Das Wetter belohnte mich mit strahlendem Sonnenschein als
ich zurück zum Zentrum fuhr. Später wurde es dunkler. Die Wolken dichter und
irgendwann weinten der Himmel. Hingegen ich beständig aufgeregter schien. Denn,
da war so eine „Ahnung“.
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Nach längerer Zeit der Abstinenz war mir nach einem
herzhaftem Steak zu mute, welches ich ziemlich hastig verschlang und just im
selben Augenblick, da ich das letzte Stück an meine Gabel spießte, sah ich
Gunnar freudestrahlend zur Tür des Restaurants herein und auf mich zukommen.
(Ich hatte es gewusst!)
Ich legte meine Gabel samt Fleisch auf den Teller, stand
auf und wir umarmten uns. Hielten einander eine kurze inne Weile lang fest, die
ich über die Maßen genoss.
Danach setzte sich Gunnar zu mir an den Tisch.
„Du wirkst nicht überrascht?“
„Ich kann es mir nicht erklären. Aber ich hatte da so eine
Ahnung.“, sagte ich und lächelte ihm mit offener und aufrichtiger Freude
entgegen.
Gunnar antwortete nicht darauf. Er lächelte ebenfalls und
sein Kopf ließ ein kurzes, kaum merkliches Nicken vernehmen.
Ich stützte die Ellenbogen auf den Tisch, legte den Kopf in
meine Hände und sah ihn liebevoll, verträumt in die Augen.
Er schmunzelte. „Jag älskar
dig också, och jag är glad
att vara tillbaka här.”
”Geh’ aus meinem Kopf!”, sagte ich und warf mit der zusammenkenüllten
Serviette nach ihm.
Wieso läßt er mich nur immer wieder so lange allein? Dachte ich.
”Es dient dazu, dass du ein wenig selbststädniger wirst.”, antwortete er
auf meine gedachte Frage.
Ach tatsächlich? Was für eine plumpe Ausrede der Egomanie und Karrieresucht,
auf diese Weise seine Abwesenheit zu
rechtfertigen.
Dieses Mal ließ Gunnar keine Worte der Verteidigung verlauten. Er fixierte
ausschließlich meine Augen und ein sekündlich, minimales, etwas schiefes
Lächeln überzog seinen Mund. Was womöglich auf sein Wissen hindeutete, wo ich
mich während der letzten Tage aufhielt.
Ein geringer, belangloser Anflug von Streit entwickelte sich. Klang jedoch
sogleich wieder ab.
”Ich will nicht mit dir streiten.”, hatte er (vorerst) abschließend gesagt.
”Ich ebensowenig mit dir.”, war meine Antwort gewesen.
”Dann belassen wir es es dabei.”
Eine Weile lang saßen wir nur da und sahen einander an.
”Nun. Erzähle. Wie war es?”, fragte ich, um die Stille zu druchbrechen.
”Afrikanisch.” Gunnar lachte und ich musste es ebenso.
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Im Haus angekommen, kam ich sogleich zum Wesentlichen, was
mich bewegte. Denn Gunnar schmuste unentwegt und es war anzunehmen, dass seine fieberhaft
drängenden Liebkosungen im Bett endeten.
„Kann ich mit dir ficken, ohne dass ich mich mit wer weiß
was anstecke?“
Er, Gunnar, hätte nicht fremd gefickt. Versicherte er mir
mit erster (glaubhafter)Stimme und sah
mich dabei forschend, beinahe missbilligend an. Es war mir durchaus bewusst,
dass er ahnte, wusste, wo ich die vergangenen Tage gewesen war.
Konnte ich ihm in der Tat Glauben schenken, dass sich an
seinem Schwanz keine andere Frau (oder kein anderer Mann) erfreut hatte?
Alicia hier. Alicia da. Bla, bla, bla.....
Ihre Arbeit hätte ihn fasziniert. Will er jetzt etwa auch
noch Song-Writer werden? Oder hat er sich doch gefickt? Möglicherweise auch sie
ihn?
Was weiß ICH denn schon?
Ist er überhaupt am Montag angekommen? Oder womöglich am
Sonntag schon und verbrachte einen Abend und die Nacht bei Siv? Wie es bereits
einmal geschah.
Wozu diese Überraschung am „Montag“? Wo er doch Dienstag
sagte. Wollte er mich in der Tat überraschen? Oder nur meine intuitiven
Fähigkeiten testen? Gunnar stöberte doch ohnehin ohne Aufforderung in meinem
Hirn. Also wozu diese Geheimniskrämerei?
Männer sind in der Tat zuweilen obskure Wesen!
Gunnar ließ mich los und wendete sich abrupt ab. „Hast du
jetzt in Alicia ein neues Objekt deiner Eifersucht gefunden? Ich werde sie
ohnehin nicht wieder sehen.“
„Ach was?“
Gunnar antwortete nicht. Lief stattdessen aufgeregt hin und
her. „Ich dachte wir wollten nicht streiten.“
„Ach. Du dachtest, es würde so glimpflich ausgehen wie das
letzte Mal, als ich dir ohne zu fragen freudestrahlend um den Hals fiel? Das
tat ich doch. Oder etwas nicht?“
„Ja. Aber wieso jetzt die Vorwürfe?“
„Vermagst du mir meine Furcht zu verdenken? Schließlich ist
mir nicht nach weiteren Gebrechen zu mute. Das verstehst du doch. Oder?“ Ich
sah ihn abwartend an und als er nichts erwiderte, setzte ich noch einmal nach.
