Sonntag, 27. Oktober 2013

Einfach nur ein guter Tag



Unstimmigkeiten
  
Troels moniert im gleichen Maße wie alle anderen, dass ich beständig zu viel im Internet surfe. In die Tasten tippe und an Bildschirmen, gleich welcher Art, meine Zeit verbringe.
Ich hingegen bemängelte, dass er, Troels, sich zu wenig um mich kümmere und, wenngleich lächelnd und in höflichem und nicht wirklich ernst zu nehmendem Ton, zu viel von mir erwarte.
„Du bist ein eigenständiger Mensch. Oder etwa nicht?“, warf er ein.
Möglicherweise bin ich es gleichwohl gewöhnt umsorgt zu werden. Troels tut das nicht so vehement wie beispielsweise Gunnar. Wenn er denn bei mir ist.
Troels scheint zuweilen meine Kränklichkeit komplett zu ignorieren. Gerade so, als sei ich völlig gesund. Animierte er mich doch zur Bewegung und sportlichen Aktivitäten. Wo ich meine Kraft sehr wohl überlegt einteilen und gelegentlich pausieren muss. Gunnar weiß das und sogar Wanja achtet darauf.
Genau genommen müsste Troels es in gleichem Maße wissen. Wir sind nun bereits auf irgendeine Weise ein ganzes Jahr verbunden. Am 23. Oktober 2012 war es das aller erste Mal für uns beide, dass wir uns so vollends überraschend und hastig einander hingaben. Andererseits, waren wir nie länger als ein oder zwei Nächte zusammen.
Natürlich ist er liebevoll und verständig. Fragt, wie es mir geht. Ist bemüht meinen Wünschen nachzukommen. Ohne Frage. Aber er scheint der Einzige, der mit mir umgeht, als wäre ich zur Gänze leistungsfähig.
Mag sein. Mitleid ist mir in der Tat zuwider. Und ebenso wenig, dass man mir mein Leiden ansieht. Es ist mir zur Gewohnheit geworden „normal“ erscheinen zu wollen und vor allem die Contenance zu bewahren.
Ich vermag noch nicht einzuschätzen, welche Art mit mir zu sein, die bessere für mich ist. Troels? Gunnars? Oder Wanjas?
Zuweilen denke ich darüber nach, dass wir, Kevin und ich, mit unser beider Leiden und Gebrechen gut zueinander passen würden. (Was ich ihm gegenüber heute noch per SMS anklingen lassen werde). Er scheint ohnehin mit sich zu hadern, seine Frau darüber in Kenntnis zu setzen, dass ich weiß, dass er lebt und mit mir erneut in Kontakt steht. Alldieweil er offensichtlich den Wunsch hegt, mich hier in Schweden zu besuchen.

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Ein guter Tag

In der Tat ermunterte mich Troels am gestrigen Tag zu zahlreichen körperlichen Aktivitäten. Als hätte er sich nicht mit der „Einen“ begnügen können. Was keinem bisher gelang, weder Gunnar, noch Wanja oder Mary, hat er vollbracht. Ich überwand meine, möglicherweise von mir gesetzten Grenzen und ging ein Stück mit ihm walken, absolvierte meine Übungen, zuzüglich Qi Gong, und am Abend waren wir sogar noch aus und feierten unser Jubiläum. Es wurde gegen drei Uhr nachts, als wir zu Bett gingen und selbst da fand der Tag noch kein Ende. Meine sonstige Müdigkeit hatte ich auf irgendeine Weise auf Eis gelegt, was in einem kurzen jedoch hitzigen Ineinander zu schmelzen begann.
Für mich ähnelte es einem kleinen Wunder, dass ich innerhalb so weniger Stunden zu so viel fähig gewesen war.
Aber vielleicht, hatte ich auch nur „einen guten Tag“.

Das Einzige, was Beklemmung und eine Menge alter Erinnerungen hervorrief, war der kombinierte Geruch von Alkohol und Zigaretten, den Troels verströmte. Was ich jedoch an diesem besonderen Tag vermochte zu ignorieren.
Natürlich sagte ich nichts. Denn ich bin mir sicher, dass ich es ihm gegenüber bereits des Öfteren erwähnte, dass mir diese Verbindung aufs Äußerste widerstrebt.

Bevor ich einschlief, dachte ich an Gunnar. Dass ich damals schon, als ich ihn kennen lernte, an seinen Worten hätte erkennen müssen, dass er die „schmerzlichen“ Varianten bevorzugt. Mit mir war er überaus zärtlich gewesen, in unseren ersten gemeinsamen Nächten. Aber dann, so allmählich begann er zu beißen und sprach damals bereits von einem  „süßen Schmerz“.

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Ich bin müde heute Morgen. Trotz aller Späte des zu Bett Gehens, erhoben wir uns sehr früh. Und Troels lässt nicht nach. Fordert mich auf, mich zu bewegen. Obgleich es mir mit Nichten danach ist.
Nun, womöglich erreicht er sein Ziel noch im Laufe des Tages.