Der Wandel ist vollzogen.
Es war schwer einen Anfang zu
finden.
Einen Anfang, der immer schon da
war.
Welchen ich jedoch nicht sah.
Nicht wahrnehmen wollte.
Die Zeit war flüchtig und
leicht.
Wozu verharren?
Warum nachdenken über etwas, was
später sein kann.
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Es
gibt so viel zu berichte. Von Marie, Adam und den Kindern. Zu erzählen von den
Menschen hier in der Gegend. Insbesondere von Adams Familie und unseren
gemeinsamen Freunden.
Agnes
und Leo räumten für die Dauer unseres Besuches ihr kleines Häuschen. Sie
schlafen bei den Nachbarn. Es ist ein unruhiges, und ungewohntes Schlafen. Alldieweil
wir uns das Zimmer mit Marie, Adam und den Babys teilen. Mary und Tate´ ogna
nita pehin schlafen in einem noch kleineren Raum neben dem unseren. Ich kann
nicht sagen, ob sie ein Pärchen sind. Bisher vermochte ich noch keine untrüglichen
Zeichen dafür zu finden. Tate´ogna nita pehin, Rodney ist ein gut aussehender
Mann mit langem, schwarzen Haar. Ich schätze ihn so alt wie Gunnar.
Möglicherweise auch einige Jahre älter. Sein wahres Alter erfuhr ich bisher
nicht. Man lächelt und schweigt. Bei Mary ist er ähnlich.
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Ein
kurzes Aufbäumen meiner labilen Energiereserven ließ mich gestern voller
Enthusiasmus meinen diary Eintrag schreiben, den Gesprächen der anderen lauschen
und Gunnar beobachten, wie er mit den Zwillingen spielte. Jedoch die energetische
Phase hielt nicht lange an. Bereits nach wenigen Stunden übermannte mich erneut
ein tiefer Schlaf.
Ich
träumte von, wie konnte es anders sein, der Bärin und als ich erwachte wünschte
ich, meine wundersame Wandlung der Liebe zu allen Wesen, beträfe in gleichem
Maße meine Gefühle Gunnars Kindern gegenüber. Das ich sie ebenso lieben könnte, wie es
alle anderen tun. Denn genau dies wurde bereits moniert. Als Gunnar abends im
Bett noch unzählige Fragen stellte, wie: „Warum bist du so kühl mit Mary? Und
die Kinder magst du noch immer nicht.“ Was er nüchternen und bedauernd feststellte.
„Du hast kaum einen einzigen Satz von dir gegeben.“
In
der Tat hatte ich bislang die gemeinsame Zeit mit den anderen damit verbracht,
ihren Gesprächen zu lauschen und sie zu beobachten. Was nun völlig in Ordnung
sei. Wie Gunnar bemerkte. Nur könne ich mich doch ebenso an der Konversation
beteiligen. „Du musst dich öffnen. Lebensfroher, ausgeglichener und zufriedener sein. Viel mehr lachen. Wie die
meisten anderen hier. Und teilen lernen.“ Bei dem letzten Satz hatte Gunnar
leicht gezwinkert und dann die Blick für einen kurzen Augenblick abgewendet,
während er sich auf die Lippe biss. Ich
wusste genau, was er damit meinte. Fragte jedoch: „Teilen? Mit wem?“
„Ich
bin zwar dein Ehemann, dein Lehrer und dein Seelenpartner und wir werden immer
miteinander sein. Jedoch nicht jede einzelne Sekunde. Wir sind nicht
allein auf diesem Planeten. Haben Familie, Verwandte und Freunde.“
Auf
wen spielst du an?“, kochte es in mir auf. „Auf Siv.“
„Rea.
Bitte. Nicht jetzt und hier. Nicht schon wieder diese unnütze Eifersucht. Ich
dachte tatsächlich, du hättest sie so allmählich beiseite gelegt.“
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Ich
hätte heute Morgen schlafen können. Wurde jedoch von Mary gegen sieben geweckt.
Gunnar war bereits wach und fütterte mit Marie seine Kinder.
Wir
frühstückten und Mary ging mit mir ein Stück durch den nebligen Wald. Die Luft
schien mir um einige Grad wärmer als gestern.
Sie
mochte offensichtlich nicht als erstes auf die Kinder zu sprechen kommen und
erinnerte mich daran, auf meine Gesundheit zu achten. Gleich anschließend ging
sie dazu über mit mir Maßnahmen der Verbesserung und den etwaigen Austausch von
Medikamenten zu besprechen. Ich solle doch endlich Gewohnheiten durchbrechen
und neue schaffen. Was sich hauptsächlich auf meine Zeit im Internet bezog.
Erst zum Schluss erwähnte sie Inula Castanea und Óðinn Aron. Ich solle sie beim Namen nennen und
nicht beständig mit abwertenden und missbilligenden Blicken bedenken. „Es sind doch
nur Kinder. Sie können nichts dafür, dass Gunnar, dein Ehemann, ihr Vater ist.“
„Dann
ist es Gunnars Schuld.“
„Er
ist niemandes SCHULD!“
Sie
begann über den Grund ihrer Zeugung zu sprechen. Dass alles, einschließlich der
Kinder, einen hören Sinn hätte und ich genau wüsste, was ihre zukünftige
Aufgabe sei.
Wo
ich kleinlich über ihrer Existenzberechtigung lamentierte, sprach sie über weit
reichende, Generationen übergreifende Ereignisse.
Wie
konnte ich nur so engstirnig und kleinmütig sein?
„Es
wird eine Zeit kommen, in der du Inula Castanea und Óðinn Aron, als Gunnars Kinder akzeptieren und
lieben lernen wirst.“
Ich sah Mary
von der Seite her an, wie sie Gedanken versunken vor sich hin Lächelte.
Als kenne sie die Zukunft.
Noch im selben
Augenblick kam mir die Erleuchtung, dass ich ebenso vermochte, die kommenden
Ereignisse zu schauen. Nur musste ich mit dazu tatsächlich „öffnen“.