Ich bin
allein. Verlassen. Niemand scheint heute Zeit für mich zu haben. Oder jeder hat
einfach nur etwas anderes, etwas Besseres zu tun, als......bei mir zu sein. Und
alles ist heute so schief gelaufen, wie es nur schief laufen kann.
Natürlich
hätte ich Gunnar begleiten können. Er hatte es mir selbstredend angeboten. Im Nachhinein
rief ich ihn sogar an und fragte, ob ich vielleicht doch noch zu ihm kommen könne.
„Kein
Problem. Wir sind im Augenblick noch bei Hjalmar. Abholen kann ich dich aber
nicht. Ich habe schon ein paar Bier getrunken.
„Okay. Ist
Alexa bei auch euch?“
Ich hörte
ein kurzes Schnaufen. „Nein. Sie ist in Stockholm mit ihren Eltern unterwegs.
„Was
werdet ihr denn heute noch tun?“
„Pffff.
Wir wollten noch ein wenig um die Häuser ziehen. Ein paar Freunde treffen und
so.“
„Oh! Ich
glaube........dann lieber doch nicht. Nach diesen Nerven aufreibenden Tagen
gedachte ich mich zurückzuziehen und ein wenig auszuruhen. Entschuldige, das ich dich
störte. Es tut mir leid.“
„Du musst
dich doch nicht entschuldigen! Wenn du doch noch kommen möchtest, ruf mich bitte
einfach nur an. Okay?“
„Ja.“
„Was ist
mit Derek? Ich dachte ER ist bei dir?“
„Oh, nein.
Sein Vater nimmt ihn voll in Beschlag. Er war gegen Mittag kurz hier und
entschuldigte sich, dass er keine Zeit für mich hat, nachdem ich ihn angerufen
hatte.“
„Kommst du
zurecht?“
„Aber
ja.“, beruhigte ich ihn. „Vielleicht ist das auch mal ganz gut.
----------------------
Nein. War
es nicht!
In erster
Linie war es ungewohnt.
Und am
Ende vergeudete ich den Tag mit einem Gespräch, das ich nicht wollte und im
Internet, beim Kauf von bedeutungslosen Sachen.
Kurz
nachdem Derek gegangen war, hatte ich noch darüber nachgedacht, mich schlicht
und einfach in meinen Wagen zu setzen und zu Erik zu fahren. Nur erinnerte ich
mich daran, dass ich den Weg nicht fand und tat DAS, was mir am Unkompliziertesten
erschien.
Okay. Ich
hatte mir gleichwohl zwei DVD’s ausgesucht. Aber die hob ich mir dann für den
Abend auf.
-----------------------
Mittags im
Restaurant war Troels ganz kurz einmal zu mir an den Tisch gekommen.
„Oh! Wie
schön!“, rief ich aus. Denn ich war in der Tat erfreut über diese doch recht
positive Wendung. „Setzt dich doch. Es wäre sicherlich nett, wenn du mir Gesellschaft
leistest?“, formulierte ich bedacht meine innere Bitte noch zu einer Frage um. Sonst wäre es für mich, VOR IHM, das Eingeständnis gewesen, seiner zu bedürfen.
Allerdings
sah ich bereits das unsichtbare Halsband, an welchem seine Anette zog. Keine zwei
Minuten später kam sie und drängte ihn, mit ihr an einen anderen Tisch zu
gehen.
Egal. Dann
speiste ich eben allein.
Selbstredend
hätte ich jemanden anrufen können. Aber wozu.
Auf dem
Rückweg vom Restaurant holte (fing) mich Lara ein und verwickelte mich in ein
Gespräch (das ich nicht wollte.) Wir gingen gemeinsam ein Stück und sie schien
hoch erfreut, mich getroffen zu haben. Sie redete belangloses Zeug. Hielt mich
mit unzähligen Fragen, die am Ende noch dazu führten, dass ich sie mit zu mir
nahm und wir im Internet surften.
