Donnerstag, 26. September 2013

Verschleierte Gespräche




Nach (m)einer überaus angenehmen Wohlfühlmassage, kam mich Gunnar gestern Morgen abholen und begleitete mich zurück zum Haus. Wo er bis zum Abend saß und mit seinem Notebook arbeitete.
Nur kurz, so gänzlich nebenbei, war er „rein geschäftlich“ für etwa zwei Stunden nach Stockholm gefahren.
Ich mutmaße, er war bei Elena. Oder Siv. Was weiß ICH schon?
Hatte ich nicht vor Tagen beschlossen nicht mehr hinterfragen zu wollen? Nur ließ das Gedankenkarussell mir keine Ruhe.
Meditieren! Meditiere. Dachte ich. „Om“.

Nun, da ich diese Zeit nicht so einfach verstreichen lassen wollte, rief ich Troels an, der jedoch in diesem Augenblick keine Zeit für mich hatte.
Schließlich sprach ich mit Wanja. Er nahm sich die Zeit.
Es waren ohnehin nur zehn Minuten, die ich mit ihm sprach. Alldieweil er mich erneut bedrängte.
Dann dachte ich, frische Luft würde mir sicher gut tun und ging diese hundert Meter zum See hinunter. Setzte mich dort auf eine Bank und hing meinen Gedanken nach. Wo mir selbstverständlich Gunnar in den Sinn kam.
Was würde passieren, wenn ich ihn JETZT anriefe? Würde ich ihn bei irgendetwas stören? Sollte ich es versuchen? Was konnte es schaden. Ausschließlich einen Anlass würde ich noch finden müssen.
„Ja. Hej.“
Wo bist Du? Lag mir auf der Zunge. „Hej my Dearest.“, sagte ich.
Behöver du mig?”
”Ja. Alltid.”
Er lachte. ”Ge mig en timme. Jag är med dig igen.”
Wo auch immer er war. Ich erfuhr es nicht.
Kühle und Regen trieben mich bereits nach kurzer Zeit zum Haus zurück.

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Als Gunnar zurückkam, sagte er nichts. Setzte sich schlicht und einfach nach der  liebevollen Begrüßung, eines innigen Kusses auf meinen Mund, erneut mit seinem Notebook auf die Couch und legte die Beine auf den vor ihm stehenden niedrigen Tisch.
Den Lunch und das Dinner nahmen wir gestrigen Tag in unserem Haus ein.
Es war mir nicht nach Gesellschaft zu mute gewesen. Gunnar offensichtlich ebenso wenig.

Bevor wir zu Bett gingen herrschte betretene Stimmung.
„Du hast mehr Furcht als ich. Nicht wahr?“, sagte Gunnar, um von seiner eigenen Beklemmung abzulenken.
Am liebsten hätte ich geantwortet: `Nicht wegen deiner OP. Sondern bezüglich DEM, was danach kommen wird.´
Jedoch Gunnar hatte meine Gedanken bereits gelesen.
„Ach SO ist das. Um mich sogst du dich nicht?“
„Natürlich ist mir bang um dich. Das weißt du doch.“, redete ich mich (erfolgreich) heraus.
Gunnar zog die linke Augenbraue nach oben, legte den Mund ein wenig schief und wendete sich ab. Jedoch nur, um sich mir im nächsten Augenblick wieder zu zuwenden und ein augenzwinkerndes Lächeln zu zeigen.
„Ich weiß doch.“, sagte er mit verständnisvoller Stimme. „Ich weiß doch, dass du dich um mich sorgst.“ Er kam auf mich zu, nahm mich in seine Arme und drückte mich fest an sich. „Wird schon alles gut gehen.“, suchte er mich zu beruhigen.
Jedoch ließ mich dieses unbehagliche Gefühl nicht mehr los, dass nach der OP vieles anders sein wird.
Andererseits, ist es nicht jetzt ebenfalls schon so, dass Gunnar tut was er will?
Da ist so eine gewisse Stimmung des Abschieds und der Unsicherheit, welche ich mich nicht zu erklären vermag. So eine Traurigkeit, als würde etwas enden  und etwas anderes, neues beginnen, von dem ich noch nicht weiß, wie es sein wird.
„Ich ziehe doch nicht in den Krieg!“, scherzte Gunnar lächelnd.
Nein. Aber in eine Veränderung, welche mir womöglich nicht zuträglich sein wird.

Es mag angesichts der wenigen Tage und einer doch eher unbedeutenden OP  unverständlich scheinen, dass mein Herz tatsächlich diese Schwere fühlt. Dieses Gefühl der Last, dass mich ins Bodenlose zieht. Diese Empfindung, die so schwer wiegt, als stände ich kurz vor einer Panik Attacke. Dennoch fehlt der Schrecken. Es ist wie das Damoklesschwert, welches in einer dunklen Wolke über mir schwebt, und was ich mit Nichten in der Lage bin zu sehen. Ausschließlich es dumpf zu spüren. Zu wissen, dass es da ist.
Nun, möglicherweise neige ich auch hier zur Dramatisierung.

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Gunnar wollte keinen Sex. Weder gestern Abend, noch heute Morgen. Was mich auf die zwei Stunden seiner Abwesenheit zurückkommen lässt.
War er etwa doch bei Elena oder Siv?

Mit einem bleiernen Gefühl im Magen verabschiedete ich heute Morgen meinen Ehemann.
Trotz alledem wünsche ich ihm, dass seine Operation gelingen mag und er heil in einigen Tagen zurückkommen wird.
Selbstverständlich werde ich ihn besuchen.
Ich werde mich so wie selbst alsbald auf den Weg nach Stockholm begeben.

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- Ein Foto von Ian. Er hetzt durch die Zeit wie ein Gejagter. Schaut jedoch stets lächelnd drein. Jedoch wähnt mir, der „Tribut“ wird irgendwann bezahlt, die Rechnung beglichen werden müssen.

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Etwas in eigener Sache - fb betreffend:

Generell wollte ich inkognito bleiben. Aus diesem Grund gab es hier bisher gleichwohl keine Kommentarfunktion. Jedoch jetzt, bin ich bei fb „greifbar“.
Oft reagiere ich bedauerlicherweise (aus Erfahrung!) zu unvermittelt auf vermeidliche Angriffe, was man mir bitte verzeihen möge.
Jedoch allen Männer, die gedenken mich über den Chat bei fb anzuschreiben, sei gesagt, dass ich bei dem kleinsten Anflug von Unlauterkeit oder kompromittierenden Fragen die Konversation umgehend abbreche und diejenigen aus meiner Freundesliste entferne.
Ohnehin mag ich es nicht geduzt zu werden, was dem aufmerksamen lesen sicherlich nicht entgangen sein wird.