folgte ihm ins Bad.
„Soll ich uns etwas zu
Essen bestellen?“, fragte ich ihn, während er sich abseifte.
„Magst du nicht weggehen?“
„Nein.“
Seine Nähe genießend floss
ich beinahe über vor Freude, und in Troels Augen, seinem ganzen Wesen sah ich
gleichermaßen diese erwartungsvolle und erregte Heiterkeit. Da war dieses
Hochgefühl in uns beiden, das uns beinahe schweben ließ.
Er war so glücklich und
zufrieden, dass ich bei ihm war. Überschlug sich förmlich vor Aufmerksamkeit.
Am liebsten hätte ich in
diesem Augenblick tatsächlich mit ihm geschlafen. Jedoch redeten wir zuerst
über „mein Problem“ und taten es dann doch nicht. Zumindest nicht an diesem
Abend. Denn genau genommen hätte ich nicht einmal daran denken dürfen. Denn es
erregte mich viel zu sehr. Was die Problematik nur noch intensivierte.
Natürlich blieb ich bei
Troels. Schlief auf der Couch während des Fernsehens ein, sodass er mich auf
seinen Armen zum Bett tragen musste.
Mein Schlaf war unruhig.
Fortwährend wachte ich auf. Wälzte mich hin und her. Dachte an Gunnar. Wann er
zurück zum Zentrum fahren würde. Oder ob er bereits schon dort war.
Am Morgen ließ ich Troels
keine Ruhe. Bedrängte ihn. Ich wollte, ich musste mit ihm ficken. Was wusste
ich schon, wann ich ihn wieder sehen würde. Natürlich. Am Sonntag.
Möglicherweise. Was jedoch nicht gewiss war. Ich wollte ihn fühlen. Tief in mir
drinnen. Seinen angenehmen dünnen, langen Schwanz. Und ich wollte, dass ER
ebenso diese sexuelle Befriedigung von MIR erfuhr, um nicht nach andern Frauen
schauen zu müssen. Oder mit ihnen ganz und gar zu kokettieren. Was erneut das
Karussell meiner Eifersucht angetrieben hätte.
Es bleib wenig Zeit um
lange ineinander zu verharren. Oder, um noch einmal die Augen zu schließen und
genüsslich und erschöpft in Troels einzusinken.
Ich fuhr umgehend zum
Zentrum zurück und ging zum Restaurant um zu frühstücken.
Erneut war es Sarah, die
zur Tür des Restaurants hereinkam und mit festen Schritten auf mich zu.
„Darf ich?“, fragte sie
und deutete mit der Hand auf den Stuhl neben mir.
Ich nickte.
Sie bestellte sich Kaffee
und Toast und wir saßen uns eine Weile lang schweigend gegenüber.
„Und?“, fragte sie dann
mit einem ungeduldigen Grinsen.
„Ja. Ich vermochte meine
Sehnsucht zu stillen.“, antwortete ich mit einem viel sagenden Blick und senkte
den Kopf.
Wir wechselten noch einige
Worte und sie begleitete mich zurück zum Haus.
Gunnar ist bis dato noch
nicht zurückgekommen.