„Nun, sind meine Befürchtungen begründet?“
„Nein. Keineswegs.“, blieb er standhaft. Warf mir im
Gegenzug jedoch Troels (erstaunlicher Weise!) nichts vor.
Er wusste, dass ich es wusste, dass er es wusste. Oder wie
auch immer.
Am Ende glaubte ich ihm (was hatte ich für eine Wahl?! Oder
werde ich zukünftig für eine haben?)
Wir beschlossen es dabei zu belassen und es wie beim
letzten Mal zu handeln.
Oh, ihr Götter, wie ist die Welt doch rosarot und wunderschön!
Was bin ich nun? Eine naive oder eine zu eifersüchtige
Idiotin??
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Gunnar umfasste mich mit seinen Armen, hielt mich fest,
legte seinen Kopf von hinten auf meine Schulter. So standen wir eine lange
Weile am Fenster und sahen dem Herbstwind beim stürmen zu. Wie er Blätter durch
die Luft wirbelte und die Oberfläche des Sees in Wellen greuselte. Wie die
Bäume sie bogen, schüttelten und ihr Laub beinahe vollends abwarfen.
Es war ein außergewöhnlich antutender Augenblick, welcher
nur uns beiden gehörte.
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Am Nachmittag war Gunnar für zwei Stunden bei seiner Mutter
Christine im Office.
Kurz nachdem er zurückgekommen war, war Elena zu uns
gekommen, die an diesem Tag ihrer Ausbildung hier im Zentrum nachkam. Sie hatte
Gunnar gesehen und wollte mit ihm reden.
Am Ende wurde ein gemeinsamer Abend daraus und sie verließ
uns etwa gegen halb zwölf. Ich war
erschöpft und dachte kaum mehr an Sex. In Gunnars Verhalten vermochte ich
nichts zu erkennen, dass auf etwas anderes hindeutete. Als ich mich jedoch zu
ihm legte, schwang er sich behände über mich und es begann ein unerwartet
akrobatischer Akt der Liebe, der relativ lange anhielt.
„Kratz mich! Beiß mich! Drücke meine Eier!“, forderte mich
Gunnar auf. Was letztendlich der „ausschlaggebende“ Punkt gewesen war. Denn
danach kam er beinahe augenblicklich.
Atemlos ließen wir beide uns auf das Bett sinken. Gunnar
war noch immer über mir und keuchte. Ein zufriedenes Lächeln überzog sein
Gesicht. Er küsste meine Lippen und sah mich lange Zeit einfach nur an. Bis er
sich von mir herunter schob und neben mich legte.
Ich vermute, ich muss nicht betonen, dass ich nach wenigen
Momenten bereits eingeschlafen war.
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Heute Morgen, noch einmal kurz und heftig.
Jedoch zuvor genossen wir beide den ersten Augenblick des
Tages damit, uns an der Gegenwart des anderen zu erfreuen.
„Endlich wieder mit dir in einem Bett zu liegen, erfreut
mein Herz aufs Äußerste.“
„Ach. Tatsächlich?“, fragte ich offensichtlich ein wenig zu
argwöhnisch. Denn Gunnar fühlte sich aller Wahrscheinlichkeit nach attackiert
oder missverstanden.
„Kannst du dir tatsächlich nicht vorstellen, dass du mir
fehlst. Gleichgültig, wie viele andere schöne Frauen (Models) auch (verfügbar)
in meiner Nähe sind? Geht es dir denn nicht genauso oder ähnlich?“
„Ja.“, sagte ich leise
zustimmend und stellte fest, dass er in der Tat die Wahrheit sprach und
es mir mehr als offenkundig doch in der Tat genauso erging.
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- Gunnar küsst mich erstaunlich häufig, seitdem er
zurückgekommen ist. Nicht, dass er das sonst nicht täte. Nur fiel es mir
explizit in den Stunden nach seiner Rückkehr gleichwohl auf.
Es ist nicht gänzlich wie mit Ian. Aber immerhin passt
unsere Chemie doch ganz gut zueinander. Nach meinem Empfinden schmeckt, und
riecht Gunnar für mich doch ganz passabel.
- Um in diesen ersten Stunden unseres miteinander Seins
nicht gestört zu werden, hatte ich mein iPhone ausgeschaltet. Denn ich
vermutete bereits, dass Wanja seine Vehemenz nicht schleifen ließ. In
dergleichen Augenblicken macht er mir Angst. Denn ich weiß nur zu gut, wozu er
fähig ist.
- Marie mag ich nicht anrufen. Ich mag ihre Stimme nicht
hören und nichts von den Kindern. Andererseits sollte ich mich überwinden und
den Anstand wahren. Nur, ist es dafür ohnehin bereits zu spät.
- Kevin scheint
offensichtlich noch immer darüber nachzudenken, ob und wie er es seiner Frau gestehen
soll, dass er nun doch wieder mit mir in Verbindung/Kontakt steht und mich zu
alledem noch überaus bereitwillig besuchen würde.