Dienstag, 15. Oktober 2013

Experimentelle Odyssee – (Schmerz-) verzerrte Wirklichkeit



Noch immer Bauchschmerzen. Die im Augenblick wie ein dunkler Schatten über meinem Leben liegen.

Ich hätte es mir denken können. Eine Gastroskopie scheint unausweichlich. Und das ausgerechnet hier. Zumindest, dachte ich das gestern noch.
Der Arzt war zweifelsohne überaus nett. Scherzte, lachte mit uns und nahm sich tatsächlich Zeit, während sich das Wartezimmer füllte. Empfahl mir noch auf eine Spritze zu bestehen. Man würde dann nichts von alledem spüren.
Genau genommen beabsichtigten wir gleich heute noch einmal zum Hospital zu fahren, um mir den nächst möglichsten Termin für die Gastroskopie zu beschaffen. Und ich hoffte, dass würde bald sein! Denn zu speisen, während man sich vor Schmerzen krümmt, ist in der Tat nicht lustig.

Da das Wetter einigermaßen angenehm war, fuhren wir noch ein wenig durch die Straßen von Ashern und kamen erst am Abend zurück zu Adam, seiner Familie, Marie, Mary und Tate´ogna nita pehin.
Die Häuser hier, sind allesamt Flachbauten. Die Apotheke auf der Main Street steht gleich neben dem Checken Chief. Das Hospital selbst steht an der Steenson Avenue.
Was mich immer wieder irritiert, sind die vielen Stromleitungen, die neben der Straße hergehen.

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Die experimentelle Phase beginnt

Durch einen „Zufall“ (Zufälle gibt es nicht, sagt Gunnar), stieß ich auf die offensichtliche Lösung meines Magenproblems, welche bereits die gesamte Zeit vor meine Nase schwebte, fortwährend vor mir ausgebreitet wurde, und die ich nicht wahr haben wollte (weil ich zu feige war).
Nun mag ich ebenso wenig gleich in Euphorie verfallen und warte nunmehr ab was geschieht.

Den nicht zu übersehende Hinweis bekam ich am gestrigen Abend. Kurz nachdem ich auf nur eine Scheibe trockenes Brot und ein Glas lauwarmes Wasser derartige Magenkrämpfe bekam, sodass ich nichts mehr essen wollte.
Gunnar schnaufte. „Du musst ein wenig Obst essen. Vitamine zu dir nehmen.“, sagte er und legte mir den am Nachmittag in Ashern gekauften Granatapfel auf den Tisch.
Schlimmer konnte es ohnehin nicht kommen. Dachte ich und aß. Während ich die roten, saftigen Kerne gierig verschlang, wartete ich förmlich darauf, dass der Krampf noch einmal richtig zupackte. Jedoch nichts geschah. Im Gegenteil. Für etwa eine halbe Stunde blieb nur noch ein flaues Gefühl im Magen. Nichts krampfte.
Mary kochte mir einen Hagebuttentee und reichte ihn mir.
Zu sauer, dachte ich sogleich. Hielt jedoch inne. Wieso nicht probieren?
Heute Morgen ließ ich komplett die Säureblocker weg und hatte bisher keine Magenkrämpfe. Die Naturtherapeutin scheint Recht zu behalten, und ich, bin ein Feigling.
Offensichtlich lebte ich mit basischem Tee, Medikamenten und Speisen schlicht und einfach „zu basisch“. Fand kein Säure-Base-Gleichgewicht, sondern kippte zum entsäuerten Körper.
Im Augenblick wird darüber diskutiert, mit der Gastroskopie noch zu warten und zum Lunch eine dieser Säurekaseln einzunehmen. Wovor ich bisher so einen Horror empfand.
Das Wichtigste für mich ist, dass die Schmerzen verschwinden! Oder sich zumindest verringern.
Denn genau DIE halten mich vom Leben fern. Von allen Haupt- und Nebensächlichkeiten. Den Menschen, meinem Ehemann. Möglicherweise sogar von den Kindern. Wie hinter einem dunklen Schleier schaut man durch die unsichtbare Wand der Pein. Will nichts sehen. Nichts hören. Nichts leben. Nichts essen. Nimmt ausschließlich die verzerrte Wirklichkeit wahr, die einem der Schmerz diktierte und die offenkundig so ganz anders sein könnte.