Als wir
vor meinem Haus stehen geblieben waren und ich mich eigentlich von ihr
verabschieden wollte, beging ich den Fehler ihr ein freundlich gemeintes
(nichts sagendes) Kompliment zu ihrem Outfit zu machen. Mehr nicht. DAS
veranlasste sie, sich mir aufzudrängen.
Sie zeigte
mir unzählige Seiten mit Kleidung und anderen Artikeln, die sie cool
fand. Und ich hoffte in jeder Minute, dass dies nun endlich die Letzte wäre.
Aber weit gefehlt.
WAS wollte
diese Frau (die noch immer mit meinem Ehemann fickt)??? Immer noch und ebenso
wie Alexa meine Freundin sein?
Bis sieben
Uhr ist sie geblieben. Am liebsten wäre es ihr wohl gewesen, wir hätten noch
den Abend miteinander verbracht. Sogar Kaffee und Kuchen bestellte sie uns ins
Haus.
„Du, Lara.
Es tut mir leid. Aber ich muss jetzt etwas essen. Ich gehe zum Restaurant.“
„Ich kann
dich doch begleiten.“, schlug sie sogleich vor.
„Oh. Ich
glaube nicht.“, versuchte ich mich heraus zu winden. „Ich gedachte vorher noch
kurz zu duschen.“ Warum zum Kuckuck fiel mir das nicht schon viel früher ein? Aber
ich vermute, sie wäre auch dann geblieben. Nun zählte zumindest ebenso die Zeit. Ich warf dann noch die späte
Stunde auf meiner Seite der Wagschale ein.
Im Grunde
hatte sie doch bekommen, was sie wollte. Nun konnte sie auch (endlich!) gehen.
Ich atmete auf, als sie die Tür von draußen schloss.
Natürlich
hatten wir auch über Gunnar geredet. Freimütig, wenn auch mit einem gespielten,
schüchternen Touch, erzählte sie mir von den Stunden mit meinem Ehemann, welche
sie im Zimmer über dem Büro, mit den beiden anderen Frauen, oder besser Mädchen
(Ailin Zai und Waris Björnsdottir), verbrachte. Ebenso kamen die separaten
Einzelstunden auf den Tisch (der Peinlichkeiten). Und sie war ganz begeistert
über Gunnars Stehvermögen und auf die Art, wie er es tat. Sie bevorzugt
offenbar die härte Tour und steht auf Fesselspiele. Die beiden anderen Frauen
mochte sie nicht. Ein wenig Eifersucht war in ihren Augen, wenn sie darüber
berichtete. Vor allem, DAS, was sie mit Gunnar alles taten.
Wollte ich
das wissen? (Ja! Aber NICHT VOM IHR! Weil es mich beschämte. Wie kam sie dazu,
derartiges in meiner Gegenwart von sich zu geben? Offenbar hatte man ihr keinen
Anstand beigebracht. Oder dachte sie tatsächlich, dass wir so eng miteinander
waren? Nun, nachdem sie den gesamten Nachmittag bei mir war, dachte sie DAS
bestimmt!)
Ich frage
mich gerade, wie ich dies nun wieder korrigieren kann, ohne sie zu verletzen, oder ganz und gar zu meiner
Feindin zu machen. DAS wäre sicherlich fatal.
Für mich
ist es stets ein zweischneidiges Schwert mit den Konkubinen meines Mannes „befreunde“
zu sein. Gleichwohl und eigenartiger Weise SIE es wollen. Aus welchem Grund
auch immer das so sein mag, entzieht sich meiner Kenntnis.
-----------------------
Und am
Ende sitze ich erneut hier allein und ließ mir sogar mein Dinner im Haus
servieren. Das Verlangen nach draußen zu gehen,..........verging mir in der Tat.
Vielleicht
rufe ich noch einmal Derek an und frage, ob er zumindest am Abend für mich ein
paar Stunden erübrigen kann.
NEIN! Ich
denke, es ist nicht nötig, mich so zu demütigen.
Womöglich
kommt er ja selbst darauf, bei mir vorbei zu schauen. (Es wäre mir lieb, wenn
ich zumindest NICHT alleine schlafe muss.)
Wir werden
sehen.