Freitag, 6. September 2013

Zurück zu den Lügen – oder - Wir beginnen jeden Tag von neuem



Gunnar kam gegen eins. Ich war gerade aus der Dusche gekommen, als er die Koffer fallen lies, mich lächelnd begrüßte und seine Arme nach mir ausstreckte.
Ich vermute, dass meine Reaktion auf seine Aufforderung in seine Arme zu fallen ein wenig kühl ausfiel. Jedoch lächelte ich ebenso herzlich und liebevoll zurück. Was mir gleichwohl ein Bedürfnis war. Was jedoch möglicherweise, in diesem Augenblick etwas gekünstelt wirkte. Denn ich hing Gefühlen und Gedanken an Troels nach, der mir eine halbe Stunde zuvor eine kurze SMS sandte, die mit: „Ich liebe dich“, und einem Herz endete.
Dann, war da die Stille. Wortlos packte Gunnar seine Koffer aus und ich war zurück ins Bad gegangen, wo ich den letzen Rest der Gedanken an Troels versuchte beiseite zu wischen. Unter den Tisch zu kehren. Hinunter zu schlucken. Zu ignorieren und mich psychisch sowie physisch auf Gunnar vorzubereiten und einzustellen.
Es folgten belanglose Gespräche und das gemeinsame Speisen. Er beteuerte mir, dass alles in Ordnung sei und er mich liebe.
Erst dann stellte ich die unausweichliche Frage nach anderen Frauen, und ob ich eifersüchtig sein müsse, was er lachend verneinte, mit einem Satz, der an Aussagekraft kaum überboten werden konnte: „Ich war mit keiner Frau zusammen, auf die du eifersüchtig sein müsstest.“
WAS in der Götter Namen hatte DAS zu bedeuten?
Mit wem hatte er gefickt? Den Models? Siv? Oder Elena? War er etwa doch gestern Abend schon angekommen?
Sollte ich weiter bohren?
Ich entschied mich es zu lassen, um Streit zu vermeiden. Es bedurfte ohnehin in der Tat einer gewissen Angewöhnungsphase meinerseits, nach einigen Tagen der Trennung von Gunnar.
Ob es ihm ebenso erging wie mir? Oder sind Männer da anders?

Erst später folgten die ernsthaften Gespräche. Wie beispielsweise über meinen Besuch in der Naturheilpraxis. Über diese Themen stehen uns noch viele Stunden der Diskussion und Auswertung bevor. Es gibt so viel zu bedenken und sich ebenso anderweitig zu informieren, um dann vergleichen zu können. Schließlich will ich das bestmöglichste für mich finden. Genau dazu brauche ich Gunnar.
Jedoch zwischendurch meine Frage: „Bist du tatsächlich hier angekommen?“, alldieweil sein Geist noch woanders zu weilen schien, (so wie der Meine es ebenso tat).
„Und du?“, kam die Gegenfrage.
Ups! Wusste er bereits, wo ich mich während seiner Abwesenheit aufhielt?
Das konnte nicht sein. Oder waren meine Gedanken so verräterisch, dass er sie bereits vom ersten Moment an gelesen hatte?
An diesem Punkt stellte sich mir noch immer die Frage: WO war er mit wem gewesen? Würde er mir so freimütig wie beim letzten Mal eine ehrliche Antwort zugestehen?


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Ich mutmaße, wir belogen uns beide. Kamen nun doch zurück zu den Lügen. Eriks Magie hatte nichts gebracht.
Von Troels erwähnte ich kein einziges Wort und auch Gunnar vermiet die Gespräche über die vergangen drei Tage. Redete ausschließlich über die Arbeit und den vorgestrigen Abend ließ er zur Gänze aus. Wandt sich in Ausflüchten und sah beinahe verlegen zu Boden, als ich ihn danach fragte.
Er war bei Siv. Oder Elena. Oder möglicherweise ganz und gar bei beiden. DAS steht allemal für mich fest.
Infolgedessen waren wir beide am Mittwochabend in Stockholm, mit jeweils anderen Partnern.
Welchen Schluss sollte ich daraus ziehen? Den Herkömmlichen? So weiter leben wie bisher und alles ignorieren? Oder sollte ich tatsächlich und ernsthaft darüber nachdenken mit Troels zu leben?
Troels ist mir nach wie vor zu alt. Er besitzt nicht das magische Wissen wie Gunnar. Ist nicht meine „Seelenpartner“. Würde es dann überhaupt Sinn ergeben Gunnar je zu verlassen? Überhaupt darüber nachzudenken?


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Ein Eis, ein Pudding und die Magenschmerzen meldeten sich erneut.
Liegt es tatsächlich an der Milch?
Wir werden es herausfinden. Hoffe ich!


- Ein Foto von Wanja. Er posiert und lässt seine Muskeln spielen.

- Ein anderes Foto von Ian. So reizvoll. So süß das Lächeln. Noch immer der attraktive Mann, den ich so über die Maßen liebte.

- Von Kevin nur Freude über seinen Job.

- Von Marie und Adam nicht Neues. Natürlich erkundigt sich Gunnar kontinuierlich nach seinen Kindern.


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Nun, da ich zahlreiche Stunden und die Nacht mit Gunnar, meinem Ehemann  verbrachte, scheint alles „beim Alten“.
Sex gab es erstaunlicherweise keinen. Was mich nachdenklich stimmt. Gunnar war jedoch zärtlich und liebevoll wie zuvor. Zeigt sich meiner Magenprobleme wegen überaus besorgt. Wir experimentierten am Abend mit Quarkspeisen. Nichts. Mein Magen verheilt sich still. Zum Glück!!

Ich vermag nichts Veränderliches in Gunnars Verhalten mir gegenüber festzustellen, was daraufhin weisen könnte, dass seine Liebe zu mir geringer geworden wäre. Oder ob er nun bei einer anderen Frau gewesen war.
Und ein „JA“, zur Beruhigung aller. Ich liebe meinen Ehemann selbstredend ebenso noch immer über die Maßen. (Obgleich ich natürlich über Troels und sein Angebot nachdenke. Für dessen Ergebnis ich mir Zeit lassen könne. Wie er sagte.)

Am Ende des Tages gab mir Gunnar dennoch den Hinweis darauf, dass er Troels in meinen Gedanken sah und ich gestand ihm, dass er mich am Dienstag begleitet hatte. Alldieweil ich nicht allein sein wollte.
Nach „mehr“ fragte er nicht, und ich ihn ebenso wenig. 

„Gut, dass ich wieder bei dir bin und auf dich achte.“, bemerkte er noch zum Abschluss. Nahm mich in den Arm und ich schlief einen entspannten Schlaf an meines Ehemannes Seite.


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Die Welt ist heute Morgen wieder in Ordnung.
Mein geliebter Ehemann wieder bei mir.
Mag es „Anlaufschwierigkeiten“ gegeben haben. Jetzt, sind sie überwunden, und es lag an mir. Nicht an Gunnar. Denn wir sprachen kurz darüber.
Männer sind in der Tat in solcherlei Hinsicht anders als wir Frauen. Oder Gunnar einfach nur anders als ich. Drei Tage wurden für mich gefühlt, schnell zu drei Wochen. Gunnar hingegen scheint dies alles nicht zu stören. Er ist wie immer. Wie an DEM Tag, als er unerwartet und überraschend in die Wüste aufbrach.
„Es waren doch nur Tage. Keine Wochen oder Monate.“, bemerkte er mit einem beruhigendem Lächeln und strich mir mit dem Rücken seiner Hand über die Wange. „Alles ist gut. Sorge dich nicht. Unsere Liebe ist unendlich, und wir beginnen sie jeden Tag von neuem.“